Donnerstag, 23. Oktober 2014

Rezension: Zero von Marc Elsberg

Zero

von Marc Elsberg

Genre: Thriller

Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 480

Hardcover: 19,99 €
ebook: 15,99 €

1. Ausgabe: Mai 2014






"Schließlich sind da draußen alle auf Menschenjagd. Banken, Kreditkartenfirmen, 
Supermärkte, Autohersteller, Kleiderproduzenten, alle. Suchmaschinen, 
so nennen sich manche Internetgiganten sogar." S. 85


Klappentext

Wer sich im Netz bewegt, für den gibt es kein Entkommen

Der Tod eines Jungen führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der beliebten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg.
Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die es einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Und in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …

Hochaktuell und sehr bedrohlich: Der gläserne Mensch unter Kontrolle
Sie wissen, WER wir sind, WO wir sind - und WAS wir als Nächstes tun werden!

"Gesetze kommen und gehen. Die Privatsphäre wohl auch." S. 240

Meine Meinung

Das Thema "Überwachungsstaat" ist ja nichts neues, aber Marc Elsberg hat es in ein hochbrisantes, aktuelles Forum gepackt. Den Schreibstil empfand ich sehr nüchtern, wodurch auch sehr wenig von den Gefühlen der Protagonisten rübergekommen ist, allerdings hat das sehr gut in diese rationalisierte, von Technik bestimmte Vision gepasst, die unserer Welt gar nicht so unähnlich scheint.

Der Autor erwähnt am Anfang des Buches, das alle hier beschriebenen Technologien bereits eingesetzt werden, was mich dann doch etwas befremdet hat und ich mich dadurch aber auch sehr gut mit der Protagonistin Cyn (Cynthia) identifizieren konnte, denn sie ist mit den vielen Neuerungen auch nicht up to date. 

Cyn, die Journalistin, geht nur ungern mit dem Fortschritt
ZERO, die Aktivisten, boykottieren den Datenhandel
Freemee, Internetplattform, gehen über moralische Grenzen 
FBI, die Überwachung schlechthin, sind nicht mehr Herr der Lage

Cynthia arbeitet bei einer online Redation als Journalistin und hält sich und ihre 18jährige Tochter Vi mit dem Geld gerade so über Wasser. Als sie wegen der Aktivistengruppe ZERO Nachforschungen anstellt, verstrickt sie sich immer mehr in das Netz im "Netz" und auch ich war erstaunt, welche Möglichkeiten und Ziele mit den gesammelten Daten der vielen Menschen einhergehen, die wir ja alle recht offen ins Internet stellen.
Neben Cyn gibt es auch noch die Perspektive der Freemee Mitarbeiter, der Internetplattform, die sich ihre Kundschaft durch ein Versprechen auf eine bessere Lebensqualität heranholen - im Austausch mit möglichst vielen Informationen über die Nutzer. Bei ihnen geht es um den Wert von Daten, daraus resultierende Ranglisten und Abhängigkeit der Menschen, sich auf das System zu verlassen und dadurch ihre Lebensqualität und ihren "Qualität" zu verbessern. Inwieweit das realistisch ist - ich kann es für mich persönlich kaum nachvollziehen, dass man sich so von einem System beeinflussen lassen kann - aber die Geschichte hat ja dafür genügend Beispiele ...

Auch das FBI, der NSA und andere Überwachungsteams sind auf ZERO angesetzt, denn die Aktivisten schaffen es seit Jahren, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen im world wide web zu umgehen.

"Big Datas Tschernobyl. Wäre kein Wunder, angesichts der Art, 
wie Software heute auf den Markt gebracht wird: als permanente Testversion. 
Wir sind alle nichts als Labortierchen für die Entwickler." S. 325

Die relativ langen Kapitel sind in die Tage unterteilt, die die Geschehnisse wiederspiegeln. Am Anfang stehen immer kurze email-Nachrichten, die sich die ZERO Aktivisten schreiben. ZERO prangert vor allem die Überwachung an durch den Datenklau und die Sinnlosigkeit der Informationsüberflutung im Internet. Der Autor hat hier viele technische Details gut erklärt, allerdings war ich manchmal durch die zahlreichen, mir unbekannten Schlagwörter überfordert. Trotz der vielen Fachbegriffe war die Handlung flüssig zu lesen und durch die oft kurzen Sätze kamen ein hohes Tempo und Spannung auf.

Wohin das ganze wirklich führen wird und wie sich das Ende entwickelt hat mich bis zum Schluss überraschen können. 
Das Internet und die Möglichkeiten der Technik - wie weit werden wir gehen? Viele beschäftigt diese Frage, ich persönlich mache mir da (viel zu) wenig Gedanken darüber - einfach weil ich MEINE DATEN als zu unwichtig einstufe, als dass sie für irgendjemanden relevant sein könnten ;)
Aber egal, um was es geht, es wird immer zwei Seiten einer Medaille geben und ich bin gespannt, wie sich unsere Zukunft entwickeln wird und wie nah Marc Elsberg hier an die Realität heran gekommen ist.

"Und im Übrigen sind die Nutzer selbst schuld. Weil sie alles umsonst wollen. 
Entwicklung kostet Geld. Oder eben die moderne Währung: Daten." S. 358

Zusammengefasst

Thematik: Umgang und Manipulation mit den Daten im Internet
Schreibstil: flüssig, nüchtern, viele Fachbegriffe, passend zum Thema
Charaktere: ohne große Gefühle, eher Mittel zum Zweck
Spannung: durch das hohe Tempo und die Ungewissheit sehr mitreißend
Umsetzung: sehr konkret und mit nachvollziehbaren Fakten durchdacht, die Nüchternheit der Erzählweise unterstreicht die rationalisierte (Zukunfts)vision

Fazit

Eine spannende Vision einer (vielleicht) nicht so fernen Zukunft, wie wir sie mit unserer technischen Entwicklung erwarten dürfen. Etwas mehr Gefühl hätte meiner Meinung nach nicht geschadet, zeigt aber genau die Reduktion der Menschen auf ihre materiellen Werte. Nichts ist von Grund auf schlecht - es kommt darauf an, wie man damit umgeht.

Bewertung

© Aleshanee




Über den Autor: Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« sowie Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Wien.
Quelle: Blanvalet Verlag









7 Kommentare:

  1. das buch steht auch ganz oben auf meiner wunschliste! ich fand ja blackout schon so spannend und klasse :)

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  2. Hey Liebes :D *Ja noch hast du mich nicht los*

    Ich fand es auch wahnsinnig interessant, hatte am Ende aber auch nur 4 vergeben, weil mich noch einiges dran störte. Dennoch ist diese Faszination über die heutige Technik einfach unausweichlich. ^.^ Hattest du schon BLACKOUT gelesen gehabt??? Schreiben kann der Kerl ja...muss ihn weiter im Auge behalten.
    Wieder eine ordentliche Rezi (wie immer). :D

    Dir noch ein (wieder ^^) schönes Wochenende Liebes. <3

    ~ Jack

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    1. Nein, Blackout kenne ich leider noch nicht. Ich kann mich auch noch nicht so wirklich für das Buch erwärmen, gehört hab ich ja schon einiges davon ... aber da sind mir momentan andere Bücher noch wichtiger :D Aber vielleicht kommt das ja noch ^^

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  3. Hallo,

    eine sehr informative Rezension. Das Buch ist doch gleich mal auf meine Wunschliste gewandert.
    Bei dem zweiten Zitat bezüglich Gesetzen und Privatsspähre musste ich schon erst schmunzeln. Andererseits ist das wahrscheinlich gar nicht so falsch.

    Zum Thema gläserner Mensch: Jeffery Deaver hat dieses Thema in einem Thriller untergebracht und ich muss zugeben ich fand es etwas befremdlich das zu lesen. Ich weiß nicht mehr genau wie das alles zusammenhing, aber es gab jedenfalls eine amerikanische Firma, die Dossiers über Personen erstellt. Da kann man einen Auftrag geben, dass man bitte von Frau Maier-Müller ein umfassendes Dossier haben möchte und dann stellt diese Firma einem alles zusammen, was sie über diese Person so finden können. Und sie finden immer jede Menge. Das ist schon sehr gruselig wie ich finde.

    Ich mache mir bei den meisten Sachen die ich so poste auch nicht so viele Gedanken. Wenn es die NSA interessiert, dass ich Jeffery Deaver gern mag und Charlotte Roche nicht, bitte schön.

    Schönes Wochenende :)
    Julia

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    1. Hehe, ja eben. Also was ich hier so im Web hinterlasse, kann mir wirklich nicht vorstellen, wen das interessiert ^^ Klar krieg ich dann auf diversen Seiten Werbeanzeigen von dem letzten Buch, das ich gesucht hab oder ähnliches, aber was solls, das ist mir wirklich gleich ;)

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    2. Deine Leser/Follower interessiert das sicher schon ;) Bloß die Behörden wahrscheinlich weniger. Aber man weiß ja nie....

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    3. Jaaa, natürlich, das hoffe ich doch, dass es meine Leser interessiert!!! ;)

      Aber jemand anderen? Oder Firmen? Oder den Staat? Ne, glaub ich nicht und wenn doch, dann ist mir das egal :D

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