Dienstag, 7. Februar 2017

Rezension: Weltasche von Marie Graßhoff

Weltasche
Über das Gift an Quallenmembranen

Band 2.1 der Kernstaub Reihe
Genre: Science Fiction

Verlag: Drachenmond
Seitenzahl: 756
Taschenbuch: 19,90 €
ebook: 4,99 €

1. Auflage: Okt 2016






"Gebannt von der Last der Unendlichkeit ist es manchmal nur das Jetzt, 
das uns zu Helden oder Monstern macht, 
nur der Moment, in dem sich entscheidet, was wir sind, 
bevor wir wieder in unsere Glassplitter zerfallen, 
die zusammen nichts als ein taubes Chaos ergeben."


Schon der erste Satz zeigt, wie genial die Autorin mit der Sprache umzugehen weiß. In meiner Rezension zu Band 1 hab ich ja gesagt, dass hier gerne etwas ausschweifend fabuliert wird, aber ich hab mich trotzdem auf die Fortsetzung gefreut - ein bisschen zurückhaltend zwar, ob das Level gehalten wird und wie sehr mich diese Gedankenspiele weiter fesseln können. 


Bevor ich jetzt zu meiner Meinung komme versuche ich mal kurz zusammen zu basteln, 
worum es hier im Groben überhaupt geht:

Mara ist der Fixpunkt in dem monumentalen System des Universums, denn sie ist der letzte Störfaktor, den der "Kern" aus dem Weg schaffen will. Seit Jahrhunderten sind die Wächter auf der Jagd nach ihr, doch sie selbst ist sich dessen gar nicht bewusst. Um allen Seelen den Weg zur Perfektion zu ebnen, muss sie sterben, doch die Welt in der Zukunft kämpft auf einer vom vierten Weltkrieg zerstörten Erde ums nackte Überleben und die Hoffnung wandelt mit den Kräften von Mara auf einem schmalen Grad.

Die Überlebenden kämpfen um Bündnisse, ohne denen das Weiterleben kaum möglich ist; dabei müssen alte Feindschaften begraben und Vertrauen auf die Probe gestellt werden. Mara ist währenddessen auf der Suche nach ihrem einzigen Halt und lernt ein völlig neues Leben kennen. 
Gleichzeitig erwacht eine uralte Macht, deren Einfluss immer mehr auf die Ereignisse zugreift und deren Absicht lange im Dunkeln bleibt ...

* * *

Der Anfang war mal wieder etwas verwirrend, denn es gibt zwei Handlungsstränge mit Mara, die parallel und in verschiedenen Welten aber im selben Jahr 2639 n. Chr. laufen. Lasst euch davon aber nicht beirren, denn die Autorin schafft es hier perfekt, das Zusammenspiel nach und nach aufzuklären.

Ein neuer Charakter taucht mit Leo auf, einer Anomalie in den Himmelsstädten, die von Theia regiert werden. Im ersten Teil hatte man noch sehr wenig Einblick auf dieses System und wie alle Ideen war es auch hier wieder faszinierend, welche abstrakten Impulse Marie Graßhoff entstehen lässt. Man kann sich alles super vorstellen und ich hatte auch immer das Gefühl, mitten drin zu sein. Dass diese Welten genau so existieren und ich jede Regung mitempfinden kann!

Dann gab es auch einen Sprung in die Vergangenheit vor 515 Jahren: Liesa wächst in der zerstörten und verstrahlten Welt auf und hat mich sich und ihrem Leben zu kämpfen. Doch das Schicksal ebnet ihr einen Weg, der sie untrennbar mit den zukünftigen Ereignissen verbindet und enthüllt einige Rätsel aus der Vergangenheit. 

Jeder der Charaktere, ob Protagonist oder Nebenfigur ist großartig ausgearbeitet, hat seinen Platz erfüllt seine Rolle. Der Kreativität sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt und trotzdem sind sie alle durchweg authentisch und spiegeln genau wider, was an Wissen und Emotionen wichtig ist.

* * *

Der Schreibstil ist der Hammer! Hier kann man sosehr in den Worten und Sätzen versinken, dass das Auftauchen in die ferne Realität echt nicht einfach ist! Es gibt so unendlich viele philosophische Hintergedanken, die teilweise direkt, in Bildern, Stimmungen oder zwischen den Teilen fokussiert werden, dass das Gefühl beim Lesen sehr in die Tiefe geht! Es ist dadurch natürlich keine Geschichte, die man schnell weg liest (alleine natürlich auch schon durch den Umfang), aber man sollte sich diese Zeit wirklich nehmen, denn es macht so viel Spaß, sich mit den essentiellen Gedanken zu beschäftigen. 

Außerdem schafft Marie es, auch ohne ständige Spannungssprünge und eher ruhigerem Tempo, den Leser so sehr zu fesseln und mitzureißen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte! Kleine Aha-Effekte, neue Fragen, wichtige Details, Überraschungen und die welchsenden Perspektiven mit den kleinen Cliffhangern machen das ganze an sich schon spannend genug, so dass es auf keiner Seite langweilig ist oder sich hinzieht! Dazu diese großartige Schreibweise, bei der man sich einfach fallenlassen kann.

Trotz der Komplexität ist alles super genial ineinander gegliedert und aufgebaut! Und logisch! Auch wenn natürlich noch nicht alles aufgeklärt wird - es kommen ja noch einige Fortsetzungen - wird einiges aufgedeckt und neu aufgeworfen, was die Neugier weckt! Gerade bei der Vielschichtigkeit der Dimensionen hier hab ich größten Respekt vor der Autorin, und vor allem auch vor ihren hintergründigen Gedankenspielen, die sie so anschaulich in vielerlei Art an den Leser heranträgt.


Fazit

Der erste Band hatte mich ja trotz großem Respekt vor dem Weltenaufbau noch ein bisschen zurückhaltend sein lassen, weil es mir da eben doch manchmal etwas zu ausufernd war mit den vielen Gedanken usw. Das war dieses Mal gar nicht der Fall und alles hat perfekt gepasst! Ich hoffe, ihr könnt meine Begeisterung spüren, denn das alles in Worte zu fassen ist echt nicht einfach ;)

  • Durchwegs fesselnd durch die verschiedenen Handlungsstränge und kleinen Cliffhanger; 
  • ein grandioser Schreibstil mit tiefsinnigen Gedanken in einem philosophischen Spiegelkabinett,
  • ein überdimensionaler, logisch in sich aufbauender Weltenentwurf und 
  • so viele großartige Ideen und kleine Details, die alles echt und realitätsnah wirken lassen.

Ich war total geflasht und ich LIEBE dieses Buch! 


Bewertung
 http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/5%20Sonnen


*Highlight*

© Aleshanee






Über die Autorin: Marie Graßhoff wurde kurz vor Weihnachten 1990 an einem verschneiten Tag im märchenhaften Harz geboren. Bereits im Grundschulalter erkannte sie, dass die Welten in ihrem Kopf zu groß sind, um sie in Gedanken zu behalten – also begann sie damit, sie auf Papier zu bannen. Wort für Wort, bis Sterne und Galaxien an den Seiten hafteten und ordentlich im Regal verstaut werden konnten.
Nach dem Abitur verschlug es die Träumerin in die Großstadt, wo sie ihren Bachelor in Buchwissenschaft und Linguistik absolvierte und dann einige Jahre als Social Media Manager Berufserfahrung sammelte. Inzwischen ist sie als freier Autor und Grafikdesigner unterwegs und erfreut sich der vielfältigen kreativen Aufgaben, die sie täglich bewältigen kann.


Zum Schreiben nutzt sie noch immer jede freie Tages- und Nachtstunde. Jede Minute wird darauf verwendet, die Welt zu retten. Wenn auch nur eine von Milliarden.
Die “Kernstaub”-Trilogie ist das Projekt, dem sie sich derzeit mit Feuereifer widmet, während viele weitere Projekte bereits ihren Kopf und auch ihre virtuellen Schubladen füllen. “Seraphine” ist ihre erste Romanreihe, die sie mit 14 Jahren zu verfassen begann.
Quelle: Drachenmond Verlag

Die Kernstaub Reihe

1 ~ Kernstaub
Über den Staub an Schmetterlingsflügeln

2 ~ Weltasche
2.1 Über das Gift an Quallenmembranen
2.2 Über das Öl in Wolkengebirgen

3 ~ Nebelecho
3.1 Über das Blut an Falkengefieder
3.2 Über das Licht in Stahluniversen
3.3 Über das All in Splittergedanken

6 Kommentare:

  1. Huhu,

    na da liegt ja selbst im Titel schon viel Gefühl und Drama oder?
    Weltenasche....was für ein Titel!!

    LG..Karin..

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  2. Hey meine Liebe,

    ich muss ja endlich mal den ersten Band dieser Reihe lesen, aber leider hat es bisher einfach noch nicht reingepasst. Ich bin gespannt ob es mich auch so begeistern kann. J

    Deine Rezi macht auf alle Fälle unheimlich Lust darauf.

    Liebe Grüße,
    Ruby

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    1. Ich hoffe es sehr! Auch wenn der erste Band schon ein bisschen ausschweifend war stellenweise, es lohnt sich auf jeden Fall ♥

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  3. Hey Alex!

    Ich muss ja zugeben, dass ich mich bis jetzt nicht an Die Bücher getraut hab. Ich hab schon schon einigen gehört, dass es "schwer" zu lesen ist, aber deine Rezension und die Zitate machen mich echt neugierig und ich denke, ich werde mich auch mal an Band 1 machen. :-D

    Liebe Grüße
    Tilly

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    1. Ach naja, schwer zu lesen ... das ist Ansichtssache :D Man muss sich natürlich erstmal reinfinden und da es sehr komplex ist und viele Seiten hat (du liest sozusagten drei Bücher auf einmal *lach*) muss man sich dabei schon ein bisschen konzentrieren und mitdenken.
      Der erste Band wr auch manchmal ein bisschen lang weil Marie einfach gerne fabuliert xD Aber es ist einfach wunderschön zu lesen und grad wenn man durch Band 1 schon in der Geschichte drin ist, ist das einfach genial! Hier ist auch nix mehr ausschweifend finde ich, sondern sehr kompakt *haha* wenn man das bei der Länge sagen kann :D

      Also: trau dich ruhig!

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