Geisterkind
von Christine Millman
Genre: Low-Fantasy
Verlag: Eigenverlag
Seitenzahl: 382
Taschenbuch: 10,99 €
ebook: 2,99 €
1. Auflage: Okt 2014
Zum Inhalt
Inja hat es nicht leicht. Schon seit ihrer Geburt lastet ein Geheimnis auf ihr, dass ihr die Abneigung und den Aberglauben der Dorfbewohner aufzwingt. Sie hat in der dunkelsten Nacht des Jahres das Licht der Welt erblickt, ihre Haut perlweiß und Augen so blau wie Quellwasser: ein Geisterkind.
Der einzige Freund, der zu ihr hält, ist Ban. Mit ihm verbringt sie ihre freie Zeit, wenn sie mal nicht in der Schänke ihrer Eltern helfen oder auf ihre Geschwister aufpassen muss; und auch wenn die anderen sie meiden, erlebt sie doch eine schöne Zeit.
Als eines Tages die Reiter der Söldnergarde des Königs durch das Dorf kommen, geschieht ein großes Unglück, das Injas Leben über Nacht verändern wird. Nur die Liebe zu Ban lässt sie nicht verzweifeln und an eine gemeinsame Zukunft hoffen - doch wie so oft hat das Schicksal anderes völlig anderes im Sinn.
Meine Meinung
Erstmal muss ich ein paar Worte zum
Cover loswerden, dass wirklich wunderschön gelungen ist. Das blasse, filigrane Gesicht von Inja, zusammen mit dem Wasser, zu dem sie eine besondere Verbindung hat, passt perfekt zum Inhalt.
Ich konnte sehr gut in die Handlung einsteigen. Im Prolog erlebt man die Geburt von Inja und den Schrecken der Hebamme über ihr Aussehen, die Angst und den Aberglauben, dass etwas Böses in diesem Winterkind steckt. Über Jahre hinweg muss Inja sich mit dem Misstrauen der Dörfler auseinander setzen und findet nur Halt bei ihrer Familie und dem Jungen Ban, der ihr ein guter Freund ist und ihr immer zur Seite steht.
Die Geschichte steigt ein, als Inja 15 Jahre alt ist. Ihr besonderes Verhältnis zum Wasser ist ihr bewusst, ansonsten ist sie ein zurückhaltendes, fleißiges Mädchen, das ihre Familie so gut es geht unterstützt. Recht schnell wird Inja jedoch aus diesem trauten Leben gerissen und ihr Weg ist von Brutalität und Hoffnungslosigkeit gezeichnet. Aber die Jahre ihrer Kindheit haben sie gestärkt und so trotzt sie jedem Schicksalsschlag aufs neue, bis sie tatsächlich Liebe und Geborgenheit findet. Trotzdem scheint ihr nichts vergönnt und ihr Leben gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle.
Die Autorin hat immer wieder zwischen den Perspektiven gewechselt, wodurch man die Charaktere gut kennen lernen konnte. Das Gefühl ist ein bisschen oberflächlich geblieben und auch wenn ich jede Figur gut vor Augen hatte, waren sie nie so ganz greifbar. In der ersten Hälfte gab es für mich eine Phase, in der der "rote Faden" etwas abhanden gekommen und die Geschichte etwas vor sich hingeplätschert ist. Ab der Hälfte wurde es dann aber wieder interessant, es gab überraschende Wendungen und einige spannende Szenen, die mich mitgerissen haben. Besonders gut war, dass ich nie wusste, was als nächstes geschehen wird, denn es kamen immer wieder unerwartete Vorfälle ins Spiel, die meine ganzen Vermutungen über den Haufen geworfen haben.
Injas Leben ist eine Aneinanderreihung von negativen Zufällen und grausamer Willkür. Der magische Aspekt kam erst recht spät zur Wirkung, hat aber eine originelle Verbindung geschaffen, wodurch man vieles wieder aus einem anderen Blickwinkel in Zusammenhang bringen konnte.
Der ganze Aufbau wirkte auf mich allerdings etwas sprunghaft und hätte man noch etwas geschickter verweben können. Manchmal war ich mir nicht sicher, wie alles zusammenpasst und ich konnte auch nicht alle Zusammenhänge verstehen - Erklärungen wurden wenig gegeben und ich musste mir doch viel zusammen reimen. Auch hätte ich mir etwas mehr Hintergrundinfo über Injas Magie und das Schattenland gewünscht, aber es blieb größtenteils meiner eigenen Phantasie überlassen.
Dadurch, dass das Tempo in der zweiten Hälfte angezogen hat, ist auch ein bisschen an der Tiefe verloren gegangen, was mich aber gar nicht so gestört hat. Die Spannung wurde immer wieder voran getrieben und durch die unerwarteten Veränderungen in Injas Leben hat mich die Neugier nie losgelassen.
Die ungewöhnlichen Namen und Schauplätze haben das Bild dieser Welt abgerundet. Besonders schön fand ich den Vergleich der beiden Schauplätze bzw. Lebensweisen, die mir aus dem Herzen gesprochen haben.
Zusammengefasst
Thematik: Auch wenn dir etwas Schlechtes widerfährt - du weißt nie, wofür es gut sein kann
Schreibstil: etwas nüchtern, aber sehr bildhaft
Charaktere: authentisch, nicht sehr komplex
Spannung: vor allem ab der Hälfte stetig zugenommen
Umsetzung: interessante und wichtige Botschaft, etwas unbeständig realisiert
Fazit
Eine ungewöhnliche und vielseitige Geschichte über das Schicksal eines jungen Mädchens, das gegen Vorurteile und für ihre Selbstbestimmung kämpfen muss. Über die Magie hätte ich gerne mehr erfahren und durch die wechselhaften Einflüsse wirkte es etwas unausgeglichen. Trotzdem ein spannendes und unterhaltsames Abenteuer.
Bewertung
© Aleshanee
Zur Autorin: Christine
Millman wurde 1968 im hessischen Bad Orb geboren. Nach ihrem
Schulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Erzieherin und
schulte wegen ihrer kreativen Neigungen später zur Mediengestalterin um.
Die Liebe zu Büchern entdeckte sie bereits in jungen Jahren, doch ihrem
Drang zu schreiben gab sie erst nach der Geburt ihrer Tochter nach.
Anfänglich waren es nur kleine Geschichten, doch aus den kurzen
Abstechern wurde im Laufe der Jahre ein dauerhafter Aufenthalt. Ein
Leben, ohne zu schreiben? Mittlerweile unvorstellbar für sie.
Quelle: lovelybooks.de