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Samstag, 30. März 2019

Rezension zu The Hurting von Lucy van Smit

Nordic Noir trifft auf Brontës Sturmhöhe. 

Nell glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick – bis sie Lukas begegnet. Dem attraktiven und irgendwie wilden Jungen im Wolfsmantel. Mit Lukas wird ihr Leben schöner, mit ihm kann sie glücklich sein. Doch Lukas verfolgt einen finsteren Plan und als Nell das begreift, ist sie schon mitten im Nirgendwo, hat ein Kind entführt und wird von der Polizei gesucht. Und hier, in der Einsamkeit norwegischer Wälder, beginnt für sie ein Überlebenskampf - gegen die Natur, gegen Wölfe, gegen den Schmerz und gegen den Jungen, den sie liebt.

Dieser Geschichte kann man sich nicht entziehen. Sie wühlt auf, sie überrascht und sie zerreißt einem das Herz!
(Verlagsinfo)




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The Hurting

Als du mich gestohlen hast
von Lucy van Smit

Genre Jugendbuch / Thriller
Im Original The Hurting
übersetzt von Sophie Zeitz

Verlag Carlsen / Chicken House // Seitenzahl 368
1. Auflage März 2019

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Meine Meinung

Also da fällt es mir echt schwer etwas zu schreiben, denn diese Geschichte hat mich sehr hin- und hergerissen. Ob man hier Vergleiche mit "Sturmhöhe" ziehen kann weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich hab das zwar gelesen, ist aber schon sehr lange her. Einige kleine Momente haben mich aber an "Twilight" erinnert, aber das scheint nur mir aufgefallen zu sein :)

Der Einstieg beginnt direkt mit einem Blick in die Zukunft: Nell, die Hauptprotagonistin, ist mit einem Baby in den einsamen Bergen Norwegens auf der Flucht. Warum und vor wem weiß man nicht, was natürlich direkt neugierig gemacht hat.

Nell Lamb ist 15, was man erst recht spät erfährt, man weiß nur dass sie eine 18jährige (ältere) Schwester hat, die an einer seltenen Krebsart erkrankt ist, weshalb sie wegen besserer Behandlungschancen auch von Manchester nach Norwegen gezogen sind. Ihr Vater ist ein religiöser Fanatiker der immer wieder gerne zur Flasche greift - zum einen wegen seiner kranken Tochter, zum anderen aber auch, weil seine Frau die Familie vor vielen Jahren verlassen hat. Er ist mit der Situation komplett überfordert und meist haben solche Menschen einen Mitleidsbonus bei mir, aber hier konnte ich kein Quentchen für ihn aufbringen.

So unsympathisch wie diese beiden Charaktere (die Schwester und der Vater) war mir schon lange keine Figur! Der Vater ist so sehr dem Glauben verfallen und drangsaliert und misshandelt Nell in einer Art, die mich fassungslos gemacht hat. Leider gibt es solche Menschen, aber mit welcher stoischen Ergebenheit Nell hier alles über sich ergehen lässt hat mich teilweise schon wirklich wütend gemacht. Ich musste mir hier immer wieder in Erinnerung rufen, dass sie dieses Verhalten ja schon von klein auf ertragen musste, was einer Art Gehirnwäsche gleich kommt, und sich damit auch ihre passive Rolle erklären lässt.
Genauso wie ihre Ergebenheit gegenüber ihrer Schwester Harper. Natürlich berührt mich das Schicksal und Krebspatienten haben sicher eine Menge Wut in sich über die Ungerechtigkeit, aber was sie hier teilweise an Bösartigkeit an ihrer Schwester Nell auslässt stößt bei mir echt an Grenzen.

Nell erklärt sich das alles mit dem Leiden ihrer Schwester und ergibt sich ihr bis zur Selbstaufgabe. Auch weil ihr immer wieder vorgeworfen wird, dass die Mutter damals ihretwegen die Familie verlassen hat. Jede Pflicht und damit Schuld wird ihr aufgebürdet, selbst die Medikamentengabe wird an sie weitergegeben, während der Vater sich komplett aus der Verantwortung nimmt.
Natürlich hat Nell auch Träume, doch die werden rigoros ignoriert und als unwichtig erachtet, denn "warum soll sie ein Leben haben wenn ich keines habe". Eine Aussage ihrer Schwester, die sie auch mit anderen Mitleidstouren ständig manipuliert und auch den Vater gegen sie aufhetzt. Und das in einer Art und Weise dass ich nicht fassen kann, wie man sowas auf Dauer erträgt.
Genauso die religiöse Verbissenheit die schon an Wahn grenzt empfand ich als zutiefst verstörend. Solche Aussagen, dass Nell kein Handy benutzen darf während der Fastenzeit, ansonsten ist sie Schuld wenn Harper stirbt ... da ist schon eine Menge krank im Kopf.

Diesen ganzen Belastungen ist es wohl auch verschuldet, dass Nell sich auf den mystiösen Lukas einlässt. Überhaupt ihre Naivität und ihr Festhalten an diesem Traum, endlich aus ihrer kaputten kleinen Welt ausbrechen zu können, hängt daran dass sie in ihrem bisherigen Leben für alles die Schuld auf sich nehmen musste.
Während die meiste Zeit die Handlung aus Nells Sicht erzählt wird, kann man auch kurze Kapitel aus seiner Sicht lesen und man merkt schnell, dass er nichts gutes im Sinn hat.
Was genau entwickelt sich aber erst nach und nach und insgesamt fand ich das Konzept auch tatsächlich gut mit einer logischen Verbindung aller Ereignisse.

Allerdings fand ich manche Szenen echt sehr bizarr, was durchaus positiv sein kann, hier aber für mich die Wirkung verfehlt hat. Dazu kamen kleine unglaubwürdige Details, die mich immer wieder an der Glaubhaftigkeit zweifeln ließen und das ganze Konstrukt wird auch sehr überzogen. Einige sind ja sehr begeistert von dem Buch, für sie scheint diese surreale Art funktioniert zu haben - mich hat sie einfach nicht so ganz erreichen können. In manchen Momenten war ich gebannt, dann wieder verwirrt und dann auch tatsächlich etwas gelangweilt.
Ab der zweiten Hälfte kommt dann nämlich die Thrillerkomponente ins Spiel, die mich wieder mehr packen konnte, aber dann in ein zähes beobachten abgedriftet ist.

Wie gesagt wird am Ende alles aufgeklärt und die Grundidee ist auch in sich stimmig und behält einige Überraschungen bereit, aber insgesamt konnte es mich nicht so recht überzeugen. Ich schwanke hier wirklich sehr, denn teilweise ist es wirklich gut geschrieben, teilweise auch etwas plump, was aber auch an der Übersetzung liegen könnte.
Die viel gelobten Beschreibungen der norwegischen Natur haben mir auch gefehlt, denn obwohl sie immer wieder die Schauplätze mit lebendigen Worten beschreibt, hatte ich mir doch etwas mehr erhofft.
Die Problematiken dagegen sind sicher schwerwiegend und wichtig, darauf aufmerksam zu machen, aber die Art und Weise wie das hier gemacht wurde lässt mich auch zwiegespalten zurück. Was natürlich positiv war ist, dass Nell durch die ganzen Ereignisse endlich aus ihrem Kokon ausbricht und über sich hinauswächst.
Die Bewertung fällt mir deshalb auch wirklich schwer, denn die Geschichte hat definitiv etwas besonderes, auch wenn sie mich in Teilen nicht ganz überzeugen konnte.

Das Cover finde ich übrigens grandios! Das hat mich sofort neugierig gemacht! :)



Meine Bewertung

http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/3%2F4%20Sonnen

© Aleshanee

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


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Über die Autorin: Lucy van Smit ist eine preisgekrönte Autorin, Drehbuchschreiberin und eine Künstlerin, die es bedauert, dass sie die meisten ihrer Gemälde für die Miete verkaufen musste (Moderator Jeremy Clarkson besitzt zwei Bilder von ihr). Nach ein paar katastrophalen Fehlgriffen in Sachen Liebe gönnte sie sich ein Jahr Auszeit von der Kunsthochschule, riss nach New York aus und verkaufte in Amerika von Tür zu Tür Enzyklopädien. Sie machte einen Bachelor in Fine Art, ergatterte sich einen Job beim Fernsehen, reiste für NBC News um die Welt, flog in der Air Force One mit Präsident Reagan und wurde auf dem Flughafen Manila während des Putsches von Panzern eingekesselt. Dann beschloss sie, es ruhiger angehen zu lassen und machte Dokumentarfilme fürs kanadische Fernsehen über Schriftsteller wie John Le Carre und Ian McEwan. Obwohl sie Legasthenikerin ist, bestand sie ihren Master in Creative Writing mit Auszeichnung. Gemeinsam mit ihrem Mann, Sohn und ihrer verrückten Katze, die in der Nachbarschaft auch als Sid Vicious bekannt ist, lebt sie in London. »The Hurting« gewann den ersten Bath Children’s Novel Award.
Quelle: Carlsen Verlag



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