Unter uns die Nacht von Becky Chambers
»Von der Erde stammen wir, von unseren Schiffen leben wir, auf die Sterne hoffen wir.«
Seit Jahrzehnten lebt die Menschheit im Exil: Ihre Siedlerschiffe der
Exodus-Flotte kreisen um eine neue Sonne, und das Leben mit begrenzten
Ressourcen ist der neuen Generation längst zur Gewohnheit geworden. Doch
nicht jedem gefällt ein Dasein unter künstlichen Bedingungen, und je
weiter sich die Exodaner der Galaktischen Union öffnen, desto mehr
geraten die alten Traditionen unter Druck. Und so stehen auch Kip,
Tessa, Sawyer, Isabel und Eyas vor der Frage: Ist ihr Alltag auf der
Asteria alles, was das Leben für sie bereithält?
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Unter uns die Nacht
von Becky Chambers
Band 3 der Wayfarer Reihe Genre Science Fiction
Im Original Record of a Spaceborn Few
übersetzt von Karin Will
Verlag Fischer / TOR // Seitenzahl 464
1. Auflage März 2019
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Meine Meinung
Ich hab die beiden vorherigen Bände mit großer Begeisterung gelesen und war jetzt natürlich sehr gespannt, wie der finale Band ausfallen wird - denn es ist keine fortlaufende Geschichte mit den gleichen Charakteren, sondern ein Einblick in eine zukünftige Lebensperspektive aus verschiedenen Blickwinkeln. Allerdings im gleichen Rahmen, die Verhältnisse der verschiedenen außerirdischen Rassen und die Vorgeschichte bleiben gleich.
Und in diesem Teil wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, von Menschen, die (fast) alle auf der Exodus Flotte wohnen - nämlich jene Raumschiffe, mit der die Menschen vor langer Zeit von der zerstörten Erde aufgebrochen sind, um sich eine Chance auf Überleben zu sichern, und die ein eine verbindende Gemeinschaft bilden. Becky Chambers beschreibt hier ein großartiges System, dass die Menschen sich aufgebaut haben, ein Zusammenleben und -wirken, das auf gegenseitigem Respekt und Gleichheit beruht. Das muss ich wirklich hervorheben, denn das ist die Essenz, die Botschaft, die sie mitteilen möchte, das eben solches friedliche Miteinander möglich ist.
Aber sie lässt auch eine "Außerirdische" zu Wort kommen, ein Alien, das zur Exodus-Flotte gereist ist, um die Lebensweise kennen zu lernen und darüber zu berichten. Aus Sicht dieser völlig anderen Lebensform werden immer wieder eine Art Tagebucheinträge am Anfang der Kapitel gezeigt, eine Art Berichterstattung, wie das Leben der Menschen von ihr wahrgenommen wird; mit einigen wirklich ganz besonderen Einsichten und Erkenntnissen. Dieser Blickwinkel gibt auch mir als Leser neue Perspektiven, die mich über das Leben nachdenken lassen.
Die Charaktere, die im Mittelpunkt stehen, sind ganz unterschiedlich: da wäre der 16jährige Kib, der noch überhaupt keinen Plan hat, was er mit seinem Leben anstellen soll und sich sicher ist, das er denn Sinn seines Lebens nur außerhalb seiner bisherigen Gemeinschaft finden wird.
Dann gibt es Tessa, Mutter von 2 Kindern, die sich in ihrer Routine gefangen fühlt, aber auch nicht so recht weiß, ob und wie sie etwas ändern sollte.
Eyas ist eine Hüterin, zuständig für die letzte Ehre der Toten und auch deren "Kompostierung", durch die selbst die Verstorbenen für die Gemeinschaft sorgen und dadurch nie vergessen werden.
Dann gibt es noch Isabel, die schon ein recht hohes Alter erreicht hat und das Archiv betreut. Sie ist auch zuständig für Ghuh´loloan, die Außerirdische, die über das Leben in der Flotte berichtet.
So unterschiedlich diese Figuren alle sind, sie alle suchen einen Platz im Leben, in einer Gemeinschaft, in der sie nicht alleine sind und sich eine Aufgabe wünschen, die sie erfüllt.
Ich fand diesen Band nicht ganz so spannend wie die ersten beiden, aber auf jeden Fall interessant zu beobachten, wie sich diese verschiedenen Persönlichkeiten in ihrem Alltag zurecht zu finden versuchen; dabei das Vertraute verinnerlichen, aber sich auch auf neues einzulassen - mit dem Hintergrund, das Veränderung unabänderlich ist.
Besonders schön ist in dieser Reihe die Akzeptanz der unterschiedlichen Rassen, die hier in den Weiten des Alls aufeinander treffen, der Respekt vor kulturellen Unterschieden und das Selbstverständnis von gleichgeschlechtlichen Orientierungen. Hier sind so viele positive Entwicklungen integriert die jeden sensibilisieren sollten, dass jeder Mensch ein Recht hat so zu leben wie er möchte, und gleichzeitig auch die Pflicht, der Gemeinschaft, die ihm das überleben sichert, auch etwas zurückzugeben.
Ein wundervolles Weltbild und viele positive Anregungen für eine Gesellschaft, die funktioniert, ohne jemanden auszugrenzen und die immer wieder versucht, auch mit den kulturellen Unterschiedenen anderer außerirdischer Spezies zurecht zu kommen und sich anzunähern, ohne ihre eigenen Wert zu verlieren oder sie anderen wegnehmen zu wollen.
Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen und wirkt immer wieder nach wenn wichtige Themen aufkommen. An manchen Stellen hat es sich für mich etwas gezogen, da ich etwas mehr "Raum - Abenteuer" erwartet hatte und kein reines Entwicklungsbild der Charaktere. Dafür gab es aber viele sehr interessante Einblicke in das Leben der Flotte wie es sein könnte, auch sehr gut verständlich ohne zuviel in Fachjargon auszuarten, und ich war vor allem von dieser stimmigen Lebensweise fasziniert, die die Menschen sich auf dieser "Arche" aufgebaut haben.
Manchmal hat mir da zwar etwas Tempo gefehlt, aber insgesamt kann ich das Buch nur jedem ans Herz legen, weil es eine Menge an Herzlichkeit, Menschlichkeit und Tiefsinnigkeit besitzt, die zeigt, das jeder selbst verantwortlich ist für das, was er aus seinem Leben macht - und eine tolerante Gemeinschaft das Ziel ist, das jeder von uns im Herzen tragen sollte.
Meine Bewertung
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Über die Autorin: Becky Chambers wuchs als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft-
und Raumfahrttechnikers in Kalifornien auf. Ihr Debütroman »Der lange
Weg zu einem kleinen zornigen Planeten« wurde u.a. für den Kurd Laßwitz
Preis, den Baileys Women’s Prize for Fiction, den Arthur C. Clarke Award
und den British Fantasy Award nominiert. Ihr zweiter Roman »Zwischen
zwei Sternen« hat es unter die Finalisten des Hugo Awards 2017
geschafft.
Quelle: Fischer Verlag
Wayfarer
3 - Unter uns die Nacht
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenandere Welt, aber mit durchaus gleichen Problemen, so würde ich diesen Roman bezeichnen.
Aber der Kick zumindest für mich, ist die Außerirdische, die über das Leben in der Flotte/Welt berichtet.
Danke für die Vorstellung..LG..Karin..
Ja, so kann man es sagen :)
LöschenDie Einsichten der "Außerirdischen" waren wirklich sehr gut eingefügt, aber insgesamt ist es eine gute Sichtweise auf die Problematiken von menschlichen Gesellschaften, oder überhaupt Gemeinschaften von denkenden Individuen *lach* Weiß man gar nicht, wie man das nennen soll ^^