Weihnachts-Klassiker aus dem Jahr 1886
Im Original Little Lord Fauntleroy
In zahlreichen Neuübersetzungen weltweit veröffentlicht
und mehrfach verfilmt
Der kleine Cedric wächst zusammen mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen
in Amerika auf. Sein Vater ist Engländer und vor einigen Jahren verstorben.
Kontakt zur Familie aus England gibt es keinen, denn der Großvater hat einen
unbändigen Hass auf die beiden, die ihm seinen jüngsten Sohn "weggenommen"
haben.
Der Großvater ist ein Graf, sehr reich und besitzt viele Ländereien in
England. Von seinen drei Söhnen war ihm der jüngste am liebsten, weswegen er
besonderen Groll gegen dessen angeheiratete Frau hebt, die für ihn nur auf das
Geld aus war.
Seine beiden älteren Söhne kann er nicht ausstehen. Für ihn sind sie unfähig
und eine einzige Enttäuschung. Dass er selbst der Grund dafür sein könnte,
kommt ihm aber nicht in den Sinn. Dabei weiß er sehr genau, dass ihm keine
Menschen nahestehen und die Liebe in seinem Leben keinen Platz hat.
Er ist ein störrischer, egoistischer und geiziger Mensch, der nichts umsonst
gibt und mit seinem Gebaren vor allem Angst und Unmut verbreitet.
Als jedoch seine beiden älteren Söhne auch sterben und keinen Erben
hinterlassen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als nach seinem Enkel zu
schicken, den kleinen Cedric in Amerika, den er für einen unerzogenen, frechen
Bengel hält.
Cedric wird hier sehr oft als schön und anmutig beschrieben. Natürlich der
Zeit geschuldet, in dem das Buch geschrieben wurde, dennoch zieht sich für
mich das Bild von "schönen Menschen" ein bisschen zu sehr durch die
Geschichte, in der diese die "guten" sind.
Auch der Stolz des Großvaters auf diesen "schönen, wohlerzogenen" Jungen, den
er herumzeigen kann, mir nicht und das er etwas bieten muss, sozusagen, um das
Wohlgefallen zu erringen.
Die Menschen wussten, welche Enttäuschungen ihm seine Söhne bereitet hatten, und so gewährte es ihm nun ein gewisses Triumpfgefühl, diesen neuen Lord Fauntleroy herauszustellen, der niemanden enttäuschen konnte.Zitat Seite 161
Natürlich ein Charakterzug des Grafen, der sich noch ändern wird. Trotzdem
wurde ich bis zum Schluss das Gefühl nicht los, dass diese Erwartungen in der
Liebe dazugehören. Gerade in der Familie aber haben Erwartungen nichts zu
suchen - man muss den Eltern oder Großeltern nichts "bieten", um geliebt zu
werden, das sollte ja gerade der Ort und die Menschen sein, die einen
bedingungslos annehmen.
Die guten Manieren würde ich hier schlicht mit Respekt und Höflichkeit
übersetzen, die ja leider in der heutigen Zeit sehr zu wünschen übrig lassen.
Da gibts wirklich einige schöne Wohlfühlmomente wenn man sieht, wie leicht es
fallen könnte, mit kleinen Gesten etwas wunderschönes zu bewirken.
Dennoch, gerade mit seiner blauäugigen, naiven Art, seiner herzlichen
ehrlichen Freundlichkeit, bewegt Cedric die Herzen von allen, die ihm
begegnen. Vor allem auch sein Bestreben, anderen gutes zu tun und weniger an sich selbst zu denken. Das öffnet schließlich auch das Herz des Großvaters der erkennt, wie
schön diese ungezwungene und natürlich Freundlichkeit ist.
Auch die Arglosigkeit, mit der Cedric dem allseits gefürchteten alten Grafen
begegnet ist ein wichtiger Punkt. Cedric weiß nichts von seinen schlechten
Eigenschaften und sieht in ihm das Gute, glaubt an das Gute in ihm und genau
das löst dann die Veränderungen im Großvater aus.
Der Glaube versetzt Berge heißt es - wenn ich anderen Menschen mit Misstrauen
begegne und ihnen das Gefühl gebe, dass sie "nicht gut" sind, werde ich sicher
keinen positiven Einfluss auf sie haben. Wenn ich ihnen jedoch so begegne, wie
sie sein könnten, ohne Gram, ohne Angst, ohne Hass, dann werde ich sie
natürlich nicht ändern, aber vielleicht eine kleine Änderung bewirken.
Cedrics Mutter hat ebenfalls eine sehr wichtige Rolle, denn sie hat an Cedric
all die guten Eigenschaften und Werte weitergegeben. Sie akzeptiert die
Ablehnung des Grafen und hält sich zurück, um ihrem Sohn einen ungezwungenen
Umgang mit seinem Großvater zu ermöglichen. Sie hat ein gütiges Herz und will
nur das Beste für ihren Sohn.
"... sei immer tapfer und gütig und aufrichtig, dann wirst du niemandem weh tun, und die Welt wird vielleicht durch dich besser werden. Und das ist das Wichtigste, Ceddie - wichtiger als alles andere: dass die Welt ein bisschen besser wird, weil ein Mensch gelebt hat."Zitat Seite 144
Und, ebenfalls eine schöne Botschaft: es ist nie zu spät, um etwas zu
verändern. Selbst der alte Graf, der sein Leben lang in seinem lieblosen
Bitterkeit geschwelgt hat, ist dazu fähig, dazu zu lernen.
Ich mochte die Geschichte wirklich sehr gerne! Sie berührt, geht zu Herzen und
hat viele wirklich wichtige Botschaften, die scheinbar jeder weiß, aber leider
so oft nicht umgesetzt werden!
Der Schreibstil ist schön zu lesen und wirkt nicht so antiquiert wie anderes aus der Zeit, was vielleicht auch an der Übersetzung liegt ... kurzweilig und immer unterhaltsam.
Etwas überraschend war das Ende, dass in den Filmen ja immer am Weihnachtstag
stattfindet, hier der 8. Geburtstag von Cedric war. Jedenfalls ein gelungener
Schluss, nachdem es nochmal eine kleine spannende Aufregung gab.
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Von der Autorin ebenfalls gelesen: Der geheime Garten
Frohe Weihnachten Aleshanee!
AntwortenLöschenDas Buch klingt ja schön! Ich habe von dieser Autorin vor kurzem erst "Der geheime Garten" gehört und war begeistert. Eine meiner Schülerinnen hat auch erzählt, dass ihr Bruder nach irgendeinem kleinen Lord benannt ist, jetzt weiß ich was sie meinte!
Liebe Grüße, Sandra
Frohe Weihnachten, Sandra! :)
LöschenEin wirklich schönes Buch! Und "Der geheime Garten" ist vor kurzem auch bei mir eingezogen - den möchte ich dann im Sommer lesen. Beide Bücher waren gefühlt eine Ewigkeit auf meiner Wunschliste ;)
Ich dachte auch gerade an den geheimen Garten. Das Buch hat mir gut gefallen. Die Autorin ist einfach dafür bekannt, sich auf Aristokraten, den Spalt zwischen arm und reich zu konzentrieren. Ihre Charaktere werden dann ziemlich prägnant in Schubladen geschoben. Allerdings gefällt es mir sehr gut, dass sie den Menschen lernen lässt :-)
LöschenDer kleine Lord muss von mir noch gelesen werden. Der Film gehört bei mir zu Weihnachten schon seit klein auf dazu.
Liebe Grüße
Tina
Liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenich hoffe, du hattest ein schönes Weihnachtsfest und erholsame Feiertage! Ich glaube, "Der kleine Lord" werde ich mir für die Weihnachtszeit nächstes Jahr vornehmen. Klingt wirklich toll und ich habe vor Ewigkeiten auch einmal eine Verfilmung gesehen, die mir damals sehr gefallen hat. Habe allerdings kaum noch Erinnerungen daran.
Ganz liebe Grüße, Steffi
Danke Steffi, ich hatte ein wirklich schönes Weihnachtswochenende :)
LöschenDer kleine Lord lohnt sich wirklich zum lesen, grade in der Weihnachtszeit, das ist ein richtig schönes "gutes Gefühl" Wohlfühlbuch <3
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenich glaube, ich belasse es dabei, dass ich nur den Film kenne. xD
Mich habe die Formulierungen, dass er so schön aussieht, schon in deiner Rezension gestört. Ich liebe diesen Film so sehr und merke bei deinem Text, dass ich kein anderes Bild von den Personen haben möchte.
Liebe Grüße
Petrissa
Na dann ist es besser so :)
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