Hoch in den Bergen liegt die Siedlung Jakobsleiter, abgeschieden von der
modernen Welt. Hier gelten die Regeln der Natur – rau, erbarmungslos, aber
verlässlich. Das denkt zumindest Jesse. Ihm und den anderen Kindern von
Jakobsleiter wurde eingetrichtert, dass alles Böse unten in der Stadt wohnt.
Doch seine Freundin Rebekka glaubt nicht daran, sie will die Siedlung
verlassen. Dann verschwindet Rebekka. Und sie ist nicht die Einzige. In der
Bergregion werden immer wieder Frauen vermisst. Nur die Journalistin Smilla,
die vor Jahren ihre Freundin Juli in der Gegend verloren hat, sieht einen
Zusammenhang. Erst recht, als ihr ein verwahrlostes Mädchen vors Auto läuft,
das verblüffende Ähnlichkeit mit Juli hat. Das Misstrauen gegenüber den
Bewohnern von Jakobsleiter wächst, und nicht nur Jesse wird Opfer von brutalen
Angriffen. Währenddessen gerät Smilla einem Geheimnis auf die Spur, das alle
vermeintlichen Wahrheiten aus den Angeln hebt …
Wolfskinder von Vera Buck
Genre Thriller - Seitenzahl 400
Verlag rowohlt Polaris - 1. Auflage März 2023
Meine Meinung
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Thriller lese ich in letzter Zeit recht wenig - aber ich hab mich hier sofort
in das Cover verliebt und von der Autorin hatte ich vor Jahren schonmal einen
richtig guten historischen Thriller gelesen.
Gleich zu Beginn baut Vera Buck direkt eine angespannte Atmosphäre auf,
während sie die wichtigen Figuren einführt und in ihren Perspektiven recht oft
hin- und herspringt. So bekommt man einen guten Rundumblick über Szenerie wie
auch die Charaktere. Vor allem im Schreibstil erkennt man sofort die Unterschiede und ich bin immer sehr begeistert, wenn jemand die Figuren so unterschiedlich sprechen und denken lässt, so dass man sofort einen greifbaren Eindruck bekommt.
Schauplatz ist hauptsächlich "Jakobsleiter", ein versteckter Platz hoch oben
im Gebirge, in der sich eine verschwiegene Gemeinschaft niedergelassen
hat.
Mit den Dörflern weiter unten haben sie nicht viel zu tun und meiden wenn
möglich jeden Kontakt. Das Leben dort oben zwischen Kälte, kargen Hängen und
Schnee ist sehr hart, was man vor allem durch die Gedanken der jungen Edith
erfährt. Gerade die gnadenlose Wahrheit sozusagen durch Kindermund auf so
direkte Weise präsentiert zu bekommen, war besonders beklemmend und
schockierend!
Hauptsache, wir schützen uns. Schirmen uns von der Außenwelt ab. Probleme besprechen wir nicht mit Fremden, das habe ich von klein auf gelernt. Man kann ihnen nicht trauen.Zitat
Dann gibt es noch Jesse, der einzig männlich Jugendliche dort oben, der
gelernt hat, sich allen technischen Neuerungen zu verweigern und allen
Menschen außerhalb der Siedlung mit Misstrauen zu begegnen. Was ihm auch
leider von der Dorfjugend wortwörtlich eingeprügelt wird...
Smilla schleppt mit ihren 26 Jahren dagegen ein schweres Schuldgefühl mit sich
herum. Vor 10 Jahren ist ihre beste Freundin verschwunden, in der Nähe des
Dorfes bzw. der Siedlung und seither verfolgt Smilla nahezu besessen jede
Vermisstenmeldung aus dieser Region. Und davon gibt es nicht wenige.
Es kommen noch 2-3 andere Figuren hinzu, die ihr aber dann beim Lesen selbst
entdecken dürft ;)
Ich fand es jedenfalls äußerst spannend aufgebaut, denn es ist klar, dass das
alles irgendwie zusammen hängt - nur wie diese Fäden tatsächlich
zusammenlaufen, wird erst am Ende wirklich klar.
Ich fand es jedenfalls großartig getroffen von der Atmosphäre her: die Kargheit
der Bergwelt, die Einsamkeit der Bewohner, die typischen Vorurteile der
Dörfler und diese unbestimmte Beklommenheit, die über allem hängt. Etwas
geheimes, verborgenes, das Gewalt ausstrahlt und eine ungesunde Rohheit, die
einem falsch vorkommt; und grausam.
Es werden eine Menge Fährten ausgelegt und ich war lange am Rätseln, welche
davon die richtige sein könnte. Eine Entwicklung bzw. Enthüllung hat mir dann
aber ein bisschen die Stimmung kaputt gemacht, denn die Hintergründe
implizieren eine gewisse Meinung, die auf Vorurteilen beruht und deren Aussage
mir widerspricht. Ich kann natürlich nicht sicher sagen, warum die Autorin das so ausgelegt hat, aber es gefällt mir einfach nicht, das ist der einzige Grund für meinen "Punktabzug"
Davon abgesehen war es rundum gelungener Thriller, der die Spannung langsam
aufbaut und mit einem stimmungsvollen Stil zu fesseln weiß.
Weil ich weiß, wie gut es tut, von jemandem umarmt und gehalten zu werden, wenn man es am wenigsten verdient hat.Zitat
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Ebenfalls rezensiert von
Von Vera Buck gelesen und rezensiert
Runa
- historischer Thriller
Das Buch der vergessenen Artisten
- historischer Roman
Guten Morgen lieb Aleshanee,
AntwortenLöschenIch kann deine Rezension sehr gut nachvollziehen. Dieb Stimmung, die Atmosphäre und vor allem die verschiedenen Erzählperspektiven sind sehr gut gelungen. Ich habe erst damit gehadert, warum die Menschen in Jakobsleiter ein so zrückgezogenes Leben leben, wei ich es völlig unglaubwürdig fand, die Erklärung dann hat das zwar aufgeklärt, aber ich weiß genua, was du meinst, was dich da gestört hat.
Ich werde wahrscheinlich auf der LBM eine Lesung mit der Autorin besuchen - vielleicht erzählt sie da ja etwas zu ihrer Idee.
LG Sabine
Liebe Sabine, dann sehen wir das ja recht ähnlich :) Obwohl ich mir erstmal gar nicht groß Gedanken gemacht habe über die Siedlung, weil ich davon ausgegangen bin, dass dafür schon eine Erklärung kommen wird. Was ja dann auch kam und auch sinnig war. Was dann aber am Ende dahinterstand, das hat mich etwas geärgert. Als ob eine Tat alle brandmarkt ... so eine Einstellung mag ich einfach nicht.
LöschenEs würde mich wirklich interessieren ob die Autorin dazu was sagt.
Ich hab sogar schon überlegt, sie anzuschreiben und nachzufragen. Kann ja auch sein, dass sie so einen Gedanken (wie ich) gar nicht dabei hatte.
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschendu machst mich neugierig. Jetzt will ich natürlich wissen, was dich am Ende gar so gestört hat, dass du einen Stern abziehst. Stimmung und Aufbau hören sich für mich sehr packend an. Ich bin gespannt und freue mich auf die Lektüre. Doch das wird wohl noch etwas dauern.
Liebe Grüße
Nicole
Ich fand es außer diesem einen Punkt wirklich sehr sehr gut! Die unterschiedlichen Stile für die Figuren waren ganz toll gewählt und die Atmosphäre hat mich total eingenommen. Die Handlung an sich war auch echt spannend aufgebaut - es hat mich schon ein bisschen geärgert, dass die Botschaft durch den Hintergrund dann so daneben ging (für mich). Vielleicht hat es die Autorin ja auch gar nicht so gemeint... aber für mich war es einfach keine schöne Message.
LöschenHuhu Aleshanee
AntwortenLöschenDas klingt so, als könnte es mir auch gefallen. Ich würde ja auch echt gerne so abgeschieden leben. Aktuell lese ich "Into the wild" und irgendwie setzt das bei mir auch wieder diese Sehnsucht frei ...
Was mich jetzt bei dem Buch interessieren würde wäre deine beschriebene Enthüllung, die dir so gar nicht zugesagt hat. Meintest du damit, dass die Autorin eine Meuning vertritt/verbreitet, die dir nicht zusagt?
Das ist natürlich schwierig, ich hatte auch schon Bücher, in denen ich gewisse Dinge schwierig fand.
Liebe Grüße
Jessi
Das war wirklich ein sehr spannendes Buch! Die Atmosphäre hat von Anfang an die richtige Stimmung verbreitet und die Protagonisten - jeder auf seine Art - hat super dazu beigetragen, eine spannende Entwicklung zu verfolgen!
LöschenJa, die Meinung die hier rüberkommt ist einfach nicht meine und finde ich falsch. Ich weiß halt nicht, ob sie das tatsächlich so gemeint hat oder es ihr gar nicht so bewusst war... ich möchte ihr ja nichts unterstellen ;) Aber wenn ich es offen sage würde ich spoilern und das möchte ich natürlich nicht