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Sonntag, 17. März 2024

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht von Simone Keil

London, 1888. In einer kalten Novembernacht wird in einem Backsteinhaus in Covent Garden die kleine Miyo geboren. Für ihren Vater, den Puppenmacher Kazuki Kobayashi, ist sie das größte Glück auf Erden. Das Leben könnte wunderbar sein, wenn Kobayashi nicht einst einen Vertrag mit einem dubiosen Advokaten geschlossen hätte, der ihm Wohlstand und Ansehen sichert, sein Kind aber einer ungewissen Zukunft ausliefert...

Der Puppenmacher kommt zu dem einzig logischen Schluss: Er muss Miyo verstecken, um ihr Leben zu retten. Dazu fertigt er eine ganz besondere Porzellanmaske an, ein feines, aber regungsloses Gesicht, das er sonst für seine Puppen entwirft. Die Maske soll seine Tochter vor dem Advokaten verbergen. Doch die Ausdruckslosigkeit verdammt Miyo zu einem Leben in Isolation – nur wenige machen sich die Mühe, hinter die kalte Fassade der Porzellanmaske zu blicken. Aber in anderen Außenseitern findet Miyo treue Freunde, die sie auf ihrer abenteuerlichen Flucht vor dem teuflischen Advokaten begleiten. Und endlich findet sie auch die Liebe, nach der sie sich schon immer gesehnt hat.



Das Mädchen mit dem Porzellangesicht von Simone Keil


Genre Steampunk - Drama -- Schauplatz London 1980er Jahre

Verlag Klett-Cotta -- Seitenzahl 224 -- 1. Auflage Februar 2024



Meine Meinung
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Hier hat mich der Titel neugierig gemacht und der Klappentext dafür gesorgt, dass ich es unbedingt lesen wollte! Steampunk lese ich viel zu selten und auch der "Vertrag mit dem Advokaten" hat mich neugierig gemacht. In letzter Zeit scheint das Thema öfter aufzutauchen: ein Vertrag mit dem Teufel, dem Dämon, dem Bösen, der immer eine Hinterlist in seinen Vereinbarungen versteckt, bei denen man nur verlieren kann. 

Der Schreibstil hat mich dann auch direkt in diese ruhige, atmosphärische und ja. leidvolle Geschichte eintauchen lassen. Die Atmosphäre war direkt getragen von einer sanften Melancholie, in dem wir einen Blick in Mr. Kobayashis Heim werfen. Zu seiner schwermütigen Frau, die gerade ihre gemeinsame Tochter Miyo zur Welt bringt, zu seiner eigenen Einsamkeit inmitten der Fremdheit von London und seiner Zuflucht, den wundersamen Puppen, die in seiner Werkstatt entstehen.

Die Menschen haben keinen Sinn mehr für kunstvolle Arbeiten, für Arbeiten, die Geduld und Zeit brauchen, um zu etwas Besonderem zu werden.
Zitat

Wir lernen auch bald den zwielichtigen Vertragspartner kennen, der bei Mr. Kobayashi eine Schuld einfordert, die er nicht zu geben bereit ist! 
Um Miyo zu schützen, fertigt ihr Vater deshalb eine Porzellanmaske an, die sie fortan vor dem Suchenden versteckt hält - doch das Leben hinter dieser Maske, die keine Regung zulässt, drückt sehr auf das Gemüt der gesamten Familie.

Diese Geschichte überzeugt vor allem durch ihre starke Präsenz der Themen, die traurig und bedrückend sind, mal unheilvoll und auch gruselig bizarr, wenn wir die Hintergründe des Sammlers kennenlernen. Eine diabolische Seele, die einige grausige Details aufwartet. 

Aber auch das Schicksal der kleinen Miyo wird von grausamen Ereignissen bestimmt. Einsamkeit lässt ihr fröhliches Wesen verstummen, die Gefangenschaft hinter der Maske ihre Neugier auf die Welt verblassen... und auf ihrer Reise muss sie einige schlimme Erlebnisse hinter sich bringen, bis sie den Mut findet, ihren eigenen Weg zu gehen. 

Keines blickt auf, als rote Striemen aufplatzen, als Blut über Beine rinnt, weiße Wolle sich hellrot verfärbt. Besser sie als ich. Besser sie als wir.
Zitat

Es ist sehr zart und gefühlvoll geschrieben, während die schaurigen Momente eher nüchtern an einem vorbeistreichen; aber manche Szenen gingen definitiv unter die Haut! Auf große Erklärungen wird verzichtet, aber das war auch für mich nicht nötig, weil die Magie der Maske für mich einfach selbstverständlich war und alles andere sich passend gefügt hat. 
Ein paar kleine Logikfehler sind mir zwar zwischendurch aufgefallen, die ich nicht so ganz einordnen konnte, über die ich dann aber einfach hinweg gegangen bin.

Der Charme der Zeit im viktorianischen London wurde sehr anschaulich beschrieben, auch durch die kleinen geschichtlichen Ereignisse, die immer wieder Erwähnung finden. 
Durch die technischen Apparaturen oder auch Angestellten sowie Details aus dem Steampunk Genre hat die Autorin eine tolles Setting geschaffen, und obwohl der Fokus immer auf den Moment gelegt wurde, ohne sich zu sehr mit dem drumherum aufzuhalten, hat man ein gutes Gespür für die Ereignisse entwickeln können. 

Eine wirklich berührende Geschichte, die trotz der düsteren Aussichtslosigkeit kleine Hoffnungsschimmer versprüht. Freunde kann man an allen Orten finden und sie sind so unterschiedlich wie das Leben selbst. Ebenso können tiefe Täler durchschritten werden, wenn man den Mut findet, weiter zu gehen und sich den Glauben an die Liebe, die Güte und das Gute bewahrt. 


Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag und netgalley für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


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8 Kommentare:

  1. Hi Aleshanee,
    Du merkst schon, dass ich mit den Besuchen bei anderen Blog etwas hinterherhinke :) Auf die Meinungen zu diesem Buch war ich recht gespannt und bin mir nach Deiner nicht sicher, ob es was für mich ist, auch wenn viele Rückmeldungen positiv sind. Ach, schwierig, schwierig :D

    Viele Grüße
    Frank

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    1. Das macht doch nichts :) Man hat eben nicht immer die Zeit, die man gerne hätte und es läuft ja nichts weg...
      Ich hab zwar noch nicht viele Rezensionen gesehen, hab aber das Gefühl, die Geschichte kommt eher "gemischt" an. Schwierig einzuschätzen, ich könnte jetzt tatsächlich auch nicht sagen, ob ich sie dir empfehlen würde oder nicht. Vielleicht hilft dir eine Leseprobe weiter?

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  2. Huhu Aleshanee :D

    Das klingt irgendwie - obwohl es doch sehr ruhig zu sein scheint - echt gut, auch von der Atmosphäre her. Mit Steampunk hatte ich recht wenig Kontakt bisher, aber ich glaube, das hier würde mich auch reizen.

    Findest du, dass es mehr eine Liebes- oder eine Lebensgeschichte ist? Der Klappentext deutet ja beides irgendwie an.

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Eher eine Lebensgeschichte. Liebe kommt zwar auch vor, aber eher am Rande.
      Es ist halt schon recht schwermütig und traurig, sollte man vielleicht vorher wissen... auf jeden Fall mal anders als was ich sonst so lese. Ich bin ja auch viel zu selten im Steampunkbereich unterwegs.

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  3. Hallo Aleshanee,

    ich hatte das Buch schon lange auf meiner Merkliste und habe es vor kurzem endlich gelesen. Mir hat es auch gut gefallen und habe ebenfalls vier Sterne vergeben. Du beschreibst die Besonderheiten dieses Romans sehr gut und kann dir da nur zustimmen. Nur manchmal waren mir die Charaktere etwas zu blass. Aber das ist nur eine kleine Kritik am Rande.

    Vielen Dank fürs Verlinken, ich habe dich ebenfalls bei mir verlinkt. :)

    Liebe Grüße Nicole

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    1. Dankeschön fürs verlinken und deine lieben Worte!
      Dass die Charaktere teilweise nicht so greifbar waren, kann gut sein, aber manchmal fällt mir das gar nicht so arg auf bzw. nicht so ins Gewicht, wenn der Fokus eher an der Handlung oder den Hintergründen liegt. Und das ist hier für mich eher der Fall. Deshalb empfand ich das nicht so schlimm.

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  4. Hallo Aleshanee,
    interessant, ins Steampunk Genre hätte ich die Geschichte jetzt nicht als erstes eingeordnet. Ist das so angegeben beim Verlag?
    Aber ich fand auch, dass die Geschichte keine genauen Erklärungen braucht. Sie ist einfach magisch wundervoll! <3
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hm, nein, angegeben ist das so nicht, die haben keine Genreangabe beim Verlag ;)
      Ich kenne von der Autorin nur Steampunk - man könnte es natürlich auch historische Fantasy nennen :)

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