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Sonntag, 19. April 2015

Rezension: Das Institut der letzten Wünsche von Antonia Michaelis

Das Institut der letzten Wünsche

von Antonia Michaelis

Genre: Roman

Verlag: Droemer Knaur
Seitenzahl: 496
Hardcover: 19,99 €
ebook: 17,99 €

1. Auflage: Apr 2015






"Ich bin fünfundzwanzig, und der Tod ist so viel älter und so viel erfahrener in dem, was er tut. 
Es ist wirklich schwer, täglich mit ihm zusammenzuarbeiten." S. 241


Klappentext

Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine frühere Freundin Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.

Meine Meinung

Nach dem Klappentext wäre es eigentlich kein Buch, das ich zur Hand genommen hätte; auch das Cover in diesen zwar schönen, aber romantisch kitschig wirkenden Farben wäre jetzt nicht meine erste Wahl gewesen. Aber da ich von Antonia Michaelis schon einige Bücher gelesen habe, die mich trotz einem ernsten Thema beeindruckt haben, wollte ich mir ihr neues natürlich nicht entgehen lassen.

Zu Beginn wird man direkt in Mathildas Leben geschmissen. Alles wirkt sehr locker und blumig, als sähe man die Welt durch eine rosarote Brille, doch wie so oft täuscht auch hier der erste Eindruck. Sterbenden Menschen zu ihrem letzten Wunsch zu verhelfen hört sich natürlich sehr erfüllend an, doch ist es auch eine Gratwanderung, die man aushalten muss. Immer wieder tauchen tiefsinnige Themen auf, wie man ältere Menschen behandelt, welchen Willen man den todkranken Patienten lassen darf und ob Sterbehilfe nicht einfach nur menschlich ist. 
Diese Fragen werden an manchen Stellen sehr berührend angeschnitten, meist aber mit einer sorglosen Leichtigkeit - hier hätte ich mir manchmal etwas mehr Nähe gewünscht, dann hätte es mich noch mehr innerlich berührt. Trotzdem hatte ich manchmal Tränen in den Augen oder ein Lächeln um die Lippen; manchmal auch beides.

Die Figuren sind sehr gut charakterisiert, obwohl man nicht immer alles von Anfang an durchschaut und im Laufe der Handlung einige Überraschungen warten.
Die 25jährige Mathilda hat kurz vor dem Abschluss ihr Medizinstudium hingeschmissen und arbeitet jetzt zusammen mit Ingeborg, die 20 Jahre als Oberärztin gearbeitet hat, im Institut. Die beiden wirken sehr greifbar und echt und man spürt, das es hinter ihrer Fassade noch einiges zu entdecken gibt. Ihre Arbeit machen sie aus unterschiedlichen Gründen, legen sich dabei aber sehr ins Zeug und wollen einfach nur noch einmal den Glanz in die Augen derer zaubern, die unsere Welt bald verlassen müssen. Aber auch die älteren Damen und Herren sind total liebenswert in ihrer Art und es fällt beim Lesen schon schwer, von ihnen Abschied zu nehmen. 
Es ist niemals leicht, loszulassen, doch umso einfacher ist es, anderen in ihren letzten Tagen und Wochen nochmal eine Freude zu machen: indem man ihnen zuhört, indem man sie ernst nimmt und sie selbst entscheiden lässt, was sie mit ihrer restlichen Zeit anfangen wollen. Umso schlimmer, wenn sowas dann an Paragraphen und Vorschriften scheitert.

Auch Birger hat einen letzten Wunsch - und schon als er auftaucht merkt Mathilda, dass er anders ist, als alle anderen. Die ungewöhnliche Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, stand nicht immer im Fokus und es gab zwischendurch ein paar kleine Längen. Ab der Hälfte wandelt sich dann plötzlich alles in eine ganz andere Richtung und es gibt einige Überraschungen. Manche davon konnte man ahnen, andere wiederum haben mich verblüfft. Einige logische Hintergründe waren für mich nicht nachvollziehbar, für den Verlauf aber auch nicht so wichtig. Schön war der unbefangene Umgang, indem heikle Situationen mit einem Augenzwinkern aufgelockert wurden - im Leben darf der Humor einfach nicht fehlen ;)

Gegen Ende gab es auch spannende Momente und der Schluss war ein sehr stimmiger Ausklang.


Zusammengefasst

Thematik: Auch ein Sterbender hat das Recht, über sein Leben zu bestimmen
Schreibstil: flüssig, mit einer gewissen Leichtigkeit
Charaktere: sehr gut skizziert, mit vielen Geheimnissen
Spannung: interessante Ideen, vor allem in der zweiten Hälfte aufregend
Umsetzung: ernstes Thema mit viel Liebe und Leichtigkeit rübergebracht

Fazit

Trotz ungewohntem Genre hat mir das Buch gut gefallen. Ich hatte es etwas ergreifender erwartet, aber es war eine interessante Mischung aus rosaroter Leichtigkeit und einem subtilen Ernst, der mich doch berührt hat. Eine schöne Geschichte über ein schwieriges Thema!

Bewertung
 



© Aleshanee


Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


Über die Autorin: Antonia Michaelis, 1979 geboren, begann bereits als Kind zu schreiben. Sie ist eine renommierte Autorin von zahlreichen Büchern und Theaterstücken für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ihr Roman „Der Märchenerzähler“ wurde für den Deutschen Jugendbuchpreis und den Buxtehuder Bullen 2012 nominiert. Antonia Michaelis lebt mit ihrer Familie in einem Dorf nahe der Insel Usedom.



Weitere Bücher von Antonia Michaelis:

Die Nacht der gefangenen Träume
Der Märchenerzähler
Niemand liebt November
Solange die Nachtigall singt

15 Kommentare:

  1. Huhu,
    eine sehr schöne Rezension ;)
    Ich sehe es ja ähnlich wie Du, ich fand den Schreibstil etwas ungewohnt, zu ihren anderen Romanen. Hatte damals auch etwas anderes erwartet aber dennoch gefiel es mir :)
    LG Ela

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    1. Danke Ela! Ich kenne ja nur einige Bücher von ihr, da hatte sie mich aber doch etwas mehr fesseln können und hat das ganze intensiver angepackt. Diese unterhaltsame Leichtigkeit ist eigentlich nicht so das richtige für mich - aber trotzdem hats mir gut gefallen :)

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  2. Hallo und guten Tag,

    nein, sorry das Thema ist mir zu düster.

    Habe gerade jemand zu Grabe getragen.....

    LG..Karin...

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    1. Hallo Karin, das tut mir leid.
      Aber das Thema ist absolut nicht düster und zeigt eine ganz andere Sicht auf einige Dinge, die uns zur Gewohnheit geworden sind

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  3. Hey =)

    Ich möchte das Buch ja auch unbedingt noch lesen, weil mir ja "Niemand liebt Novemver" zu gut gefallen hatte ;) Mal sehen wann ich dazu komme =)

    Ich wünsche dir noch einen wundervollen Sonntag <3

    liebe Grüße, MIkki

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    1. Hi Mikki! Die beiden Bücher kann man irgendwie gar nicht miteinander vergleichen - eigentlich gar keins von denen, die ich bis jetzt von ihr gelesen hab! Jedes war in seiner Art einzigartig :)

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  4. Klingt ja recht interessant was du über das Buch schreibst und es macht auch irgendwie Lust es zu lesen, aber...
    Bei Antonia Michaelis bin ich immer sehr zwiegespalten. Ich habe "Der Märchenerzähler" gelesen und die Autorin für einmalig gehalten. Als ich dann "Die Worte der weißen Königin" und "So lange die Nachtigall singt" las, war ich tief enttäuscht. Ich habe zu den Büchern überhaupt keinen Zugang gefunden und mich da wirklich durchgequält weil ich gehofft hatte, irgendwann doch noch den tieferen Sinn zu verstehen. Ein Wunder, dass ich trotzdem den Mut hatte "Nashville" zu kaufen - das war wieder ganz okay, aber mir fehlte irgendwie der letzte Schliff.
    Ich hoffe, ich finde dieses Buch mal in unserer Bücherei, denn kaufen werde ich von ihr so schnell nichts mehr.

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    1. Oh, das ist ja schade :/ Der Märchenerzähler fand ich sehr gut und sehr krass. Solange die Nachtigall singt - da ist der Anfang sehr ruhig und man weiß nicht so recht, wo das hinführt, aber ich fand schon, dass es gut geschrieben ist und der Schluss war ja der totale Hammer!
      Ansonsten kenne ich nur noch Niemand liebt November, was mein Jahreshighlight 2014 war (trotz dem Thema) und das Jugendbuch "Die Nacht der gefangenen Träume", was auch sehr schön geschrieben ist.
      Ich denke, es kommt bei ihr auch drauf an, ob einen das Thema anspricht ... und man ungefähr weiß, auf was man sich da einlässt ^^

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  5. Hallo :D

    ganz tolle Rezension mal wieder! Und ich habe immer noch total Lust auf das Buch und freue mich sehr, dass es dir trotz ungewohntem Genre so gut gefallen hat ^^. Ich kann es kaum abwarten es auch endlich zu besitzen und zu lesen.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!
    Insi Eule

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  6. Hallöchen,
    ich habe dieses Buch wirklich geliebt. Zuerst habe ich gedacht, dass mir das Buch etwas zu leicht geschrieben ist, auch so für dieses Thema, aber dann kamen plötzlich diese und jene Wendungen dazu und ich war einfach fasziniert. Das Buch konnte mich wirklich von vorne bis hinten begeistern. :D

    Liebst, Lotta

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  7. Hallo,

    die Idee mit dem Institut der letzten Wünsche finde ich echt super, aber der Rest sagt mir persönlich nicht so zu. Kennst mich ja :D

    Viele Grüße

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    1. Ja, das glaub ich xD
      Aber mit der Idee könnte man auch gut in die Horror-Richtung was basteln :D

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  8. Danke für diese schöne Rezension!
    Das Buch steht bei mir noch auf der Wunschliste - wie so viele andere Bücher der Autorin auch. Bisher habe ich nämlich noch gar nichts von ihr gelesen. Ich weiß, ich sollte das dringend mal nachholen!
    Dieses Buch wird nun weiter nach oben auf der Liste rücken.

    Hab einen guten Start in die neue Woche!

    Sabrina

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    1. Unbedingt was ausprobieren! Ich finde wirklich, dass sie super schreibt - aber es ist nicht jedem sein Ding ... mein Highlight von ihr war ja "Niemand liebt November" ♥

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  9. Hallo :),

    du machst mich neugierig mit diesem Buch. Ich werde es mir jetzt mal auf meine Wunschliste setzen^^.

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntagabend.

    Glg, Krissi

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