Wer Zwietracht sät von Elizabeth George
Band 22 der Krimireihe mit Insp. Lynley und Barbara Havers
Schauplatz Cornwall, England
Im Original A slowly dying cause
übersetzt von Charlotte Breuer, Norbert Möllemann
Verlag Goldmann
Seitenzahl 752
1. Auflage September 2025
Meine Meinung
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Ich freu mich immer wenn ein neuer Band dieser Reihe erscheint, denn sie
begleitet mich gefühlt schon mein Leben lang :) Der erste Band kam damals 1988
raus - und dementsprechend gibt es in den alten Bänden noch einige
gesellschaftliche Klischees, die man heute nur noch schwer nachvollziehen
kann. Aber die Autorin ist mit ihren Charakteren gewachsen und so haben alle
viele Veränderungen durchgemacht.
Meist haben ihre Bücher ein etwas längeres Vorspiel, bis ein Mord geschieht
und die Aufklärung beginnt. Hier aber werden einige Figuren nur kurz in Szene
gesetzt, so dass man sie schon gut greifbar hat, und das Mordopfer wird
schnell entdeckt.
Interessant ist, dass der Ermordete sozusagen in einem Rückblick von seinem
Leben erzählt. Aus seiner Sicht erfahren wir von den Wendungen und
Entscheidungen, die sein Leben beeinflusst haben und wie er zu seiner Familie
steht. Er wirkt dabei etwas "plump" und unbeholfen, was ihn mir etwas
unglaubwürdig macht als Geschäftsmann, und ich war mir nicht so ganz sicher,
wie weit ich seinen Erinnerungen trauen kann -bzw. ob er uns hier nicht Lügen
auftischt.
Ansonsten ist er ein Mann, der mir sowas von unsympathisch ist, das ich gar
nicht weiß, wo ich anfangen soll. Er hält sich für den Mittelpunkt der Welt,
wenn es ihm gut geht, muss es allen anderen gut gehen, sein Wille geschehe und
seine Frau "besitzt" er. Immer wieder betont er, dass sie ihm "gehört" und ist
natürlich extrem eifersüchtig, misstrauisch, berechnend und besitzergreifend.
Aber auch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen sehe ich keine Empathie
für ihn - als wäre teils im Teenager Alter hängen geblieben und teils
gefühlsmäßig abgestumpft bzw. eben nur auf sich selbst bezogen.
Insgesamt dreht es sich viel um Beziehungen, um Frauen in Beziehungen - und
nicht nur in der Ehe oder Liebe, sondern auch in der Familie. Dabei zeigt sich
sehr schön, wie verschieden jeder Mensch ist und natürlich auch jede Frau.
Manche wollen Kinder, manche nicht, manche eins, manche mehr, manche hängen am
liebsten 24 Stunden an ihrem Partner, andere ziehen eine lockere Beziehung
vor, manche sind gerne Hausfrauen, andere wollen sich gerne in ihrer Arbeit
entfalten und ihrer Berufung nachgehen...
Mir ging während dem Lesen auch immer wieder der Titel durch den Kopf: Wer
Zweifel sät. Ich dachte, dadurch müsse es jemanden geben, der heimlich etwas
macht, der falsche Fährten auslegt oder Misstrauen stiftet ... dafür kam jeder
und niemand in Frage und lange wusste ich nicht, was ich von den einzelnen
Figuren halten sollte.
Es dauert allerdings schon etwas, bis Insp. Lynley auftaucht - und mit ihm
Barbara Havers. Aber das ganze Vorgeplänkel war auch wichtig, um die Figuren
alle besser kennenzulernen, denn da gibt es einige, die per se verdächtig
sind. Die junge Ehefrau des Opfers, die Ex-Frau, die mittlerweile erwachsenen
Kinder, Angestellte usw., die aber alle schon gut umrissen und mit einigen
wichtigen Details vorgestellt wurden, die sie interessant machen.
Der Fall bringt Lynley mit einer Person aus seiner Vergangenheit in Berührung
und auch Barbara hat wieder einige private Sorgen, die sie eher verdrängt als
sich ihnen stellt.
Es wirkt eher wie ein Kriminalroman gemischt mit Familiendramen - denn es
werden viele Personen und ihre privaten Umstände mit hineingezogen. Auch wenn
das interessant war, fand ich es schon schade, dass die "richtigen"
Ermittlungen erst im letzten Drittel so wirklich in den Fokus gerückt werden.
Vorher ging das ein bisschen in den vielen Facetten der Figuren unter und ich
hatte das Gefühl, dass die Rolle der Frau in verschiedenen Beziehungen
zwischen Lügen und Wahrheit hier vor allem zum Thema gemacht werden.
Den Schreibstil fand ich dieses Mal etwas merkwürdig. Vom Aufbau her war es
zwar ebenfalls anders als sonst, aber dennoch wie gewohnt: also anfangs etwas
ruhiger, alle Charaktere werden eingeführt, wie sie Ticken, ihre Gewohn- und
Eigenheiten, bis sich dann die Spannung aufbaut, wer dahinterstecken und wie
alles zusammenhängen könnte.
Aber die Sprache hier allgemein war schon etwas platt und manche Phrasen
wirkten antiquiert und nicht so ganz stimmig. Ob es an der Übersetzung oder am
Original liegt weiß ich natürlich nicht; bei Krimis darf es für mich gerne ein
einfacher Stil sein, aber ich fand alles im Gegensatz zu den früheren Büchern
ungewohnt farblos und etwas überholt.
Die Spannung, die sonst einen fesselnden Sog entwickelt, hat etwas auf sich
warten lassen. Ich hing zwar durchaus an der Geschichte und wollte das Buch
nicht weglegen, aber auch hier kam es mir nicht so aufregend vor wie ich es
gewohnt bin. Trotzdem war ich gerade von den Figuren fasziniert, die alle
speziell und nicht immer sympathisch sind.
Eine sehr ungewöhnliche Fortsetzung die sich von den Vorgängern komplett
abhebt - ich hab es gerne gelesen, wurde gut unterhalten, aber habe den
üblichen hohen Spannungsfaktor vermisst und war auch ein bisschen enttäuscht,
dass Lynley und Havers hier so wenig Zeit einberaumt wurde, die dadurch für
mich nicht mehr richtig greifbar wurden.
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Thomas Lynley Reihe
1. Mein ist die Rache
2. Gott schütze dieses Haus
3. Keiner werfe den ersten Stein
4. Auf Ehre und Gewissen
5. Denn bitter ist der Tod
6. Denn keiner ist ohne Schuld
7. Asche zu Asche
8. Im Angesicht des Feindes
9. Denn sie betrügt man nicht
10. Undank ist der Väter Lohn
11. Nie sollst du vergessen
12. Wer die Wahrheit sucht
13. Wo kein Zeuge ist
14. Am Ende war die Tat
15. Doch die Sünde ist scharlachrot
16. Wer dem Tode geweiht
17. Glaube der Lüge
18. Nur eine böse Tat
19. Bedenke, was du tust
20. Wer Strafe verdient
21. Was im Verborgenen ruht
22. Wer Zwietracht sät





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