Wörter an den Wänden von Julia Walton
Genre Jugendroman - Thema psychische Krankheit Schizophrenie
Im Original Words in Bathroom Walls -- übersetzt von Violetta
Topalova
Verlag Arctis -- Seitenzahl 300
1. Auflage Juli 2017
Klappentext
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Eigentlich sollte es einfach sein, Einbildung und Wirklichkeit zu trennen.
Doch für Adam, der auf eine Highschool in den USA geht, ist dies eine schier
unlösbare Aufgabe, denn er leidet unter Schizophrenie.
Er sieht Menschen, die nicht existieren – zum Beispiel Rebecca, eine schöne junge Frau, die ihn wie eine Schwester versteht, oder einen tyrannischen Mafiaboss mit seiner Tommy Gun.
Er sieht Menschen, die nicht existieren – zum Beispiel Rebecca, eine schöne junge Frau, die ihn wie eine Schwester versteht, oder einen tyrannischen Mafiaboss mit seiner Tommy Gun.
Aber ein neues experimentelles Medikament gibt ihm Hoffnung. Jetzt scheint
alles möglich – sogar die Liebe zur ungestümen, gnadenlos intelligenten Maya.
Für sie will er der großartige Mensch sein, den sie in ihm sieht. Doch dann
verliert das Wundermedikament seine Wirkung, und Adam unternimmt alles, um
sein Geheimnis vor Maya zu bewahren …
Meine Meinung
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Ich finde Romane mit Hintergründen zu psychischen Krankheiten immer sehr
interessant - es wirkt nicht zu wissenschaftlich, gibt aber einen kleinen
Einblick, so dass man ein besseres Verständnis entwickeln kann. Das ist der
Autorin hier auch gut gelungen! Man muss allerdings bedenken, dass es sich
hier um ein Jugendbuch handelt.
Der 16jährige Adam ist schizophren. Das Leben für ihn, seine Mutter und seinen
Stiefvater ist nicht einfach, aber ein neues Medikament soll Besserung
schaffen. Wir erleben Adam´s Eindrücke direkt aus seinen Notizen bzw. einem Art
Tagebuch, dass er für den behandelnden Psychologen schreibt. Denn während der
Therapiestunden, die zur Medikation gehören, spricht er kein Wort.
Dieses Stilmittel finde ich hier sehr passend gewählt, denn man erfährt aus
erster Hand, wie es Adam in seinem Alltag mit Schule, Freunden und seiner
Familie geht.
Ein bisschen hat es mich übrigens an "Die Blumen von Algernon" von Daniel Keyes erinnert, der eine ähnlich aufgebaute Geschichte um einen
Mann mit geistigen Schwächen geschrieben hat.
Adam jedenfalls erzählt recht frei von der Leber weg und sehr authentisch.
Auch mit einer gewissen Portion Selbstironie, die mich manchmal auch zum
Lachen gebracht hat. Es nimmt den Ernst an der ganzen Situation etwas heraus,
was mir gut gefallen hat, denn andererseits zeigt Julia Walton auch viele
Beispiele, in denen sich Adam mit schwierigen Situationen auseinander setzen
muss.
Die Autorin ist nicht selbst betroffen oder hat große Erfahrungen, was ich aus
dem Nachwort herausgelesen habe, aber sie hat gut recherchiert und das
Krankheitsbild verständlich rübergebracht. Gerade die Ängste, die andere vor
Menschen mit schizophrener Erkrankung haben, klingen immer wieder durch. Auch
Adam fühlt sich missverstanden, wenn die Leute ihn ablehnen und Angst haben,
er würde ihnen etwas tun, denn solche Gedanken hegt er nicht.
Er sieht Personen und hört Stimmen, die nicht da sind und muss versuchen zu
erkennen, was nur in seiner Einbildung passiert und was tatsächlich wahr ist.
Keine einfache Situation.
Die Realität ist ein seltsamer Ort, wenn man sich selbst nicht trauen kann. Es gibt keine Fundamente, für michts. Ich habe kein Vertrauen mehr in normale Dinge wie Schwerkraft, Logik oder Liebe, weil es sein kann, dass mein Verstand sie nicht korrekt wahrnimmt.Zitat Seite 93
Das neue Medikament scheint gut anzuschlagen und Adam findet sich in der neuen
Schule gut zurecht. Sogar eine Freundin findet er, kann sich aber nicht
überwinden, ihr von seiner Krankheit zu erzählen. Trotz seiner Defizite
beweist er viel Einfühlungsvermögen und ist immer bestrebt, ein ganz normaler
Teenager zu sein.
Auch die Situation zu Hause ist nicht einfach - doch seine Mutter hält wie
eine Löwin zu ihm und auch sein Stiefvater beweist immer wieder, dass er auf
seiner Seite steht.
Er ließ mich in sein Leben und hat mich dadurch gelehrt, dass Elternschaft heißt, zu dem Menschen zu werden, den die Kinder am meisten brauchen.Zitat Seite 279
Die offene und entwaffnende Art von Adams Erzählung lässt sich sehr gut lesen,
ohne ins seichte oder übertrieben dramatische abzudriften. Maya, seine
Freundin, ist ebenfalls ein sehr eigenwilliger und außergewöhnlicher
Charakter, die einerseits unnahbar scheint, die man aber einfach ins Herz
schließen muss.
Ich hab Adam auf seinem Weg sehr gerne begleitet und fand die Problematiken
gelungen rübergebracht. Man bekommt ein Gespür für die Krankheit und wie
schwer es ist, im Alltag damit umzugehen und ein "normales" Leben zu
führen.
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenbisher habe ich dem Buch keine Beachtung geschenkt, dabei klingt es nach einer sehr starken Geschichte. Den Tagebuch-Stil kann ich mir in dem Zusammenhang gut vorstellen. Vielleicht wird's was mit mir und dem Buch.
Liebe Grüße,
Nicole
Wenn du dir unsicher bist: ich kann es dir gerne leihen, sag einfach Bescheid ;)
LöschenAleshanee, das wäre lieb. :D Aber mit dem Porto nach Österreich zahlt sich das einfach nicht aus. Da kommt der Transport fast auf ein neues Buch.
LöschenLiebe Grüße,
Nicole
Oh stimmt! Das hatte ich vergessen :/
LöschenHallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenich lese auch sehr gerne Geschichten zu psychischen Krankheiten. Da haben wir was gemeinsam :o) Ich denke aber auch, dass der Autor/die Autorin da gut recherchiert haben muss. Ist dem nicht so, kann das auch schnell "nach hinten" losgehen. Dass das in diesem Buch der Fall war, freut mich sehr. Ich glaube zum Thema Schizophrenie habe ich bislang auch noch gar nichts gelesen. Meist geht es in dieser Art von Geschichten um Depression. Oder zumindest sind das die Bücher, zu denen ich bislang am meisten gegriffen habe. Eine sehr interessante Leseempfehlung von dir. Vielen Dank dafür! :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Ja, das Thema Depression ist zurzeit überall zu entdecken. Zum Teil schade, zum Teil aber eben auch wichtig, weil es halt doch sehr sehr viele Menschen betrifft...
LöschenSchizophrenie, damit hab ich im nahen Umfeld Erfahrung, deshalb interessiert mich das Thema. Neal Shusterman hat das ja auch versucht in dem Buch "Kompass ohne Norden" - und obwohl ich seine anderen Dystopie-Geschichten mega genial finde, konnte er mich damit leider gar nicht überzeugen.
Das war hier schon besser, auch wenn es, wie gesagt, eben ein Jugendbuch ist und das auch auf dem Level erzählt wird. Dafür aber dann auch gut :)
Was ebenfalls in die Richtung ging, womit ich ja überhaupt nicht gerechnet hatte, war "Pepper Man". Da konnte man ja viel verschiedenes reininterpretieren, und das hatte schon auch so einen Hauch der Krankheit (nach meinem Gefühl), aber eben auch andere psychische Auswirkungen. Ist jetzt schwer zu beschreiben. Pepper-Man war überhaupt ein sehr schwieriges, bedrückendes und bewegendes Buch.
Liebe Aleshanee
AntwortenLöschenDu hast komplett recht: eine gute Recherche oder genug eigene Erfahrungen sind bei solch sensiblen Themen noch wichtiger als sonst. Und der Autorin scheint das ja wunderbar gelungen zu sein und wenn es dann auch noch für Jugendliche aufbereitet ist, gefällt mir das noch besser. Ich weiss schon genau, wem ich das Buch schenken werde, danke dir.
Alles Liebe
Livia
Ich kann es nur mit meiner eigenen Erfahrung "beurteilen", aber ich denke schon, dass man hier sehr deutlich erkennt, welche Probleme mit dieser Krankheit einhergehen und wie schwierig es ist, damit zu leben. Grade auch mit der Wirkung auf das Umfeld.
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