Draußen wartet die Weite – und sie kann tödlich sein …
Ajit weiß, dass er die Stadt Hope niemals verlassen wird. Denn sie ist
umgeben vom GLISS, einem Boden, auf dem nichts haftet und nichts gebaut
werden kann. Hinter dem GLISS gibt es keinen Ort, keine Menschenseele.
Zumindest dachte der 17-Jährige das.
Doch als eines Tages ein toter Mann über das GLISS getrieben wird, ist Ajit
und seinen Freunden Phil und Majala klar: Die Geschichte ihrer Welt ist eine
Lüge und die, die Ajit für seine Familie hielt, tun alles, um diese Lüge zu
verteidigen. Die Wahrheit jedoch – die liegt hinter dem GLISS. Mitten in der
tödlichen Weite, aus der noch niemals jemand zurückgekehrt ist …
Gliss - Tödliche Weite von Andreas Eschbach
Genre All Age Science Fiction
empfohlen ab 14 Jahren
Verlag Arena -- Seitenzahl 456
1. Auflage Oktober 2021
Meine Meinung
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Ähnlich wie in "Eines Menschen Flügel" spielt sich diese Geschichte auch wieder in ferner Zukunft auf einem fremden Planeten ab, den die Menschen seit einigen Generationen neu besiedelt haben. Ebenfalls ähnlich: Neben der bewohnbaren Landmasse gibt es einen Boden aus einem unbekannten Material. Wie bei uns auf der Erde das Meer weite Teile des Planetens bedeckt, ist es hier das "Gliss".
Was für eine geniale Idee!
Das Gliss ist eine total glatte Oberfläche, die keine Reibung zulässt. Das heißt, wirft man z. B. einen Stein darauf, gleitet er weiter - und hält erst wieder an, wenn er auf ein Hindernis stößt bzw. ändert er dann einfach nur die Richtung.
Gefährliche Sache für die Menschen, die überall kleine Barrikaden bauen, damit keiner von ihnen aus Versehen in die Weite hinausrutscht und sozusagen bis ans Ende der Welt schlittert.
Unser Protagonist Ajit ist ein Jugendlicher, der in einer eher kleinen Stadt am Rande des bewohnten Gebietes aufwächst. Er hat keine großen Ambitionen, wird oft Träumer genannt oder gar Spinner, weil sein Kopf voller "verrückter" Ideen ist und ihm immer die unmöglichsten Einfälle kommen.
Ja, er mag etwas naiv wirken, wie ich in anderen Rezensionen gelesen habe, aber man muss sich bewusst machen, wo und wie er aufwächst, welche Dogmen ihn geprägt haben und wie er immer mehr begreift, dass hinter dem Wissen, das ihm vermittelt wird, ganz andere Wahrheiten verborgen sind.
Sein bester Freund Phil ist ein Draufgänger, den Ajit desöfteren bremsen muss in seinem Tatendrang - dennoch hecken die beiden immer wieder neues aus.
Ein Dorn im Auge von Ajit ist sein Cousin Nagendra. Ein viel beliebter junger Mann, etwas älter als Ajit, der große Ambitionen hat und von allen bewundert wird. Ajit selbst hat jedoch schon in jungen Jahren hinter die Kulisse seiner Manipulationen geblickt und hat ihm gegenüber ein starkes Gefühl der Rivalität entwickelt.
Vor allem, da Majala, in die er heimlich verliebt ist, auf die schönen Worte von Nagendra nur zu leicht hereinfällt.
Das alles erfährt man schon auf den ersten Seiten, was einen guten Einblick auf die Verbindungen gibt und die sich daraus ergebenden Ereignisse. Manche fanden dabei vieles zu vorhersehbar - ich bin da anscheinend etwas kurzsichtiger als andere, denn es gab nicht viel, was ich vorausgesehen hab.
Eschbach lässt sich Zeit mit der Beschreibung des Lebens und der gesellschaftlichen Normen, die sich hier nach der Besiedlung des Planeten eingespielt haben. Seine Ideen hierzu sind wieder vielfältig und geprägt von den kleinen Details, die diese Welt lebendig machen - und ein Spiegel vieler Formen unserer Gesellschaft.
Auch die Zeitrechnung ist anders, da die Sonne hier nicht über den Himmel wandert, sondern mehr oder weniger am Horizont verbleibt. Welche Auswirkungen das auf die Menschen und die Natur hat sind nachvollziehbar und anschaulich beschrieben.
Mit Ajit hat der Autor wie gesagt wieder jemanden geschaffen, der sich nicht von der Realität, die er kennt, bremsen lässt, sondern eigene Ideen entwickelt, auch wenn er von anderen ständig zurückgehalten wird. Von einer Gesellschaft, die sich selbst Mauern baut in einem sicheren System, indem sie aber kaum Freiheiten haben.
Ajit treibt die Neugier an, die Lust zu entdecken, etwas zu erfinden und den Dingen auf den Grund zu gehen. Vor allem aber auch die Frage, ob sie tatsächlich alleine sind auf diesem Planeten, was vor allem der tote Mann, der eines Tages über das Gliss zu ihnen getrieben wird, in Frage stellt.
Ab da zieht dann auch das Tempo an und die Ereignisse überschlagen sich. Alles, was Ajit glaubte zu wissen, wird auf den Kopf gestellt - und er muss all seinen Mut beweisen, um ein fatales Verhängnis aufzuhalten.
Wieder ein großartiges Buch für Jugendliche aber auch alle anderen Leser, die gerne in fremde Welten abtauchen und das auch in einem ruhigen Tempo genießen können.
Die Vergangenheit ist das, was wir erzählt und überliefert bekommen. Wir waren nicht dabei und wissen nicht, was "wahr" ist oder mit welcher Überzeugung/Gesinnung diese "Wahrheit" niedergeschrieben wurde.
Deshalb ist es immer sinnvoll, Fragen zu stellen, Systeme zu durchleuchten und nichts einfach hinzunehmen. Toleranz, Hilfsbereitschaft, Güte, Achtsamkeit - und ein offenes Herz für alle Menschen, damit alle in Frieden leben können.
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Ebenfalls rezensiert von
Ich hab schon sehr viel von Andreas Eschbach gelesen... hier ein paar meiner Lieblingsbücher von ihm
Sci-Fi Jugendbuchreihe: Das Marsprojekt
fiktiver Roman (1942):
NSA
Liebe Aleshanee
AntwortenLöschenDas klingt super spannend, vielen lieben Dank für die Buchvorstellung. Interessant auch, dass das Buch so unterschiedlich bewertet worden ist, ich werde mir die anderen Rezensionen auch gleich einmal ansehen.
Ganz liebe Grüsse
Livia
Eschbach erzählt halt gerne :) Da geht es nicht gleich viel mit Action los oder so, zumindest in manchen seiner Bücher. Ich mag das, grade wenn es um fremde Welten geht, und man sie erstmal kennenlernt.
LöschenVielleicht geht das einigen zu langsam? Auch das vorhersehbare hab ich nicht gemerkt ... ich komm da oft recht spät drauf :D
Hi Aleshanee,
AntwortenLöschenich weiß natürlich, dass Du ein Eschbach-Fan bist, aber selbst wenn ich den Fan-Bonus abziehe, klingt es interessant, zumal mir das Buch auch vorher schon aufgefallen war, ich mir nur nicht sicher war, ob es was für mich ist oder nicht. Der Daumen regt sich eher nach oben ;)
Viele Grüße
Frank
Nachdem dir ja "Eines Menschen Flügel" auch gefallen hat, könnte das hier schon was für dich sein ;)
LöschenEs ist ein bisschen ähnlich - wenn auch wieder ganz anders - und eben ein Jugendbuch. Nicht ganz so ausschweifend, wenn anfangs auch eher ruhig in der Einführung ... und eben ein Spiegel der Gesellschaft.
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschendas hört sich wieder nach einer tollen, fantastischen Geschichte an. Und wenn du schreibst, dass es etwas straffer als "Eines Menschen Flügel" ist, bin ich dem nicht abgeneigt. Es wandert gleich auf die Merkliste.
Liebe Grüße und schönen Abend,
Nicole
Es ist ja nicht mal halb so dick wie Eines Menschen Flügel :D Und der Anfang ist schon recht ruhig, das mag nicht jedem gefallen, aber mich fasziniert es, weil man so schön in diese fremde Welt eintauchen kann. Und wenns dann spannend wird geht es ziemlich temporeich vorwärts!
LöschenDas Ruhige mag ich auch recht gern. Es muss bei mir nicht gleich mit Action losgehen. Das Buch ist definitiv bald an der Reihe. Ich bin gespannt.
LöschenHallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschen"Eines Menschen Flügel" war ein beeindruckendes Buch und nun hat mich deine Rezension doch ziemlich neugierig auf GLISS gemacht. Steht schon auf der Merkliste. :)
Liebe Grüße
Nicole
Das freut mich! Ist halt ein Jugendbuch, aber trotzdem wieder richtig gut :D
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