Samstag, 29. September 2018

Rezension: NSA von Andreas Eschbach

NSA

Nationales Sicherheits-Amt
von Andreas Eschbach

Genre: fiktiver Roman
Setting: Deutschland in den 50er Jahren

Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 800
Hardcover: 22,90 €
Ebook: 16,99€

1. Auflage: Sept 2018





Verlagsinfo
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Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...



Meine Meinung
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Ich mag ja die Bücher von Andreas Eschbach immer sehr und mache können mich so richtig begeistern - und mit diesem hier ist ihm mal wieder ein absoluter Geniestreich gelungen!

Es beginnt in Weimar im Jahr 1942. Die NSA ist an sich eine eher kleine, wenig beachtete Anlage im Deutschen Reich, die sich auf die Programmierung und Auswertung von Daten per Komputer spezialisiert hat. Ja, Komputer. Denn der Autor hat hier das Konstrukt gezeigt wie es hätte sein können, wenn es damals schon dieses Medium gegeben hätte. Und verbindet damit unsere aktuellen Bedenken der Datensammlung in Bezug auf die Auswirkungen, die das ganze in Kriegszeiten gegeben haben - und eben auch in Zukunft geben könnte!

Denn natürlich kann man mit den Daten der Menschen eine Menge herausfinden und welche schlimmen Folgen das hat zeigt er gleich zu Beginn mit einem ganz einfachen Experiment.

Danach geht es aber erstmal zurück in die Vergangenheit von Helene Bodenkamp. Sie wird später eine große Rolle spielen in der NSA als eigentlich "kleine" Programmstrickerin, denn die Programmierungen sind in dieser Zeit den Frauen vorbehalten - warum das so ist erklärt er übrigens sehr anschaulich und mit amüsanter Überzeugung.

"Die Frau, deren naturgegebene Aufgabe die Sorge für die Familie ist, 
muss hierzu eine Vielzahl von sich immer wiederholenden Arbeiten verrichten,
 und je besser es ihr gelingt, diese in zweckdienlicher Weise zu organisieren, 
desto mehr erleichtert sie sich den Alltag. 
Daher ist jede Hausfrau und Familienmutter von Natur aus eine Programmierin, 
sie weiß es meist nur nicht, denn es ist nicht ein Komputer, den sie programmiert, 
vielmehr programmiert sie sich selbst." S. 157

Ebenfalls zeigt er das Leben von Eugen Lettke, der auch eine wichtige Stellung im Nationalen Sicherheits-Amt haben wird und der Lebensweg von ihm sind machen sehr deutlich, wie sich in diesen Zeiten negative Auswirkungen entwickeln können.

"Stärke war sein eigener Beweis und seine Rechtfertigung, denn stark war er, 
der sich nehmen konnte, was er begehrte, und es schaffte, 
der Welt seinen Willen aufzuzwingen ..." S. 106

Diese beiden Gegensätze ergeben ein sehr gutes Bild von der mitfühlenden Helene, die sich immer wieder sträubt, den Judenhass zu unterstützen und dem machtbesessenen Eugen, der seinen Kontrolltrieb mit allen möglichen perfiden Mitteln auslebt. Sie stehen auch im Mittelpunkt der Geschichte, die natürlich auch den Aufstieg Hitlers und die vielen großen wie kleinen Konsequenzen aufzeigt, die damals den Lauf der Dinge beeinflusst haben.
Es gibt viele bekannte Details im Rahmen von Namen, prägnanten Ereignissen und Erfindungen die man kennt und einen Bezug dazu schaffen; eben mit der Besonderheit der fortschrittlichen Technik, die er perfekt mit eingebaut hat. Wie eben die Komputer, Elektrobriefe (Emails), bewegliche Telephonie (Handys), Parolen (Passwörter) oder das Weltnetz (Internet).

Die Sammlung von Daten und was damit gemacht wird und werden kann ist ja schon lange ein aktuelles Thema - und auf welche Ideen Eschbach hier kommt lassen einem wirklich die Haare zu Berge stehen vor allem wenn man daran denkt, dass diese Möglichkeiten mit Sicherheit schon irgendwo genutzt werden! Ich frage mich dann wirklich welche kranken Köpfe tatsächlich Gebrauch davon machen und den Menschen an sich auf diese Informationsquellen reduzieren, denn Helene hat hier eine ganz eigene, wichtige Einsicht dazu:

"Wahrscheinlich, dachte sie, liegt es daran, dass man einen Menschen, egal, 
wie viele Daten man über ihn sammelt, doch niemals wirklich erfasst, 
sodass immer Unklarheiten und Widersprüche bleiben, ja, womöglich sogar erst 
durch den Umstand der Zergliederung in Daten entstehen." S. 364

Man trifft ja tagtäglich unzählige Entscheidungen, die meist nur kleine Auswirkungen haben, manche aber dann plötzlich ungeahnte Dimensionen annehmen. Auch ein Punkt der hier sehr klar hinterfragt wird und die beiden Charaktere, wie auch die Nebenfiguren, sind sehr klar strukturiert aber auch in ihren Feinheiten sehr gut gezeichnet. Ängste, Hoffnungen, Ohnmacht und Tatendrang, das alles im Wechselspiel der Gefühle macht sehr deutlich, wie schwierig es oft ist, sich für "das Richtige" zu entscheiden.

"Wenn es um wichtige Dinge geht, wählt man nicht <frei>, sondern man wählt die Option, 
die man für die bessere hält - und das Problem ist, dass man das meistens nicht weiß." S. 552

Insgesamt war es immer flüssig zu lesen und es wechselte zwischen den Perspektiven von Helene und Eugen, so dass man beide Werdegänge und die Zusammenhänge sehr gut verfolgen konnte. Es entstand eine große Intensität zur Handlung und eine ununterbrochene Spannung ohne große Dramatik, aber mit einer fesselnden Anspannung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat.

Meine Bewertung
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 http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/5%20Sonnen

© Aleshanee
 
  Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.




Ebenfalls rezensiert von
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Über den Autor: Andreas Eschbach, geboren am 15.09.1959 in Ulm, ist verheiratet, hat einen Sohn und schreibt seit seinem 12. Lebensjahr.
Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler. Von 1993 bis 1996 war er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma.
Als Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung "für schriftstellerisch hoch begabten Nachwuchs" schrieb er seinen ersten Roman "Die Haarteppichknüpfer", der 1995 erschien und für den er 1996 den "Literaturpreis des Science-Fiction-Clubs Deutschland" erhielt. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller "Das Jesus-Video" (1998), der im Jahr 1999 drei literarische Preise gewann und zum Taschenbuchbestseller wurde.
Nach über 25 Jahren in Stuttgart lebt Andreas Eschbach mit seiner Familie jetzt seit 2003 als freier Schriftsteller in der Bretagne.
Quelle: Bastei Lübbe Verlag


18 Kommentare:

  1. Das ist ja eine sehr schön beschriebene, detaillierte Rezension. Ich finde auch, das Buch ist toll zum Diskutieren, wir hätten mal eine Leserunde daraus machen sollen. :-D

    Liebe Grüße,
    Mona

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    1. Vielen Dank Mona! Ja, da wäre eine Leserunde wirklich sehr aufschlussreich gegeben, Stoff für Diskussionen ist ja hier genug vorhanden! :)

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    2. Das stimmt, eine Leserunde wäre hier wirklich sehr interessant gewesen ... Da schließe ich mich eurer Meinung an.

      Meine Rezi wird zwar erst nächste Woche erscheinen, aber ich finde es spannend zu sehen, wie ihr das Buch so empfunden habt :).

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    3. Oh, na dann bin ich neugierig, was du dazu sagst :)

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  2. Vielen Dank für diese tolle und ausführliche Rezension^^
    Ich hab das Buch zwar in einem Laden gesehen, hielt es aber für ein Sachbuch und habs deshalb nicht weiter beachtet. Als ich dann aber den Eintrag sah, wurde ich doch neugierig und jetzt möchte ich das Buch selbst gern lesen. Ich weiß zwar noch nicht, wann das sein wird, aber dank dir hat das Buch auf jeden Fall eines Tages einen Leser mehr :-)

    Lg,
    Kira

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    1. Ah zum Glück! Hast du noch nichts von Eschbach gelesen? Der schreibt wirklich tolle Bücher! Und gerade das ist eins seiner besten wie ich finde! Ich hab schon einiges von ihm gelesen und ich mag sie alle gerne :)

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  3. Das klingt auf jeden Fall spannend :)

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    1. Auf jeden Fall! Keine Spannung im Bereich Action oder sowas, aber es fesselt einfach durchweg und hat eine ständige unterschwellige Spannung, die einen immer weiterlesen lässt! Ich fands wirklich großartig umgesetzt!

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  4. (Huhu, irgendwie hat wohl mein erster Versuch einen Kommentar zu hinterlassen nicht geklappt). Das ist ja mal ne tolle Rezension! Das Buch spricht mich sofort an. Ich habe vor vielen Jahren (bestimmt über 15 Jahre her;)) mal ein Buch von Eschbach gelesen, und dachte immer, irgendwann muss ich mal noch mehr von ihm lesen...Ich glaube, nun könnte es soweit sein:-) Ganz schön dicker Schinken mit 800 Seiten, aber thematisch klingt das spannend! Liebe Grüße, Kathrin

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    1. Oh, das ist doof :( Das passiert mir leider auch manchmal wenn ich woanders kommentiere, aber zum Glück nur selten.

      Vielen Dank! Freut mich wenn ich dich neugierig machen konnte. Eschbach schreibt tolle Bücher und oft mit heiklen Themen. Das hier ist für mich aber definitiv eins seiner besten! Die 800 Seiten merkt man gar nicht, man ist so in der Geschichte drin, da fliegt man nur so durch ;)

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  5. Eine schöne Rezension :) Ich habe das Buch ebenfalls von Bastei Lübbe bekommen und bin gerade am Lesen. Bin zwar erst auf Seite 149 aber schon schwer begeistert. Diese "Hints" auf Dinge wie Mobiltelefone, NFC-Bezahlsysteme, Facebook etc. sind schon ziemlich gut gemacht. Das Szenario macht schon Angst was passieren wird. Der Stil ist mal wieder typisch Eschbach (und damit klasse) und ich finde es super, dass gerade der Werdegang von Helene und Eugen im Detail beschrieben wird. Diese genauen Charakterbeschreibungen mag ich bei Eschbach sehr.
    Bin unglaublich gespannt wie es weitergeht. Werde dann natürlich auch eine entsprechende Rezension schreiben :)

    LG,
    Chris

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    1. Dankeschön!
      Ich mag seine Bücher auch total gerne und vor allem, wie gut er seine Themen umsetzt und ja, natürlich auch die Figuren. Wobei mir jetzt NSA fast schon am besten vorkam von allen die ich bisher gelesen habe und ich kenne einige ;)
      Ich wünsch dir noch viel Spaß beim Weiterlesen!

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  6. Das Buch habe ich ja nun schon öfter gesehen und dachte immer es ist nichts für mich aber jetzt ist es doch mal auf der Wunschliste geladet! Klingt sehr interessant

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    1. Wäre es von einem anderen Autor hätte ich mir es wahrscheinlich erstmal gar nicht näher angeschaut bei dem Titel - allerdings hat das Cover schon auch was, das hat mich direkt angesprungen *g*
      Ich lese ja sehr selten etwas aus dem Bereich "Drittes Reich", aber die Idee ist wirklich originell und er hat sie hier perfekt umgesetzt. Das kann man jedem uneingeschränkt weiterempfehlen!

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  7. Ich bin ein großer Fan von Eschbachs Büchern und liebe seine Gedankenspiele. Auch dieses hier klingt wirklich wieder ungewöhnlich und ich bin gespannt, wofür Eschbachs Figuren die gesammelten Daten wohl einsetzen werden :-)

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    1. Das werden spannende Lesestunden, das kann ich dir versprechen ;)

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  8. Ich schätze das wird mein nächstes Hype-Buch, welches ich mich lesen traue.
    Klingt wirklich sehr vielversprechend.
    Bei Dir darf ich wirklich nicht zu oft vorbeischauen *g*

    Liebe Grüße,
    Conny

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    1. Oh ja, unbedingt! Das hat den Hype auch definitiv verdient! Wobei ich jetzt den gar nicht wirklich mitbekommen habe *lach* Ich hab das Buch gar nicht so viel gesehen ... aber es ist auf jeden Fall großartig umgesetzt!

      Ich hab durchaus auch negative Kritik bei Büchern auf meinem Blog :P Dein Besuch ist immer gern gesehen :)

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