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Samstag, 31. Juli 2021

Der Tod wartet von Agatha Christie

Der Tod wartet von Agatha Christie

"Du siehst doch ein, dass sie sterben muss.” 

Diesen Satz, den Raymond Boynton an seine Schwester richtet, hört Hercule Poirot zufällig in seinem Jerusalemer Hotel mit. Als Mrs Boynton, die tyrannische Stiefmutter der Geschwister, wenig später auf dem Weg nach Petra ermordet wird, erinnert sich Poirot an die verschwörerischen Worte. Er hat nur 24 Stunden, um den Fall zu lösen. 

Genug Zeit jedoch, um Überraschendes zu Tage zu fördern ...
 
 
 
 
 
 
 
Meine Meinung 
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Die Poirotkrimis sind immer sehr kurzweilig und eben auch relativ kurz mit immer knapp 200 Seiten - deshalb fällt mir oft nichts besonderes ein, was ich in einer Rezension darüber erzählen könnte. Außer dass das Miträtseln um den Täter wie immer spannend war ... 

Hier allerdings fiel mir sofort auf, dass der Fall anders aufgezogen ist. Nicht unüblich, aber Christie beschäftigt sich hier wirklich sehr mit den psychologischen Aspekten der Familie des Opfers, von Anfang an - und der Mord passiert dann schließlich eher so nebenher, bevor es dann schon wieder an die Ermittlung und vor allem die Verhöre der Verdächtigen weitergeht. 

Beim Schauplatz sind wir mal wieder in Israel unterwegs. Hier treffen verschiedene Reiselustige aufeinander, vor allem die Familie Boynton. Die erwachsenen Kinder stehen alle unter der Fuchtel der herrschsüchtigen Mutter, bzw. Stiefmutter und auch Schwiegermutter. Diese ist eine wirklich böswillige, ja sadistische alte Frau, der es Vergnügen bereitet, ihre Kinder an der kurzen Leine zu halten und mit ihnen perfide, psychische Spielchen zu treiben. 

Beleuchtet wird diese Konstellation durch die angehende Ärztin Sarah King und den Psychologen Dr. Gerard, die im selben Hotel untergekommen sind wie die Boyntons und die aus unterschiedlichen Gründen Interesse für die schwierige Situation zeigen. 
Hercule Poirot ist natürlich auch nicht weit und obwohl er von dem Mord selbst gar nichts mitbekommt, ist er überzeugt, durch die Gespräche mit allen Beteiligten recht bald der Wahrheit auf die Spur zu kommen. 

Ich war wirklich fasziniert vom Gespür der Autorin für die vielen Facetten der Charaktere. Man muss sich ja in Erinnerung rufen, zu welcher Zeit sie die Bücher geschrieben hat, zu der die gesellschaftlichen Normen ganz andere waren, wie man auch beim lesen sehr deutlich merkt. 

"Er begreift also gar nicht, was los ist?" fragte sie zweifelnd.
"Wie sollte er. Er ist kein Psychologe."
Zitat Seite 41

Wenn man kein Psychologe ist besitzt man also keine Menschenkenntnis oder den Hauch einer Empathie? Zumindest kam das in der Szene so rüber und manchmal, ja, manchmal hab ich tatsächlich auch das Gefühl. Wobei ich mir grade bei Psychologen da ebenfalls oft unschlüssig bin ... Aber interessant, dass damals so gedacht wurde. Ich glaube nicht, dass das ironisch gemeint war - es ist auch schwer zu beschreiben was ich da alles reininterpretiere, da es ja so aus dem Kontext gerissen ist. 
Jedenfalls hat mich die psychologische Ebene der Figuren hier sehr angesprochen!

Diesen kleinen Absatz fand ich ebenfalls wert, zu notieren:

"... Ich bin immer froh, wenn Frauen etwas erreichen."
"Warum?" fragte Sarah wütend.
Miss Pierces Mund formte ein erstauntes O. "Nun, weil -", stotterte sie, "weil, ich meine - weil es gut ist, wenn Frauen etwas tun können."
"Ich kann Ihnen nicht zustimmen", antwortete Sarah. "Ich finde es erfreulich, wenn irgendein menschliches Wesen etwas im Leben erreicht. Es spielt absolut keine Rolle, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Warum auch?"
Zitat Seite 75

Das finde ich schon sehr bemerkenswert für eine Zeit, in der Frauen um  ihre Rechte kämpfen, dass Christie hier zeigt, dass man nicht ebenso einseitig denken sollte wie die Männerwelt damals, sondern beide ebenbürtig sind.
 
Gerade die erste Hälfte des Buches ist wirklich gespickt mit vielen charakterlichen Stärken und Schwächen, deren Definition und Auslegung, wie sie beeinflussen und verändern. Ich mag sowas sehr gerne. Es blieb für mich immer spannend, auch nach dem etwas unspektakulärem Tod des Opfers und den Verhören, als Poirot hinzugezogen wird. Die Aufklärung war jedenfalls wieder sehr überraschend, mit der ich nicht gerechnet hätte.
 
Abschließen möchte ich mit noch einem Zitat, weil ich es so witzig fand - manche Lösungen sind einfacher, als man denkt xD
 
"Die Zivilisation ist an allem schuld, dachte Sarah. Wenn wir keine Zivilisation hätten, gäbe es auch keine Mrs. Boynton. Bei den Wilden hätte man sie schon längst getötet und aufgegessen."
Zitat Seite 79
 
 
Meine Bewertung
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Der Tod wartet von Agatha Christie

oder Rendezvous mit einer Leiche

Band 18 der Krimireihe um Hercule Poirot
Im Original Appointment with Death - übersetzt von Ursula-Maria Mössner

Verlag Atlantik --- Seitenzahl 240
Obige Ausgabe von 2015 --- im Original erschienen 1937
 



Ebenfalls aus der Poirot Reihe gelesen

1) Das fehlende Glied in der Kette
2) Mord auf dem Golfplatz
4) Alibi (4.5 Sterne)
5) Die großen Vier
6) Der blaue Express (4.5 Sterne)
7) Das Haus an der Düne
8) Dreizehn bei Tisch
10) Nikotin (4.5 Sterne)
11) Tod in den Wolken
14) Mord in Mesopotamien 
15) Der Tod auf dem Nil
16) Der ballspielende Hund (5 Sterne)
17) Hercule Poirot schläft nie (4 Sterne)
22) Das Böse unter der Sonne (4 Sterne) 
23) Das unvollendete Bildnis (4.5 Sterne)
27) Vier Frauen und ein Mord (4 Sterne)

3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Aleshanee,

    interessant welche Sichtweise/Lebenseinstellung die Autorin da über den Roman an uns Leser vermittelt wird.

    LG...Karin..

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    1. Davon findet man immer wieder etwas in ihren Büchern. Sie war schon eine tolle Frau :)

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  2. Liebe Aleshanee

    Es freut mich sehr, dass dir das Buch so gut gefallen hat und ich erinnere mich selber auch an die vielen Lebensweisheiten, Spitzfindigkeiten und die Gesellschaftskritik, die Agatha Christie in ihren Büchern unterbringen konnte.

    Zeit, bald wieder einmal eines ihrer Bücher in die Hände zu nehmen ;-)

    Ganz liebe Grüsse
    Livia

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