Montag, 15. Dezember 2014

Rezension: Morbus Dei Trilogie von Bastian Zach und Matthias Bauer

Morbus Dei - Die Trilogie

von Bastian Zach und Matthias Bauer

Genre: historischer Mystery-Thriller

Band 1: Die Ankunft
Band 2: Inferno
Band 3: Im Zeichen des Aries

Verlag: Haymon
Seitenzahlen: 290 / 368 / 400
Taschenbuch: 9,95 € / 12,95 € / 12,95 €

1. Auflagen: 2010/12/13


KEINE SPOILER!



"Ein friedlicher Anblick. Wenn man nicht um die Geschichte des Dorfes wusste, 
das seine Geheimnisse wie unter meterhohem Schnee verbarg." S. 164 (aus Die Ankunft)


Zum Inhalt

Tyrol, anno 1703/04

Den Deserteur Johann List verschlägt es auf seiner Flucht in den Bergen Tyrols mitten im Winter in ein einsames Dorf. Dem Tode nahe findet er in der Tochter des unwirschen Bauern Jakob Karrer einen Schutzengel, der ihn überleben lässt. Ohne Chance auf ein Fortkommen muss Johann dem hartherzigen Bauern Karrer als Knecht dienen, um die Schuld abzutragen.
Er merkt schnell, dass hinter der Fassade der verschwiegenen Dorfgemeinschaft ein Geheimnis liegt und auch wenn es einige unter ihnen gibt, die ihm wohlgesonnen sind, spürt er die Angst und die Beklemmung, die die Gemeinde eng zusammenrücken lässt. 

Nur langsam kommt er dem Rätsel aus der Vergangenheit auf die Spur und entdeckt eine grausame, wohl gehütete Wahrheit. 

Aber auch Johann selbst hat eine Last aus seiner Vergangenheit zu tragen, die ihm wie ein Schatten überallhin verfolgt. Um diese loszuwerden, geht er ein sehr hohes Risiko ein und verspielt damit beinahe alles, was ihn im Leben noch wichtig ist.

Meine Meinung

Der Klappentext aus dem ersten Band hat mich sofort an "Das finstere Tal" erinnert, bei dem die ersten Begebenheiten ähnlich sind, sich aber hier völlig anders entwickeln. Ich hab mich bei der Inhaltsangabe bewusst knapp gehalten, um nicht zuviel zu verraten. 
Dem ersten Teil würde ich noch den Stempel Mystery Thriller aufdrücken, bei den beiden Fortsetzungen wirkt es eher wie ein historischer Roman in den Kriegswirren Österreichs und Frankreichs. Trotzdem zieht sich die Thematik wie ein roter Faden von der ersten Seite bis zum Abschluss. Die Bände setzen sich in der Handlung nahtlos fort.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich, bündig und schnörkellos und passt so perfekt zu dem düsteren Schauplatz und den geheimnisvollen Hintergründen, die sich in der kargen Einsamkeit des Tales widerspiegeln. Die Autoren spielen hier sehr gut mit den Perspektiven, die sich teilweise sehr schnell zwischen verschiedenen Charakteren abwechseln. Wenn man sich mal reingelesen hat stört es überhaupt nicht und bietet einen sehr guten Überblick und ich war immer ganz nah am Geschehen. Die leichte Mundart, die sich in den Dialogen einschleicht, unterstreicht die Authenzität und hat mich tief in die verschneiten Berge Österreichs entführt. Das harte Leben und die raue Landschaft werden trotz knapper Worte sehr eindringlich geschilder. (Der Stil ist nicht für jeden etwas, ich würde erst zur Leseprobe raten)

Johann List ist ein Deserteur, geflohen aus den Wirren des Krieges, die in ihm unmenschliches zu Tage gefördert haben und denen er endlich den Rücken kehren möchte. Elternlos in einem Kloster aufgewachsen hat er viele, menschliche Erfahrungen sammeln können, die ihm die Brutalität seiner Zeit als Soldat nicht nehmen konnte.
Er spürt sofort die verhaltene, abweisende Stimmung, die das verschneite, einsame Dorf im Griff hält und seine Neugier lässt ihn nicht los, was es damit auf sich hat. Angewiesen auf die "Güte" des Bauern Scharrer hält er still, lässt sich aber nicht davon abbringen, seine Ziele auf seine eigene Weise zu verfolgen. 
Die Tochter des Bauern, Elisabeth, die mit der notwendigen Geduld die Launen ihres Vaters erträgt, ist ihm sofort ans Herz gewachsen. Trotz der beständigen Unterdrückung hat sie sich ihren eigenen Willen bewahrt und sie kämpft bis zum Schluss darum, mit Johann ein gemeinsames Leben führen zu können. 

Die Charaktere sind insgesamt recht grob, aber sehr klar umrissen, und werden vor allem durch ihre Handlungen sehr bildhaft dargestellt. Auch die kurzen Gedanken, die in Kursivschrift eingefügt werden, helfen dabei, ihnen näher zu kommen - vor allem auch durch die ehrlichen Gefühle. Es sind zum größten Teil einfache Menschen, wodurch gerade alles komplizierter wird - mit einfachen Wünschen, die für sie unerreichbar scheinen.

"Kriege gegen alles und jeden, der anders ist, wirds noch bis zum Jüngsten Gericht geben." 
Seine Stimme wurde leiser. "Draufzahlen tun die Schwachen. Die sterben." 
(S. 45 aus "Im Zeichen des Aries")

Der Einfluss der Kirche spielt eine nicht unerhebliche Rolle, was zu der Zeit für viele Menschen die Entscheidung zwischen Leben und Tod bedeutet hat. Der trockene Humor war recht sparsam gesät, aber immer passend. Am stimmungsvollsten und atmosphärisch dicht war der erste Band, der mir auch am besten gefallen hat. Der zweite war in der ersten Hälfte etwas zäh, hat aber dann wieder an Tempo zugenommen (was aber auch daran lag, dass der Klappentext gespoilert hat).
Im dritten liefen die ganzen Fäden dann zusammen, die vielen Wendungen haben die Spannung in die Höhe getrieben obwohl man ahnt, wie das ganze enden wird. Ich hab sehr mit den Charakteren mitgelitten und einige sind mir besonders ans Herz gewachsen. Es war mal ein ganz anderer Schauplatz für mich und der eigenwillige Stil hat mir sehr gut gefallen!

Es gibt sogar einen Trailer zu Band 3, in dem winzige Spoiler versteckt sind, die man aber auch weiß, wenn man die Klappentexte liest ... also kann man ihn sich eigentlich schon anschauen, ich find ihn gut gemacht :)

Buchtrailer auf youtube



Zusammengefasst


Thematik: Angst vor dem Unbekannten, Willkür der Kirche, Sinnlosigkeit des Krieges und der Mut der Entschlossenheit, für das Richtige zu kämpfen
Schreibstil: eindringlich und bündig, authentisch in den Dialogen
Charaktere: klar umrissen
Spannung: im ersten Band durchgehend, im zweiten ab der Hälfte, im dritten mit dramatischem Ende
Umsetzung: konsequent den eigenen Stil durchgezogen und im Detail gut durchdacht

Fazit


Von der Stimmung sehr abwechslungsreiche, authentische historische Reihe in den Kriegswirren Österreichs Anfang des 18. Jahrhunderts, die mit ihren kernigen Charakteren, der eindrucksvollen Atmosphäre und den hintergründigen Fragen besticht, die den Kern der Handlung bestimmen.

Bewertung
Buch 1 ★★★★★
Buch 2 ★★★☆
Buch 3 ★★★★

© Aleshanee




Über die Autoren:

Bastian Zach, geboren 1973 in Leoben. Grafik-Designer, seit 2007 Schnitt- & Synchronregisseur.
Gemeinsam schreiben Bastian Zach und Matthias Bauer Drehbücher und Romane. Ihr Debüt Morbus Dei: Die Ankunft ist 2010 als Originalausgabe bei HAYMONtb erschienen, 2012 folgte Morbus Dei: Inferno.
Quelle: Haymon Verlag


Matthias Bauer, geboren 1973 in Lienz. Studium der Geschichte und Volkskunde, Tätigkeiten im Verlags- und Ausstellungsbereich sowie in der Erwachsenenbildung.
Gemeinsam schreiben Bastian Zach und Matthias Bauer Drehbücher und Romane. Ihr Debüt Morbus Dei: Die Ankunft ist 2010 als Originalausgabe bei HAYMONtb erschienen, 2012 folgte Morbus Dei: Inferno.
Quelle: Haymon Verlag


3 Kommentare:

  1. Für jeden, der sich nicht ganz sicher ist, ob die Reihe etwas für ihn ist oder nicht (und der einen E-Reader besitzt) habe ich einen Tipp: Für den Tolino (ich hab's bei Weltbild gekauft) gibt es den ersten Band gratis :D

    Ansosnten muss ich dir zustimmen: Auch mir hat diese Reihe sehr gut gefallen. Ich bin ja ein Fan von "Von Freising" muss ich sagen.
    Danke für das Teilen des Trailers, den kannte ich auch noch nicht. Die Musik ist wirklich sehr gut gewählt.

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  2. Huhu Aleshanee!
    Vielen Dank für die Rezi - der erste Teil schlummert schon länger auf meinem Kindle. Jetzt habe ich aber richtig Lust bekommen, ihn zu lesen!
    LG Sabine

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  3. Hallo :)
    danke für die tolle Rezi! Teil 1 liegt schon einige Zeit auf meinem eSuB und ich denke ich sollte ihn mal davon befreien!

    Liebe Grüße

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