BLUE SISTERS – das sind die vier Schwestern Avery, Bonnie, Nicky und Lucky Blue. Vier Schwestern, die sich lieben und hassen, die sich umarmen und beleidigen, die sich gegenseitig immer wieder enttäuschen – aber die doch niemals ohne einander leben könnten.
Das wird ihnen auf eine schmerzliche Art klar, als eine von ihnen stirbt und
sie lernen müssen, damit umzugehen. Und so unterschiedlich sie alle sein
mögen, gibt ihnen ihr Zusammenhalt die Kraft zum Durchhalten – und die
brauchen sie auch, denn jede von ihnen schrammt auf eine andere Weise an
Abgründen entlang, die sie zu verschlingen drohen.
Blue Sisters von Coco Mellors
übersetzt von Lisa Kögeböhn
Genre Jugendroman - Drama
Verlag Eichborn / Lübbe -- Seitenzahl 443 --
1. Auflage August 2024
Meine Meinung
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Dieses Buch hat mich weder vom Cover her angesprochen, noch vom Klappentext
- aber daran sieht man mal wieder, dass sich Ausflüge in andere Genres
durchaus lohnen und positiv überraschen können!
Wir erleben hier das Porträt von drei Schwestern, die sich irgendwie
durchs Leben kämpfen und die tiefe Verbindung, die sie in der Kindheit
zusammengeschweißt hat, verloren haben. Ein Jahr ist es hier, dass eine der
vier gestorben ist, und das hat bei jeder der anderen einen Riss zur Folge,
der schwer wieder zu kitten ist.
Bevor es im ersten Kapitel mit Lucky losgeht, umreißt die Autorin erstmal
alle vier Schwestern und man gewinnt auf den wenigen Seiten direkt einen
guten Einblick in alle vier Persönlichkeiten. Danach wird jedes Kapitel aus
der Perspektive einer der Schwestern erzählt, so dass man nach und nach
miterlebt, welche aktuellen Probleme sie beschäftigen, welche inneren
Belastungen sie mit sich tragen und wie sie versuchen, damit
klarzukommen.
Avery ist mit 33 die älteste und damit schon immer als "Mutterersatz"
gezwungen, sich um die anderen zu kümmern und sich selbst zurückzustellen.
Ihr Versuch, aus dieser Rolle auszubrechen, ist zwar misslungen, aber
mittlerweile scheint sie eine gefestigte Person zu sein, eine gut
verdienende Anwältin, verheiratet mit einer liebevollen Frau und gut
verankert in ihrem Leben.
Aber Avery war nicht solide, nicht wirklich. Die Fassade bröckelte. Nur hatte das bisher noch keiner gemerkt - im Grunde nicht mal sie selbst.Zitat Seite 84
Bonnie ist 31 und hat ihr Leben durch Disziplin und Willenskraft in
den Griff bekommen. Ihr sanftes Wesen versteckt sich hinter der harten
Fassade des Boxkampfes, dem sie sich verschrieben hat - doch der Tod ihrer
Schwester hat sie in ein tiefes Loch gestürzt.
Die jüngste ist Lucky mit 26, ein Modell seit Teenagerjahren und sie
prägt das typische Bild eines Jet Set Lebens mit viel Party und vor allem
Alkohol und Drogen, ohne die sie kaum einen Tag übersteht. Sie wirkt völlig
verloren und einsam trotz ihrem turbulenten Leben und den vielen
Bekanntschaften, die immer nur Bekanntschaften bleiben.
Bonnie hätte gesagt, dass man Lucky nur lieben konnte, wenn man ihren Freiheitsdrang akzeptierte. Lass sie kommen und gehen, wie es ihr passt, dann wird sie irgendwann auf deiner Hand landen.Zitat Seite 43
Auch über Nicky erfahren wir natürlich einiges, die in so jungen
Jahren auf tragische Weise ums Leben kam und deren Platz nun leer erscheint
und die Schwestern dazu führt, sich nicht mehr vollständig zu fühlen.
Ich fand den Aufbau äußerst spannend, weil man nach und nach immer
tiefer in die Persönlichkeiten der drei eintaucht und man über ihr Leben,
ihre Gedanken, Hoffnungen, Träume und Verluste sowie Ängste die ganzen
Facetten miterlebt, die uns Menschen prägen und beschäftigen. Die Autorin
hat einen guten Blick und findet offene Worte für viele schwierige Themen
der Trauer, dem Tod von Angehörigen, Missbrauch, Sucht, Verdrängung und
Selbsttäuschung.
Das Einfangen der Stimmungen ist der Autorin grandios gelungen und ich
konnte mit jeder der Schwestern sehr mitfühlen und die Verzweiflung spüren,
mit all der Last, die sich mit sich herumschleppen, zurechtzukommen.
Es weckt auf jeden Fall die Empathie, über die Oberflächlichkeit von
Menschen und ihre Vorurteile wegzusehen und genauer hinzuschauen. Die Motive
von Verhaltensmustern haben nunmal immer tiefere Bedeutungen und Ursachen,
die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Wenn man sich aber die Mühe
macht zu verstehen, entdeckt man die wirklichen Wesenszüge hinter der
Fassade und dass sich jeder danach sehnt, gesehen und geliebt zu werden. Und
zwar so, wie man ist, ohne sich verstellen zu müssen.
Die Geschichte lebt für mich von ihrem
ungeschönten Blick auf die Wahrheit, auf Momente, die ungefiltert und
authentisch direkt ins Herz treffen und die teilweise dramatisch sind, aber
auch in bedachtsamen Situationen ihr Gewicht finden und mich tief berührt
haben.
Kein einfaches Buch, denn es zeigt die tiefen Täler, die viele Menschen
jeden Tag durchschreiten müssen, während die Geschäftigkeit im Alltag an
ihnen vorüber fließt, während sie versuchen, auf ihre Weise in dem Chaos zu
überleben.
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Ebenfalls rezensiert von
Guten Morgen!
AntwortenLöschenDeine Rezension zu diesem Buch ist toll! Ehrlich gesagt, wäre es ohne deine Rezi nie in meinen Fokus geraten. Es ist jetzt auf meine Leseliste gewandert.
Wie viele lesenswerte Bücher entgehen einem, weil die Buchbeschreibung oder das Cover nicht so ansprechend sind?
Einen schönen sonnigen Sonntag für dich!
Liebe Grüße,
Andrea
Haha, ja, da kämen wir aber wohl auch nicht hinterher :D Nach irgendwelchen Kriterien müssen wir ja aussuchen - aber es stimmt schon: oftmals stecken so tolle Geschichten hinter einer "Cover-Fassade" die man so einfach nicht vermutet hätte.
LöschenEs freut mich jedenfalls, dass es dich neugierig gemacht hat. Mich hat es wirklich positiv überrascht und auch sehr berührt. Ein wirklich sehr intensives Buch!
Hallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenschön, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat. Du hast auch alles so gut beschrieben in deiner Rezension - ich bin da ganz deiner Meinung. Ein sehr bewegender Roman.
Vielen Dank auch für die Verlinkung, ich habe dich ebenfalls bei mir verlinkt. :)
Liebe Grüße
Nicole
Dankeschön Nicole! Ich war wirklich sehr überrascht, dass mich die Geschichte so gefesselt hat! Es ist aber auch wirklich gut geschrieben. Manchmal sollte man einfach auch mal was wagen und ausprobieren :)
LöschenLiebe Aleshanee
AntwortenLöschenDiese Rezension wollte ich mir unbedingt ansehen und ich bin überrascht, wie begeistert du klingst. Vor einigen Monaten habe ich die ersten ca. 100 Seiten von "Cleopatra und Frankenstein" gelesen und das Buch dann enttäuscht und wütend abgebrochen und dies, obwohl ich es als Wanderbuch erhalten hatte und mich eigentlich mit den anderen Leserinnen austauschen wollte.
Und leider lag das nicht daran, dass mir das Ende gespoilert worden ist (was aber sicher nicht geholfen hat), sondern am seichten Schreibstil, den langweiligen Beschreibungen und den sehr simplen Beschreibungen.
Allerdings erinnere ich mich noch sehr gut, dass das Buch auch vielen gefallen hat, mir hat es gar nicht entsprochen.
Dass du nun ausgerechnet die Sprache und den Tiefgang lobst, freut mich sehr. Vielleicht hat die Autorin sich ja doch noch entwickelt oder ihre Geschichte einfach ganz anders aufgebaut. Und wer weiss, vielleicht werde ich ihr doch mal noch irgendwann eine Chance geben ;-)
Danke für die aussagekräftige Rezension und alles Liebe
Livia
Dankeschön Livia! Ich hatte von der Autorin ja vorher nichts gehört und war überrascht, dass ihr erstes Buch so bekannt zu sein scheint. Aber da es nicht mein Genre ist, hatte ich da wohl einfach nichts mitbekommen...
LöschenIch hab mir "Cleopatra und Frankenstein" danach natürlich angeschaut, weil ich dann doch neugierig war und gerne noch was anderes von ihr lesen wollte - aber ich hatte den Eindruck, dass die Handlung davon eher nichts für mich ist.
Nachdem was du schreibst werde ich das dann wohl auch nicht ausprobieren ^^
Ich merke schon ab und an, dass Autoren eine Veränderung machen, oder ihre Bücher jeweils ganz anders geschrieben sind. Manche bleiben ihrem Stil treu, andere entwickeln sich in verschiedene Richtungen. Vielleicht ist Coco Mellors hier wirklich anders herangegangen. Ich fands jedenfalls wirklich super :)