Hard Land von Benedict Wells
Genre Coming of Age
Schauplatz USA / Missouri 1985
Verlag Diogenes --- Seitenzahl 352
1. Auflage Februar 2021
Verlagsinfo
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Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der
fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen
magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde,
verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal
ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn
zwingt, erwachsen zu werden.
Eine Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme wie ›The Breakfast Club‹ und ›Stand
By Me‹ – die Geschichte eines Sommers, den man nie mehr vergisst.
Kind sein ist wie einen Ball hochwerfen,Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt.Zitat Seite 122
Meine Meinung
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Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch Nicoles Rezension (unten verlinkt). Ich lese ja sehr selten Coming of Age Romane, aber gerade deshalb war ich neugierig. Der Vergleich zu Stand by me hinkt aber für mich gewaltig und auch zu The Breakfast Club hat es für mich wenig Bezug - der einzige Punkt wäre, dass es um einen Sommer geht in dem sich alles verändert und dass es um eine Gruppe verschiedener Jugendliche geht, die "zusammen finden". Wer also etwas ähnliches erwartet wird vielleicht enttäuscht sein.
Dazu passt allerdings ein schönes Zitat, das tatsächlich an den Breakfast Club erinnernt:
[...] die Sportler, die Außenseiter, die Streber, die Cheerleader, die Leute aus dem Theaterkurs. Cameron behauptete, nichts davon sei wirklich echt und sie würden letztlich alle nur eine Rolle spielen.Und Hightower entgegnete, das würde man sowieso, und zwar auch vor sich selber.Zitat Seite 170
Ich hab den Klappentext vorher nicht gelesen und bin dementsprechend ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und hab mich teilweise zurück in meine Jugend katapultiert gefühlt. 1985 war ich zwar erst 10, aber fünf Jahre später im Alter des 15jährigen Protagonisten Sam, der hier aus der Ich-Perspektive seine Geschichte erzählt. Die Geschichte des Sommers, in dem seine Mutter starb und er sich zum ersten Mal verliebte. Das ist kein Spoiler, sondern fast genau der erste Satz im Buch.
Dadurch bleiben Überraschungen weitgehend aus, da man die Fixpunkte schon im vorhinein weiß, dennoch passieren eine Menge Dinge in den wenigen Wochen der Sommerferien, die sich in dem Alter oft ja wie ein ganzes Leben anfühlen.
Sam war mir jedenfalls sehr sympathisch. Er ist ein Außenseiter, der mit einigen wirklich schwerwiegenden Problemen zu kämpfen hat. Sein Vater ist arbeitslos und wenig zugänglich, sein bester (und einziger) Freund ist vor kurzem weggezogen und vor allem: seine Mutter leidet an einer schweren Krankheit, bei der ein baldiger Tod zu erwarten ist.
Den Aufruhr an Gefühlen, die Sam durchlebt und -leidet, hat der Autor sehr gut erkennen lassen. Die kleinen Hoffnungen, dass seine Mutter doch noch die Krankheit besiegt, neue Freundschaften geknüpft werden und seine erste Liebe erwidert wird sind ständige Begleiter in Sams Leben.
Er ist schüchtern, was nicht gerade dazu beiträgt, es ihm leichter zu machen, doch der Ferienjob, den er in dem alternden Kino in der Kleinstadt Grady annimmt, ändert schließlich alles für Sam.
Besonders gefallen haben mir auch die anderen Charaktere, allen voran Brandon "Hightower", aber auch Samuel und Kirstie, die alle mit Problemen zu kämpfen haben die sehr unterschiedlich sind und viele Facetten zeigen, die Toleranz und Verständnis fordern. Das meistern sie untereinander aber perfekt und zeigen ein wirklich schönes Bild, wie Freundschaft funktioniert.
Sams Familie dagegen bleibt mir etwas fern. Der nahe Tod der Mutter lässt sie abseits wirken aus Sams Sicht, aber wohl auch deshalb, weil es sein Versuch ist, den Tod und den damit verbundenen Abschied von sich fern zu halten. Mit seinem Vater fühlt er sich nicht wirklich verbunden, da er ein sehr verschlossener Mensch ist und Sam ihn weder versteht noch sich von ihm verstanden fühlt.
Hierzu gibt es eine wunderschöne Aussage, die ich gerne zitieren möchte, weil sie so oft zutrifft:
»Aber wieso kann nicht er sich mal ändern und das alles zeigen? Wieso muss ich genauer hinsehen?«Sie kam ein kleines Stück näher, als hätte sie etwas Besänftigendes auf den Lippen. Dann sagte sie nur: »Weil du es kannst.«Zitat Seite 159
Das Bild der Jugendlichen ist sehr typisch. Sie rauchen, trinken Alkohol, kiffen auch mal, feiern gerne und machen blödsinnige Sachen ... wie es eben so ist wenn man sich ausprobiert und in der Findungsphase ist. Dabei gibt es aber auch Gespräche um ernste Themen, Verantwortungsbewusstsein und die Suche nach sich selbst. Die Veränderungen, die ständig passieren und ob man zu jemand anderem wird, oder das "Kind in sich" trotzdem immer noch da sein wird.
Auch die Details aus der Zeit der 80er Jahre, die Filme, die Bücher, die Musiktitel, die erwähnt werden, haben der Atmosphäre Leben eingehaucht und viele Erinnerungen aufkommen lassen.
Es ist definitiv ein wunderbares Buch über das Erwachsenenwerden, konnte mich gefühlsmäßig aber nicht so ganz mitnehmen, wobei ich nicht sagen kann, woran das genau lag.
"Hard Land" ist übrigens ein "Buch im Buch" von William J. Morris, über das Sam seinen Jahresaufsatz im Fach Literatur schreiben muss - wie jede elfte Klasse bei Mr. Parker. Kleine Textstellen aus diesem Gedichtband werden immer wieder zitiert, da sie mit dem Thema "Coming of Age" zusammenhängen und auch für Sam in dieser Zeit an Bedeutung gewinnen.
Obwohl
es mir insgesamt wirklich gut gefallen hat, kam eine totale
Begeisterung nicht auf. Vielleicht liegt es am Thema, dem ich mich nicht
mehr so nahe fühle, denn eigentlich habe ich nicht wirklich etwas an
der Umsetzung auszusetzen. Die Kleinstadt Grady und ihre
Veränderungen, die auch die Clique um Sam beeinflussen sowie auch die
Probleme der Jugendlichen und ihr Weg ins Erwachsenwerden sind wirklich
treffend beschrieben und ergeben ein weitflächiges Bild in all ihren
Zusammenhängen.
Vor
allem die Entwicklung von Sam, wie er aus sich herauswächst, sich den
Forderungen stellt, um am Leben teilzuhaben, ist total spannend zu
beobachten.
Dabei
bleibt eine gewisse Leichtigkeit spürbar, aber auch eine Melancholie
des Abschieds und natürlich die Erwartung von etwas neuem. Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Ebenfalls rezensiert von
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenich war ja schon ganz gespannt auf deine Rezension und habe sie mit großem Interesse gelesen. Das Buch wartet ja auch noch bei mir darauf, gelesen zu werden. Bisher hat mich aber das Thema noch nicht so sehr gereizt, sodass ich irgendwie noch nicht danach gegriffen habe. Aber Benedict Wells gehört einfach zu meinen Lieblingsautoren und ich muss alles von ihm lesen! Insgesamt klingt es ja wirklich ganz gut was du schreibst, nur schade, dass die große Begeisterung ausblieb. Es erinnert mich ein bisschen an "Der große Sommer" von Ewald Arenz, was ich vor kurzem als Hörbuch gehört habe.
Ganz liebe Grüße, Steffi
Das liegt bei mir vielleicht einfach am Thema und dass es für mich ein ganz "neues" Genre ist in dem ich so gut wie nie unterwegs bin. Dafür aber hat es mir wirklich gut gefallen. Ich hab auch nicht wirklich groß was auszusetzen, aber für 5 Sterne hat es für mich einfach nicht gereicht...
LöschenHallo Aleshanee,
AntwortenLöschenich freue mich, dass du das Buch mochtest.
Bei solchen Romane mag ich das Gefühl, das sie mir vermitteln. Diese Magie des Sommers, des Lebens und die Erkenntnis, das alles - wirklich alles - möglich ist, finde ich sehr genial. Und bei "Hard Land" war das definitiv der Fall. Nun will ich auch andere Bücher von Benedict Wells lesen. Mal schauen, was mir hier zwischen die Finger kommt.
Jedenfalls bin ich froh, dass du schöne Lesestunden damit hattest.
Liebe Grüße,
Nicole
Ich mochte es sehr und ich freu mich, dass ich durch dich darauf aufmerksam wurde.
LöschenDie Magie des Sommers, der Jugend in der noch alles möglich scheint,das hab ich definitiv gespürt und ich weiß genau was du meinst :) Mein Draht dazu ist vielleicht etwas verkorkst,weswegen ich da nicht ganz so eintauchen kann - jedenfalls weiß ich nicht so genau, woran es lag. Denn insgesamt fand ich es super!
Ich werde Ausschau halten was du von dem Autor noch liest :)
Hallo liebe Aleshanee
AntwortenLöschenVon Benedict Wells habe ich immer noch nichts gelesen, aber ich bin schon sehr neugierig auf seine Bücher und kann es kaum mehr erwarten, die ersten seiner Romane zu lesen.
Alles Liebe
Livia
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenoh, da bin ich jetzt aber gespannt auf das Buch. Ich habs tatsächlich vor einigen Wochen aus einer Bücherkiste gefischt und da ich noch nichts von dem Autor gelesen habe und Hard Land in aller Munde war - why not?
Ich denke, ich warte aber auf einen Sommermonat, um es zu lesen.
Liebe Grüße
Tina
Oh, aus der Bücherkiste? Das ist ja eigentlich noch relativ frisch rausgekommen, da hast du echt Glück gehabt! Es eignet sich defintiv für den Sommer, ich bin gespannt, wie es dir dann gefallen wird :)
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