Serientipp: Anne with an E

Die Serie auf Netflix basiert auf den Büchern Anne of Green Gables von Lucy Maud Montgomery, deren Erstausgabe 1908 erschienen ist. Soweit ich gesehen habe gibt es 9 Bücher, die allerdings nicht alle ins deutsche übersetzt wurden. Hauptsächlich die ersten Bände aus den Jugendjahren und jungen Erwachsenenalter.

Die Serie selbst umfasst 3 Staffeln, die leider bei Annes Eintritt auf das College enden.

 

<- Bildquelle: justabouttv.fr - © netflix

Die Geschichte spielt um 1900 herum in Kanada. Anne ist Waise und kommt auf den Hof von Green Gables, zu dem Geschwisterpaar Matthew und Marilla, die sich eigentlich einen Jungen aus dem Waisenhaus erwünscht hatten. Einen tatkräftigen Arbeiter, der auf dem Hof helfen sollte. 

Doch auch wenn Marilla hartherzig und störrisch wirkt, kann sie das Mädchen nicht zurückgeben und einem harten Schicksal überlassen. Die Beziehung der beiden entwickelt sich zwar schwierig, aber sehr liebenswert und sie wachsen zu einer Familie zusammen.

Matthew, der sich aus den Erziehungsfragen raushalten soll, ist ein so gutmütiger Kerl, dem Anne sofort ans Herz gewachsen ist. 

Was ich gar nicht so einfach finde, muss ich zugeben, denn ihr ständiges Gerede und ihr überschwängliches Gemüt können echt anstrengend sein. Wie das in den Büchern rüberkam, weiß ich nicht, da ich sie leider nie gelesen habe - aber in der Serie, so gerne ich die Schauspielerin in ihrer Rolle von Anne mag - wirkt sie manchmal schon sehr überzogen. Mir hätte da doch manchmal die Geduld gefehlt.

Was die Autorin damit aussagen wollte ist allerdings eine sehr schöne Botschaft.

Zum einen die Thematik als "Waise", grade zur damaligen Zeit. Anne wird wie "Abfall" behandelt zu ihrer Zeit im Waisenhaus und dass jeder Mensch, gleich seiner Herkunft, gleich viel Wert ist, wird auf verschiedene Weise hervorgehoben. 

Auch die Fantasie von Anne, die sich ständige Geschichten ausdenkt und sich in die Welt von Romanen flüchtet, ist ein teilweise schwieriger, aber sehr erfrischender Charakterzug - der vor allem auch frischen Wind in die Mädelsriege der Nachbarschaft bringt. Hier hat Anne nämlich keinen leichten Stand und findet zum Glück allerdings recht schnell Diana Barry eine herzliche und wichtige Freundin.

 

Ebenfalls prägnant ist ihr Gegenspieler in der Schule, eine Art Rivale, mit dem sie sich misst: Gilbert Blythe. Den hab ich ja sofort ins Herz geschlossen! Überhaupt finde ich alle Schauspieler sehr gut besetzt und perfekt passend für ihre Rollen!

Anne ist, wie sie ist. 

Das ist der Kern und vor allem: sie wird so akzeptiert wie sie ist und auch unterstützt durch ihre "Adoptiveltern" Matthew und Marilla. Natürlich gibt es Streitigkeiten und nicht immer kommt Anne mit ihrem störrischen Starrsinn durch - aber sie kann einiges bewegen! Dass man so sein darf, ohne sich verstellen zu müssen, dass man geliebt wird, auch wenn man Fehler hat - und so vieles mehr ist hier in dieser Geschichte verwoben. Viele wunderbare Botschaften, die damals noch nötiger waren als heute, grade was die Rolle der Frauen betraf - aber leider immer noch notwendig sind. 

Der Weg, den unsere Kinder gehen, ist ihrer. Er sollte nicht von den Eltern oder sonstigen Erwachsenen vorgeplant oder erwartet werden ... sich zu finden, sein Ziel im Leben und das, was einen erfüllt, darin sollte man unterstützt werden, ohne dass ein vorschnelles Urteil gefällt wird. Und ohne dass die Wünsche und Hoffnungen der Eltern übertragen werden auf die jungen Schultern der Kinder, die diese Last ein Leben lang mit sich herumschleppen müssen. 

Neben tragischen Schicksalen und traurigen Ereignissen gibt es aber immer wieder schöne Momente, kleine Höhenflüge und revolutionäre Fortschritte, die einem das Herz aufgehen lassen. 

Sehr schade, dass diese tolle Serie nicht mehr weitergedreht wurde!