Ende des 21. Jahrhunderts arbeitet der Londoner Galahad Singh als Quästor. Sein Job ist es, verschwundene Personen wiederzufinden. Davon gibt es viele, denn der Klimawandel hat eine Völkerwanderung ausgelöst, neuartige Techniken wie Holonet und Mind Uploading ermöglichen es, die eigene Identität zu wechseln wie ein paar Schuhe. Singh wird beauftragt, die Computerexpertin Juliette Perotte aufzuspüren, die Verschlüsselungen für sogenannte Cogits entwickelte – digitale Gehirne, mithilfe derer man sich in andere Körper hochladen kann. Bald stellt sich heraus, dass Perotte Kontakt zu einem brillanten Programmierer hatte. Gemeinsam waren sie einem großen Geheimnis auf der Spur. Der Programmierer scheint Perotte gekidnappt zu haben. Je tiefer Singh in die Geschichte eintaucht, umso mehr zweifelt er daran, dass sein Gegenspieler ein Mensch ist …
Hologrammatica von Tom Hillenbrand
Band 1 von "Aus der Welt der Hologrammatica"
Genre Science Fiction Thriller im Jahr 2088
Verlag Kiepenheuer & Witsch --- Seitenzahl 558
1. Auflage Februar 2018
Meine Meinung
☫ ☫ ☫ ☫ ☫ ☫ ☫ ☫ ☫ ☫ ☫
Diese Art von Science Fiction mag ich wirklich sehr, weil ich es faszinierend
finde, welche Ideen Autoren für unsere (technische) Zukunft und auch deren
Umsetzungen haben, und weil diese an sich gar nicht so weit weg oder gar
unmöglich scheint.
Tom Hillenbrand entführt uns hier ins Jahr 2088 und witzigerweise ist hier das
Sammeln von Daten absolut tabu. Die Klimakrise ist zwar weit vorangeschritten
und hat viele Naturkatastrophen ausgelöst und Abwanderungen in kältere Zonen,
aber zumindest stagniert sie mittlerweile. Die Menschen haben sich daran
gewöhnt, ebenso wie an die vielen technischen "Hilfsmittel", die der Autor
perfekt integriert hat in eine Welt der Illusionen. Zumindest für mich. Denn
der Buchtitel ist hier Programm, die Menschen leben sozusagen in einer
"Holo-Welt" bzw. einem Holo-Net. Soll heißen: im Prinzip ist alles Fassade
bzw. Maskerade, denn das wahre Gesicht der Umgebung oder der Menschen bekommt
man nicht mehr zu sehen.
Hässliche Hausfassaden, Schmutz auf den Straßen, technische Bauteile wie
Masten etc., das alles wird wegretuschiert bzw. "camoufliert". Auch über das
Aussehen werden Holotexturen gelegt, man kann also schnell mal andere
Klamotten "überstreifen" und wenn der Chef anruft und du mit ungewaschenen
Haaren im Schlafanzug vor dem Bildtelefon sitzt, kannst du dir schnell mal ein
makelloses Äußeres geben.
Klingt cool, ist aber natürlich im Alltag an sich eine Täuschung per
excellence.
Allerdings gibt es auch Brillen, die diese "Masken" entfernen können.
Eigentlich weiß ich natürlich, wie schmutzig eine Tubestation im Naked Space ist. Aber ich hatte es irgendwie vergessen. Auf dem Bahnsteig stehen Unmengen von Leuten, drängen sich an mir vorbei. Rote Nasen, Pickel, schiefe Zähne - alles Dinge, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt.Zitat Seite 268
Wir begleiten den Quästor (Privatermittler) Galahad Singh, der sich auf das
Auffinden von Personen spezialisiert hat. Er soll die Computerexpertin
Juliette Perotte finden, die spurlos verschwunden ist.
Je mehr Galahad nachforscht, umso mehr wird klar, dass Juliette in eine
revolutionäre Entdeckung verstrickt ist, die alles bisher dagewesene auf den
Kopf stellen kann.
Dazu kommt der Umstand, dass man mittlerweile das Gehirn in einen PC kopieren
und in ein "Gefäß", also einen anderen Körper uploaden kann. Damit sind zwar
auch gewisse Einschränkungen verbunden, aber die Vorstellung ist schon sehr
krass. Das Verfahren ist allerdings sehr teuer und vor allem den "Reichen"
vorbehalten, aber der Reiz, einen anderen Körper auszuprobieren, ist für
gewisse Berufe interessant, aber auch für andere Gelegenheiten reizvoll, wie
man hier feststellen wird.
Ich fand das ganze Szenario jedenfalls höchst spannend. Zum einen das
Entdecken dieser Welt in einer gar nicht so fernen Zukunft, die tatsächlich
möglich scheint, wie auch Galahads Ermittlungen, die immer weitere Kreise
ziehen.
Vor allem auch die Gedanken zu einer KI (Künstlichen Intelligenz) und welchen
wertvollen Nutzen, aber auch welche unbestimmten Gefahren damit verbunden
sind, fand ich extrem spannend!
Während Galahad immer tiefer in die Verstrickungen des Falls eintaucht, umso
mehr breiten sich geheime Entwicklungen aus, die im Hintergrund ohne das
Wissen der Gesellschaft stattgefunden haben und noch immer verborgen bleiben
sollen.
Ich fand das ganze grandios aufgebaut, auch wenn ich manchmal nicht alles so
100%ig verstanden habe bin ich sehr gut mitgekommen und fand die Aufklärung in
dem dramatischen Ende ziemlich gut gelöst.
Einige Details, die angesprochen wurden, sind noch offen geblieben, und ich
hoffe, darüber mehr in der Fortsetzung Qube zu erfahren :)
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Band 2: Qube - meine Rezension
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