Greenglass House ist nicht irgendein Gasthaus. Es hat im Laufe der Jahre viele Schmuggler beherbergt und ist nur per Standseilbahn zu erreichen. Warum kommen dort mitten im tiefsten Winter lauter seltsame Gäste an? Milo, der chinesische Adoptivsohn der Pines, die das Gasthaus führen, glaubt nicht an einen Zufall – wer könnte das auch bei so vielen rätselhaften Diebstählen?
So beginnt er seine Detektivarbeit … Zusammen mit Meddy, der Tochter der Köchin, entschlüsselt Milo die Hinweise und löst beharrlich die Fäden des sich verdichtenden Gewebes von Geheimnissen. Wenn es ihnen gelingt, die Wahrheit über Greenglass House aufzudecken, erfahren sie vielleicht auch etwas über sich selbst.
Greenglass House von Kate Milford
Mit Illustrationen von Jaime Zollars
Band 1 der Jugendbuchreihe um das Schmugglerhotel
Im Original Greenglass House -- übersetzt von Alexandra Ernst
Verlag Freies Geistesleben -- Seitenzahl 447
1. Auflage im Original August 2014
Meine Meinung
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Das Cover dieses Buches hat mich schon immer fasziniert und genauso die Geschichte, als ich sie vor 3 Jahren zum ersten Mal gelesen hab!
Die Fortsetzungen sind ja nur teilweise ins deutsche übersetzt, aber das stört mich jetzt nicht mehr, da ich ja mittlerweile mein Englisch lesen verbessern möchte und deshalb nochmal Band 1 gelesen hab, um wieder reinzukommen. Außer diesem sind noch drei weitere auf deutsch erschienen, aber ich denke, ich werde mich auch da ans Original halten :)
Die Handlung spielt in einem verschneiten Hotel hoch oben auf einem Berg in Nagspeake. Um dorthin zu gelangen, muss man entweder eine sehr lange Treppe bezwingen oder sich mit einer Glocke bemerkbar machen, um mit einer Gondel auf Schienen nach oben transportiert zu werden. Ebenfalls besonders: es ist ein Schmugglerhotel! Bzw. es beherbergt Schmuggler, ohne an ihnen Anstoß zu nehmen oder gar zu verraten - und eine weitere Besonderheit sind die außergewöhnlich Fenster, worauf sich auch der Buchtitel bezieht. Es sind ganz außergewöhnliche Buntglasfenster mit verschiedenen Farbschattierungen, die hier auch eine besondere Rolle spielen.
Gleich zu Beginn merkt man schon ein ganz besonderes Gespür der Autorin für die Gedanken- und Gefühlswelt von Kindern. Der Protagonist Milo wurde vom Ehepaar Pine adoptiert - und warum Kate Milford dieses Thema mit in den Mittelpunkt gerückt hat, kann man im Nachwort nachlesen und sie überzeugt durch ihre besonders feinfühlige Art, damit in der Geschichte umzugehen.
In den Weihnachtsferien ist im Schmugglerhotel der Pines zumeist wenig los, weshalb sich der 12jährige Milo auf eine besonders ruhige und entspannte Zeit mit seinen Eltern freut; bis plötzlich unerwartete Gäste auftauchen. Die vielen Personen waren erstmal etwas schwierig einzuschätzen, aber sie haben alle auch ein prägnantes Detail, so dass man sie ganz gut auseinander halten kann und ihren rätselhaften Geheimnissen auf die Spur kommt.
Milo muss sich nämlich bald damit auseinander setzen, denn einige Diebstähle sorgen für erhebliche Unruhe unter den Gästen.
Wie gut, dass das Mädchen Meddy ebenfalls im Haus ist, denn sie zeigt Milo, wie genial man sich die Zeit vertreiben kann, in dem man in andere Rollen schlüpft - und zwar anhand von Pen and Paper Kriterien bzw. Rollenspielen. Das heißt, dass man sich einen Charakter aussucht, der gut zu den Eigenschaften passt, die man gerne verkörpern würde. Man gibt ihm einen eigenen Namen und Attribute, die ihn in all seinen Fähigkeiten unterstützen sollen. Dabei kann man zu einem waghalsigen Dieb werden, einem elementaren Zauberer oder einer schlagkräftigen Kriegerin, je nachdem, was man gerne sein möchte. Wer - wie ich - Fan von online Rollenspielen ist oder wie hier auch gerne die alte, klassische Art, wird hierbei großen Spaß haben!
Ein wunderbares Beispiel, die Fantasie anzuregen, die bei vielen Kids heutzutage leider völlig verloren gegangen zu sein scheint... Überhaupt geht es hier viel um die Vorstellungskraft, um die Magie der Kinder, die sich in "ihren Spielen" zu stärken, auszuprobieren und daraus lernen zu können.
Interessant fand ich auch, dass all die Gäste selbst Geschichten erzählen. Durch diese kann man teilweise hinter ihre Fassaden blicken und manches Geheimnis lüften!
Dabei geht es um verschiedene Dinge, aber alle tragen eine gewisse Sehnsucht in sich, sind auf der Suche, genauso wie Milo, der durch seine Adoption immer wieder den Wunsch verspürt, mehr über seine leiblichen Eltern zu erfahren. Dabei geht die Autorin aber sehr behutsam vor und vor allem das Verhalten der Eltern dazu ist so achtsam und verständnisvoll, das einem dabei das Herz aufgeht.
Es ist aber kein trauriges Buch und das Thema steht auch nicht so im Fokus, sondern schwingt immer ein bisschen mit. Es gibt ein paar rührende Momente, ruhige Momente, aber auch vieles an Spannung und Abenteuer, das in genau der richtigen Mischung ein äußerst unterhaltsames Gesamtbild ergibt.
Vor allem die Überraschung zum Ende hin hat mich total überrumpelt! Überhaupt ist es sehr unvorhersehbar und hat mich immer wieder rätseln lassen, wohin die Autorin mich wohl führen wird; auch ein sehr positiver Pluspunkt, der selten zu finden ist!
Was mich etwas gestört hat ist die Bezeichnung "Sohnemann", die Milos Eltern ihm gegenüber immer wieder verwenden - liegt es an der Übersetzung? Ich weiß es nicht, aber ich mag die Bezeichnung einfach nicht seinem Kind gegenüber, das klingt so förmlich ... Ich bin gespannt, wie es im Original steht - denn als nächstes werde ich Ghosts of Greenglass House lesen, in dem auch wieder Milo eine Hauptrolle spielt :)
Ich bin allerdings auch gespannt, wie das mit dem englischen funktioniert, denn es war schon etwas komplex und gar nicht so einfach, selbst hier im deutschen musste ich oft genau lesen, um nichts zu verpassen und Zusammenhänge zu entdecken...
Insgesamt hat es mich jedenfalls sehr positiv überrascht; auch ist es einfach, aber dem Alter entsprechend anspruchsvoll geschrieben mit vielen Details, durch die man noch etwas lernen kann - vor allem aber über die empathischen Antennen untereinander.
"Es ist die Magie dessen, was übrig bleibt, dessen was allein ist. Es ist, auf vielerlei Art, die Magie der Verzweiflung, aber niemals die Magie des Zufalls. Wenn etwas übrig bleibt, dann deshalb, weil es übrig bleiben sollte. Es ist etwas Besonderes. Es ist kostbar, weil es einzigartig ist. Es ist mächtig, weil es überlebt hat."Zitat
Meine Meinung
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Weitere Bände
Laut der Autorinnenseite sind das alle Einzelgeschichten,
spielen aber alle in einer gemeinsamen Welt "Nagspeake"
Die Reihenfolge, wie Kate Milford sie vorschlägt:
The raconteur´s commonplace book (Greenglass House 5)
Bluecrowne (Greenglass House 3 / Left Handed Fate 1)
The Left-Handed Fate (Left Handed Fate 2)
Greenglass House (Greenglass House 1)
Ghosts of Greenglass House (Greenglass House 2)
Thief knot (Greenglass House 4)
The Broken Lands (Arcana 1)
The Boneshaker (Arcana 2)
The Kairos Mechanism (Arcana 3)
ins deutsche übersetzt sind bisher
Greenglass House
The Raconteur´s Commonplace Book (als: Fireside Mysteries)
Broken Lands
Boneshaker
Hallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenich fand ja schon die Erwähnung des Settings sehr genial: Ein Gasthaus hoch oben in den Bergen, das nur mit einer Seilbahn zu erreichen ist. Letztlich vollends gekriegt hast du mich dann mit den Pen and Paper-Rollenspielen. Das hat mich an eine Zeit in meiner Jugend erinnert, in der ich mit Freunden gerne DSA gespielt habe. Insbesondere der Aspekt mit der Fantasy, konntest du meine Neugierde wecken.
Vielen Dank für diese Rezension zu einem Buch, das ich bislang noch nicht im Blick hatte.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Oh ja, das Setting ist wirklich toll! Und die ganzen Charaktere ... wirklich eine sehr tolle Mischung und auch super umgesetzt. Fantasy ist es aber eher nicht, aber ich kann hier nicht zu viel sagen, da ich sonst zu viel verraten würde ^^
LöschenFür das Lesealter ist es jedenfalls schon anspruchsvoll, zumindest hab ich das gemerkt, als ich dann den nächsten Band auf englisch lesen wollte. Den musste ich abbrechen. Da es hier viel um Geheimnisse geht und ich zu vieles nicht verstanden habe, muss ich damit wohl doch noch warten. Dafür reicht mein englisch noch nicht...
Von der Idee her fand ich das Buch auch interessant. Allerdings will es mit seinen Ideen an einigen Stellen zu viel, ohne das wirklich erzählerisch produktiv werden zu lassen, z.B.:
AntwortenLöschenDer Protagonist liest parallel ein Buch in dem sich Menschen in einer ähnlichen Situation Geschichten erzählen und die Figuren in „Greenglass House“erzählen sich auf seine Anregung hin Geschichten am Feuer. Letztlich also drei Ebenen von Geschichten, die nebeneinander herlaufen. Und weder das Buch noch die erzählten Geschichten interagieren oft genug wirklich bedeutungsvoll mit dem Haupttext.
– In seinen Ermittlungen rund um ein Verbrechen und eine alte Schatzkarte steht dem Protagonisten ein junges Mädchen bei, dass ihm eine Art Pen & Paper Rollenspiel beibringt. Es wird dann viel zu viel darüber reflektiert, dass man eigentlich gerade spielt, was das heißt, „spielen“ und welche Fähigkeiten man hat. Aber so wirklich zum Einsatz kommen die Fähigkeiten dabei nie und es wirkt ein bisschen, als hätte die Autorin anfangs über Pen and Paper Rollenspiel schreiben wollen, dann eine bessere Geschichte entwickelt, sich aber nie gewagt diese Krücke, die mit der letztlich erzählten Geschichte auch nur so leidlich zusammenpasst, zu reduzieren oder beiseite zu schmeißen.
Hm, ich denke schon auch immer logische Zusammenhänge nach in Geschichten, aber es kommt immer drauf an, ob ich etwas als störend oder überflüssig empfinde - oder es mich einfach mitnimmt.
LöschenÜber das Buch, in dem er liest, erfahren wir ja nicht wirklich viel, das ist ja nur der Anreiz für ihn, dass sie sich Geschichten erzählen (Das Buch gibt es ja und hat die Autorin geschrieben The raconteur´s commonplace book).
Das hat mich zum einen neugierig gemacht auf das andere Buch - und zum anderen hat er ja versucht, durch die Geschichten, die sie sich haben einfallen lassen, Rückschlüsse auf ihre Beweggründe zu finden. Ich fand schon dass das einen wichtigen Zusammenhang ergibt :)
Den Aspekt des "Spielen" fand ich wunderschön! Es ist ja ein Buch für jüngeres Publikum und glaub mir, viele Kinder haben das Spielen verlernt und die Fantasie dabei einzusetzen. Ich fand es großartig wie sie hier zeigt, dass man gar nichts braucht - zumindest keine technischen Geräte - um sich zu beschäftigen und "Abenteuer" zu erleben.
Und ich finde, Milo lernt hieraus doch eine Menge :)