Montag, 24. November 2025

Das dreizehnte Kind von Erin A. Craig

Wenn der Tod ruft, muss sie gehorchen

Hazel Trépas ist kein gewöhnliches Mädchen. Als dreizehntes Kind wurde sie einem Gott versprochen: dem Tod persönlich. Von ihm erhielt sie eine Gabe, die sie zu einer der größten Heilerinnen des Königreichs machen sollte: Hazel erkennt auf einen Blick, wie jede Krankheit geheilt werden kann.

Doch jede Gabe hat ihren Preis. Hazel sieht auch, wenn das Schicksal eines Menschen besiegelt ist. Geplagt von den Geistern jener, deren Leiden sie beenden musste, sehnt Hazel sich nach Freiheit. Als der König tödlich erkrankt und das Reich vor dem Zerfall steht, wird Hazel an den Hof gerufen. Dort begegnet sie Prinz Leo, einem charmanten Thronfolger, der ebenso rebellisch ist wie Hazel selbst. Kann Hazel den Tod überlisten, um den König zu retten? Und zu welchem Preis?



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Das dreizehnte Kind von Erin A.Craig


Im Original The Thirteenth Child - übersetzt von Marc Alaoui
Genre Märchenadaption von Grimms Der Gevatter Tod

Verlag Ullstein - Seitenzahl 670 - 1. Auflage Oktober 2025
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Meine Meinung
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Ich muss gestehen, dass mich hier das Cover sofort in den Bann gezogen hat und ich wusste, dass ich diese Geschichte lesen möchte, ohne zu wissen, worum es geht. Diese düsteren Treppen, gesäumt von Kerzen und Totenschädeln und dunkelroten Blüten sehen einfach zu verheißungsvoll nach einem spannenden Abenteuer aus und ich wollte wissen, wohin sie mich führen!

"Beißender Schwefel stieg auf, als das Streichhölzchen knisternd zum Leben erwachte. Hungrig begann die Flamme am Holz zu nagen, auf der Suche nach einem Docht, von dem sie sich nähren konnte." (Zitat)

So beginnen wir gemeinsam mit Hazel, aus deren Sicht wir die Ereignisse erzählt bekommen. Hier lauschen wir einem Märchen ihres Patenonkels, der niemand geringeres ist als der Tod selbst. Wie es dazu kommt erfahren wir, in dem wir zurückkehren in ihr Elternhaus, in die Zeit ihrer Kindheit, in der sie weder Liebe noch Aufmerksamkeit bekommen hat. In dem für sie, als dreizehntes Kind, kein Geld und keine Fürsorge mehr übrig blieb und sie mit Einsamkeit zu kämpfen hatte, und dem beständigen Gefühl, überflüssig und nicht gewollt zu sein.

Der Vater trinkt, die Mutter hat kein Interesse außer Geld und die Geschwister meiden Hazel (bis auf einen Bruder), so dass sie ein hartes und trauriges Leben kennenlernt, aus dem sie nur ihr Patenonkel retten könnte - der jedoch auf sich warten lässt. Als sie ihm dann endlich begegnet und er ihr eine Möglichkeit eröffnet, etwas besonderes zu sein, packt sie der Ehrgeiz. Plötzlich hat sie das Verlangen, groß zu werden, etwas "wert" zu sein, etwas, dass sie bisher komplett vermisst und wohl auch nie über diese Möglichkeit nachgedacht hat.

Verwahrlosung, Einsamkeit und Ausgrenzung haben Hazels Leben geprägt, bis der TOD als Hoffnung aufgetaucht ist und ihr eine Gabe verliehen hat, die ihr einerseits große Macht beschert, wie alles im Leben aber eben auch eine Kehrseite hat. Nichts ist umsonst und somit fordert auch dieses Talent seinen Preis.
Die Gestalt des Todes selbst wirkt manchmal wirklich wie ein kauziger Patenonkel, der alles für Hazel tun möchte um sie glücklich zu sehen - aber dann kommen die Momente, in denen er sein wahres Gesicht zeigt. Ein elementarer Anblick, natürlich, denn er ist ein Gott, der Gott, der immer das letzte Wort hat und dem wir alle irgendwann gegenüberstehen werden und diese Aura wirkt einschüchternd und lässt keinen Widerspruch zu. Ein bisschen düsterer hätte er aber gerne noch sein dürfen, auch wenn die Eigenschaften, die ihn hier auszeichnen, perfekt zu seiner Rolle in dieser Geschichte passen. 

Hazel muss schließlich lernen, in dem Goldenen Käfig und mit ihrer Zuneigung zu ihrem Retter klarzukommen, während sie tief in ihrem Herzen manchmal schon mit ihrem Schicksal hadert.
Die Entscheidungen über Leben und Tod, über ein schmerzloses Ende statt einem langen Leiden, das Abwägen eines Einzelnen gegenüber Vielen - das alles sind Momente und Situationen, in die man niemals kommen möchte und die die Protagonistin hier in arge Zweifel stürzen.
Es sind grausame Entscheidungen und es gibt auch grausame Details, wie man sie aus alten Märchen kennt, aber es bleibt in einer gewissen Distanz, auch wenn sie in dem Moment schon anschaulich beschrieben werden. Als Jugendbuch bleibt aber alles im Rahmen und ist für das Alter entsprechend harmlos.

Überhaupt ist alles sehr lebendig erzählt. Die Welt selbst bezieht sich auf ein paar Dörfer, die Stadt und das Königshaus, aber mehr brauchte es für mich auch nicht. Märchen sind ja meist sehr fokussiert auf einen kleinen Schauplatz und das Gewicht liegt eher am Handeln und den moralischen Empfindungen - und wie diese die Protagonisten beeinflussen und wie sie schließlich damit umgehen. Da gab es einige interessante Figuren, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, um nicht zu spoilern ;) 

Ich hab gesehen, dass dieses Buch oft als Romance, Gothic oder Horror bezeichnet wird - was für mich alles nicht zutreffend ist. Es gibt eine kleine Romanze, die aber eher nebenbei passiert und schon einen wichtigen Part hat, aber in so geringer Dosis, dass man es hier nicht im Genre hervorheben muss. Mit Horror hat es für mich gar nichts zu tun, denn auch wenn der Gevatter Tod mit im Spiel ist und einige Todesfälle vorkommen, will die Autorin hier keine Ängste schüren, sondern ein Märchen neu erzählen, dass zeigt, dass jede unserer Entscheidungen Konsequenzen hat, mit denen wir leben müssen und jeder Moment einen besonderen Zauber in sich trägt, wenn wir nur die Augen aufmachen und hinschauen.

I couldn’t have a lifetime, but I could have this moment.

Dieses Zitat hab ich im englischen Original eingefügt, weil die deutsche Übersetzung davon nicht so ganz hinkommt. Es ist ein besonderes Zitat, ein besonderer Moment, etwas, das man festhalten sollte; auch wenn man weiß, dass es nicht für immer ist, dass etwas vorüber gehen wird, und gerade deshalb genau dieser Augenblick umso wichtiger ist. Das fand ich sehr schön.

Ich wusste vor dem Lesen übrigens nicht, dass es sich hier um eine Nacherzählung eines Grimm´schen Märchens handelt: Der Gevatter Tod, so heißt es, war mir tatsächlich nicht bekannt! Ich hab es danach gelesen und viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Ich finde es toll, wenn eher nicht so bekannte Märchen durch neue Interpretationen zum Leben erweckt werden und mit dieser Geschichte ist der Autorin für mich eine wirklich fesselnde und berührende Variante gelungen, die mir sehr gefallen hat.


Meine Bewertung
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Zum Schluss möchte ich noch auf die optischen Highlights aufmerksam machen. Ich bin jetzt kein so großer Fan von Farbschnitten oder optischen Extras, aber das Buch hier ist wirklich außerordentlich schön gestaltet. Wie oben schon erwähnt ist das Cover alleine ein Hingucker, aber auch unter dem Umschlag findet man mit Goldprägung verzierte Ornamente und zusammen mit dem Farbschnitt sieht das wirklich edel aus *.* 


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