Der Tote mit dem Silberzeichen von Robert Galbraith
Band 8 der Krimireihe um Cormoran Strike und Robin Ellacott
Im Original The hallmarked man
übersetzt von Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
Schauplatz London
Verlag Blanvalet
Seitenzahl 1248
1. Auflage November 2025
Meine Meinung
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Ohne große Vorreden steigen wir in diesen 8. Band der Krimireihe ein. Zum
einen kümmert sich Strike gerade mit seiner Schwester Lucy um die Beerdigung von Onkel Ted, ihrem
Adoptivvater und zum anderen macht er sich kurz darauf alleine auf den Weg zu einer neuen Klientin: Decima Mullin
Alleine, weil Robins neuer Freund sie für einige Tage krank gemeldet
hat.
Strike passt es weder, dass Robin krank ist und er weniger Zeit mit ihr
verbringt - noch dass der Neue bei ihr umso mehr davon beschlagnahmt.
Es scheint so, als würde sich hier jetzt konkret etwas tun. Dass er für Robin
mehr als freundschaftliche Gefühle hat ist ihm ja schon länger klar, aber er
hat bisher ja nie wirklich seinen Hintern hoch bekommen, um in dieser Richtung
etwas zu unternehmen. Dabei greift er nun auch zu unschönen Tricks, die er vor
sich damit rechtfertigt, sie mit allen Mitteln für sich gewinnen zu wollen. So
unter dem Motto: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt :)
Im ersten Moment mag das nicht sehr nett erscheinen, aber was tut man nicht
alles, wenn man verliebt ist und versucht, dem Lieblingsmenschen näher zu
kommen. Zudem holt ihn seine umtriebige Vergangenheit ein, was ihn zum einen
in der Öffentlichkeit Sympathie Punkte kostet und natürlich auch in seinen
Bemühungen um seine Kollegin.
Robin weiß innerlich ebenso, wie sehr sie sich zu Strike hingezogen fühlt -
doch die vielen Hürden und Barrikaden, die sie sich jahrelang eingeredet hat,
sind nicht leicht einzureißen. Auch fällt sie wieder in ihr altes Schema, sich
alles schön zu reden in ihrer aktuellen Beziehung und zu oft Ja zu
Entwicklungen zu sagen, für die sie eigentlich noch gar nicht bereit ist. Alte
Muster abzustreifen ist einfach schwer. Allerdings spürt man sehr
deutlich, wie die Eifersucht auf die neue Mitarbeiterin in der Detektei an ihr
nagt - denn diese scheint großes Interesse an Strike zu haben.
Ich kann gut verstehen warum sie sich so sträubt und warum sie so handelt; manchmal möchte man sie aber einfach auch packen und ihr klar sagen, dass sie endlich ihren Mund aufmacht und für sich selber einsteht. Mitgefühl ist ja ganz schön, aber man darf sich selbst nicht dabei vergessen! Da würde es gut tun sich mal mit anderen auszustauschen und das fehlt ihr einfach.
Der neue Fall um Decima Mullin und ihre Suche nach ihrem verschwundenen
Lebenspartner gestaltet sich äußerst schwierig und auch verworren. Es tauchen
im Umfeld zur Suche viele Leute auf, die Strike von früher kennt, vor allem in
Verbindung mit seiner Ex-Freundin Charlotte, mir der er ja eine sehr toxische
Beziehung hatte. Die vielen Namen und verwandtschaftlichen Beziehungen haben
bei mir einige Fragezeichen aufgeworfen, wobei ich mich dann einfach nicht
mehr damit beschäftigt habe sondern mich vom Lesefluss mitreißen hab lassen.
Und der war wieder perfekt gegeben.
Neben den Beziehungskrisen der beiden Ermittler gibt es auch viele
Unstimmigkeiten und weit verzweigte Spuren zu verfolgen in ihrem neuen Fall
und man gerät von einem Treffen zum nächsten, so dass es erstmal kaum eine
Verschnaufpause gibt.
Die Nachforschungen ziehen weite Kreise und manchmal war ich mit den vielen
Verwandten und ihren Verbindungen dann doch etwas überfordert. Allerdings
ergab sich dann alles immer wieder aus dem Kontext, so dass man die
Ermittlungen gut mitverfolgen konnte. Und ja, das ganze musste so umfangreich
sein und ich hab kein einziges Mal eine Langatmigkeit gespürt oder ein
Abdriften, das nichts mit der Handlung zu tun hatte. Ich bin halt auch sehr
gerne mit Strike und Robin unterwegs und hab ihre Bemühungen in dem Fall wie
auch ihre privaten Sorgen sowie das Miteinander jeglicher Figuren mit Spannung
verfolgt.
Es werden eine Menge Themen beigemischt und ich hab gesehen, dass das einigen
zuviel war - aber ich fand es grandios, wie das alles aufgedeckt wurde, wie
sich die Zusammenhänge nach und nach heraus kristallisiert haben und am Ende
ein stimmiges Bild abgaben. Bei dieser Größenordnung an Mosaikstücken muss man
das auch erstmal drauf haben.
Da geht es schon hart zur Sache und teilweise könnten Trigger dabei sein, was häusliche Gewalt angeht, Alkoholmissbrauch, Drogen, körperliche und sexuelle Misshandlungen, Kriegstraumata usw. Viele Beziehungskrisen und deren schlimme Auswirkungen gibt es hier in sämtlichen Nuancen.
Wie die Autorin hier den Überblick behalten konnte ist wirklich meisterlich. Um die Identität eines nicht identifizierten Toten herauszufinden müssen Strike und Robin in viele Richtungen ermitteln, beschatten, befragen und das große Umfeld ausweiten, ohne zu wissen wie sehr sie sich auf die einzelnen Aussagen verlassen können.
Ich fand jeden Hinweis spannend, die Konstellation der Angestellten in der Detektei war ebenfalls konfliktreich und natürlich auch Robins neue Beziehung bzw. die gefühlt ewige Spannung zwischen den beiden hat ganz schön geknistert und am Ende gab es dann auch einen Moment, der mich ganz schön überrascht hat - auch wenn ich schon so viele Bände darauf hingefiebert habe!
Einiges bleibt noch offen und ich freu mich schon jetzt, wenn es hoffentlich nächstes Jahr mit einem neuen Fall weitergeht!
Bei der Übersetzung haben sich manchmal kleine Fehler eingeschlichen - gleich
drei Übersetzer haben sich ja an das Werk gesetzt und
Übrigens ist hier auch der Titel meiner Meinung nach missglückt. Zuerst war
das Buch ja auch mit "Der markierte Mann" in der Vorschau, was wesentlich
besser gepasst hätte - ich weiß immer nicht, warum im deutschen da so
herumexperimentiert werden muss...
Meine Bewertung
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