Schwingenfall von Simon Denninger
»Schatten fallen auf die Lichtlande.
Dunkelheit breitet ihre Schwingen aus.
Die Engel können ihr Reich nicht länger beschützen.
Wer wird überleben in der Welt, die kommt?«
Seit
der Ankunft der Engel auf Erden scheint für die Menschheit ein goldenes
Zeitalter angebrochen. Doch als der Grenzwächter Toryan mit ansehen
muss, wie ein Engel ermordet wird, geraten er und die junge Gutsmagd
Minn mitten in den Kampf der Lichtlande gegen die finsteren Mächte der
Altnacht – eine epische Auseinandersetzung voller Intrigen und Verrat.
Schnell
wird klar, dass dabei nicht weniger als das Schicksal aller lebenden
Geschöpfe auf dem Spiel steht. Denn die schrecklichste aller Gefahren
lauert unerkannt mitten unter ihnen.[...]
Meine Meinung
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Im Genre Fantasy entdeckt man ja echt selten Einzelbände, deshalb war ich hier besonders gespannt, wie der Autor hier eine "fremde" Welt, die betroffenen Charaktere und die bedrohliche Handlung in eine dafür relativ kurze Zeitspanne von 350 Seiten packt.
Was mir hier als erstes aufgefallen ist, ist der Schreibstil von Simon Denninger. Es liest sich sehr flüssig und ist gespickt mit zahlreichen Metaphern ungewöhnlichster Art, was beim Lesen viel Spaß gemacht hat und erfrischend anders wirkt. Auch kleine Details in den Gedanken der Protagonisten und im Dialog bergen einige witzige Momente, was die düsteren Situationen immer wieder etwas auflockert.
Es scheint ein wahrhaft dunkles Zeitalter anzubrechen, denn die Menschen, gewohnt von den Lichtbringern geführt und geschützt zu werden, stehen einem Krieg mit den Mächten der Alten Nacht gegenüber. Ebensolchen Engeln wie jene, die sie anbeten, doch den Schatten anheimgefallen und als Blutfürsten bekannt, die man auch mit Vampiren gleichsetzen könnte.
Toryan, einer der vielen Grenzwächter, wird unverhofft in die Konfrontation hineingezogen und erlebt in der Schlacht einige Überraschungen, die sein ganzes Denken infrage stellen.
Ich mochte Toryan sehr gerne. Er ist noch jung, hat ein vorlautes Mundwerk und das Herz am rechten Fleck. Auch andere Figuren haben interessante Eigenschaften, wie die freche, tatendurstige Minn oder Toryans Jugendfreund Holmar, der dem Klerus unterstellt ist. Aber auch viele andere spielen eine wichtige Rolle, leider blieben sie im Laufe der Handlung etwas blass, einfach weil es in dem rasanten Tempo nicht so viel Platz gab, um ihnen genug Raum zu lassen.
Manche Szenen wirkten auf mich auch zu schnell abgefertigt, da hätte ich mir gerne noch etwas mehr gewünscht. Vom Weltenaufbau her allerdings konnte ich mir alles gut vorstellen, auch wenn sie Handlung auf wenige Kulissen beschränkt hat.
Eine coole Idee war, dass technische Errungenschaften durch die Licht-Engel bei den Menschen Einzug gehalten haben, was ein bisschen an Steampunk erinnert. Es gibt Sänften auf Schienen, dampfbetriebene Waggons und Luftschiffe, wie auch Maschinenwächter aus Metall. Doch jeder Fortschritt hat auch seinen Preis...
"Dann würde ich dir sagen, dass du trotz aller Errungenschaften der Technologie deinen Verstand nicht ausschalten solltest", sagte Nobu. "Ganz gleich, wie bequem es sein mag. Wer Neues begrüßt, sollte sich fragen, was dadurch an Altem verloren geht."
Zitat Pos. 2036
Es gibt auch noch einige weitere schöne Botschaften, die zwischendurch eingestreut werden und die über die Gesellschaft und den Glauben an sich an höhere "Führer" nachdenken lassen.
Insgesamt wirkte es auf mich ein bisschen überladen an Figuren und Mitstreitern: die dunkle Brut der Alten Nacht, die Lichtbringer, der Klerus, die Ketzerrepublik Freiholt, die eher abseits steht ... das war anfangs etwas viel, um den Überblick zu behalten. Im Laufe der Handlung wird es aber überschaubarer, vor allem, je mehr man die Hintergründe erkennt. Dennoch blieb es eher bei einem Querschnitt der vielen originellen Ideen, von denen ich gerne mehr Details und tiefere Einblicke gehabt hätte.
Zum Schluss steuert alles auf ein dramatisches Finale zu, bei dem ich gefühlsmäßig nicht ganz so mitgehen konnte, wie erhofft. Es kratzt vieles zu sehr an der Oberfläche, um tiefer eintauchen zu können, ist aber dennoch ein unterhaltsames Abenteuer, das mir Spaß gemacht hat :)
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Autor und den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
Ebenfalls rezensiert von
Schwingenfall von Simon Denninger
Genre Fantasy mit Steampunk Elementen
Covergestaltung Alexander Kopainski
Verlag Drachenmond -- Seitenzahl 350
1. Auflage November 2020
Hi Aleshanee,
AntwortenLöschendas sehe ich immer wieder, dass Autoren sich mehr darauf konzentrieren, so viel wie möglich in ein Buch packen zu wollen und dabei ein wenig die Geschichte aus den Augen verlieren. Schade.
Viele Grüße und einen schönen SOnntag
Frank
Ich bin halt einfach längere Bücher, bzw. Reihen gewöhnt, wo man das dann auch alles auskosten kann und richtig eintauchen in die Details. Bei der Kürze halt einfach nicht möglich. Die vielen Ideen waren alle toll, hätten für mich aber einfach mehr Zeit beansprucht.
LöschenHallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenich habe es auch sehr begrüßt, dass es sich hier mal um einen Einzelband handelt. Aber das hat bei so einem komplexen Weltenaufbau natürlich auch einen Nachteil: Viele Informationen müssen auf wenig Seiten verarbeitet werden. Das fordert wiederum die Konzentration des Lesers. Ich finde S.D. hat diese Herausforderung dennoch gut gemeistert.
Was die Figuren angeht, so hatte ich klar meine Favoriten. Minn und Toryan fand ich interessant, doch besonders habe ich die Randfiguren, das Reittier und den kleine Gnom, ins Herz geschlossen. Dazu sage ich jetzt nichts weiter ;oP
Ich wünsche dir einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche :o)
Liebe Grüße
Tanja
Die Infos zu "verarbeiten" fand ich jetzt auch nicht so schwer, allerdings hätten für mich manche Szenen einfach mehr Zeit gebraucht und hätten dadurch eine bessere Wirkung erzielt :)
LöschenOh ja, den Gnom mochte ich auch sehr <3
Ich wünsch dir ebenfalls einen guten Start!
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenich habe das Buch vor kurzem gelesen und bin erst jetzt auf deine Vorstellung gestossen. Ich fand den Roman wahnsinning spannend und originell und besonders. Mit den vielen Informationen ging es mir am Anfang wie dir - aber nach den ersten 100 Seiten war ich voll drin in der Welt und fand es eher angenehm dass die Handlung zielgerichtet voranschritt. Und detailliert war vieles trotzdem, vor allem in der Altnacht. Aber ist sicher Geschmacksache. :)
Hast du gesehen das es für den Literaturpreis der Phantastischen Akademie nominiert ist??? Ich finde das total verdient so außergewöhnlich und kreativ wie es ist. :) Wie findest du das?
Ich finds definitiv auch sehr kreativ und es sind viele originelle Ideen dabei.
LöschenAber wie oben genannt, an manchen Stellen war es mir einfach zu wenig, wurde zu kurz abgehandelt, während anderes (weniges) dafür zu intensiv war. Für mich hat das Gleichgewicht einfach nicht so hingehauen...
Die vielen Infos am Anfang störten mich nicht, ich erwähne das aber, weil manche das nicht so mögen... man kam ja wirklich schnell gut rein.
Aber es ist auch schwer in so einem "kurzen" Einzelband eine ganze Fantasywelt mit Figuren und Handlung komplett aufzubauen. Ich bin da einfach mehr Tiefe gewöhnt ;)