Dienstag, 23. Dezember 2025

Der Adventskalender zum Glück von Siri Østli

    

Der Adventskalender zum Glück von Siri Østli


Im Original Adventskalenderen
übersetzt von Daniela Stilzebach

Schauplatz Weihnachten in Oslo
Genre Roman mit Herz

Verlag Bastei Lübbe
Seitenzahl 448
1. Auflage Januar 2021




Meine Meinung
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Gleich zu Beginn begegnet man einem Weihnachtsmann. Im Schaufenster. Und dieser Moment ist - ob schicksalhaft oder zufällig - ein Wendepunkt im Leben von Fie, ein Aufwachen nach einer monatelangen, dunklen Schläfrigkeit, die sie irgendwie durch ihren Alltag gebracht hat.

Manchmal gibt es so Momente, die an sich gar nicht groß auffallen, die aber irgendetwas in uns auslösen, uns an etwas erinnern, das uns komplett aus der Bahn wirft: oder wieder in die Spur bringt. So ist es bei Fie, denn nachdem ihr Exmann plötzlich eine neue Freundin für sich entdeckt hat und Fie mehr oder weniger aus ihrem gemeinsamen Haus komplimentiert hat, ist sie untergetaucht. Der Schock hat sie gelähmt und brav die Pillen schlucken lassen, die ihr der Arzt verschrieben hat und so tingelte sie im Dämmerzustand durch die Monate- bis plötzlich Weihnachten vor der Tür steht und sie wieder zu sich kommt.

Das alles erfährt man nach und nach auch in Details. Wichtig ist, dass Fie plötzlich wieder ihr Leben wahrnimmt und vor allem durch ihre Schwester Sara, die zwar weiter weg wohnt, aber mit der sie regelmäßig telefoniert. Diese hat jetzt auch ein Idee, um Fie ihren neuen Lebensmut direkt zu unterstützen - mit einem ganz besonderen Adventskalender und speziellen Aufgaben. 

Im ersten Moment konnte ich Sara tatsächlich nicht so recht leiden.
"Reiß dich zusammen! Du hast nicht das Recht, dich so aufzuführen. Du bist erwachsen, verdammt noch mal!" Zitat Seite 19
Solche Worte gegenüber jemandem, der an einer Depression leidet, sind für mich einfach völlig unangebracht und respektlos. Aber die Geschichte geht ja weiter und man merkt, dass Sara ihre Schwester wachrütteln will und selbst sehr daran leidet, alles kontrollieren zu wollen - wichtig ist, dass sie mit den Herausforderungen Fie aus ihrem Schneckenloch hervorholt.

Fie konnte ich sehr gut verstehen. Der Schock, die Emotionslosigkeit ihres Mannes, der von ihr erwartet, alles einfach hinzunehmen und ihr auch noch Vorwürfe macht, ist schon sehr heftig und hat Fie völlig aus der Bahn geworfen. Alleine hilflos, und in einem Zustand in dem sie kaum handeln oder für sich entscheiden konnte, ist alles über sie hinweg gerauscht und nicht mal ihr gemeinsamer Sohn steht ihr zur Seite.

Auch ihr selbst kommen solche Gedanken:
Ihr wurde bewusst, dass die Depression und der Nervenzusammenbruch sie egoistisch hatte werden lassen. Zitat Seite 38

Das mag wohl sein, aber wenn es einem schlecht geht, darf man ruhig mal dazu stehen, etwas für sich tun zu wollen und vor allem: Hilfe annehmen. Und auch darum bitten. Das konnte sie lange Zeit nicht, weil sie sich schlecht gefühlt hat -> weil ihr das alle eingeredet haben, aber sie macht eine ganz tolle Wandlung durch!

Die Autorin hat es sehr gut rübergebracht, wie Fie sich fühlt. Manchmal wie ein kleines Kind, das heruntergeputzt wird und das Muster aus Situationen sind, die wir unbewusst abspulen und es extrem schwer wird, sich daraus zu befreien. Nur weil man "erwachsen" ist, also das Alter von 18 bzw. 21 erreicht hat, oder auch 40 oder 50, heißt das noch lange nicht, dass man alleine klarkommen kann oder alles ohne Hilfe schafft. 
Jeder ist anders und jeder verarbeitet Probleme unterschiedlich. Manche stecken sie gut weg, andere eben nicht und warum sollte man dann nicht um Hilfe bitten? Wenn man es ausprobiert wird man erstaunt sein, wie viele Menschen mitfühlen und gerne unter die Arme greifen.

Während Fie also versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen, lernen wir mit ihr zusammen Lykke kennen. Eine junge, alleinerziehende Mutter, die ebenfalls einiges an Problemen zu schultern hat und die durch den neuen Elan von Fie angesteckt wird. 
Auch andere Personen treten in Fie´s Leben und man spürt, wie viele Menschen um einen herum sind, die einem guttun würden, wenn man sie nur etwas näher an sich heranlässt. 

Es gab ein paar kleine Details, wie die zitierten Sätze oben, die mich ein bisschen stutzig haben werden lassen, über die Denkweise über bestimme Lebensweisen oder Situationen - aber das mag vielleicht auch an der norwegischen Mentalität liegen ... ich weiß es nicht :) Jedenfalls war die Entwicklung spannend zu verfolgen und sehr berührend, eine wirklich ganz tolle, liebevolle Weihnachtsgeschichte mit tollen Botschaft und dem Versuch, etwas feinfühliger zu werden und die Menschen mit empathischen Augen zu sehen. Niemand weiß was der andere gerade durchmacht, warum er oder sie so grummelig ist, und welche Sorgen sie mit sich herumschleppen. Ein nettes Wort kann da sehr viel bewirken und verändern. 

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich danke allen für den Tipp!


Meine Bewertung
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