Freitag, 9. April 2021

Rezension zu Dreizehn Gäste von J. Jefferson Farjeon

Dreizehn Gäste von J. Jefferson Farjeon

 

Zwölf Gäste hat Lord Aveling zu einer Party auf sein Landgut Bragley Court geladen. Darunter befinden sich eine Schauspielerin, ein Journalist, eine Krimiautorin sowie die schöne und mysteriöse Witwe Nadine Leveridge. Da diese am örtlichen Bahnhof einen Verletzten aufliest und kurzerhand mit nach Bragley Court nimmt, erhöht sich die Zahl der Anwesenden unvorhergesehen auf die unglückbringende Dreizehn. Und tatsächlich lässt das Verhängnis nicht lange auf sich warten. Als erst ein Gemälde zerstört und dann ein Mann ermordet aufgefunden wird, ruft man die Polizei. Doch kann Kriminalinspektor Kendall ans Licht bringen, welcher der Gäste ein dunkles Geheimnis birgt? 
 
 
 
 
 
Meine Meinung
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Agatha Christie ist sicher eine der bekanntesten Autorinnen ihrer Zeit - aber es gab durchaus damals noch einige andere, die spannende Krimis geschrieben haben. Da mir schon "Geheimnis in weiss" von J. Jefferson Farjeon so gut gefallen hat, kam ich an dieser Neuauflage nicht vorbei :)

Auf mich wirken die Bücher aus dieser Zeit meist sehr nüchtern geschrieben - da ist dieser Band mal eine erfrischende Ausnahme, denn der Stil wirkt zeitweise sehr erfrischend in seiner lebendigen Art. 
Allerdings war ich manchmal auch etwas irritiert, was die Dialoge betrifft. Die Redewendungen scheinen eben doch teilweise veraltet und ich muss gestehen, dass ich aus manchen nicht schlau geworden bin. Da konnte ich allerdings ganz gut drüber weglesen, denn andere Gespräche der Beteiligten wiederum zeigen ein gutes Feingefühl des Autors und machen die Charaktere interessant. 

Das Vorgeplänkel vor dem Mord hat mir etwas zu lange gedauert. Bis alle 13 Gäste schließlich auf dem Landgut von Lord Aveling eingetroffen und dem Leser vorgestellt sind verstreicht schon einige Zeit, gespickt mit einigen Details, die später allerdings wichtig werden. Welche das sind, bleibt herauszufinden!
Danach geht die Ermittlung mit den typischen Befragungen gut voran und man kann prima miträtseln - auch wenn einige Informationen verborgen geblieben sind und erst bei der Auflösung geklärt wurden. 

Interessant finde ich bei diesen älteren Werken ja immer, wie damals gesprochen wurde, wie die Menschen miteinander umgegangen sind und wie essenziell die gesellschaftliche Stellung war - und wie sehr darauf geachtet wurde. Wenn heute jemand darüber schreibt kann man ja nur auf Erinnerungen zurückgreifen, aber die Autoren von damals spiegeln die Normen direkt wieder, was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. 
Auch wie die Männer teilweise schweigen oder lügen aufgrund von "Ritterlichkeit" den Frauen gegenüber, um sie nicht in missliche Situationen zu bringen oder um sie zu schützen, wirkt irgendwie niedlich. Die Frauen dieser Zeit hatten es in ihrer Rolle sicher nicht leicht, auch immer als das "schwache Geschlecht" angesehen zu werden und der Willkür ihrer Männer ausgeliefert zu sein, aber ich finde dieses Verhalten der "Gentleman" in ihrer Rücksichtnahme auch irgendwie galant.  
Und ich finde, auch ihnen steht es zu, dass ihre Rolle auch nicht immer einfach war. Aber es wirkt tatsächlich immer wie ein Schauspiel, ein Theaterstück vor Fremden, vor Freunden und auch der Familie, da ständig auf die Etikette, die Ehre und so viele Details geachtet werden musste. 
Das gilt heute teilweise auch noch, nur anders. Immerhin galt damals ein Wort noch als ein Wort, was ich heutzutage sehr vermisse. Das Vertrauen ist einfach nicht mehr da.

Wie gesagt dauert es etwas, bis die Geschichte in Fahrt kommt, aber dann steckt man mitten in den vielen kleinen Rätseln um die Aufklärung, die einige Überraschungen bereit hält. Mir hats gut gefallen!
 
 
Meine Bewertung
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  Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
 
 

 

Dreizehn Gäste von J. Jefferson Farjeon

 
Genre Kriminalroman (Erstauflage 1936)
Im Original Thirteen Guests -- übersetzt von Eike Schönfeld
 
Verlag Klett Cotta -- Seitenzahl 348
Neue Auflage März 2021 


 



Geheimnis in weiss

An Heiligabend bleibt ein Zug im Schneetreiben in der Nähe des Dorfes Hemmersby stecken. Mehrere Passagiere suchen Zuflucht in einem verlassenen Landhaus. Die Tür ist offen, der Kamin brennt und der Tisch ist zum Tee gedeckt, doch niemand scheint da zu sein. Aufeinander angewiesen, versuchen die Reisenden das Geheimnis des leeren Hauses zu lüften – als ein Mord passiert.

17 Kommentare:

  1. Huhu (=

    Den Titel habe ich auf meiner Wunschliste und nun stolperte ich über deinen Satz "[...]immer als das "schwache Geschlecht" angesehen zu werden und der Willkür ihrer Männer ausgeliefert zu sein" und mir ist bewusst das alte Titel dahingehend nicht sensibilisiert sind, frage mich aber wie viel Raum dies in dem Roman einnimmt. So reizvoll es klingt, aber irgendwie zweifel ich nun, ob ich das Buch auch wirklich lesen möchte.

    Hab einen muckeligen Samstagabend!

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    1. Hm, das ist hier auch nicht mehr oder weniger im Vordergrund wie in all den Krimis, die ich bisher aus der Zeit gelesen habe. Das war ja damals nunmal so und dennoch gibt es immer wieder in den Geschichten starke Frauen (und schwache Männer) ;)
      Außer Agatha Christie hab ich zwar noch nicht wirklich andere Autoren gelesen aus der Zeit, aber auch bei ihr klingt dieses Rollenklischee durch, das gehört halt dazu.
      Ich kann dir jetzt aber auch nicht sagen, ob es dir zuviel würde oder in ertragbarem Rahmen, weil ich nicht weiß, wo da deine Grenzen sind.

      Mich fasziniert das sehr, diese Einblicke direkt aus dieser Zeit - und dadurch zu sehen, wie sehr sich diese "Rollen" geändert haben, beiderseits.

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    2. Mal schauen, ich lass es erstma auf der Wunschliste. Ich mag es nur einfach, unabhängig der Zeit, nicht mehr lesen. Bei wirklich alten Büchern bin ich genügsamer, aber dann darf es nur minimal sein. Wie gesagt, mal schauen.

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    3. Wie Petra unten schon geschrieben hat: es war damals so und dann soll es auch nicht "verdreht" werden, so sehe ich das auch...

      Schlimmer finde ich es wenn es heutzutage immer noch so in den Geschichten aufgearbeitet wird, grade in Liebesromanen mit starken Männern und schmachtenden Frauen - gibts ja immer noch genug und die werden auch immer noch viel gelesen ;)

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    4. Verdreht nicht, aber es gibt eben Literatur von damals, mit einem nicht so klischeehaftem Rollenbild.
      Von den Titeln heute fange ich lieber erst gar nicht mit meiner Kritik an, da stimme ich dir zu das es besonders übel ist, wenn solche Rollenbilder gelebt werden.

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    5. Okay, ich hab aus der Zeit geschriebenes auch einfach nicht viel gelesen und nicht viele Vergleiche - vor allem sind fast nur Krimis :)

      Hättest du denn da was zu empfehlen, das dir besonders gut in Erinnerung geblieben ist?

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    6. Ich krieg Schnappatmungen, ich und Buchtitel, da muss ich erst mal stöbern XD

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  2. Liebe Aleshanee

    Mich fasziniert dieser gesellschaftliche und historische Kontext auch immer. Es gibt ja Bücher, die in der heutigen Zeit geschrieben worden sind, aber in der damaligen Zeit spielen und dies zu imitieren versuchen. Das gelingt aber oft nicht so gut, wie ich finde, weshalb es um so faszinierender ist, ein Buch zu lesen, das genau zu dieser Zeit geschrieben worden ist. Toll auch, dass du noch eine überzeugende Alternative zu Agatha Christie vorstellst. Da gibt es definitiv noch einiges zu entdecken.

    Ich schliesse mich Janna aber auch an: wenn mich Rollenbilder (gerade, was die schwachen Frauen anbelangt) zu sehr manifestiert werden, stört es mich ebenfalls sehr. Deiner Antwort entnehme ich aber, dass ich mir diesbezüglich nicht zu grosse Sorgen machen müsste.

    Alles Liebe und vielen Dank für den Tipp
    Livia

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    1. Manche historischen Krimis sind aber richtig gut - wobei ich da tatsächlich meiste eher im Mittelalter unterwegs bin, oder zu Zeiten von Sherlock :)

      Aus den 30er/40er Jahren kenne ich dagegen kaum etwas, hauptsächlich natürlich die von Agatha Christie. Ich finde es auch total faszinierend es so durch die Geschichten zu erleben, also von Personen erzählt, die zu dieser Zeit wirklich gelebt haben und dadurch natürlich einen viel realeren Einblick in die Gesellschaft geben können!

      Diese Rollenbilder haben damals die Gesellschaft geprägt und sind natürlich auch erwähnt. Aber bisher nicht so, dass es mich jetzt besonders gestört hätte. Es ist mir hier einfach "wieder" aufgefallen wie in jedem dieser Bücher und ja, hier gibt es "schwache" Frauen, aber eben auch starke weibliche Persönlichkeiten - wie heute auch :)

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  3. Ich hatte ja schon bei Facebook geschrieben, dass ich die Romane von Dorothy L. Sayers mit Lord Peter Wimsey sehr mag. Die Rollenverteilng zu der damaligen Zeit war eine andere und das akzeptiere ich und störe mich nicht daran. Viele moderne Frauen lesen ja heute auch diese Liebesromanzen, wo die Frau letztendlich dem starken Mann seufzend in die Arme fällt, das empfinde ich als wesentlich störender. Damals war es eben so und ich ssehe das im Kontext.

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    1. Nach der Lord Peter Wimsey Reihe hab ich schon gegoogelt ;) Da hab ich mir Band 1 direkt mal auf die Wunschliste gesetzt!

      Ja, genau so sehe ich das auch. So wie das damals war möchte ich es auch in der Geschichte verpackt haben. Wäre ja auch komisch wenn man das plötzlich anders macht und die Wahrheit verdreht ... :D

      Haha, ja, das ist genau das! So viele Liebesromane mit starken Männern und die armen Frauen, die gerettet werden müssen. Verkleidet als taffe Worthaberinnnen,die sich doch nur nach den starken Armen sehen - davon gibt es heutzutage wirklich genug und wird ja auch gerne gelesen ^^

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    2. Es gibt noch einen Inspektor Napolen Bonaparte, das sind Krimis, die in Australien spielen, als die Natives und Mischlinge noch als Minderrasse angesehen wurden. Bonaparte ist ein Wanderer zwischen der Welt der Weißen und der Einheimischen und die Kriminalfälle berühren den Leser. Langsame und ruhige Romane. Autor ist Arthur W. Upfield. Wenn Du alte Krimis magst schau mal in die DuMont Kriminal Bibliothek, die haben einiges in Auswahl, auch Ellery Queen oder Phoebe Atwood Taylor

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    3. Danke das werde ich machen!
      Australien reizt mich jetzt auf jeden Fall direkt :)

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    4. Sie sind aber auch älter ubd dementsprechend teilweise noch mit Begriffen die heute aks no go gelten. Ich habe die komplette Reihe. Für junge Menschen eher nicht geeignet. Aber das gikt für viele AutorInnen der damaligen Zeit

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    5. Sowas stört mich nicht, ich finde grade das spannend zu sehen, wie damals geschrieben und "gesprochen" wurde ;)

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  4. Hi Alex, würde dich gerne mal kontaktieren.
    Ist das möglich?

    LG aus Stuttgart

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