Der Wiener Journalist Franz Ignaz Baumhackl weiß schon lange, dass die
Kluft zwischen Gesagtem und Gemeintem überall dort allgegenwärtig ist, wo
Menschen zu kommunizieren versuchen. Die aussichtslose
Suche nach den richtigen Worten ist es, die Gespräche platzen und Konflikte eskalieren lässt. Eines Tages erkennt er den wahren Grund: Die Sprache funktioniert nicht. Sie ist defekt. Die Welt, in der er zu leben dachte, existiert nicht.
Suche nach den richtigen Worten ist es, die Gespräche platzen und Konflikte eskalieren lässt. Eines Tages erkennt er den wahren Grund: Die Sprache funktioniert nicht. Sie ist defekt. Die Welt, in der er zu leben dachte, existiert nicht.
Der Druck auf ihn steigt, als er versteht, dass auch er selbst das Produkt
einer Beschreibung ist. Sein Selbstbild existiert nur, weil es in Wörter
gefasst ist. Seine Identität gerät ins Wanken. Er braucht Klarheit und
beschließt, außersprachlich zu werden, ins Tierreich zu reisen, selbst zu
einem Tier zu werden. Er fährt nach Marokko und überredet einen ehemaligen
französischen Armeearzt in der Sahara, ihm bei einem waghalsigen Plan zu
helfen.
Mit immenser Sprachkraft legt Emil Bobi einen Roman vor, der sich einem
großen Zeitthema widmet.
Abara da Kabar: Die Rückreise von Emil Bobi
Genre Fiktion - Thema Sprache
Verlag Anton Pustet -- Seitenzahl 368
1. Auflage Februar 2021
Meine Meinung
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Der Titel hat mich hier neugierig gemacht und auch der Klappentext klang
spannend vom Thema her: die Sprache. Sie ist in unserem Alltag so
fest integriert, dass man eigentlich kaum darüber nachdenkt. Allerdings ist
es ja schon manchmal so, dass man mit Worten hadert, etwas nicht wirklich
beschreiben kann, gerade auch wenn es um Gefühle geht - und manche Worte
auch anders verstanden bzw. aufgefasst werden.
... dass auch nichts zutreffen konnte, was Menschen mit ihren Gedanken im Kopf machten, denn selbstverständlich bestanden auch Gedanken aus sprachlichen Begriffen.Zitat Seite 25
So hat jeder wohl seine bestimmten Vorstellungen. Ein Baum ist ein Baum -
ob das jetzt in meinen Gedanken eine Tanne ist und beim Gegenüber ein
Laubbaum mag erstmal nicht so wichtig zu sein. Aber wenn es um tiefgehende
Gespräche, Gefühle oder essentielle Themen geht, mag das schon schnell zu
Missverständnissen führen.
Der Autor, bzw. der Protagonist Franz Baumhackl, gerät in eine Art
Negativ-Spirale. Denn für ihn ist die Sprache plötzlich etwas kaputtes,
etwas, das nicht funktionieren kann und derentwegen die vielen Konflikte
zwischen den Menschen überhaupt entstehen - sowie auch Kriege.
Insgesamt war mir das ganze überhaupt etwas zu negativ. Man muss natürlich
abwarten, wohin es sich entwickelt und auch, welche Entwicklungen die
Hauptfigur durchmacht und was er am Ende daraus macht - aber ich fand es
teilweise schon etwas deprimierend.
Sehr interessant fand ich die Passagen über die Evolution der Sprache. Wie
ist sie entstanden, wie hat sie sich entwickelt, warum und wie hat das das
Leben der Menschen beeinflusst?
Die Sprache ist ja sehr variabel: sie kann liebevoll sein, verständnisvoll,
heilend, witzig, aber eben auch verletztlich, hasserfüllt, verleumderisch
und voller Lügen. Sie spiegelt eben uns Menschen wieder. Was Emil Bobi über
den Ursprung schreibt und wie die Sprache unser Erleben unserer Umwelt
beeinflusst, hat mich sehr fasziniert.
Leider gab es dann auch Passagen, die für mich sehr zäh zum lesen waren und
die ich teilweise auch nicht so ganz verstanden habe, was er damit
ausdrücken wollte. Ich musste insgesamt sehr konzentriert lesen - ich bin ja
solche Bücher auch nicht gewohnt, vielleicht liegt es daran - aber einige
Stellen waren für mich zu zerfahren.
Emil Bobi ist/war ja Journalist und hat viele Kriegsschauplätze besucht,
weshalb er diese Thematik in Bezug auf Politik und Medien mit einbezogen
hat. Ein wichtiger Punkt, natürlich, der teilweise aufschlussreiche Ideen
mitgebracht hat, aber auch wieder Momente, die mich eher gelangweilt
haben.
Eine sehr durchmischte und durchwachsene Lektüre mit einem
abwechslungsreichen Lesegefühl der Faszination und Geduldsprobe könnte man
sagen. :)
Auch der Klappentext hat irritiert, denn zur "Reise nach Marokko" kommt es
erst auf den letzten 100 Seiten.
Interessant war aber die Titelwahl, wie man im Laufe der Geschichte erfährt
und außerdem muss ich noch hervorheben, dass der Autor wirklich weiß, mit
Sprache umzugehen. Seine Beschreibungen und die Wortwahl sind wirklich
ausgefallen und sehr bildhaft und zeigen, wie man eben doch mit der Sprache
eine Menge ausdrücken kann.
Genial fand ich auch ein Beispiel eines Naturvolkes: dieses redet nie über
etwas, das es nicht kennt, also auch nicht über andere Menschen. Wenn man
ihnen also sagt, dass alle Österreicher als Essen das "Wiener Schnitzel"
lieben und sie dann fragt, was wohl der Österreicher XY gerne isst,
beantworten sie diese Frage nicht. Bzw. sagen sie, dass sie sie nicht
beantworten können, da sie XY ja nicht kennen.
Das sollte man sich mal merken ^^
Gegen Ende gibt es noch einen kleinen positiven Aufschwung, der mich etwas
versöhnt hat, von dem ich aber noch ein bisschen mehr erwartet habe.
Vielleicht liegt es aber auch daran, wie schon erwähnt, dass ich bei manchen
einfach den Sinn nicht verstanden und deshalb insgesamt den Kern nicht
gefunden hab. Dennoch konnte ich mir einige interessante Details
herausziehen und werde jetzt doch öfter mal aufpassen, was und wie ich etwas
sage. Beim Schreiben macht man das irgendwie automatisch mehr, aber beim
Sprechen rutscht doch schnell etwas heraus, dass eigentlich anders gemeint
war.
Meine Bewertung
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Huhu Aleshanee!
AntwortenLöschenDas Buch klang gerade von der Geschichte wirklich interessant, aber ich weiß genau, was du meinst. Ich habe auch noch einige Bücher liegen, zu denen ich einfach noch nicht 100% den Zugang gefunden habe, oft liegt es da auch an einer etwas anspruchsvolleren Sprache, was beim Lesen dann ja wirklich eine höhere Konzentration braucht.
Das hier klingt auch eher wie ein Buch, das man eher nicht zur Entspannung ließt und das eben eine hohe Konzentration benötigt! Aber die Hintergründe zur Entstehung der Sprache würden mich hier auch sehr interessieren!
Liebe Grüße
Jessi
Ja, das war mal wieder etwas anderes und dabei muss man sich konzentrieren und auch mit dem Thema auseinandersetzen. Zwischendurch mag ich solche Bücher auch mal gerne, aber hier hatte ich manchmal wirklich das Gefühl, nicht so ganz zu verstehen, was er meint... das ist natürlich doof ;)
LöschenWie er die Entstehung der Sprache darin verwickelt hat, seine Deutungen dazu, das war aber schon sehr interessant.