Im Original Towards Zero
Band 5 der Krimis um SI Battle
Verlag Weltbild
Seitenzahl 179
1. Auflage im Original Juni 1944
Hier handelt es sich um den fünften und damit letzten Fall mit Super Intendant
Battle. Verfilmt wurde diese Geschichte anscheinend mit Miss Marple - und auf
manchen alten Ausgaben steht sogar "Ein Fall mit Miss Marple" darauf, was mich
zuerst etwas irritiert hat...
Jedenfalls fängt Agatha Christie hier mit dem Einwurf an, dass Krimis meist
mit dem Akt des Mordens beginnen und danach die Aufklärung folgt. War das
damals so? Ich hab ja schon echt viele Krimis gelesen und sehr oft bekommt man
erstmal das Vorspiel präsentiert. Die vielen Stricke, die schließlich zur
Henkersmahlzeit führen und man sehr gut miträtseln kann, wer oder was
tatsächlich hinter der Tat steckt.
Ich fand den Aufbau hier jedenfalls äußerst gut!
In den ersten, kurzen Abschnitten lernen wir wichtige Personen kennen, die
alle auf unterschiedliche Weise später zum Tragen kommen. Es beginnt mit einem
alten Anwalt, der einen Brief bekommt, einem Selbstmörder, der seine Tat
überlebt hat, jemandem, der einen Mord plant und schließlich auch
Superintendant Battle, der sich um seine Tochter kümmern muss.
Jede Figur und was sie gerade macht oder durchmacht hat Konsequenzen. Das fand
ich von der Autorin auch sehr gut impliziert, denn jede Entscheidung die wir
treffen, hat Auswirkungen auf das, was passiert, wen wir treffen, was wir
sehen und hören und womit wir schließlich auch etwas bewirken können.
Dass sich schließlich all diese Menschen im "Möwennest" treffen, dem Haus an
der Küste, hat seine inszenierten Gründe und Zufälle.
Die bettlägerige und wohlhabende Lady Tressilian, die hier lebt, wird seit
Jahren von Mary Aldin fürsorglich versorgt und sie freut sich auf den Besuch
von Nevile Strange, dem gefeierten Sportstar, auch wenn sie seine neue, junge
Frau Kay, nicht leiden kann. Vor allem ärgert sie Neviles Vorschlag, im
September zu kommen, da um diese Zeit auch immer seine Exfrau Aubrey ins
Möwennest kommt, die sich sehr gut mit Lady Tressilian versteht.
Diese Dreier-Konstellation sorgt für eine unterschwellige Spannung, der
niemand so recht ausweichen kann. Dazu kommt der ständige Verehrer von Kay aus
ihren Jugendtagen, der in einem nahe gelegenen Hotel wohnt, zudem ein
Verwandter auf Heimaturlaub, der schon lange in Aubrey verliebt ist - und
schließlich ein zufälliger Gast: der Anwalt Treves, der mit einer kleinen
Bemerkung einen gefährlichen Funken entfacht.
Es dauert dann schließlich auch nicht lange bis zum ersten Todesfall und die
Autorin legt auch viele Fährten, die mich verwirrt und vor einige Rätsel
gestellt haben. Ein wirklich verzwickter und spannender Fall, der mir wirklich
sehr gut gefallen hat!
Besonders schön fand ich die Botschaft, dass man sein Leben nicht "einfach
wegwerfen" darf. Man weiß nie, was noch kommt und ob nicht ein Moment dabei
ist, in dem man eine sehr wichtige Rolle spielen könnte, das Zünglein an der
Waage sein, auch wenn es einem selbst vielleicht gar nicht bewusst ist.
Manchmal spielt das Schicksal leider mit einem, aber meistens kommen nach
Tiefschlägen auch immer wieder wunderschöne Momente, die sich zu erleben
lohnen.
Interessant fand ich auch Battles Reaktion bei dem kleinen Intermezzo mit
seiner Tochter am Anfang. Die Erziehungsmethoden aus den 30er Jahren sind mir
nicht sehr geläufig, aber wie er seine Tochter durchschaut und mit ihrem
Verhalten umgeht fand ich wirklich toll. Ebenso hier die Botschaft, dass man
alles, was passiert, als Prüfung sehen sollte. Wobei ich das Wort "Prüfung"
anders formulieren würde, eher als einen kleinen Berg, den es zu bewältigen
gilt, und der einem eine Erfahrung schenkt, die einem weiterhelfen wird, um
stärker zu werden.
Meine Bewertung
2 - Der letzte Joker
4 - Das Sterben in Wychwood
5 - Kurz vor Mitternacht
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