Ausgerechnet bei dem Zaubertrick »Die zersägte Jungfrau« stirbt die junge
Bühnendarstellerin vor dem schockierten Publikum. Inspektor Leopold von
Herzfeldt ermittelt, ihm dicht auf den Fersen ist die Reporterin Julia Wolf,
seine unglückliche große Liebe. Rund um den Prater werden weitere Frauen
getötet. Junge Dirnen und Dienstmädchen, die keiner groß vermisst. Jede der
Toten ist anders verkleidet. Ist es ein und derselbe Mörder?
Leo braucht Unterstützung und wendet sich an seinen Freund Augustin Rothmayer.
Der Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs schreibt an einem neuen Buch, »Was
uns die Toten erzählen«, und ist in Experimente vertieft. Doch nur gemeinsam
können Leo, Julia und Augustin das grausame Spiel des Mörders aufhalten.
Der Totengräber und die Pratermorde von Oliver Pötzsch
Der 4. Fall mit Leopold von Herzfeldt
Genre Historischer Krimi, 19. Jahrhundert Schauplatz Wien
Verlag Ullstein - Seitenzahl 542 - 1. Auflage Juni 2025
Meine Meinung
ᖜᖜᖜᖜᖜᖜᖜᖛᖛᖛᖛᖛᖛᖛ
Seit den Ereignissen aus dem Vorband ist jetzt doch einige Zeit vergangen und
ich war erstaunt und überrascht, dass sich in Julias Leben so einiges
verändert hat: beruflich und privat. In ihrem neuen Job kommt sie auch mit
Verbrechen in Berührung, von denen sie nicht die Finger lassen kann und für
die Aufklärungen einen Blick hinter die Kulissen wagt.
Leopold wurde mittlerweile zum Oberinspektor befördert und direkt zu
einem Aufsehen erregenden Fall gebeten: die Nummer eines weltberühmten
Zauberers aus Amerika ist gründlich schief gegangen und es scheint einen
Konkurrenzkampf zum großen Bellini zu geben.
Außerdem steht ein großes politisches Ereignis an: der Blumenkorso, der zum
Frühlingsfest gehört und an dem die königlich-kaiserliche Prominenz teilnimmt,
bei dem mit Anschlägen oder anderweitigen gewalttätigen Störungen gerechnet
wird.
Und natürlich kommt auch wieder August Rothmeyer ins Spiel. Als
Totengräber hat er ja schon vor einiger Zeit begonnen, seine Erfahrungen
aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Hier fand ich auch sehr interessant,
welchen Stand die Ermittlungen bei Morden damals hatten und dass die
Fingerabdrücke als Nachweis oder Beweis noch in den Kinderschuhen steckten.
Die Ziehtochter von Rothmeyer, Anna, ist natürlich auch wieder mit von der Partie. Mittlerweile ist sie 15 Jahre alt und mitten in der Pubertät, mit der der alte Totengräber so gar nicht klar kommt. Aber wer tut das schon... Jedenfalls bekommt Anna und ihre Freundschaft zu Emil auch wieder eine kleine Rolle und ich finde es schön, dass der Autor hier oft den "Nachwuchs" im Laufe einer Reihe mehr mit einbringt.
Die Figuren sind für mich immer sehr lebensecht, gerade weil sie auch ihre Schattenseiten haben. Kleine Gemeinheiten, Handgreiflichkeiten, oder hier natürlich auch böswillige Attacken gehören da dazu, und dadurch wirkt es auch sehr authentisch.
Mit den ersten Seiten taucht man direkt wieder in die historische Epoche Wiens
ein, die der Autor vortrefflich zu beschreiben versteht. Die
"Elektrifizierung" greift um sich, die Glühbirnen erhellen immer mehr Viertel
in der österreichischen Großstadt und die Remington Schreibmaschinen ziehen in
die Büros ein. Auch Auto s sieht man vermehrt und auch sonst bemerkt man die
technischen Neuerungen und Veränderungen, die die Forschungen mit sich bringen
- wie das Röntgen-Gerät oder auch der Fußball Sport, der von England herüber
kommt und immer mehr begeisterte Anhänger findet.
Ich finde das extrem spannend, einen Blick in eine vergangene Epoche zu
werfen, vor allem da ich weiß, dass der Autor immer sehr gut recherchiert!
Es zeigt auch wieder sehr deutlich, dass alles seine zwei Seiten hat. Viele Erfindungen sind großartig und faszinierend und können für gute Zwecke eingesetzt werden oder bieten uns schlichte staunenswerte Momente - aber sie bieten leider auch Möglichkeiten für negative Entwicklungen.
Die Krimihandlung besteht auch hier wieder aus mehreren losen Fäden,
Verbrechen und Vermutungen verschiedenster Art, die nicht wirklich zusammen zu
hängen scheinen. Das tödlich misslungene Bühnenstück des Zauberers,
verschwundene Mädchen am Prater, Mauscheleien der Bestattungsinstitute und ein
unheimlicher Bauchredner, den fand ich echt gruselig *lach*
Der "erste" Fall der zersägten Jungfrau rückt schnell ins Hintertreffen weil so viel anderes passiert und fällt auch gar nicht auf, weil sich mehrere Verbrechen ineinander verstricken. Oliver Pötzsch hat es mal wieder geschafft, mich an die Seiten zu bannen, weil jeder Handlungsstrang seinen ganz eigenen Reiz und seine eigenen Spannungen hat.
Durch die Perspektivenwechsel gibt es auch kleine Cliffhanger, die mich jedes Mal weiter an die Geschichte gefesselt haben und am Ende zu einem großen spannenden Finale führen!
Das Nachwort des Autors lohnt sich hier auch, zu lesen, denn hier
gibt es Hinweise auf einige der realen Personen, die hier mitspielen, den alten Prater, der als Schauplatz im Mittelpunkt steht und viele andere Details über die technischen Erfindungen und Zauberkünste, die hier eingesetzt wurden.
Ganz am Ende gibts auch noch ein Glossar über die wienerischen
Dialekt-Ausdrücke. Manche der Figuren lässt er ja in den Dialogen in der
Umgangssprache reden, was den Wiener Flair toll unterstrichen hat - ich hab
da eigentlich auch alles verstanden :)
Meine Bewertung
ᖜᖜᖜᖜᖜᖜᖜᖛᖛᖛᖛᖛᖛᖛ
Der Totengräber
4 - Der Totengräber und die Pratermorde
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich würde mich über dein Feedback zu meinem Beitrag freuen! Ich beantworte die Kommentare immer direkt hier oder schreibe dir gerne auf deinem Blog zurück :)