Henry Meadows wird zwölf, als die Erde stirbt. Mit seinem Vater und seinen
Geschwistern reist er nach Perm, einem urzeitlichen Mond in einem fernen
Sonnensystem. Henrys Mutter ist mit einem anderen Raumschiff geflogen. Sie
wird von der Familie sehnsüchtig erwartet. Doch plötzlich mehren sich die
Zeichen: Sie ist schon hier gewesen, vor langer Zeit. Und sie hat eine
Warnung hinterlassen.
Mit Hightech trotzt die erste und einzige Kolonie der Menschheit der Natur des
Mondes Perm, die faszinierend und bedrohlich zugleich ist. Hier gibt es Berge,
die in den Weltraum ragen, zwei Arten von Nächten und eine gefährliche,
unsichtbare Tierwelt. Als Henry ankommt, ist die neue Heimat noch nicht
"fertig": Die Atmosphäre ist giftig und enthält zu wenig Sauerstoff, ohne
Schutz ist ein Aufenthalt im Freien tödlich. Irgendetwas hat das Terraforming
Perms verhindert. Henrys Mutter Mildred kennt den Grund.
Lyneham von Nils Westerboer
Genre Science Fiction
Verlag Klett-Cotta / Hobbit Presse
Seitenzahl 496 --- 1. Auflage März 2025
Meine Meinung
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Einen für Menschen bewohnbaren Planeten zu finden scheint ja bei der Fülle im Universum gar nicht so schwer: überall gibt es Sonnensysteme und die Vermutung, dass sich "das Leben" ähnlich entwickelt liegt nahe, zumindest glauben wir das in unserer eingeschränkten Sichtweise. Nur die zu überbrückende Zeit ist der Knackpunkt. Denkt man sich so. Zumindest ich. Aber ist das tatsächlich so?
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Von dem Autor hab ich bisher zwei Bücher gelesen, die einen sehr unterschiedlichen Eindruck bei mir hinterlassen haben: Zum einen Athos 2643, einen Science Fiction Thriller aus der Sicht einer KI, der für mich sehr eigen und schwierig zu lesen war, mir in seiner Andersartigkeit aber sehr gut gefallen hat!
Und Kernschatten, einen Wissenschaftsthriller aus dem Jahr 2014, vielleicht also eher aus den Schreibanfängen des Autors, denn hier konnten mich weder Figuren noch Handlung recht überzeugen.
Gerade deshalb war ich neugierig, wie mir sein neues Buch gefallen würde, denn der Klappentext klang äußerst vielversprechend.
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Als ich dann den Prolog gelesen habe, dachte ich erstmal nur: wow! Der hat mich wirklich geflasht, weil Nils Westerboer hier mit einem kleinen Experiment beginnt, das sicher viele von euch kennen und damit überschwenkt zu dem immer wiederkehrenden Ziel vieler Menschen, einen anderen Planeten zu besiedeln. Die Gedanken hierzu waren so stimmig und dennoch komplett neu für mich, dass ich das erstmal setzen lassen musste.
"Wenn du hundert Meter in der Sekunde fliegst und dein Schiff gegen irgendetwas kracht, und du bist nicht in deiner Kammer, dann wirst du zu einem Gemälde an der Wand."Zitat
Das erste Kapitel beginnt mit der Ankunft auf Perm. Henry ist 12, als er zusammen mit seinem Vater und seinen beiden Geschwistern auf dem Mond in einem fernen Sonnensystem eine neue Heimat finden will. Es wird sich erstmal nicht groß damit aufgehalten, warum dieser neue Planet beheimatet werden soll - jedoch dass die Lebensfreundlichkeit hier nicht so hoch ist wie erwartet und vor allem gibt es gewisse Anomalien auf der Oberfläche, die eine Gefahr darstellen; und Henrys Vater soll bei deren Erforschung helfen.
Henry und die anderen Kinder lernen schnell, sich diesem Leben anzupassen, auch wenn sie sehr genau spüren, wie unwirklich ihnen all das erscheint.
Als sich unsere Blicke trafen, begriff ich, dass ich niemals auf ihn und das Licht, das er in sich trug, neidisch sein durfte. Neid würde mich weiter davon wegbringen, als ich es mir jemals vorstellen konnte. Die einzige Möglichkeit, etwas von Melchers Licht abzubekommen, bestand darin, es zu lieben.Zitat
Zwischen den Kapiteln gibt es Auszüge aus Berichten - oder eher einer Beschreibung der Erforschung des Mondes Perm für die Anpassung an das menschliche Leben. Das fand ich immer sehr interessant, weil Nils Westerboer wirklich interessante Ideen aufwirft, die völlig abstrus klingen: aber, so ist es eben. Wir haben überhaupt keine Ahnung, wie sich "Leben" auf anderen Planeten mit anderen Bedingungen entwickeln würde. Welche Voraussetzungen genau nötig sind, was daraus entsteht, welche Geschöpfe mit welchen Eigenarten oder Talenten oder Intelligenz.
Intelligenz beschränkt sich normalerweise auf das Notwendige. In der Regel braucht man keine Primzahlen, um ein Mittagessen aufzuspüren.Zitat
Über genau diese vielen Unterschiede hab ich noch nie wirklich nachgedacht, obwohl ich schon einiges im Science Fiction Bereich auf fernen Planeten gelesen habe. Auch wenn viele Fachbegriffe angewandt werden, die ich nicht verstehe, kann man meist sehr gut folgen und vor allem den tieferen Hintergrund verstehen.
Als Überblick helfen die Karten der Mondoberfläche, die vorne und hinten in den Buchklappen zu finden sind. Auch gibt es hinten im Buch ein Glossar der wichtigsten Begriffe. Wobei sich vieles von selbst ergibt.
Eine fremde Welt scheint einfach nicht mit uns kompatibel zu sein - unser Leben auf der Erde hat Milliarden Jahre gebraucht, um sich mit der Evolution anzupassen; wie soll das von Jetzt auf Gleich unter völlig neuen Bedingungen möglich sein?
Der Autor versteht es wirklich sehr gut, langsam darauf hinzuführen und uns die Ausmaße darzustellen, welche Schwierigkeiten sich auftun, in einer völlig fremden Welt überleben zu wollen.
Die Biome, also die riesigen Glaskuppeln, in denen die Menschen hier den lebensnotwendigen Sauerstoff atmen können, mit nachgestellten Wohnungen, Arbeitsstätten uvm. ist die einzige Zuflucht. Möglich durch die weit entwickelten Maschinen, die den Aufbau in der für uns lebensfeindlichen Welt übernehmen.
"Henry, dein Körper besteht aus 6 mal 10²⁷ Atomen. Jedes von ihnen existiert seit Milliarden von Jahren.[...]Du bist eine Burg in einem Sandkasten. Du entstehst, und du vergehst, was bleibt, ist der Sand. Eine Gesellschaft, deren Mitglieder glauben, etwas zu haben, unterliegt einer fundamentalen Illusion, die ihr unweigerliches Scheitern nach sich ziehen muss.Zitat
Wie der 12jährige Henry lernen wir. Lernen wir über das Leben, unsere Existenz und wie dankbar wir sein dürfen, uns so an unsere Umwelt angepasst zu haben. Ein Entwicklungsprozess der Millionen Jahre gedauert hat und der so immens ist, das wir kaum darüber nachdenken.
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Aus dem Klappentext weiß man, dass Henrys Mutter nicht da ist, als sie ankommen. Und sie anscheinend schon früher auf dem Mond Perm war. Wie das möglich sein soll ist lange nicht klar und vor allem, welche Rolle sie spielt.
Auch was zuhause auf der Erde passiert ist, das zur Flucht geführt hat, bleibt lange nur eine nebulöse Andeutung.
Hier behält der Autor einige Twists für uns bereit, die mich verblüfft und auch emotional teilweise sehr berührt haben! Die ganze Geschichte hat mich extrem gefesselt, was an der einfachen Schreibweise lag, die auch nötig war, um bei den komplexen Vorgängen den Überblick zu behalten. Gleichzeitig war alles, ob bekannt oder fremdartig, so anschaulich beschrieben, dass ich mich beim Lesen gefühlt habe, als wäre ich selber in dieser fremdartigen Welt unterwegs.
Vor allem auch die vielen Botschaften, die hier übermittelt werden: was das Leben ist, wie einzigartig und gleichzeitig vielfältig, was Besitz bedeutet, Liebe und Güte und Mitgefühl - das alles im Rahmen des Überlebenskampfes, war schon sehr bewegend!
Gegen Ende werden alle Fragen aufgelöst und da gibt es eine böse Überraschungen, die mich echt kalt erwischt haben! Obwohl man hier wirklich ganz schön mitdenken muss, hab ich bis auf eine Sache alles verstanden und ich fand es wirklich genial, wie der Autor hier die Zusammenhänge aufgebaut hat, um uns rätseln zu lassen und uns am Ende vor eine Wahrheit zu stellen, die alles übertrifft.
"Es ist immer so," sagte Dahlia leise. "Wer es gut hat, ist ein Dieb. Das Leben der einen ist das Leid der anderen."Zitat
Ebenfalls vom Autor gelesen
Athos 2643 ------- Kernschatten
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschender Klappentext klingt schon interessant aber Weltraum-Geschichten sind einfach nichts für mich. Ich freue mich aber für dich, dass dir das Buch so gut gefallen und es deine Erwartungen erfüllt hat. :)
Jetzt muss ich dich aber auf das Geburtstagbild mit der 50 ansprechen? Ist das dein runder Geburtstag? 50? Wenn das so ist, gratuliere ich dir ganz herzlich! :)
Übrigens würde ich mich mal für die Leserunde von Drei Magier und eine Margarita anmelden, das Buch wartet schon eine Weile auf meinem Reader.
Liebe Grüße, Andrea
Hi Andrea!
LöschenIch mag SciFi ab und zu gerne und halte mich dann auch gerne mal im Weltraum auf :) Hier waren viele tiefsinnige Gedanken mit eingeflochten und sowas liebe ich sehr!
Vielen Dank! Ja, ich hatte gestern meinen 50. und hab mit Familie und Freunden gefeiert. Es war ein wunderschöner Tag <3
Ich hab dich auf der Aktionsseite direkt eingetragen bei der Leserunde! Freut mich sehr dass du mit dabei bist! :)
Geburtstage trag ich jetzt normalerweise nicht so ins Bloggen ein *lach* aber bei diesem runden wollte ich es doch gerne kundtun :D
LöschenAch wie schön, dass du einen tollen Tag hattest! Ich habe im Herbst auch einen runden Geburtstag. ;)
LöschenHallo Aleshanee,
AntwortenLöschendas klingt nach einer sehr faszinierenden Lektüre mit sehr vielen Anstößen zum Nachdenken. Solche Bücher mag ich ab und an gerne und ich habe mir letztens "Lyneham" auf der Merkliste notiert. Mal schauen, wann es hier einzieht. Danke schön für die Einblicke, das hat mich schon sehr neugierig gemacht.
Liebe Grüße
Nicole
Ich bin sehr gespannt und hoffe, dass es dich genauso mitnimmt! Der Astronaut hatte dir ja auch gut gefallen, wenn ich es richtig in Erinnerung hab? Das hier ist zwar völlig anders, aber ich hab grade überlegt, ob ich überhaupt schon ein Buch bei dir gesehen habe, das im Weltraum spielt ...
LöschenJa, genau. "Der Astronaut" mochte ich auch total gern, genauso wie "Der Marsianer". Science Fiction lese ich ab und zu wirklich gerne, wenn auch recht selten. Ich glaube, seit Beginn meiner Bloggerkarriere waren 5 oder 6 SF-Bücher dabei. XD
LöschenDas sind nicht viele ^^ Aber dann gehört das hier eigentlich unbedingt dazu :D
LöschenHey Aleshanee,
AntwortenLöschendas Besiedeln fremder Planeten, oder eben erdähnlicher Monde, finde ich aus dem wissenschaftlichen Aspekt heraus, sehr interessant. Einfach nur die Frage, ob es der Menschheit wirklich gelingen? Vielleicht sogar auf dem Mars? Auch das Prinzip des Terraformings ist interessant, aber das dauert tausende von Jahren, wenn ich das mal richtig verstanden habe, bei einer Dokumentation.
Mich freut es sehr, dass dich der Autor hier nun mit dem dritten Buch richtig abholen konnte. Ich bin ja nicht so für Science-Fiction. Ich schau mir lieber ne Science Doku an. 😁
Cheerio
RoXXie
Ich denke da immer wieder drüber nach, wenn ich solche Bücher lese - der Autor hat hier aber wirklich viele interessante Aspekte angebracht, über die ich tatsächlich noch nie wirklich nachgedacht hatte. Denn so einfach, wie man es sich vielleicht vorstellt, ist das ganze nämlich nicht. Das war hier wirklich grandios umgesetzt und erklärt, bzw. erklärend durch die Geschichte. Das hat mich sehr fasziniert!
LöschenDas ist total cool, dass es dich so faszinieren konnte. Auch, dass der Autor verschiedene Aspekte angesprochen hat und hier wohl auch Vor- und Nachteile abgewägt hat.
LöschenIch hab auf dem Smartphone ein Spiel, bei dem man andere Planeten unseres Sonnensystems terraformen kann. Die Zeit, die es benötigt ist schon heftig.
Oh, welches Spiel ist das? Ich hab vor Jahren auch mal so eins gespielt, das hat auch ewig gedauert xD Ist ja auch das Konzept von diesen Spielen *lach*
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