Bis zum Tag der Katastrophe gab es die Goldmans aus Baltimore und die Goldmans aus Montclair. Die Baltimores hatten alles, was man sich vom Leben wünschen kann: Talent, Geld, Erfolg, ein prachtvolles Heim, zwei hochbegabte Söhne. Marcus Goldman, inzwischen erfolgreicher Schriftsteller, gehörte zu den weniger glamourösen Montclairs. Er verbrachte all seine Sommer bei den Baltimores und war für sie wie ein Sohn. Nun, acht Jahre nach der Katastrophe, beginnt Marcus, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben – und erkennt erst jetzt die wahren Gründe für die schrecklichen Ereignisse.
Die Geschichte der Baltimores von Joel Dicker
Im Original Le Livre des Baltimore--- übersetzt von Andrea
Alvermann, Brigitte Große
Der zweite Roman um den Schriftsteller Marcus Goldman
Genre Coming of Age / Familiendrama
Verlag Piper --- Seitenzahl 510 --- 1. Auflage September
2017
Meine Meinung
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Nachdem mir "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" schon so gut gefallen
hatte - das war für mich wirklich ein Pageturner, war ich natürlich gespannt,
wie der nächste Roman mit dem Protagonisten Marus Goldman wird. Ich habe
eigentlich schon wieder eine Art Krimi erwartet, aber tatsächlich geht es hier
eher um ein Coming of Age und ein Familiendrama, das sich langsam aufbaut.
Joel Dicker kreist sehr gekonnt um das große Ereignis, die Tragödie bzw. die
"Katastrophe", wie sie Marcus Goldman selbst nennt.
Zu Beginn begleiten wir Marcus in sein Ferienhaus, wo er sein neues Buch
schreiben möchte. Allerdings trauert er noch um seinen verstorbenen Onkel und
außerdem trifft er seine Ex-Freundin Alexandra wieder, die er schon seit
Jahren nicht mehr gesehen hat.
Wie er an diesen Punkt seines Lebens kam erzählt er sozusagen in diesem Buch
und beginnt in seiner Kindheit, in der Zeit vor der Katastrophe - sowie was
danach passiert ist. Er umkreist also das schreckliche Ereignis, dessen
Tragweite wir erst am Ende des Buches erfahren werden.
Wie gesagt hatte ich eine ganz andere Erwartung, hab mich aber trotzdem
wirklich gut unterhalten gefühlt. Die Freundschaft von Marcus (der Familie der
Goldmans aus Montclair) und seinem Cousin Hillel (der Familie Goldman aus
Baltimore) prägt seine ganze Jugend. Die beiden gehen durch dick und dünn und
selbst als noch ein dritter ins Spiel kommt, Woody, halten sie eisern zusammen
und sind im ganzen Viertel als verschworenes Trio bekannt.
Ihre Hoffnungen, Träume - aber auch der Neid und die Eifersucht, die erste
Liebe, die ersten Enttäuschungen, das alles erleben wir mit ihnen, während man
spürt, dass sich etwas schlimmes anbahnt.
Der Autor springt geschickt zwischen den Jahren "vorher" und "nachher" hin und
her, so dass man immer neugieriger wird, was denn tatsächlich passiert
ist.
Dennoch fand ich es teilweise doch ein bisschen zu ausschweifend erzählt und
erst gegen Ende geht es auf einmal Schlag auf Schlag. Plötzlich kommt alles
ans Licht, was an Heimlichkeiten stattgefunden hat oder was aus
unterschiedlichen Gründen über die Jahre zurückgehalten wurde.
Dafür, dass so lange darauf hingearbeitet wurde, hätte ich ein etwas größeres
Spektakel am Ende erwartet. Insgesamt hat die Geschichte mich aber definitiv
gut unterhalten und mitreißen können.
Wir lernen viel über das Buhlen um Aufmerksamkeit, über die Tücken einer
Freundschaft, über den perfekten Eindruck der Fassade, hinter der es oft ganz
leicht zu bröckeln anfangen kann und die tiefe Hoffnung, gesehen zu werden und
Anerkennung zu bekommen.
Sehr gut dabei fand ich, wie offen und unverblümt Joel Dicker im Namen der
Figur von Marcus und auch den anderen die Träume wiedergibt, die Gefühle, ob
positiv oder negativ und wie menschlich sie alle dadurch wirken. Es gab zwar
auch Stellen, die mir etwas forciert erschienen, aber insgesamt fand ich die
Charakterzeichnungen wirklich großartig!
Mit diesem witzigen Zitat möchte ich gerne abschließen - auch wenn es nicht
wirklich was mit der Geschichte zu tun hat:
Früher waren amerikanische Stars Astronauten und Wissenschaftler. Heute sind es Leute, die nichts tun und sich dabei fotografieren, sich oder ihr Essen.Zitat Seite 48
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
hat mich mehr begeistert :)
- meine Rezension -
Die Affaire Alaska Sanders
hat mich mehr begeistert :)
- meine Rezension -
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschenich bin ein großer Joel Dicker Fan und freue mich deshalb auch schon auf "Die Affäre Alaska Sanders".
Ich mochte "Die Geschichte der Baltimores" auch, obwohl ich damals auch was anderes erwartet hatte. Mir ging es ähnlich wie dir, aber ich finde, dass der Autor so zeigt, dass er einfach vielseitig ist und seine Stories auch ohne Krimielemente spannend sein können. Ich kann dir "Das Geheimnis von Zimmer 622" empfehlen, das hat mich wieder mehr an Harry Quebert erinnert. :)
Liebe Grüße
Diana von lese-welle.de
Ich bin auch schon sehr gespannt auf das nächste Marcus Goldman Buch :)
LöschenAber ich werde auch die anderen ausprobieren!