Sonntag, 16. November 2014

Rezension: Geisterkind von Christine Millman


Geisterkind

von Christine Millman

Genre: Low-Fantasy

Verlag: Eigenverlag

Seitenzahl: 382

Taschenbuch: 10,99 €
ebook: 2,99 €

1. Auflage: Okt 2014






Zum Inhalt

Inja hat es nicht leicht. Schon seit ihrer Geburt lastet ein Geheimnis auf ihr, dass ihr die Abneigung und den Aberglauben der Dorfbewohner aufzwingt. Sie hat in der dunkelsten Nacht des Jahres das Licht der Welt erblickt, ihre Haut perlweiß und Augen so blau wie Quellwasser: ein Geisterkind.
Der einzige Freund, der zu ihr hält, ist Ban. Mit ihm verbringt sie ihre freie Zeit, wenn sie mal nicht in der Schänke ihrer Eltern helfen oder auf ihre Geschwister aufpassen muss; und auch wenn die anderen sie meiden, erlebt sie doch eine schöne Zeit.

Als eines Tages die Reiter der Söldnergarde des Königs durch das Dorf kommen, geschieht ein großes Unglück, das Injas Leben über Nacht verändern wird. Nur die Liebe zu Ban lässt sie nicht verzweifeln und an eine gemeinsame Zukunft hoffen - doch wie so oft hat das Schicksal anderes völlig anderes im Sinn.

Meine Meinung

Erstmal muss ich ein paar Worte zum Cover loswerden, dass wirklich wunderschön gelungen ist. Das blasse, filigrane Gesicht von Inja, zusammen mit dem Wasser, zu dem sie eine besondere Verbindung hat, passt perfekt zum Inhalt.

Ich konnte sehr gut in die Handlung einsteigen. Im Prolog erlebt man die Geburt von Inja und den Schrecken der Hebamme über ihr Aussehen, die Angst und den Aberglauben, dass etwas Böses in diesem Winterkind steckt. Über Jahre hinweg muss Inja sich mit dem Misstrauen der Dörfler auseinander setzen und findet nur Halt bei ihrer Familie und dem Jungen Ban, der ihr ein guter Freund ist und ihr immer zur Seite steht.

Die Geschichte steigt ein, als Inja 15 Jahre alt ist. Ihr besonderes Verhältnis zum Wasser ist ihr bewusst, ansonsten ist sie ein zurückhaltendes, fleißiges Mädchen, das ihre Familie so gut es geht unterstützt. Recht schnell wird Inja jedoch aus diesem trauten Leben gerissen und ihr Weg ist von Brutalität und Hoffnungslosigkeit gezeichnet. Aber die Jahre ihrer Kindheit haben sie gestärkt und so trotzt sie jedem Schicksalsschlag aufs neue, bis sie tatsächlich Liebe und Geborgenheit findet. Trotzdem scheint ihr nichts vergönnt und ihr Leben gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle.

Die Autorin hat immer wieder zwischen den Perspektiven gewechselt, wodurch man die Charaktere gut kennen lernen konnte. Das Gefühl ist ein bisschen oberflächlich geblieben und auch wenn ich jede Figur gut vor Augen hatte, waren sie nie so ganz greifbar. In der ersten Hälfte gab es für mich eine Phase, in der der "rote Faden" etwas abhanden gekommen und die Geschichte etwas vor sich hingeplätschert ist. Ab der Hälfte wurde es dann aber wieder interessant, es gab überraschende Wendungen und einige spannende Szenen, die mich mitgerissen haben. Besonders gut war, dass ich nie wusste, was als nächstes geschehen wird, denn es kamen immer wieder unerwartete Vorfälle ins Spiel, die meine ganzen Vermutungen über den Haufen geworfen haben.
Injas Leben ist eine Aneinanderreihung von negativen Zufällen und grausamer Willkür. Der magische Aspekt kam erst recht spät zur Wirkung, hat aber eine originelle Verbindung geschaffen, wodurch man vieles wieder aus einem anderen Blickwinkel in Zusammenhang bringen konnte.

Der ganze Aufbau wirkte auf mich allerdings etwas sprunghaft und hätte man noch etwas geschickter verweben können. Manchmal war ich mir nicht sicher, wie alles zusammenpasst und ich konnte auch nicht alle Zusammenhänge verstehen - Erklärungen wurden wenig gegeben und ich musste mir doch viel zusammen reimen. Auch hätte ich mir etwas mehr Hintergrundinfo über Injas Magie und das Schattenland gewünscht, aber es blieb größtenteils meiner eigenen Phantasie überlassen.
Dadurch, dass das Tempo in der zweiten Hälfte angezogen hat, ist auch ein bisschen an der Tiefe verloren gegangen, was mich aber gar nicht so gestört hat. Die Spannung wurde immer wieder voran getrieben und durch die unerwarteten Veränderungen in Injas Leben hat mich die Neugier nie losgelassen.

Die ungewöhnlichen Namen und Schauplätze haben das Bild dieser Welt abgerundet. Besonders schön fand ich den Vergleich der beiden Schauplätze bzw. Lebensweisen, die mir aus dem Herzen gesprochen haben.

Zusammengefasst

Thematik: Auch wenn dir etwas Schlechtes widerfährt - du weißt nie, wofür es gut sein kann
Schreibstil: etwas nüchtern, aber sehr bildhaft
Charaktere: authentisch, nicht sehr komplex
Spannung: vor allem ab der Hälfte stetig zugenommen
Umsetzung: interessante und wichtige Botschaft, etwas unbeständig realisiert

Fazit

Eine ungewöhnliche und vielseitige Geschichte über das Schicksal eines jungen Mädchens, das gegen Vorurteile und für ihre Selbstbestimmung kämpfen muss. Über die Magie hätte ich gerne mehr erfahren und durch die wechselhaften Einflüsse wirkte es etwas unausgeglichen. Trotzdem ein spannendes und unterhaltsames Abenteuer.

Bewertung

© Aleshanee


Zur Autorin: Christine Millman wurde 1968 im hessischen Bad Orb geboren. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Erzieherin und schulte wegen ihrer kreativen Neigungen später zur Mediengestalterin um. Die Liebe zu Büchern entdeckte sie bereits in jungen Jahren, doch ihrem Drang zu schreiben gab sie erst nach der Geburt ihrer Tochter nach. Anfänglich waren es nur kleine Geschichten, doch aus den kurzen Abstechern wurde im Laufe der Jahre ein dauerhafter Aufenthalt. Ein Leben, ohne zu schreiben? Mittlerweile unvorstellbar für sie.
Quelle: lovelybooks.de





7 Kommentare:

  1. Guten Morgen, meine Liebe:)
    Wie immer eine sehr schöne Rezi! Ich habe das Buch ja letztens schon bei dir gesehen und bin nun noch etwas am Schwanken, wenn du "nur" 3einhalb Blümchen vergibst... Ich lasse es mal im Hinterkopf, dann sehen wir weiter. Von der Idee her hört es sich jedenfalls sehr interessant an:)

    LG, Claudia :)

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    1. Ich fand halt Ellin und Landsby von der Autorin doch etwas besser ... aber die Geschichte hat auf jeden Fall einen schönen Grundgedanken und ich hab das Buch gerne gelesen :)

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  2. Guten Morgen Alex!

    Sehr schöne Rezi. Ich hatte das Buch ja auch auf meinem Leseradar, aber bin mir nun gerade gar nicht mehr sicher, ob es sich wirklich lohnt. Von Escorter und Bist du ein Star? war ich ja wirklich beeindruckt, weil das ja vollkommen unterschiedliche Geschichten sind und ich dachte, dass die Autorin da wirklich vielschichtig ist, was das Genre angeht. Aber das... ich mag es ganz gerne, wenn Magie eine Rolle spielt und diese dann auch erklärt wird. Wenn das ein wichtiger Aspekt ist, sollte das nicht untergehen. Naaa, ich überleg mir das noch und lass das Buch mal auf dem Leseradar. :-D

    LG
    Tilly

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  3. Hallo Aleshanee,

    eine schöne Rezension von dir. Das Cover hat wirklich etwas, aber die Geschichte an sich reizt mich weniger. Ich mag es nicht, wenn zu viel Fragen offen bleiben, grad bei der Magie würde ich schon gern wissen, was es damit auf sich hat.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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  4. Guten Morgen!

    Eine sehr schöne Rezi, auch wenn ich bei einigen Aspekten nicht zustimmt. Aber lesen ist ja was Subjektives, deshalb ists auch egal :D Ich bin erleichtert, dass du dich nicht, wie die meisten die weniger als 4/5 Punkten gegeben haben, über die Brutalität beschwerst... Ich hab schon gedacht ich wäre zu abgebrüht, weil ich das als überhaupt nicht so schlimm empfunden habe, eher als Realistisch... :D

    Liebe Grüsse und einen schönen Sonntag :)
    Henny

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    1. Nein, die Brutalität hat mcih überhaupt nicht gestört, das war ja alles sehr stimmig ... und mir hat es ja auch gefallen, also 3,5 Sternchen sind ja nicht schlecht. Es gab halt einfach ein paar Kritikpunkte, aber im großen und ganzen hat es mir ja gefallen!

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  5. Heyhey Alex! =)

    Das Buch klingt wirklich toll und deine Rezension gefällt mir natürlich auch sehr gut ^^. Ich habe schon länger überlegt, ob ich dieses Buch auf die Wunschliste packen sollte, ich denke aber schon, dass es mir gefallen würde.... hmhmhm.
    Doch, ich glaube es wird drauf geschrieben! =D Danke für die Rezension. =)

    Ganz liebe Grüße,

    Bianca =)

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