Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker
Genre Kriminalroman
Im Original La Disparition de Stephanie Mailer
übersetzt von Amelie Thoma, Michaela Meßner
Schauplatz New York und Umgebung
Verlag Piper
Seitenzahl 668
1. Auflage April 2019
Meine Meinung
🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳
Im Juli 1994 werden am Badeort in Orphea an der amerikanischen Ostküste bei
New York vier Menschen ermordet.
Im Juli 2014 steht das 21. Theaterfestival in Orphea bevor.
Der damals ermittelnde Jesse Rosenberg, mittlerweile 45 Jahre alt, will nach
23 Dienstjahren in den Ruhestand, als eine Journalistin auftaucht und ihm
sagt, dass sie damals den falschen festgenommen und verurteilt haben.
"Die Lösung lag direkt vor Ihren Augen. Sie haben sie einfach nicht gesehen."Zitat Seite 21
Das will Jesse natürlich nicht auf sich sitzen lassen, denn er hat in seiner
ganzen Laufbahn keinen einzigen ungeklärten Fall hinterlassen. Doch dann
verschwindet die Journalistin spurlos, ihr Name ist Stephanie Mailer.
Das ist definitiv schon eine sehr spannende Ausgangssituation, die wir auch
schon auf den ersten Seiten erfahren. Das Verschwinden von Stephanie wird
nicht wirklich weiter beachtet, außer von den besorgten Eltern. Sie ist
schließlich 32 Jahre alt und nur weil sie einige Tage nicht erreichbar ist,
muss das ja nicht auf ein Verbrechen schließen lassen.
Jesse jedoch ist misstrauisch, gerade weil die Journalistin ihn mit einem
falschen .... konfrontiert hat.
Derek Scott, der langjährige Kollege von Jesse, aus dessen Sicht wir die
damaligen Ermittlungen
Ich war etwas überrascht von dem Erzähltempo, das der Autor hier vorlegt. Er
hält sich mit keinen großen Beschreibungen auf, auch wenn es natürlich einige
Details zu den Figuren und den Schauplätzen gibt, hat man das Gefühl, man rast
nur so durch. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, als wurde alles
rausgestrichen was vielleicht überflüssig gewesen wäre und das reine, pure
Handeln übrig geblieben. Innerhalb weniger Zeilen wird etwas herausgefunden,
zu einem Ort gefahren und dort auch schon direkt dahin geführt, was sie sehen
wollen.
So bleibt natürlich das Tempo hoch, aber es fehlt dann schon ein bisschen der
Bezug oder die Atmosphäre - da hätte ich mir manchmal schon eine kleine Bremse
gewünscht.
Und es passten auch einige polizeiliche Vorgänge nicht so ganz zusammen. Auch
manche Beziehungsklischees wirkten mir zu aufgesetzt. Das bin ich von dem
Autor eigentlich nicht gewohnt.
Ich hab gehofft, dass sich das legt und die Spannung um den alten - und dann
schließlich den neuen Fall um Stephanie Mailer - alles andere dagegen ein
bisschen verblassen lässt. Aber einige abstruse Andeutungen und Details haben
sich immer mehr gehäuft. Ich war wirklich oft genervt von unwichtigen
Ermittlungsergebnissen, die aus dem Nichts kommen, während 1 Woche verstrichen
ist in der zwar viel gearbeitet wurde, aber ich im Dunkeln blieb, an was denn
genau.
Die sehr überzogene Ankunft einer weiblichen Polizistin in einem "männlichen
Revier" war auch echt extrem. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass das
damals oft so abgelaufen ist, aber manche Sprüche (sie soll in ihrem Büro
lieber ihre Hose anlassen, damit nichts passiert) fand ich dann echt
daneben.
Ich war hier erst auf Seite 140 und war mir wirklich nicht sicher, ob ich
weiterlesen soll oder nicht - es war ja schon noch ein gutes Stück vor
mir.
Neugierig war ich aber dennoch, so dass ich das Mittelstück teilweise quer
gelesen habe und mich dann erst wieder auf die letzten 200 Seiten richtig
konzentriert hab.
Leider hab ich hier den gleichen Eindruck bekommen wie am Anfang. Die Dialoge
waren für mich so einförmig und auch die Beziehungen schablonenhaft ohne jeden
Reiz. Also zwischen Pärchen genauso wie zwischen den Ermittlern und sonstigen
Beteiligten. Unlogische Schlussfolgerungen gingen weiter und ich hab einiges
überblättert, weil da für mich auf unwichtige Vergangenheitserlebnisse
zurückgegriffen wurde.
An sich wäre es ein wirklich spannender Fall gewesen. Die Ermittlung in die
Gegenwart gesetzt (ohne die vielen Irrwege und wirklich dumme Recherche von
vor 20 Jahren) und ohne die ständigen Rückblicke auf Dinge, die man
schon weiß - und mit etwas mehr Feingefühl für die Figuren und ein bisschen
Atmosphäre und nicht dem Gefühl, einem "Bericht" zu folgen, nicht zu vergessen
die unglaubwürdigen Phasen bei den Recherchen... ja, dann hätte es mir
gefallen können.
Ich hatte mir hier wirklich viel erhofft, weil ich bisher eigentlich immer gut
unterhalten wurde. Aber dieser Geschichte kann ich wirklich kaum was positives
abgewinnen.
Meine Bewertung
🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳🜳
Ebenfalls vom Autor gelesen:
Marcus Goldman (1)
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
Marcus Goldman (2)
Die Geschichte der Baltimores
Marcus Goldman (3)
Die Affäre Alaska Sanders
Hallo liebe Alex,
AntwortenLöschenuh... wie schade... um so weiter ich in deiner Rezi gelesen habe um so trauriger wurde ich irgendwie. Durch ein Rezensionsexemplar das in meine Hände kam habe ich den ersten Band "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" gelesen. Ich war angenehm überrascht und fand das Buch wirklich toll.
Da hätte ich mich gefreut wenn die nachfolgenden Bücher auch so gewesen wären.
Liebe Grüße
Little Book Witch
Ja, das ist wirklich schade! Aber das hier ist ein Einzelband ;)
LöschenZu Quebert gehören die drei Marcus Goldmann Bücher, die ich unter der Rezension verlinkt hab ;) Die Geschichte der Baltimores war für mich eher ein Spannungsroman / Familiendrama - aber Die Affäre Alaska Sanders fand ich auch sehr gut
Hey Aleshanee,
AntwortenLöschendas erste Buch von "Quebert" hat damals in mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle verursacht. Während des Lesens war ich bei 1 bis 5 Sternen :D Da war wirklich alles dabei. Aber das Finale war dann so grandios, dass es 5 Herzen bekommen hat.
Danke für Deine Rezension! Um die weiteren Bücher des Autors schleiche ich nämlich schon ewig herum. Dann werde ich dieses auslassen und mich eher auf die anderen Bücher der Reihe konzentrieren - wenn mein SuB-Abbau erfolgreich war.
Danke für diese Entscheidungshilfe :D Manchmal passt es eben einfach nicht.
Liebe Grüße Melli
Also Quebert fand ich tatsächlich durchweg super :D Es gibt auch eine Serie dazu, aber ich kann sie nirgends zum streamen finden - und auch nicht zum kaufen mit deutscher Sprache. Total schade.
LöschenDie Baltimores fand ich auch gut, aber eher ein Familiendrama.
Alaska Sanders hat mir dann wieder richtig gut gefallen.
Ich kann deine Enttäuschung verstehen, mich hat dieses Buch auch sehr enttäuscht! Ich habe es mit hohen Erwartungen begonnen, weil mich die Bücher des Autors zuvor immer begeistert haben. Aber das hier war leider gar nicht mein Fall.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Marie