Milos ganz und gar unmögliche Reise von Norton Juster
Kinderbuch Klassiker Fantasy Abenteuer
Im Original The Phantom Tollboth
hier übersetzt von Cornelia Krutz-Arnold
Illustrationen von Jules Feiffer
Verlag Fischer / Sauerländer
Seitenzahl 256
1. Auflage im Original Januar 1961
Als Milo eines Tages von der Schule nach Hause kommt, findet er ein großes
Paket vor... Ein geheimnisvolles Mauthäuschen ist darin und plötzlich scheinen
Zeit und Raum durcheinandergewirbelt - Milo ist im Land der Weisheit gelandet
und steckt mitten in einem turbulenten Abenteuer. Es herrscht Krieg, denn
König Azet der Ungekürzte ist mit seinem Bruder, dem Mathemagier, verfeindet.
Um wieder Frieden zu stiften, braucht Milo nicht nur seine ganze Fantasie,
sondern auch Mut und Verstand. Eine Reise voll herrlicher Verrücktheiten nimmt
ihren Lauf.
Meine Meinung
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Das Vorwort des Autors hat schonmal gut darauf vorbereitet, dass wir
es hier mit einer sehr ungewöhnlichen Geschichte zu tun bekommen. Über die
Architektur und das Gespräch mit einem kleinen Jungen über Zahlen und die
Unendlichkeit sind Norton Juster hier viele Inspirationen gekommen, die zu
diesem Klassiker geführt haben.
Maurice Sendak beschreibt das hier sehr schön in seinem
Kommentar:
It is also prophetic and scarily pertinent to late-nineties urban living. The book treats, in fantastical terms, the dread problems of excessive specialization, lack of communication, conformity, cupidity, and all the alarming ills of our time.Zitat
Und leider sieht es im Jahr 2025 nicht viel besser aus...
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Milo ist ein sehr nachdenklicher Junge, der nicht wirklich zur Ruhe
kommt und sich ständig woanders hin wünscht. Kein Augenblick scheint ihm
richtig oder passend zu sein. Vor allem das viele Lernen erscheint ihm
überflüssig, als verschwendete Zeit und nicht dafür da, um Lösungen für
wichtige Probleme zu finden.
Das überraschende Päckchen, das Milo in seinem Zimmer findet, eröffnet ihm
eine phantastische Welt voller Abenteuer:
das Land der Erwartungen.
Hier trifft er alle möglichen obskuren Figuren. Die Lethargischen zum
Beispiel, bei denen das Denken verboten ist. Oder den "Watchdog", den großen
Hund mit der Uhr, der ihm beisteht und hilft, um seinen Weg zu
finden.
Mit ihm kommt er in die große Stadt der Wörter (Dictionopolis), wo er auf
dem Markt auf eine buchstabierende Biene und ein Insekt namens Humbug
trifft, oder die alte Frau "Which", die Milo erst mit einer Hexe (Witch)
verwechselt hat.
Ich hab es im englischen Original gelesen: The Phantom Tollbooth
Es war gar nicht so einfach zu lesen für mich in englisch, da der
Autor viel mit Wörtern und ihren Bedeutungen spielt. Manche Andeutung hab
ich da sicher überlesen, was schon etwas schade ist, aber ich hab schon auch
viel herauslesen können. Aber ich hab dadurch auch viel gelernt
:D
Man merkt, dass der Autor hier viele kleine und große menschlichen
Fallstricke kindgerecht verarbeitet und in ein witziges Abenteuer gepackt
hat:
Als Milo nämlich die Geschichte über das Land erfährt, möchte er helfen. Die beiden Königssöhne sind verfeindet, und verteidigen stur ihre Ansichten:
der eine, dass seine Stadt der Wörter wichtiger ist, der andere seine Stadt
der Zahlen.
Der König selbst bekommt nicht viel mit vom Streit seiner Söhne und adoptiert
zwei wunderhübsche Mädchen: Sinn und Verstand
Sie sind sehr angesehen, dass sie jeden Streit schlichten können und auf jede
Frage eine Antwort finden. Doch den Krieg zwischen ihren Stiefbrüdern können
sie nicht beilegen.
Auf Milos tollkühnen Weg begegnet ihm ein riesiges Orchester - das allerdings nicht zum zuhören, sondern zum zuschauen einlädt, denn mit der ungehörten Musik zaubert es die Farben in die Welt.
Oder auch einem Doktor der Dissonanz, der den Lärm und jeden Laut in Flaschen füllt, eine Gegend der Stille wo absolut kein Geräusch zu hören ist und einer Ton-Hüterin, die jedes Wort und jeden Klang katalogisiert und unter Verschluss hält.
Ihr merkt schon, bedeutsame Begriffe gibt es hier mehr als genug, wie auch den
See des Wissens, das Königreich der Weisheit, das Vorgebirge der Verwirrung,
die Berge der Ignoranz, das Luftschloss uvm. Wobei die Namen selbst ja ganz normal sind, im Zusammenhang mit ihrer Bedeutung und Symbolkraft ein starkes Bild für die Fantasie! Also ein wahres Sammelsurium an Wortkreationen und für Kids ein richtiges Feuerwerk an Möglichkeiten der Sprache, was den Spaß für Neuschöpfungen anregt bzw. einfach das Vergnügen an der so vielfältigen Ausdrucksweise - und wie einzelne Wörter, die an sich das gleiche bedeuten, dennoch die feinen Unterschiede hervorheben.
Natürlich kommen wir auch in die Stadt der Ziffern, in der über die Unendlichkeit philosophiert wird, über die Statistiken und andere Zahlenspiele. Und noch einige Hindernisse, bis er mit seinen beiden Freunden Tock und Humbug die Prinzessinnen retten kann.
Es ist eine typische, skurrile, abenteuerliche Geschichte für Kinder, die man auch aus deren Augen sehen und lesen sollte. Mit Logik kommt man hier nicht weit - aber mit Verstand, einem großen Wortschatz und einer Menge kleiner, wichtiger Weisheiten. Eine lange Reise mit vielen Schwierigkeiten und Rätseln, die am Ende eine schöne Botschaft für Milo bereit hält:
"but whatever we learn has a purpose and whatever wie do affects everything and everyone else, if even in the tiniest way."Zitat Seite 233
Und die wunderschöne Botschaft am Ende zeigt, dass, wenn man nur die Augen und Ohren aufhält, einem die ganze Welt zum Entdecken offen steht.
Meine Bewertung
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