Lilith von Christoph Marzi
Band 2 der Reihe um die Uralte Metropole
Genre düstere Urban Fantasy - Mythologie
Verlag Heyne
Seitenzahl 687
1. Auflage November 2005
Meine Meinung
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Nachdem mich der erste Band "Lycidas" so in seinen Bann gezogen hat, musste
ich direkt auch die Fortsetzungen lesen!
Lilith beginnt vier Jahre nach den Ereignissen, bei denen die
Waisenmädchen Emily und Aurora so vieles durchleiden mussten, um die Intrigen
und Machtkämpfe alter Rivalen um die Herrschaft (nicht nur) in London zu
vereiteln.
Emily und Wittgenstein erwarten die Rückkehr von Aurora und Maurice
Micklewhite aus Konstantinopel, doch der Zug trifft menschenleer im
Londoner Bahnhof ein und hinterlässt ihnen nur die Spuren von Verwüstungen in
den Abteilen.
Natürlich machen sie sich auf den Weg nach Paris, um das Schicksal ihrer
Freunde aufzuklären in der Hoffnung, beide lebend zu finden.
Das dauert allerdings, denn wie gewohnt springen wir in der Zeit zurück und
erfahren erst einmal, was vorher geschehen ist: und das ist nicht wenig!
Dieses Mal war es mir manchmal etwas zu überladen und die Zusammenhänge waren
nicht immer einfach zu verfolgen. Aber ich bin immer wieder erstaunt, was für
einen Ideenreichtum der Autor hier eingeflochten hat!
Wie eine Matroschka - diese russischen Puppen, die ineinander verschachtelt
sind - rücken Stück für Stück Details ans Licht, werden vergangene Erlebnisse
in die Gegenwart geholt und einige Legenden sowie Nachforschungen geben
schließlich Preis, wie alles zusammenhängt.
Ein einziger, zugezogener Knoten war dies alles, ein Knoten von Geschichten, der sich, so hoffte Emily, mit einigen zusätzlichen Informationen bald lösen würde.Zitat Seite 531
Ich konnte sofort wieder in die Geschichte eintauchen, denn der Schreibstil
hier hat es mir wirklich angetan. Die Erzählweise von Wittgenstein, wie er auf
seine nüchterne, rationale Art über die Ereignisse berichtet und dabei auch
seinen trockenen Humor einfließen lässt, mit dem er die ausweglosen Momente
aufzulockern versucht - sowie seine greifbaren Beschreibungen der Schauplätze
führen direkt in die düstere Szenerie, in der die Figuren dieses Mal gegen ein
altes Wesen, etwas Böses und unheimliches, die mit Lilith zusammenhängt.
Die Verbindung dazu wird in einem Reisebericht erzählt und bringt uns vom
Zweistromland nach Ägypten und Rumänien. Hier hat der Autor viele Elemente
eingeflochten, die einem bekannt sind, aber auf ganz eigene Weise und zur
Geschichte passend, so dass sich ein stimmiges Bild ergibt. Das fand ich echt
großartig!
Schließlich begeben wir uns dann mit Wittgenstein und Emily nach Paris, wo
Emily ihre Stärke beweisen muss. Sie ist ja mittlerweile an ihr neues Zuhause
bei ihrem Mentor gewöhnt, aber mit anderen kommt sie nicht wirklich zurecht.
Sie ist misstrauisch und muss immer noch viel Spott wegen ihres fehlenden
Auges ertragen. Einzig bei Aurora weiß sie, dass sie alles mit ihr teilen
kann.
Witzig fand ich, dass sie Eigenheiten von Wittgenstein annimmt - Phrasen die
sie nun ja schon seit Jahren zu hören bekommt, benutzt sie nun selbst und ihr
Blick auf die Welt bleibt zynisch, vorsichtig und ja, auch einsam.
Mit dem physischen Makel, den sie immer noch hinter ihren Haaren zu verstecken
sucht, findet sie sich nicht hübsch und ich hab mich sehr für sie gefreut, als
sie jetzt doch endlich mal jemanden getroffen hat, der ihr das Gefühl
gibt, mehr zu sehen als ihr Äußeres. Bzw. alles an ihr zu sehen ohne ihren
"Mondstein" als etwas besonderes zu beachten.
Aurora erfährt hier auch endlich mehr über ihre Vergangenheit und Herkunft - aber wie wir hier schon oft entdeckt haben, ist Wissen nicht immer positiv.
Das Ende war wieder sehr dramatisch und hatte auch traurige und emotionale
Wendungen parat. Wieder wurde das Böse abgewehrt, doch noch ist die Geschichte
nicht zu Ende erzählt :)
Auch wenn mit knapp 700 Seiten ein dicker Schinken ist es doch um einiges
kürzer als Band 1, da dort die Seiten viel dichter beschrieben waren, als es
hier der Fall ist. Dennoch wieder ordentlich voll gepackt mit so vielen
Geschichten in Geschichten, Inspirationen und Geheimnissen, dass man das Buch
kaum aus der Hand legen konnte!
Meine Bewertung
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Die Uralte Metropole
1 - Lycidas
2 - Lilith
3 - Lumen
4 - Somnia
5 - London
(3.5 Nimmermehr - zwei der Kurzgeschichten hier
spielen auf Ereignisse der Uralten Metropole an)
Ich freue mich, dass dir die Bücher gefallen. Ich habe sie schon mehrfach gelesen und es sind Behaltebücher. Sie sind ja schon etwas älter, ich kenne nichts Neues von Marzi, das letzte, was ich gelesen habe war Grimm. Malfuria steht noch hier ungelesen. LG Petra
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