Dienstag, 20. Mai 2025

Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker



Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker


Genre Kriminalroman
Im Original La Disparition de Stephanie Mailer
übersetzt von Amelie Thoma, Michaela Meßner
Schauplatz New York und Umgebung

Verlag Piper
Seitenzahl 668
1. Auflage April 2019 





Meine Meinung
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Im Juli 1994 werden am Badeort in Orphea an der amerikanischen Ostküste bei New York vier Menschen ermordet.

Im Juli 2014 steht das 21. Theaterfestival in Orphea bevor.
Der damals ermittelnde Jesse Rosenberg, mittlerweile 45 Jahre alt, will nach 23 Dienstjahren in den Ruhestand, als eine Journalistin auftaucht und ihm sagt, dass sie damals den falschen festgenommen und verurteilt haben.

"Die Lösung lag direkt vor Ihren Augen. Sie haben sie einfach nicht gesehen."
Zitat Seite 21

Das will Jesse natürlich nicht auf sich sitzen lassen, denn er hat in seiner ganzen Laufbahn keinen einzigen ungeklärten Fall hinterlassen. Doch dann verschwindet die Journalistin spurlos, ihr Name ist Stephanie Mailer.

Das ist definitiv schon eine sehr spannende Ausgangssituation, die wir auch schon auf den ersten Seiten erfahren. Das Verschwinden von Stephanie wird nicht wirklich weiter beachtet, außer von den besorgten Eltern. Sie ist schließlich 32 Jahre alt und nur weil sie einige Tage nicht erreichbar ist, muss das ja nicht auf ein Verbrechen schließen lassen.
Jesse jedoch ist misstrauisch, gerade weil die Journalistin ihn mit einem falschen .... konfrontiert hat.

Derek Scott, der langjährige Kollege von Jesse, aus dessen Sicht wir die damaligen Ermittlungen

Ich war etwas überrascht von dem Erzähltempo, das der Autor hier vorlegt. Er hält sich mit keinen großen Beschreibungen auf, auch wenn es natürlich einige Details zu den Figuren und den Schauplätzen gibt, hat man das Gefühl, man rast nur so durch. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, als wurde alles rausgestrichen was vielleicht überflüssig gewesen wäre und das reine, pure Handeln übrig geblieben. Innerhalb weniger Zeilen wird etwas herausgefunden, zu einem Ort gefahren und dort auch schon direkt dahin geführt, was sie sehen wollen. 
So bleibt natürlich das Tempo hoch, aber es fehlt dann schon ein bisschen der Bezug oder die Atmosphäre - da hätte ich mir manchmal schon eine kleine Bremse gewünscht.
Und es passten auch einige polizeiliche Vorgänge nicht so ganz zusammen. Auch manche Beziehungsklischees wirkten mir zu aufgesetzt. Das bin ich von dem Autor eigentlich nicht gewohnt.

Ich hab gehofft, dass sich das legt und die Spannung um den alten - und dann schließlich den neuen Fall um Stephanie Mailer - alles andere dagegen ein bisschen verblassen lässt. Aber einige abstruse Andeutungen und Details haben sich immer mehr  gehäuft. Ich war wirklich oft genervt von unwichtigen Ermittlungsergebnissen, die aus dem Nichts kommen, während 1 Woche verstrichen ist in der zwar viel gearbeitet wurde, aber ich im Dunkeln blieb, an was denn genau.
Die sehr überzogene Ankunft einer weiblichen Polizistin in einem "männlichen Revier" war auch echt extrem. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass das damals oft so abgelaufen ist, aber manche Sprüche (sie soll in ihrem Büro lieber ihre Hose anlassen, damit nichts passiert) fand ich dann echt daneben. 

Ich war hier erst auf Seite 140 und war mir wirklich nicht sicher, ob ich weiterlesen soll oder nicht - es war ja schon noch ein gutes Stück vor mir. 
Neugierig war ich aber dennoch, so dass ich das Mittelstück teilweise quer gelesen habe und mich dann erst wieder auf die letzten 200 Seiten richtig konzentriert hab.

Leider hab ich hier den gleichen Eindruck bekommen wie am Anfang. Die Dialoge waren für mich so einförmig und auch die Beziehungen schablonenhaft ohne jeden Reiz. Also zwischen Pärchen genauso wie zwischen den Ermittlern und sonstigen Beteiligten. Unlogische Schlussfolgerungen gingen weiter und ich hab einiges überblättert, weil da für mich auf unwichtige Vergangenheitserlebnisse zurückgegriffen wurde.

An sich wäre es ein wirklich spannender Fall gewesen. Die Ermittlung in die Gegenwart gesetzt (ohne die vielen Irrwege und wirklich dumme Recherche von vor 20  Jahren) und ohne die ständigen Rückblicke auf Dinge, die man schon weiß - und mit etwas mehr Feingefühl für die Figuren und ein bisschen Atmosphäre und nicht dem Gefühl, einem "Bericht" zu folgen, nicht zu vergessen die unglaubwürdigen Phasen bei den Recherchen... ja, dann hätte es mir gefallen können. 

Ich hatte mir hier wirklich viel erhofft, weil ich bisher eigentlich immer gut unterhalten wurde. Aber dieser Geschichte kann ich wirklich kaum was positives abgewinnen.


Meine Bewertung
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5 Kommentare:

  1. Hallo liebe Alex,
    uh... wie schade... um so weiter ich in deiner Rezi gelesen habe um so trauriger wurde ich irgendwie. Durch ein Rezensionsexemplar das in meine Hände kam habe ich den ersten Band "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" gelesen. Ich war angenehm überrascht und fand das Buch wirklich toll.
    Da hätte ich mich gefreut wenn die nachfolgenden Bücher auch so gewesen wären.
    Liebe Grüße
    Little Book Witch

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    1. Ja, das ist wirklich schade! Aber das hier ist ein Einzelband ;)

      Zu Quebert gehören die drei Marcus Goldmann Bücher, die ich unter der Rezension verlinkt hab ;) Die Geschichte der Baltimores war für mich eher ein Spannungsroman / Familiendrama - aber Die Affäre Alaska Sanders fand ich auch sehr gut

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  2. Hey Aleshanee,

    das erste Buch von "Quebert" hat damals in mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle verursacht. Während des Lesens war ich bei 1 bis 5 Sternen :D Da war wirklich alles dabei. Aber das Finale war dann so grandios, dass es 5 Herzen bekommen hat.

    Danke für Deine Rezension! Um die weiteren Bücher des Autors schleiche ich nämlich schon ewig herum. Dann werde ich dieses auslassen und mich eher auf die anderen Bücher der Reihe konzentrieren - wenn mein SuB-Abbau erfolgreich war.

    Danke für diese Entscheidungshilfe :D Manchmal passt es eben einfach nicht.

    Liebe Grüße Melli

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    1. Also Quebert fand ich tatsächlich durchweg super :D Es gibt auch eine Serie dazu, aber ich kann sie nirgends zum streamen finden - und auch nicht zum kaufen mit deutscher Sprache. Total schade.
      Die Baltimores fand ich auch gut, aber eher ein Familiendrama.
      Alaska Sanders hat mir dann wieder richtig gut gefallen.

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  3. Ich kann deine Enttäuschung verstehen, mich hat dieses Buch auch sehr enttäuscht! Ich habe es mit hohen Erwartungen begonnen, weil mich die Bücher des Autors zuvor immer begeistert haben. Aber das hier war leider gar nicht mein Fall.
    Liebe Grüße
    Marie

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