Samstag, 19. November 2022

[Drama] Halloween von Stewart O´Nan

Stewart O´Nan
Halloween, Tag der lebenden Leichen.
 
Die Geister dreier toter Teenager kehren aus dem Zwischenreich zurück nach Connecticut. Vor einem Jahr sind sie hier bei einem Unfall auf dem Highway gestorben. Nun sehen sie nach den Freunden, die überlebten: Kyle, entstellt und debil, und Tim, unverletzt, aber innerlich «längst tot». 
Sie merken, dass Tim etwas Schreckliches vorhat. 
 

Halloween von Stewart O´Nan

Im Original The Night Country --- übersetzt von Thomas Gunkel 
Genre Mystery / Drama -- Schauplatz Kleinstadt Avon

Verlag rowohlt --- Seitenzahl 256
1. Auflage im Original 2003




Meine Meinung

Ich muss gestehen, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte als das, um was es schließlich in dieser Geschichte geht. Der Titel, das Cover und auch der Klappentext klangen für mich nach einer coolen Story an Halloween, an dem die drei Geister der verunglückten Jugendlichen zurückkehren und, um eine schreckliche Tat ihres überlebenden Freundes aufzuhalten. 

Die drei Geister kommen tatsächlich ein Jahr nach ihrem Tod zurück und das war auch ein Aspekt, der ziemlich cool gemacht war. Denn wir erleben diese Geschichte aus ihrer Sicht. Immer wenn jemand an sie denkt, zieht es sie sozusagen zu demjenigen hin und sie sehen, was er tut und fühlen, was derjenige denkt. 
Dadurch lernt man die verschiedenen Personen kennen, hauptsächlich Kyles Mutter, deren Sohn damals überlebt hat - der jetzt aber völlig entstellt und mit dem Verstand eines Kleinkindes umsorgt werden muss.
Außerdem Tim, der zweite Überlebende, der den Unfall und dessen Folgen nicht verkraftet.
Dann haben wir noch Brooks. Den Detektiv, der damals irgendwie involviert war und eine Schuld mit sich trägt, die einem als Leser erstmal verschlossen bleibt. 

Es ist eine ruhige, flüssige Erzählung die sich im Grunde darum dreht, wie diese Menschen mit dem harten Schicksal, das sie getroffen hat, weiterleben bzw. zu überleben suchen. Der Autor hat eine ganz besondere Art, diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen und findet mit seiner Offenheit und passenden Szenen genau den richtigen Ton, um diese an uns Leser zu transportieren. 
Allerdings hab ich eben überhaupt nicht mit so einem Drama gerechnet. Ich hab versucht, mich darauf einzustellen, was mir auch im großen und ganzen gelungen ist, aber so richtig packen konnte mich das ganze im Endeffekt doch nicht. 

Was mir sehr gefallen hat waren die Geister, die hier ihren Todestag sozusagen nochmal erleben und sich auch immer wieder zwischendurch untereinander kurz unterhalten oder einen Kommentar dazu abgeben, wen sie gerade sehen und was dieser macht. Das hätte gerne mehr sein können.
Auch Kyle selber, der ja völlig neben der Spur ist, hat einen Nebeneffekt ausgelöst, den ich jetzt hier nicht verraten möchte, der mich fasziniert hat - aber auch irgendwie zu sehr untergegangen ist.

Die Auflösung am Ende hatte keinen Wow-Effekt, aber sinnvoll erklärt was tatsächlich passiert ist. Ich hatte hier einen ruhige, aber stimmungsvollen Geisterroman erwartet - bekommen hab ich ein Drama, das auch in jeder anderen Nacht stattgefunden haben könnte als an Halloween, mit einem interessanten Blick auf die Figuren und ihre Reaktionen nach einem harten Schicksalsschlag.


Gelesen hab ich das Buch in einer Leserunde bei Andrea auf ihrem Blog Leseblick. Schaut gerne mal rein, aber natürlich sind dort massive Spoiler vorhanden ;)


Meine Bewertung
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9 Kommentare:

  1. Hallo Aleshanee,

    da sind wir ordentlich überrumpelt worden. Schade, dass es dich nicht richtig packen konnte, wobei ich das sehr gut nachvollziehen kann.

    Von der Grundlage her wäre es auch gut für einen "richtigen" Halloween-Roman geeignet. Aber auch als Drama hat's mir gut gefallen.

    Deine Eindrücke finde ich gut zusammengefasst.

    Liebe Grüße und schönen Sonntag
    Nicole

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    1. Ich konnte mich dann ja eigentlich schon darauf einlassen, aber so richtig packen ging dann doch nicht. Es war schon sehr traurig und die Schicksale waren berührend, aber so ganz rangekommen an die Charaktere bin ich nicht... und dann geht halt leider doch viel flöten.
      Dankeschön :)

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  2. Uh - danke, dass du es für mich gelesen hast. Dann weiss ich, dass ich, wenn überhaupt es nicht zur Halloweensaison lese.
    Und vorallem bin ich vorbereitet.
    Schönen Sonntag

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    1. Das hat wirklich nicht viel mit Halloween zu tun und nichts mit Grusel - also was man in dieser Richtung erwarten würde... ich hoffe dir gefällt es besser!

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  3. Im Original heißt es "The Night Country", deswegen hatte ich dahinter gar keine Halloweengeschichte erwartet! Ich habe es noch nicht gelesen, obwohl ich das schon länger vorhatte. Es ist Ewigkeiten her, dass ich etwas von diesem Autor gelesen habe, obwohl ich seinen Schreibstil eigentlich sehr schätze.

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    1. Ja, den Originaltitel hatte ich schon gesehen, mir aber nicht viel dabei gedacht.
      Der deutsche Titel, das Cover, der Klappentext ... das sieht alles halt schon nach einer typischen Geistergeschichte aus ^^
      Ich kenne von dem Autor nur "Engel im Schnee", das ist bei mir auch schon ewig her und das fand ich damals sehr gut!

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    2. Ja, ich glaube, genau das war bei mir auch das letzte Buch, das ich von ihm gelesen habe!

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  4. Hallo liebe Aleshanee

    Das klingt nach einer guten Lektüre für Zwischendurch, ich kann deine Kritikpunkte aber sehr gut nachvollziehen.

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hm, also für "zwischendurch" würde ich es für mich jetzt nicht einstufen ... die Geschichte ist schon intensiv und nichts "seichtes". Aber das ist natürlich unterschiedlich :)

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