Dienstag, 8. November 2022

[Horror] Todesmarsch von Stephen King

Einhundert 17-jährige Amerikaner brechen jedes Jahr am 1. Mai zum Todesmarsch auf. Für neunundneunzig von ihnen gilt das wörtlich – sie werden ihn nicht überleben. Der Sieger dagegen bekommt alles, was er sich wünscht ...
 







Todesmarsch von Stephen King

Im Original The Long Walk -- Schauplatz Maine -- Genre Horror
Erstveröffentlichung 1979 unter dem Pseudonym Richard Bachmann
als Audible Hörbuch -- gelesen von David Nathan -- Laufzeit 10 Std 46 Min




 Meine Meinung
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Wir befinden uns hier in einer Zukunft, in der die Rahmenbedingungen der Gesellschaft nicht näher beschrieben werden. Man weiß nur, dass es den Menschen nicht so gut geht. Allerdings haben wir hier ein Oberhaupt, den "Major", der eine allgemeine Achtung erhält. Er startet auch den Marsch der 100 Jugendlichen, von denen nur einer überleben wird. Der Preis: ein sorgenfreies Leben.
 
Garratty ist die Nr. 47. Aus seiner Sicht erleben wir den Start, zu dem viele schon sehr nervös sind, andere ihre Ängste durch arrogantes Gehabe überspielen. Jeder der Jungen hat sich eine Strategie überlegt, den Marsch zu überstehen, denn es winkt eine reiche Belohnung am Ende.
Doch das Ziel zu erreichen ist nicht so einfach, denn viele Meilen laufen ohne stehen zu bleiben ist schwieriger als es sich anhören mag. Dazu kommt die psychische Belastung, als die ersten "roten Karten" verteilt werden und die ersten Toten die Straße säumen.

Es startet auch direkt mit dem Marsch, von einem Auswahlverfahren erfährt man nichts - aber es gibt ein Regelbuch, in dem Hinweise und Tipps stehen, wie man sich am besten verhält und am sichersten durchhalten kann. 
Garratty kommen diese Regeln immer wieder in den Sinn und er versucht, sich daran zu halten.

Ein bisschen erinnert es an Die Tribute von Panem - Jugendliche die bis zum Tod etwas durchstehen müssen, doch hier ist es keine groß aufgezogene Show, sondern eher ein einsames Kämpfen. Immerhin gibt es aber immer wieder Zuschauer am Straßenrand,die die Kids anfeuern. Dennoch wirkt es dadurch düsterer, noch erschreckender und
Obwohl natürlich jeder für sich den Sieg erhofft, bilden sich kleine Gruppen; auch wenn sie sich nicht sympathisch sind, fühlt man sich den anderen ja doch irgendwie verbunden, die das gleiche Schicksal teilen wie man selbst.

Auch Gedanken um den Tod tauchen natürlich auf. Jeden kann es treffen, wenn man müde wird oder anderes einen am weitergehen hindert, oder man einfach schlicht zu langsam wird. Zum einen fühlen sie mit den anderen mit, zum anderen kommt aber natürlich auch der Wunsch, dass andere scheitern werden. Was ja ein Muss ist, wenn man gewinnen will und ein grausamer innerer Konflikt, dass man den Tod der anderen in Kauf nimmt, um am Ende selbst als Sieger dazustehen.

Dazu kommt die ständige Beobachtung durch die Soldaten, die nebenher fahren und messen, wie schnell sie sind und eine tödliche Geleitschaft bieten. Allerdings können auch die "Mitspieler" Angst machen, denn in dieser Ausnahmesituation, bei der es ums nackte Überleben geht, können
Natürlich wissen alle, worauf sie sich einlassen. Aber darüber zu hören und es dann tatsächlich durchzumachen sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Interessant natürlich, wie sehr sich die Wahrnehmung ändert. An sich sind es "nur" ein paar Tage, 
wie manche gehässig sind und gemein, um die anderen "rauszukicken" - aber wie auch kleine Gemeinschaften entstehen und man sich gegenseitig hilft; auch wenn man weiß, dass nur einer übrig bleiben wird. Ich denke, darin liegt auch die Botschaft dahinter: wie wir unseren Weg gehen. Dabei ist nicht wichtig ob wir ankommen, sondern ob wir ihn "mit reinem Gewissen" gehen.
 
David Nathan liest übrigens wie immer absolut klasse. 
Er gibt den jeweiligen Figuren ihren ganz eigenen Charakter, ohne zu sehr ins überspitzte abzudriften.
 
 
 Meine Bewertung
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 Ebenfalls rezensiert von

 
 

15 Kommentare:

  1. Guten Morgen Aleshanee,

    wow, das klingt wirklich interessant, wenn auch echt schrecklich.
    Ich mag die Art, wie David Nathan liest und ich denke, diese 10h lohnen sich. Auch für einen King, der ja sonst eher etwas ausschweifender wird.

    Cheerio
    RoXXie

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    1. Ich fand ja knapp 11 Stunden irgendwie recht lang für ein Buch mit 400 Seiten... aber da kenne ich mich nicht so aus, ich höre ja Hörbücher sehr selten. Die typischen Ausschweifungen gibts hier an sich nicht, aber manche Gespräche zwischen den Jugendlichen könnte man vielleicht so bezeichnen ;) Trotzdem war es sehr intensiv und ich fands toll :D

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    2. Nein, die Zeit von knapp 11h für 400 Seiten ist schon okay so. Das passt.
      Ach, es gibt doch in jedem Buch Dialoge, bei denen man als LeserIn die Augen verdreht und sie als zu viel ansieht.
      Ich hab es mir bei Audible jetzt mal auf die Merkliste gesetzt.

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  2. Hi Aleshanee, ja, was für ein perfides Spiel, aber dennoch von King gut in Szene gesetzt. Ich fand Todesmarsch auch klasse - und habe es auch als Hörbuch gehört gehabt :) Die 11 Stunden sind in der Tat vollkommen ok - Du willst ja auch das Buch ungekürzt genießen :D

    Viele Grüße
    Frank

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    1. Naja, ich hab halt überlegt, wie lange ich zum lesen brauche für 400 Seiten und das ist lange nicht so lang xD
      Aber laut lesen dauert natürlich länger

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    2. Klar, Vorlesen ist immer langsamer als leise lesen - da schlabbert man ja vieles, weil sich der Sinn anders erschließt ;)

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  3. Liebe Aleshanee,

    mir hatt das Hörbuch auch gut gefallen - gerade diese Innensichten fand ich großartig. Ich hätte den Roman jetzt niht als Horror betitelt, eher als Dystopie, aber natürlich ist die ganze Szenerie schon sehr gruselig.

    LG Sabine

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    1. Hm, ja ich tu mir da immer etwas schwer. Eine Dystopie hat für mich mit einer zukünftigen Gesellschaftsform zu tun, von der bekommt man hier ja nichts mit. Es geht nur um den Marsch, das ist für mich schon eher Richtung Horror. Auch das Genre hat ja verschiedene Facetten ;)

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  4. Eins der wenigen Werke von Stephen King, die ich noch nicht gelesen/ gehört habe

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  5. Hallo liebe Aleshanee,
    das Buch von King kenne ich noch gar nicht. Ich finde alleine das Setting hält ja schon eine Bandbreite an Möglichkeiten parat, wie man Spannung erzeugen kann. Ich kann mir die vorstellen, dass King die Grausamkeiten auf seine Art sehr geschickt darstellt. Ich finde auch nicht, dass so ein Gewaltmarsch im ersten Moment einfacher klingt, als er vielleicht ist. Ich habe sofort gedacht: Okay, da wäre ich raus ;o)

    Vielen Dank für diese interessante Buchvorstellung. Das könnte auch was für mich sein.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hm, vom Setting her weiß ich jetzt gar nicht, es ist halt eine Straße die die Jungs langgehen .... ich hab mir eher gedacht: was kann man da schon groß an Handlung rauspressen? Aber die Gedanken und Interaktionen untereinander, das war der eigentlich Clou und das hat er wieder mal sehr gut gemacht!

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  6. Guten Morgen, Aleshanee,

    An dieses Buch erinnere ich mich noch sehr gut. Ich war sicher nicht älter als 12 als es mich eine ganze Nacht wach gehalten hat. Es war auch eins der wenigen Bücher von King, das ich echt am Stück gelesen habe, weil es so spannend war.

    Der Vergleich mit Tribune von Panem ist echt passend. Was mich schockiert hat, war immer die Härte dieses Marschs, nicht anhalten zu dürfen, nicht mal wenn man sich eigentlich erleichtern müsste. Und irgendwie auch die Gewissheit, dass der größte Teil vermutlich sterben wird.

    Ich mach mit meinem Mann ja auch immer längere Wanderungen, wir hatten auch mal über 40 Kilometer am Tag geschafft und irgendwie muss ich dabei immer an as Buch denken. Letztendlich ist es ja auch ein tolles Gefühl, über sich hinausgewachsen zu sein. Das war für mich auch das Gefühl, dass den Todesmarsch am besten beschreibt. Man wächst förmlich über sich hinaus und erst wenn man Grenzen überschreitet, lernt man sich wirklich kennen.

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Ich glaube, als Jugendliche hätte es mich noch mehr gepeitscht ;)
      Und das ganze als "Hörbuch" ist für mich natürlich auch noch ziemlich ungewohnt gewesen... trotzdem hat King das wieder echt gut gemacht!

      Die Härte des ganzen konnte ich mir erst nicht so wirklich vorstellen: man geht halt ^^ Aber diese Dauer, keinen Moment des Verschnaufens bzw. gleich mit der Drohung im Hinterkopf, dass du diese Pause vielleicht brauchen könntest und dann musst du aber erst mal wieder deine Zeit aufholen. Das ist schon echt heftig. Grade eben auch wenn man aufs Klo muss O.O
      Ich frag mich nur immer wie einem solche Szenarien einfallen können!

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  7. Hallo Aleshanee,

    eine gelungene Rezension, die das Leseerlebnis gut beschreibt. An "Die Tribute von Panem" hatte ich noch gar nicht gedacht, aber der Vergleich ist stimmig.

    Das Buch habe ich schon zweimal gelesen und mich hat es jedes Mal gepackt, obwohl man das gar nicht glaubt. Wie du schon schreibst, die Jugendlichen gehen eine Straße entlang und das war es dann. Aber steckt so viel drin.

    Für mich war es immer eine Art Parodie auf Reality TV oder auch das Leben selbst als langen Marsch betrachtet, den man durchhalten muss, wenn man nicht auf der Strecke bleiben will.

    Die Hörbuchversion kann ich mir mit David Nathan sehr gut vorstellen. Er ist ohnehin mein liebster Sprecher.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Das ist auch eine sehr geniale Interpretation für das, um was es geht! Wo wir wieder dabei wären, was Autoren aussagen wollen und was wird das so reinstecken in die Handlung und deren Aussage. Aber gerade das ist ja auch das tolle!

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