Samstag, 8. Februar 2025

Wintergeister: Schaurige Geschichten für frostige Nächte

Die Tradition, zur kalten Jahreszeit Spukgeschichten zu lesen, hat sich über die Jahrhunderte hinweg bewährt. Denn was gibt es Schöneres, als es sich an langen, dunklen Winterabenden mit Geistergeschichten gemütlich zu machen?

Wenn die Dunkelheit hereinbricht und der Nebel aufsteigt, zünden Sie sich also eine Kerze an und lassen Sie sich von diesen gespenstischen Erzählungen in den Bann ziehen. 

Ein heimgesuchtes Herrenhaus, ein unheilvolles Theaterstück und eine Geisterbeschwörung zaubern Ihnen eine wohlige Gänsehaut und bescheren Fans von Charles Dickens, Edgar Allen Poe oder Downton Abbey ein fesselndes Lesevergnügen. In ›Wintergeister‹ hauchen sechs hochgelobte Autoren und Experten des unheimlichen Erzählens der Tradition des Schauermärchens neues Leben ein. Diese atmosphärischen Spukgeschichten sind der perfekte Begleiter für frostige Nächte!



Wintergeister

Schaurige Geschichten für frostige Nächte

mit Kurzgeschichten von Bridget Collins, Andrew Michael Hurley, Jess Kidd, 
Catriona Ward, Susan Stokes-Chapman und Laura Purcell

Im Original The Winter Spirits - Ghostly Tales for Frosty Nights
übersetzt von Sibylle Schmidt
Schauplatz historisches England

Verlag Dumont -- Seitenzahl 240 -- 1. Auflage




Meine Meinung

Ich lese Kurzgeschichten bzw. Anthologien ja eher selten, witzigerweise aber hauptsächlich tatsächlich im Genre Grusel und Horror. Hier hat mich vor allem die Geschichte von Laura Purcell interessiert - von der Autorin hab ich in letzter Zeit einiges gelesen und alle Bücher bisher haben mich sehr begeistert! Da das Buch auch noch zwei andere Bloggerinnen lesen wollten, haben wir direkt eine Leserunde daraus gemacht - so konnten wir uns direkt zu den einzelnen Geschichten austauschen :) Wenn ihr reinschauen wollte, gerne *hier* - natürlich mit immens vielen Spoilern!

Es ist immer schwer, in Kurzgeschichten auf den wenigen Seiten Atmosphäre aufzubauen oder gar Grusel, 


Der steinerne Dämon von Bridget Collins
★★★
Ash kehrt nach vielen Jahren nach Lye zurück, doch entgegen den sommerlichen Erinnerungen ist es im Dezember eine eher frostige Wiederkehr. Die Auszeit hier wurde ihr von ihrem Literaturagenten regelrecht aufgedrängt, da sie das Manuskript für ihr zweites Buch dringend nochmal überarbeiten soll. Ash weiß selbst, dass die Geschichte absolut untauglich ist, aber sie kann sich kaum dazu aufraffen, sie zu überarbeiten und verliert sich etwas im Alkohol und der Flucht nach draußen in die Kälte, um sich abzulenken. Der nahe Friedhof kommt ihr unheimlich vor und auch die nächtlichen Geräusche machen ihr höllische Angst. 

Der Schreibstil war sehr angenehm und gerade die winterliche Atmosphäre dadurch spürbar. Der schaurige Aspekt blieb für mich leider auf der Strecke, der hätte noch mehr ausgearbeitet gehört, denn wirklich gegruselt hat es mich nicht. Vor allem das Ende, das an sich eine interessante Idee war, wurde durch einen Kniff zu kurz abgehandelt. 


Das alte Theaterstück von Andrew Michael Hurley
★★★
Es ist Ende Dezember und Morgan kommt zu spät zum Theater. Seine schlechte Laune steigert sich noch, als er erfährt, dass seine Frau ihren gemeinsamen Sohn Bobby beim Theater abgegeben hat - eher als Strafe für ihn selbst als für seinen Sohn, der sich auf das Theaterstück freut. Morgan hingegen trinkt schon eine Weile viel zu viel und die Konflikte zu Hause haben dem Jungen Bobby doch sehr zugesetzt, wodurch er auch schon einige Schwierigkeiten in seiner Schule hatte.
Das Theater wurde durch die bedrohliche Lage im Krieg geschlossen, 1946 aber wieder in Betrieb genommen, um traditionell zu Silvester das "alte Stück" aufzuführen. Doch Morgan möchte nicht, dass sein Sohn dabei zusieht. Dass plötzlich auch noch Änderungen für das Stück angekündigt werden, macht ihn nervös.

Gut zu lesen, wenn auch hier wieder ungewöhnlich viel Alkohol erwähnt wird ... als würden sie damals von früh bis spät Whiskey und Brandy trinken? Jedenfalls war es eine interessante Geschichte, die mit dem Theaterstück eine immer mysteriösere Stimmung erzeugt hat und ein bitteres Ende bereit hält.
Das Stück selbst ist recht kurz, hat aber eine gesellschaftskritische Note, die fast ein bisschen untergegangen ist. 


Ada Lark von Jess Kidd
★★★
1863 - Ada Lark ist etwa 8 Jahre alt und eine Waise. Seit sie denken kann ist sie in den Diensten von Madam Bellerose, bei der sie nach unschönen Erinnerungen an das Waisenhaus den magischen Zauber von Tricks und Illusionen lernt. Ein besonders aussichtsreicher Auftrag für eine Seance hält dann aber einige Überraschungen bereit, die die Zukunft für alle heller - oder dunkler gestalten wird.

Hier war von Anfang an schöne Atmosphäre mit den sehr typischen Elementen des Waisenkindes, der alten, ausbeuterischen Schrulle und dem Thema der Geisterbeschwörung. Ich fand den Schreibstil äußerst anschaulich, so dass ich gut in diese Stimmung eintauchen konnte. Zwischendurch gab es ein paar kleine Unstimmigkeiten - und auch hier war das Ende zu abrupt bzw. wurde gerade das Finale wieder abgeschnitten und mit dem Danach ausgeblendet. Etwas schade, da hatte ich mir noch etwas Besonderes erhofft.


Jenkin von Catriona Ward
★★★
Jenkin wird als ein etwas merkwürdiges Wesen vorgestellt, als eine Art Mischung aus Katze und Fischotter, der in den Schatten huscht und immer nur auftaucht, wenn Maggie (21) unaufrichtig ist. Nach dem Tod ihrer Mutter räumen sie und ihre Schwester Vera Ende November das Haus aus - danach soll es nach New York gehen, um ein eigenständiges Leben zu führen. Doch dann meldet sich ihre Tante Ellis, die sie bei sich in Maine aufnehmen kann und weckt damit alte Geheimnisse, die ungeahnte Folgen haben.

Der Erzählstil hier war nicht so atmosphärisch, aber die Handlung an sich hatte schon ihren Reiz. Der mysteriöse Jenkins, der eine besondere Rolle in Maggies Leben spielt, ein rätselhaftes Ereignis aus der Vergangenheit und die Schwierigkeit, sich mit der intoleranten Gesellschaft auseinander zu setzen, dazu die mit Konflikten belastete Situation zwischen den Schwestern, das ergab schon eine gewisse Art von Spannung und hat mir gefallen.


Der Witwenweg von Susan Stokes-Chapman
★★★★★
Für Honoria Joseph beginnt das betriebsame Weihnachtsgeschäft, denn ihre wunderschön gefertigten Fächer werden dringend für den bevorstehenden Weihnachtsball benötigt. Sie ist Witwe und auf ihrem Weg nach Hause erfahren wir auch, was es mit dem ominösen Witwenweg auf sich hat - aber der Fokus liegt erstmal auf der besonderen Kunst ihrer Fächer, mit der sie schon eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Ein exklusiver Auftrag liegt noch vor ihr, dem sie Zuhause extra viel Zeit und Mühe widmet.

Diese Geschichte hat mir bisher am besten gefallen. Die Atmosphäre war von Anfang an spürbar, die damalige Zeit wurde sehr anschaulich inszeniert, die Kunst des Fächermachens, die winterliche Stimmung, und eine einsame Frau, die schauerliche Momente erlebt. Die Idee dahinter fand ich super und auch die beunruhigende Entwicklung, die mir immer mehr Gewissheit gegeben hat, was dahintersteckt.


Das Lied von Glocken und Ketten von Laura Purcell
★★★
Abigail ist eine verarmte Edeldame und als Gouvernante tätig. Damit ist sie den Adelsfamilien nicht ebenbürtig, aber auch nicht den Dienstboten zugehörig und fängt sich dort immer wieder feindselige Blicke ein. Aber dennoch ist sie dankbar für das Dach über dem Kopf und warme Speisen, denn der Winter und Weihnachten stehen vor der Tür. Die Kinder des Haushalts sind allerdings recht widerspenstig und ihr gegenüber spöttisch und verzogen, bis auf die stille Florence, die selbst voller Trauer und Leid ist. 
Die Stimmung von Weihnachten und vor allem von Nikolaus, der die artigen Kinder belohnt, kommt Abigail gerade recht – denn schließlich hat der Schutzheilige auch einen Begleiter, der böse Kinder bestraft…

Auf diese Geschichte war ich wegen der Autorin besonders neugierig und ich fand die Idee auch wirklich gut! Abigail, die die menschliche Seite verkörpert, die nicht geliebt und übersehen wird - in einem Haushalt mit verwöhnten Kindern, die eine kleine Strafe durchaus verdient hätten. Aber oft ist alles nicht so wie es scheint und das Böse rächt sich immer auf seine eigene Art und Weise. 
Ebenfalls eine tolle Erzählung, wenn ich sie auch einen kleinen Tick schwächer fand als den Witwenweg.


Ich fand diese Sammlung an schaurigen Geschichten für den Winter gut ausgewählt. Verschiedene Hintergründe und Ideen, alle angesiedelt im historischen England in der frostigen Zeit vor oder um Weihnachten. Bei manchen hätte ich mir etwas mehr Hintergründe gewünscht, was durchaus trotz der Kürze möglich gewesen wäre, wenn der Fokus etwas verschoben worden wäre. Überraschendes war nicht viel dabei, aber einige haben wirklich einen großartigen Erzählstil und die winterliche Stimmung super getroffen - auch einige unheimliche Momente gab es, auch wenn ich die gerne öfter gehabt hätte.

Am schwächsten war für mich Das Theaterstück - und am eindrucksvollsten Der Witwenweg. 
Den Schreibstil von der Atmosphäre her fand ich bei Der steinerne Dämon und Ada Lark am besten, die Idee dahinter war bei Jenkin und Das Lied der Glocken und Ketten für mich am berührenden. 


Meine Bewertung



Ebenfalls rezensiert bei



Schaurige Nächte
8 unheimliche Geschichten für den Winter
(Schaurige Geschichten Band 1)
von Bridget Collins, Imogen Hermes Gowar, Kiran Millwood Hargrave, 
Andrew Michael Hurley, Jess Kidd, Elizabeth Macneal, Natasha Pulley, Laura Purcell 



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