The Hollow Places von T. Kingfisher
Im Original The Hollow Places
übersetzt von Sonia Bonné
Genre Horror / Mystery
Schauplatz North Carolina, USA
Verlag Eichborn
Seitenzahl 365
1. Auflage November 2024
Kara freut sich darauf, in dem wirklich sehr kuriosen Kuriositätenkabinett
ihres Onkels auszuhelfen. Doch als sie dort eines Tages ein mysteriöses Loch
in der Wand entdeckt, nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung. Sie beginnt,
die Gänge hinter der Wand zu erkunden - zusammen mit Simon, dem exzentrischen
Barista aus dem Café. Das Loch erweist sich als Portal in eine wenig
einladende parallele Welt, in der tückische Weidenbäume ein Eigenleben führen
und unheimliche Gestalten hausen, von denen die meisten nicht gerade
wohlgesonnen sind. Wenn man jetzt nur wüsste, wo nochmal der Ausgang war ...
Meine Meinung
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Nach der Scheidung ist Kara erstmal vor allem davon genervt, dass sie wieder bei ihrer Mutter einziehen muss. Nach ihrer "einvernehmlichen
Trennung" kann sie zwar gut mit ihrer Ehe abschließen - zumindest redet sie
sich das ein - aber mit ihrer Mum zu leben, so lieb sie sie hat, kann sie sich mit ihren 34
Jahren so gar nicht mehr vorstellen. Deshalb kommt das Angebot ihres Onkels
gerade zur rechten Zeit!
Ein kleines Hinterzimmer in seinem Museum ist für sie hergerichtet und sie
soll ihm bei seiner Arbeit unter die Arme greifen. Es ist ein kleines Museum
in einer kleinen Stadt mit allerlei merkwürdiger Kuriositäten - aber Kara
fühlt sich direkt wieder heimisch, denn alte Kindheitserinnerungen tauchen auf
und sie ist froh, hier erstmal einen Platz gefunden zu haben, um über die
Scheidung hinwegzukommen und sich auf das vorzubereiten, was die Zukunft
bringen wird.
Alleine die Vorstellung ihres Onkels fand ich schon sehr sympathisch, denn der
liebe Herr mag alle Menschen, ist tolerant gegenüber jedwedem Glauben und vor
allem: er glaubt selbst an alles. Wirklich alles. Ob sich da Widersprüche bilden, ist ihm dabei
völlig egal - ob es sich um die Erschaffung der Welt in 7 Tagen,
Außerirdische oder Chemtrails handelt. Alles ist möglich und er lässt dabei nicht mit sich streiten. Kara hats versucht: und ist gescheitert.
Wenn jemand nicht streiten möchte, findet er genug Erklärungen, um dem aus dem
Weg zu gehen und dadurch wirkt einfach liebenswürdig. Aber das nur nebenbei.
Direkt nebenan arbeitet Simon in einem Café. Kara und er sehen sich täglich, mögen
sich, aber mehr als kurze Gespräche kommen nicht zustande - bis sie plötzlich
hinter einem Loch in der Wand des Museums einen Gang entdecken, der sie in eine andere
Welt führt. Oder eine andere Realität, so ganz schlüssig sind sich die beiden
nicht und während sie noch zweifeln, ob sie durch Schwarzschimmel
halluzinieren oder in einem Horrorfilm gelandet sind, geben sie ihrer
Neugierde nach und erkunden gemeinsam eine groteske Welt.
Ich mochte den Schreibstil hier wirklich sehr. Kara erzählt aus der Ich-Perspektive was passiert und ihre ironisch-witzigen, bissigen Kommentare und Gedanken haben mich wirklich super unterhalten. Auch der Anfang war interessant und spannend und hat mich neugierig gemacht, was ich in dieser "fremden Welt" erleben werde, aber dann hat sich das ganze doch irgendwie ein bisschen verloren. Zusammen mit Kara und Simon dümpelte ich in seichtem Wasser und zwischen sandigen Inseln - was übrigens sehr stark an Narnias Wald zwischen den Welten erinnert hat. (Was die Autorin hier übrigens auch erwähnt, auch dass die Weiden hier durch die Weiden von Algernon Blackwood zu dieser Buchidee führten).
Jedenfalls war es dann nicht mehr so packend für mich, auch wenn es zwei-drei kurze gruselige Intermezzos gab, die wirklich einiges an Potenzial gehabt hätten. Wenn mehr davon vorgekommen wäre oder diese tiefer gegangen wären, hätte ich durchaus einige schlaflose Nächte haben können.
Lieder wurde für mich dieses Potenzial verschenkt.
Dabei hätte alleine das Museum mit all seinen Tierpräparaten und kuriosen Ausstellungsstücken einiges an schaurigen Impulsen gehabt, die dann auch gegen Ende eingesetzt wurde, mich aber dann auch nicht mehr vom Hocker gerissen haben. Die Ideen waren wirklich gut, wurden mir aber zu wenig eingesetzt.
Ich möchte aber dennoch was anderes der Autorin versuchen, denn den Stil an sich mochte ich wirklich gerne!
Übrigens stolpere ich immer wieder über die fehlenden Krankenversicherung in den USA (und sicher auch in anderen Ländern), ein Detail das mich, obwohl ich es weiß, jedes Mal neu überrascht. Dass hier Menschen kein Geld haben um sich zu versichern und mit gebrochenen Körperteilen und sonstigen Krankheiten auf sich selbst gestellt sind, ist schon echt höchst erschreckend.
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Hallo liebe Aleshanee,
AntwortenLöschenich war wirklich so gespannt, was du zu dem Buch sagen würdest.
Ich fand das Setting und auch die Figuren ja auch großartig. Du hast den Onkel so gut beschrieben. Da hatte ich direkt Lust noch einmal eine Weile mit ihm zu verbringen <3
Ich gebe dir Recht, was die Spannung betrifft: Da hätte man noch einiges rausholen können. Und ich bin auch in dem Punkt, dass das Buch neugierig macht, auf das, was die Autorin noch so geschrieben hat, ganz bei dir.
Hast du die Weiden mal gelesen? Ich war irgendwie total neugierig nach dem Nachwort wo da die Parallelen stecken.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Ja, der Onkel. Den fand ich wirklich köstlich :D Ein schönes Beispiel, weil er einfach nichts abgetan hat und offen für alles war. Sehr kurios, aber eben gerade deshalb total sympathisch!
LöschenDie Weiden hab ich nicht gelesen, bin aber dadurch auch echt neugierig geworden und es steht jetzt auf meiner Wunschliste ;)
Ich möchte auf jeden Fall noch was anderes von ihr versuchen, es steht aber noch nicht ganz fest, welches Buch.