Sonntag, 6. September 2015

Rezension: Elfenmagie von Sabrina Qunaj


Genre: High Fantasy

Band 1 der Trilogie Elvion

Verlag: aufbau
Seitenzahl: 976
Taschenbuch: 16,99 €
ebook: 7,99 €

1. Auflage: Feb 2012

2. Platz beim Deutschen Phantastik Preis 2013 




"Der Ruf des Schicksals als führendes Licht beleuchtet den dunklen Pfad der Vorbestimmung,
 lockt mit Wärme und Sicherheit.
Doch es ist kalt, es ist einsam." S. 971


Zum Inhalt

In einer Gewitternacht erscheint ein unerwarteter Besucher auf dem kargen Hof des Schmieds Briac Larnegie. Seine Absichten sind ungewiss, doch die 11jährige Vanora erkennt schnell, dass er ihr Leben von Grund auf ändern wird. 
Ohne Mutter aufgewachsen, hängt Vanora sehr an ihrem Vater Briac, denn Freunde sind in dem kleinen Dorf rar; vor allem, da sich alle von ihr fernzuhalten scheinen. Sie weiß nicht, dass sie in dem schwelenden Krieg der Elfen eine Rolle spielt und sie der Königin Alkariel wieder zur alten Macht verhelfen könnte. Doch sosehr sie bisher auch im Dunkeln gehalten wurde, scheint ihr Schicksal schon lange besiegelt zu sein ...

Meine Meinung

Schon der Anfang hat mich sofort in die Geschichte regelrecht eingesaugt. Allein der Prolog, der erahnen lässt, welch schwerwiegende Entscheidungen bevorstehen und der geheimnisvolle Besucher, der das Leben von Vanora und ihrem Vater in neue Bahnen lenkt, haben einen passenden Start in ein magisches Abenteuer geschaffen.

Abenteuer, genau das ist es, wovon die 11jährige Vanora träumt. Trotzdem sie recht einsam ist, liebt sie ihr Leben an der Seite ihres Vaters und lässt sich von den Hänseleien der anderen Kinder nie unterkriegen. Sie wirkt sehr unschuldig, aber auf eine bezaubernde Art und ihre innere Beharrlichkeit, sich ihren Ängsten zu stellen, macht sie sehr sympathisch. Auch wenn sie sich immer wieder unsicher ist bleibt sie sich selbst treu und zeigt ihre Gefühle, die jederzeit echt und menschlich wirken.

Ihre Geschichte beginnt in der Kindheit und die Autorin spinnt gekonnt den Faden weiter, wie sie und die Welt sich weiterentwickelt - und die Veränderung bei Vanora ist wirklich extrem. Der erzwungene Frieden zwischen den Licht- und Dunkelelfen hängt nämlich am seidenen Faden und Vanora scheint die einzige zu sein, die einen neuen Krieg verhindern kann.

Man erfährt sehr viel über die Zusammenhänge, denn die Autorin erzählt auktorial und wechselt mit den Kapiteln die Sichtweise verschiedener Charaktere. Dabei wiederholt sie sich aber nicht und die Perspektiven sind perfekt auf die weitere Handlung abgestimmt.
  • Einmal wäre da natürlich Vanora, die zum Spielball der Ingrigen und Machtkämpfe wird, sich aber nicht unterkriegen lässt, auch wenn es ihr schwerfällt
  • Eamon, der Schattenritter und Sohn des Königs der Dunkelelfen, der einen Krieg verhindern will und sich dabei einem mächtigen Gefühl stellen muss, an dem er beinahe zerbricht
  • Alkariel, die Königin der Lichtelfen, die Vanora mit allen Mitteln wieder in die Heimat der Lichtelfen bringen möchte, um jeden Preis
  • Nevliin, der Anführer der weißen Ritter, der sein Leben der Königin verschworen hat. Sein Dasein besteht aus Kampf und Gleichgültigkeit
  • und Bienli, ein arglistiger Kobold, der nur seinen eigenen Interessen folgt. Er bringt mit seinem vorlauten Mundwerk auch ein wenig Humor in die Geschichte
Die Einflüsse und Beziehungen zwischen den Figuren sind ein großer Bestandteil der Handlung und haben mich sehr fasziniert, manchmal auch zu Tränen gerührt. Dafür meine Hochachtung, denn mit so vielen verwinkelten Schachzüge, die einen immer wieder überraschen und die Geschichte zu keinem Zeitpunkt langweilig werden lassen, ist der Autorin wirklich ein Glanzstück gelungen. 

"Nicht viele Elfen liebten, und jene, die es taten, wurden nicht mehr vergessen,
denn ihre Taten veränderten die Welt.
War Liebe denn wirklich so stark? So zerstörerisch?" S. 496

Die Umstände der Hintergründe sind sehr vielschichtig, werden aber ausführlich beschrieben, so dass man recht schnell einen guten Einblick bekommt.
Die Welt der Elfen und alles, was sie ausmacht, ist auf vielen typischen Merkmalen aufgebaut, die man schon kennt: sei es die große Gestalt, die schneeweiße Haut, die spitzen Ohren, die magischen Fähigkeiten etc. und dennoch hat es Sabrina Qunaj geschafft, sie nicht nur darauf zu reduzieren. Trotz der vielen Klischees hat sie es geschafft, ein ganz eigenes Weltbild aufzubauen, das in sich rund und sehr anschaulich beschrieben ist. Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm und flüssig zu lesen und passt sich dieser phantastischen Idee wunderbar an.

Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn auch wenn hier viel erklärt und anschaulich erzählt wird, geht die Handlung konsequent weiter und die Bilder, die aus den Worten entstehen, zeichnen eine beeindruckende Welt. Auch wenn oft der Verlauf vorhersehbar erscheint, verblüfft die Autorin hier immer wieder mit überraschenden Wendungen.
Besonders erstaunt war ich ehrlich gesagt, als der große Showdown beginnt und ich noch so viele Seiten vor mir hatte - doch statt langatmiger Ausführungen gab es kaum einen Moment zum Luftholen, denn immer wieder kommt etwas neues daher, mit dem man nicht gerechnet hat.
Das einzige Manko waren ein paar Ungereimtheiten - um nicht zu spoilern, hab ich sie euch hier zusammengefasst:


Vanora ist in großer Gefahr: trotzdem reitet sie unbehelligt aus dem Schloß, ohne dass sie irgendjemand aufhält bzw. die Wachen eine entsprechende Anweisung bekommen ... ?
Als Vanoras Vater in Gefahr ist, lässt Eamon sie mit Nevliin alleine ziehen - warum geht er nicht mit? Schließlich könnte er Vanora an die Lichtkönigin verlieren!
Dann haben sie einen Abstieg von zwei Tagen vor sich, an einem Seil: ohne Handschuhe?
Trotz der Gefahr reist Glendorfil mit Vanora mitten ins feindliche Lager obwohl die Lichtkönigin Vanoras magische Aura spüren kann ... nicht wirklich sinnvoll ^^
Und die Meerjungfrauen geben Nevliin und Vanora frei: das bleibt auch ohne Erklärung
Trotz dieser kleinen Logik"fehler" war es aber wirklich grandios!


Zusammengefasst

Thematik: Wofür lohnt es sich zu sterben?
Schreibstil: ruhiges Tempo, ausführlich und anschaulich, ohne langatmig zu werden
Charaktere: eine ungewöhnliche Heldin und sehr komplexe Charaktere
Atmosphäre: meist düster und verzweifelt, transportiert perfekt die Stimmungen
Umsetzung: bis auf die kleinen Schnitzer wars für mich perfekt

Fazit

Eine klare Leseempfehlung an alle Fantasy Fans! Hier war (fast) alles perfekt und man merkt beim Lesen kaum, wie die Seiten verfliegen. Die Atmosphäre ist stimmig, die Charaktere einmalig und trotz der Länge kommt keine Langeweile auf. Eine Welt der Elfen wie man sie kennt - und doch ganz anders: ganz große Klasse!

Bewertung



Elvion

1 - Elfenmagie
2.5 - Der Korallenfürst

7 Kommentare:

  1. Hallo :D
    das Buch hatte ich mal bis zur Hälfte gelesen. Bienli war super und seine Frau erst :D Aber mich hat damals irgendwie das Drama um Vanora und Eamon gestört. Mehr weiß ich aber nichtmehr, ein Re-Read ist aber geplant!

    Liebe Grüße

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    1. Oh, echt? grade das war auch faszinierend, und obwohl es im Vordergrund stand gab es ja noch drumherum so viel andere Handlungsstränge ... vor allem ist es auch wunderschön geschrieben - also unbedingt nochmal versuchen! ;)

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  2. Hallo Alex,
    ich hoffe, du bist gut in die neue Woche gestartet ?!
    Deine Rezension zu diesem Buch ist toll geworden, auch wenn ich eher
    weniger in diesem Bereich unterwegs bin. Ich hoffe sehr, dass dir diese
    Trilogie weiterhin so viel Lesefreude bereitet. ;-)
    Liebste Grüße,
    Hibi

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    1. Dankeschön Hibi! Ich erwarte einiges, denn nach den Rezis soll Band 2 sogar noch besser sein ;)

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  3. Huhu Aleshanee,

    na wunderbar! Ich bin gerade sooo kurz davor das Buch zu kaufen^^ Und das ist alles deine Schuld ;P
    Deine Rezension hat mir wirklich große Lust auf das Buch gemacht. Vielen Dank dafür! :)

    Liebe Grüße,
    Corina

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