Samstag, 11. Januar 2025

Nevernight - Die Prüfung von Jay Kristoff

Sie ist keine Heldin. Sie ist eine Frau, die Helden fürchten.

In einer Welt mit drei Sonnen,
in einer Stadt, gebaut auf dem Grab eines toten Gottes,
sinnt eine junge Frau, die mit den Schatten sprechen kann, auf Rache.

Mia Corvere kennt nur ein Ziel: Rache. Als sie noch ein kleines Mädchen war, haben einige mächtige Männer des Reiches – Francesco Duomo, Justicus Remus, Julius Scaeva – ihren Vater als Verräter an der Itreyanischen Republik hinrichten und ihre Mutter einkerkern lassen. Mia selbst entkam den Häschern nur knapp und wurde unter fremdem Namen vom alten Mercurio großgezogen, einem Antiquitätenhändler. Mercurio ist jedoch kein gewöhnlicher Bürger der Republik, er bildet Attentäter für einen Assassinenorden aus, die »Rote Kirche«. Und Mia ist auch kein gewöhnliches Kind, sie ist eine Dunkelinn: Seit der Nacht, in der ihre Familie zerstört wurde, wird sie von einer Katze begleitet, die in ihrem Schatten lebt und sich von ihren Ängsten nährt. Mercurio bringt Mia vieles bei, doch um ihre Ausbildung abzuschließen, muss sie sich auf den Weg zur geheimen Enklave der »Roten Kirche« machen, wo sie eine gefährliche Prüfung erwartet …



Die Prüfung von Jay Kristoff


Band 1 der Nevernight Reihe - Low Fantasy
Im Original Nevernight / Nevernight Chronicles
übersetzt von Kirsten Borchardt

Verlag Fischer TOR -- Seitenzahl 704 -- 1. Auflage (Original) August 2016



Meine Meinung
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Über diese Trilogie hab ich so viel gehört und sie stand so lange auf meiner Wunschliste, dass ich jetzt froh war, durch die Leserunde endlich keinen Grund mehr zu haben, Band 1 vor mir herzuschieben :)

Der Einstieg ins Buch war großartig gemacht und hat mich direkt in die Handlung getaucht. Man begleitet Mia Corvere bei ihrem "ersten Mal": ich überlasse es eurer Fantasie, um was es hier geht, denn es spielt auf zwei Zeitebenen, die unterschiedlicher nicht sein können und sehr genial mit ähnlichen Wortspielereien miteinander verbunden wird. Man merkt jedenfalls schnell, dass der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt und wir es hier mit einer Protagonistin zu tun haben, die viel durchgemacht hat und sich nicht scheut, ihren Weg zu gehen und dafür alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Im Wechsel zwischen der Gegenwart und Vergangenheit erfahren wir im Laufe der Geschichte mehr darüber, wie Mia aufgewachsen ist und sich jetzt, mit 16 Jahren, auf den Weg macht, um ihre Ausbildung zur Assassinin abzuschließen. 

Mia hat viel Schlimmes erlebt und hat sich dadurch eine raue Schale zugelegt um den Grad an Härte zu erreichen, der für ihr Ziel vonnöten ist. Für das Schicksal ihrer Eltern hat sie Rache geschworen und dieser Antrieb führt sie schließlich zur Roten Burg. 
Dazu kommt dass sie eine "Dunkelinn" ist. Was genau das bedeutet, weiß sie selbst nicht, auch wenn ihr gesagt wurde, dass sie von der Dunklen Göttin "geküsst" wurde und somit deren Favoritin ist. Die Dunkle Göttin ist hier der Gegenpart zum Gott des Lichts, der überall angebetet wird und ein großer Konfliktpunkt der Handlung.
Ein großer Vorteil für Mia ist ein Schatten in Form einer Katze, die sie überall hin begleitet und der sich von ihrer Angst ernährt. Was dazu führt, dass Mia immer furchtlos ist und getreu den Worten ihrer Mutter handelt, die sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt haben:

Weiche nie zurück. Fürchte dich nie. Und vergiss nie, niemals.
Zitat

Der Schreibstil ist wirklich herrlich zum lesen. Erfrischend, mit klaren Worten, aber dennoch trotz der derben Ausdrucksweise noch im Rahmen und flüssig zu lesen. Bei den Kraftausdrücken muss ich aber einigen anderen Rezensionen zustimmen, die passten mir nicht immer so ins Bild. In den Dialogen klingt die Ausdrucksweise gesetzter, so dass mir diese etwas aus der Reihe fielen, auch wenn sie nachvollziehbar sind.
Bei anderen wurden auch die zwei detaillierten Sexszenen angesprochen und ja, da geht es ganz schön zur Sache, aber ich hab wirklich bewundert wie der Autor mit den Worten das ganze trotz der Deutlichkeit etwas verschleiert und weder derb noch obszön rüberkommt, sondern der Situation angemessen.

Die Welt mit den drei Sonnen, den Gottheiten von Licht und Dunkel und den damit einhergehenden Wechseln von hellen und dunklen Tagen fand ich sehr gut ausgearbeitet - auch wenn ich erst spät durchgeblickt habe, wie das ganze funktioniert. Der Autor arbeitet hier auch viel mit Fußnoten, die mich nicht gestört haben, weil man dadurch einige Hintergründe über diese Welt, den Glauben und viele andere Details erfahren hat. Ich mag sowas :)
Übrigens gibt es auch witzige und originelle Ideen zu den Kreaturen, auf die man treffen kann, die meist böswillig und voller Klauen und lebensverschlingender Gedanken sind.
Ansonsten halten sich die Schauplätze begrenzt auf die Hauptstadt Gottesgrab sowie die Rote Kirche, in der die Ausbildung der Assassinen stattfindet. Man darf nicht vergessen, dass es hier um die Ausbildung zu Mördern geht und sie alle Konkurrenten sind - und dass es dadurch natürlich viel um Rivalität geht und durch die Wettstreite einige Spannung aufkommt. 

Die Seiten lesen sich jedenfalls weg wie nichts. Die Charaktere sind super ausgearbeitet bis zur Nebenfigur, die man oftmals zwar nicht so gut einschätzen kann, aber gerade das viel an Spannung ausmacht, weil einige Konflikte Rätsel verbergen.
Wie schon erwähnt geht es brutal zu, davor sollte man sich nicht scheuen - es brechen schon mal Knochen und es gibt ein sehr spezielles "Blutbad", was jetzt schlimmer klingt als es eigentlich ist xD Also man darf hier auf jeden Fall einige grausame Szenen erwarten. 

Mia selbst gibt alles, um ihr Ziel zu erreichen, denn von allen Anwärtern werden nur vier zu "Klingen" werden, von der Göttin auserwählte Auftragsmörder. Um das zu erreichen wird es schwer, sich nicht selbst zu verlieren und Gefühle wie Liebe, Mitleid oder Freundschaft zu bewahren - hier fand ja Naev so einen tollen Charakter, auch wenn sie wenig zu sagen hat, reicht das wenige manchmal völlig aus ;) 

Dieser Ort gibt sehr viel. Aber er nimmt noch mehr.
Die Empathie. Das Mitgefühl. Stück für Stück. Tod für Tod.
Und was wird am Ende übrig bleiben?
Mia sah sich auf dem Himmelsaltar um. Betrachtete die Gesichter. Die Blutflecke. Die Schatten.
Klingen, erkannte sie.
Klingen.
Zitat Seite 456

Gegen Ende gibts dann einige Überraschungen die mich kalt erwischt haben und das ganze nochmal richtig aufgepeppt haben. Plötzlich sieht man vieles in einem anderen Licht und das waren einige sehr gute Kniffe dabei, die richtig gut aufgebaut waren! Sowas liebe ich, wenn es einen kalt erwischt und alles über den Haufen wirft, was man sich vorher zu einigen Dingen gedacht hat.

Ich finde es übrigens auch immer interessant, wie wir mit solchen Charakteren mitfiebern: kalte, brutale Charaktere, die aus Rache getrieben sind und vor Morden nicht zurückschrecken. Und ja, es sind schon auch mal Unschuldige dabei, über die wir geflissentlich hinwegsehen. Während aus einer anderen Perspektive sie zu den Bösewichten zählen würden... Das Wissen um die Hintergründe zählt eben manchmal doch mit ;) 

Insgesamt auf jeden Fall ein großartiger Auftakt der Trilogie, die mich von Anfang an mitgerissen mich mega begeistert hat!


Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert bei



Nevernight Trilogie

1 - Die Prüfung
2 - Das Spiel 
3 - Die Rache



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