Montag, 19. Mai 2025

Der Duft des Wals von Paul Ruban



Der Duft des Wals von Paul Ruban


Im Original Le parfum de la baleine
aus dem französischen übersetzt von Jennifer Dummer
Genre Satirischer Roman
Schauplatz Mexico

Verlag Aufbau Verlag
Seitenzahl 223
1. Auflage April 2025





Ein absurd-komischer Roman über den Duft des Verfalls

Judith und Hugo versuchen, ihre Ehe zu retten, indem sie sich einen Aufenthalt in einem luxuriösen All-inclusive-Resort in Mexiko gönnen. Das Meer glitzert am Horizont, die Eiswürfel klirren im Glas, doch dann trübt sich die Stimmung: Ein toter Wal wird an den Strand gespült und verströmt einen üblen Geruch, den die tropische Brise trotz aller Bemühungen des Hotelpersonals bis in den letzten Winkel trägt. Wie lange lässt sich unter diesen Umständen die Illusion vom perfekten Urlaubsparadies aufrechterhalten? Mit viel Humor und Zärtlichkeit lotet Paul Ruban das Unbehagen aus, das sich im Verborgenen einstellt und so lange verstärkt, bis es nicht mehr zu ignorieren ist.


Meine Meinung

Das ungewöhnliche Cover und der kuriose Klappentext haben mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht - die unterschiedlichen Meinungen dazu meine Neugier dann auch noch angeschürt, so dass ich es einfach damit versuchen musste.

Wir erleben die Geschichte aus der Sicht von 5 Personen, alle erzählt aus der Ich Perspektive.

Zum einen die Flugbegleiterin Celeste, der auf dem Weg nach Mexiko schon das Paar mit der kleinen Tochter im Flugzeug auffällt und wir hier somit schon einen Blick auf Judith, Hugo und Ava werfen können.
Celeste scheint sich am Ende ihrer Möglichkeiten zu fühlen und kann das Verhalten der Fluggäste mittlerweile kaum noch aushalten und hofft, dass die paar Jahre bis zu ihrer Rente schnell vergehen. Sie trägt Schuldgefühle mit sich herum, die sie nur durch eine selbstzerstörerische Angewohnheit beiseite schieben kann.

Dann kommt der etwas in die Jahre gekommene Waldemar, der mit einem Golf-Cart die Gäste des Resorts kutschiert und auf eine lange Hotelgeschichte zurückblicken kann. Er fühlt sich unwohl und degradiert in seinem Job, da er schließlich schon als Concierge hier gearbeitet hat und er ist außerdem noch in das hübsche Zimmermädchen Belén verliebt, die allerdings verheiratet ist.

Schließlich das Pärchen Judith und Hugo, die ihrer 12jährigen Beziehung hier wieder Aufschwung geben wollen und nicht so wirklich wissen, wie sie das anstellen sollen. Sie wirken gereizt und unausgeglichen und keiner der beiden so wirklich sympathisch. 

Und natürlich ihre Tochter Ava, die eher in sich gekehrt ist und mit Hingabe alles auf ihrem Etch A Sketch zeichnet was sie sieht (eine Art Maltafel). Sie wirkt sehr schlau für ihr Alter und erkennt Zusammenhänge - denn natürlich weiß sie genau, was zwischen ihren Eltern los ist: der Trugschluss, dass man Krisen vor Kindern geheim halten kann ist aber komischerweise aus dem Köpfen der Menschen nicht wegzukriegen.


Der Schreibstil schwankt von bitterer Ironie über zynischen Wortwitz bis hin zu kuriosem Humor und streift dabei viele zwischenmenschliche, gesellschaftliche und auch globale Themen (vor allem Umweltverschmutzung), die aber alle nur angeschnitten werden. 
Jede der Figuren hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, während rundum das Leben vorüberzieht und der an den Strand gespülte, verendete Wal seinen grotesk stinkenden Duft verbreitet. 
Der Wal, ja, seine Bedeutung erschließt sich mir nicht so richtig. Ich denke, dass der Klappentext das hier schon sehr gut zusammenfasst: Bedenken, innere Zweifel, das Ringen mit Entscheidungen... das trägt man so lange mit sich herum (wie den Gestank), bis man sich endlich entschließt, etwas dagegen zu tun um einen Abschluss zu finden. Nach dem Motto: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. 

Den Anfang fand ich noch ganz witzig und unterhaltsam, aber im Laufe der Seiten hat mich die Geschichte dann ein bisschen verloren. Manches war mir zu absurd und vieles auch zu oberflächlich, wenngleich der Blickwinkel der Figuren auf den jeweils anderen schon interessante Rückschlüsse geboten hat. 
Die Entwicklungen zwischen den Personen bzw. die Umstände fand ich manchmal schon etwas fragwürdig und ich hab mich schwer getan, Zugang zu den Figuren zu finden. 

Zum Ende hin scheint sich alles aufzulösen, fast schon wortwörtlich und nicht jeder der Beteiligten hier ist glücklich mit dem, wo sie jetzt stehen. So ganz rund war mir das ganze nicht, weil einfach vieles für mich nicht greifbar war. Es soll wohl einfach deutlich machen, dass man den Tatsachen ins Auge sehen muss. 

Themen der Selbstverletzung und Drogenmissbrauch kommen hier auch vor, falls jemand vorgewarnt sein möchte. 

Meine Bewertung



 Vielen Dank an netgalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


Rezensiert wurde es auch bei



2 Kommentare:

  1. Liebe Aleshanee

    Irgendwie hatte ich im Kopf, dass ich den Beitrag bereits kommentiert habe, aber ich habe mich wohl geirrt. Ich wollte dir danken für die aufschlussreiche Rezension und trotz deinen Kritikpunkten hast du mich sehr neugierig gemacht auf diese Geschichte. Und ja, du hast recht, ausserdem ist das Buch auch einfach eine Augenweide ;-)

    Ich packe es mir einmal auf die Wunschliste :-D

    Alles Liebe für dich
    Livia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na dann hoffe ich, dass es dir noch besser gefallen wird :)
      Ich hab es leider nur als Ebook, sonst hättest du es gerne von mir haben können.

      Löschen

Ich würde mich über dein Feedback zu meinem Beitrag freuen! Ich beantworte die Kommentare immer direkt hier oder schreibe dir gerne auf deinem Blog zurück :)

Die zitierten Cover und Bilder sind Eigentum des jeweiligen Verlags bzw. Schriftstellers bzw. sonstigen Rechteinhabers und dienen nur zur Veranschaulichung. Bildquellen sind die jeweiligen Verlage, goodreads.com und pixabay.com