Pagans von James Alistair Henry
Spannende Mörderjagd in einem alternativen England
Genre Alternate Histoy / Urban Fantasy / Thriller
Übersetzt von Dietmar Schmidt
Verlag Lübbe
Seitenzahl 474
1. Auflage August 2025
Ein Killer. Zwei Cops. Hunderte Götter.
Eine fremde Welt. Und doch vertraut. Und sehr, sehr tödlich
England, heute: Ein modernes Land, doch die industrielle Revolution hat hier
nie stattgefunden. Stattdessen stammen alle technischen Errungenschaften von
der weitaus fortschrittlicheren Südhalbkugel. Auf den britischen Inseln leben
Kelten, Sachsen und Pikten in einem brüchigen Frieden zusammen. Regelmäßig
gibt es Versuche, die Insel zu einem »United Kingdom« zu vereinen.
Ausgerechnet zu solch einem Zeitpunkt wird die Leiche eines keltischen
Diplomaten aufgefunden, brutal angenagelt an einen uralten Baum. Die
sächsische Ermittlerin Aedith und der keltische Inspektor Drustan werden trotz
aller Gegensätze und Konflikte gemeinsam auf den Fall angesetzt. Können sie
den Täter fassen, bevor er die Friedensbemühungen zunichte macht und das Land
ins Chaos stürzt?
Meine Meinung
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Pagans: Ein Killer - zwei Cops - hunderte Götter, damit hatte es mich
eigentlich schon. Als ich dann auch den Klappentext flüchtig angelesen hab und
von einem alternativen England las war klar, das ich das haben muss xD
Wenn man das Buch aufschlägt, sieht man auch gleich eine
Karte von Britannien und dem London, wie es in dieser fiktiven Welt
aussieht und in einem "Auszug der Länderprofile" erfährt man, dass hier drei
Fraktionen eine widerwillige Allianz gegründet haben:
- die wohlhabenden Norsen im nordischen Schottland, die "der Wall" mit militärischer Unterstützung von den anderen beiden trennt
- die Cymru, englische Angelsachsen, die den Osten bzw. das Zentrum bevölkern
- und die unterdrückten und ausgebeuteten keltischen Stämme im Westen
Das alleine hat mich schon sehr angesprochen, wobei ich auf den ersten Seiten
nach jedem Satz ein bisschen den Faden verloren habe. Eine Menge unbekannter
Begriffe, völlig zusammen gewürfelte Beschreibungen von Charakteren und
Schauplätzen, so dass ich das alles erstmal hingenommen habe um abzuwarten, wo
es mich hinführt. Aber es war schon erstmal schwierig, den Überblick zu
behalten.
In dieser Geschichte hat die normannische Eroberung der Insel nie
stattgefunden. Europa ist ein islamisches Kalifat, Pan-Afrika ist eine
Weltmacht und ohne britische Kolonisierung ist die USA nicht erwähnenswert.
Während die Technik auch hier weiter vorangeschritten ist: mit autonomen
Autos, Computern und Drohnen sind Religionen, Göttern und Glaube feste Anker
der Gesellschaften.
Interessant sind hier in diesem Zusammenhang auch die omnipräsenten
Tätowierungen. Jeder hat welche und sie müssen lizensiert und legal sein. Ob
berufliche Fähigkeiten, sportliche Aktivitäten, besondere Lebensereignisse
etc. -> alles kommt unter die Haut! Nach Vorschrift! Also eher ein
Standard, dem jeder nachzukommen hat und der gesetzlich geregelt ist. Das
ist eine sehr seltsam anmutende gesellschaftliche Norm - aber hier wirkt
vieles befremdend einerseits, andererseits spiegelt es auch vieles von
unserer Gesellschaft wider und die kulturellen Themen werden teils
provokant, teils ironisch mit eingeflochten.
Allerdings gibt es auch eine ganze Menge anderer religiöser Traditionen und Rituale, die hier zum Leben dazugehören und fest integriert sind und die man im Laufe der Geschichte dann auch besser einordnen kann.
Im Kern geht es aber um den ermordeten, keltischen Diplomaten, der zwei Tage vor dem nächsten Gipfeltreffen gefunden wird. Um größere Aufstände zurückzuhalten, müssen
die angelsächsische Aedith als Ermittlerin und der keltische Inspektor
Drustan zusammenarbeiten. Die Vorurteile gegen sein Volk werden bei den
Nachforschungen sehr deutlich, zeigen aber auch, wie unterschiedlich ihre
Weltanschauung ist.
Aedith ist ein starker Charakter, auch wenn sie natürlich ihre Ecken und Kanten hat. Sie gehört einer sehr einflussreichen Familie an, die in der Vergangenheit allerdings einiges an negativen Schlagzeilen verursache hat und deren Auswirkungen immer noch spürbar sind. Natürlich ist sie geprägt von den vielen Vorurteilen ihrer Landsleute und den Propaganda Schlagzeilen und Gerüchten, bildet sich aber selbst ihre Meinung und ist aufgeschlossen für andere Meinungen und Glaubensvorstellungen.
Drustan soll ihr als keltischer Stammesangehöriger zur Seite stehen. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und nimmt seine Rolle hier ernst, bleibt aber seinen eigenen Ansichten treu. Dabei unterstützt er Aedith auch mit all den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen und greift dabei auch auf unorthodoxe Methoden zurück.
Es war sehr spannend, ihre Ermittlungen zu verfolgen. Es bleibt alles etwas mysteriös, weil diese Welt mit all ihren veränderten Entwicklungen der Staaten, des Systems und dem Zusammenleben so völlig anders ist - und eben trotzdem die Gegenwart widerspiegelt. Anfangs war ich wirklich etwas überfordert, aber das gibt sich und ich konnte mich gut darin zurechtfinden. Viele Details haben einen Einblick vermittelt, der aber oft nicht tiefer ging und man nur eine Ahnung davon bekommt. Am Ende wurde die Spannung noch gut angezogen und alle Fragen aufgeklärt - allerdings kommt es noch zu einem Ereignis, das eine Fortsetzung zu dieser Geschichte möglich macht.
Ich würde mich freuen, wenn es einen weiteren Band gibt und man noch mehr über die vielen Kulturen und ihre Traditionen erfahren würde. Es gibt so viele originelle und interessante Ideen, die auf jeden Fall noch ausbaufähig sind!
Falls jemand Die göttlichen Städte Trilogie von R. J. Bennett kennt und mag,
der könnte auch hier begeistert sein ;)
Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.
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