Dienstag, 9. September 2025

Pagans von James Alistair Henry



Pagans von James Alistair Henry


Spannende Mörderjagd in einem alternativen England
Genre Alternate Histoy / Urban Fantasy / Thriller
Übersetzt von Dietmar Schmidt

Verlag Lübbe
Seitenzahl 474
1. Auflage August 2025



Ein Killer. Zwei Cops. Hunderte Götter.

Eine fremde Welt. Und doch vertraut. Und sehr, sehr tödlich

England, heute: Ein modernes Land, doch die industrielle Revolution hat hier nie stattgefunden. Stattdessen stammen alle technischen Errungenschaften von der weitaus fortschrittlicheren Südhalbkugel. Auf den britischen Inseln leben Kelten, Sachsen und Pikten in einem brüchigen Frieden zusammen. Regelmäßig gibt es Versuche, die Insel zu einem »United Kingdom« zu vereinen. Ausgerechnet zu solch einem Zeitpunkt wird die Leiche eines keltischen Diplomaten aufgefunden, brutal angenagelt an einen uralten Baum. Die sächsische Ermittlerin Aedith und der keltische Inspektor Drustan werden trotz aller Gegensätze und Konflikte gemeinsam auf den Fall angesetzt. Können sie den Täter fassen, bevor er die Friedensbemühungen zunichte macht und das Land ins Chaos stürzt?


Meine Meinung
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Pagans: Ein Killer - zwei Cops - hunderte Götter, damit hatte es mich eigentlich schon. Als ich dann auch den Klappentext flüchtig angelesen hab und von einem alternativen England las war klar, das ich das haben muss xD 

Wenn man das Buch aufschlägt, sieht man auch gleich eine Karte von Britannien und dem London, wie es in dieser fiktiven Welt aussieht und in einem "Auszug der Länderprofile" erfährt man, dass hier drei Fraktionen eine widerwillige Allianz gegründet haben:
  • die wohlhabenden Norsen im nordischen Schottland, die "der Wall" mit militärischer Unterstützung von den anderen beiden trennt
  • die Cymru, englische Angelsachsen, die den Osten bzw. das Zentrum bevölkern
  • und die unterdrückten und ausgebeuteten keltischen Stämme im Westen

Das alleine hat mich schon sehr angesprochen, wobei ich auf den ersten Seiten nach jedem Satz ein bisschen den Faden verloren habe. Eine Menge unbekannter Begriffe, völlig zusammen gewürfelte Beschreibungen von Charakteren und Schauplätzen, so dass ich das alles erstmal hingenommen habe um abzuwarten, wo es mich hinführt. Aber es war schon erstmal schwierig, den Überblick zu behalten.

In dieser Geschichte hat die normannische Eroberung der Insel nie stattgefunden. Europa ist ein islamisches Kalifat, Pan-Afrika ist eine Weltmacht und ohne britische Kolonisierung ist die USA nicht erwähnenswert. Während die Technik auch hier weiter vorangeschritten ist: mit autonomen Autos, Computern und Drohnen sind Religionen, Göttern und Glaube feste Anker der Gesellschaften.
Interessant sind hier in diesem Zusammenhang auch die omnipräsenten Tätowierungen. Jeder hat welche und sie müssen lizensiert und legal sein. Ob berufliche Fähigkeiten, sportliche Aktivitäten, besondere Lebensereignisse etc. -> alles kommt unter die Haut! Nach Vorschrift! Also eher ein Standard, dem jeder nachzukommen hat und der gesetzlich geregelt ist. Das ist eine sehr seltsam anmutende gesellschaftliche Norm - aber hier wirkt vieles befremdend einerseits, andererseits spiegelt es auch vieles von unserer Gesellschaft wider und die kulturellen Themen werden teils provokant, teils ironisch mit eingeflochten.
Allerdings gibt es auch eine ganze Menge anderer religiöser Traditionen und Rituale, die hier zum Leben dazugehören und fest integriert sind und die man im Laufe der Geschichte dann auch besser einordnen kann.

Im Kern geht es aber um den ermordeten, keltischen Diplomaten, der zwei Tage vor dem nächsten Gipfeltreffen gefunden wird. Um größere Aufstände zurückzuhalten, müssen die angelsächsische Aedith als Ermittlerin und der keltische Inspektor Drustan zusammenarbeiten. Die Vorurteile gegen sein Volk werden bei den Nachforschungen sehr deutlich, zeigen aber auch, wie unterschiedlich ihre Weltanschauung ist.

Aedith ist ein starker Charakter, auch wenn sie natürlich ihre Ecken und Kanten hat. Sie gehört einer sehr einflussreichen Familie an, die in der Vergangenheit allerdings einiges an negativen Schlagzeilen verursache hat und deren Auswirkungen immer noch spürbar sind. Natürlich ist sie geprägt von den vielen Vorurteilen ihrer Landsleute und den Propaganda Schlagzeilen und Gerüchten, bildet sich aber selbst ihre Meinung und ist aufgeschlossen für andere Meinungen und Glaubensvorstellungen. 

Drustan soll ihr als keltischer Stammesangehöriger zur Seite stehen. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und nimmt seine Rolle hier ernst, bleibt aber seinen eigenen Ansichten treu. Dabei unterstützt er Aedith auch mit all den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen und greift dabei auch auf unorthodoxe Methoden zurück. 

Es war sehr spannend, ihre Ermittlungen zu verfolgen. Es bleibt alles etwas mysteriös, weil diese Welt mit all ihren veränderten Entwicklungen der Staaten, des Systems und dem Zusammenleben so völlig anders ist - und eben trotzdem die Gegenwart widerspiegelt. Anfangs war ich wirklich etwas überfordert, aber das gibt sich und ich konnte mich gut darin zurechtfinden. Viele Details haben einen Einblick vermittelt, der aber oft nicht tiefer ging und man nur eine Ahnung davon bekommt. Am Ende wurde die Spannung noch gut angezogen und alle Fragen aufgeklärt - allerdings kommt es noch zu einem Ereignis, das eine Fortsetzung zu dieser Geschichte möglich macht. 
Ich würde mich freuen, wenn es einen weiteren Band gibt und man noch mehr über die vielen Kulturen und ihre Traditionen erfahren würde. Es gibt so viele originelle und interessante Ideen, die auf jeden Fall noch ausbaufähig sind!

Falls jemand Die göttlichen Städte Trilogie von R. J. Bennett kennt und mag, der könnte auch hier begeistert sein ;) 


Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.

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