Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle
Ich hab mich endlich an die Original Geschichten von Arthur Conan Doyle gewagt. Nachdem ich schon jahrelang ein Fan von Sherlock Holmes bin und viele Adaptionen gelesen und gesehen habe - u.a. auch einige sehr gute Hörspiele zu den Originalfällen gehört, war ich jetzt sehr gespannt, wie die ursprünglichen Fassungen sind.
Heute hab ich meine Kurzmeinungen zu den letzten 12 Geschichten aus:
Sherlock Holmes Buch der Fälle
-> The Case Book of Sherlock Holmes <-
(Kurzkrimis: 1921 - 1927)
The Illustrious Client (Der illustre Klient)
★★★
Sir James Damery sucht Holmes auf und bittet ihn um Hilfe - ohne den Namen des Auftraggebers zu nennen. Bisher immer ein Grund für den Detektiv, den Fall direkt abzulehnen, doch ich bin sicher, er wusste nach der Beschreibung des Falles ganz genau, wer dahintersteckt. Jedenfalls soll er eine gewisse Dame davor bewahren, Baron Gruner zu heiraten, da dieser eine kriminelle Vergangenheit hat, die sie nicht wahrhaben will.
Sie mit Worten zu überzeugen scheitert komplett und deshalb ersinnt Holmes einen anderen Plan, um sie doch noch von der Heirat abzubringen.
Kein wirklich aufregender Fall an sich, der allerdings einige aufregende Interaktionen nach sich zieht. War okay.
The Blanched Soldier (Der erbleichte Soldat)
★★★
Holmes ist ja immer ein bisschen am Nörgeln über Watsons schriftliche Darstellung der Fälle und deshalb drängt ihn der Arzt immer wieder, sich doch selbst damit zu versuchen. Dieser Fall hier wurde als von Sherlock Holmes verfasst; ein Fall, den er alleine gelöst hat, in der Zeit als Watson mit seiner Frau zusammenlebt.
Mr. James Dodd bittet ihn, seinen Kriegs-Kameraden zu finden, mit dem er so gut befreundet war und der nichts mehr von sich hören lässt, was ihm äußerst merkwürdig vorkommt. Auch das Verhalten der Familie gibt Rätsel auf und die Aussage, sein Freund wäre auf einer langen Reise, lässt ihn zweifeln.
Der Anfang ist sehr langwierig erzählt und die Auflösung war erstmal nicht spektakulär - dafür das Ende, irgendwie. Denn Holmes hat hier ein richtig gutes Werk getan.
The Mazarin Stone (Der Mazarin-Stein)
★★
Als Dr. Watson zum Besuch in die Baker Street kommt, ist Holmes mitten in seinen Ermittlungen, um den Diebstahl des Mazarin Steins aufzuklären (dieser Stein gehört zu den britischen Kronjuwelen). Sein "Hausbursche" Billy taucht hier zum ersten Mal auf und Holmes hat wieder viele Tricks und Verkleidungen parat, um den Verdächtigen zu täuschen.
Die Geschichte ist aus auktorialer Sichtweise erzählt und besteht hauptsächlich aus Dialogen. Ich fand sie leider weder spannend noch besonders.
The Three Gables (Die drei Giebel)
★★★
Den Anfang fand ich total witzig, weil Watson beschreibt, wie ihr neuer Klient in die Baker Street stürmt und ihn am besten als Comic Figur beschreibt. Da hab ich direkt mal googeln müssen, seit wann es überhaupt Comics gibt und die scheinen tatsächlich zu dieser Zeit gebräuchlich geworden zu sein, hauptsächlich in Zeitungen als "Witz-Zeichnung" oder Bilder Geschichte (comic-strip)
Nicht mehr so witzig ist dann, dass Holmes diesen Besucher, der dunkle Hautfarbe hat, offen abwertend behandelt. Auch wenn dieser ein Schläger ist und offen aggressiv auftritt, erstaunt Holmes Reaktion doch etwas. Ich hatte bisher kein rassistisches Bild von ihm im Kopf und es spiegelt wohl einfach auch nur die allgemeine Meinung der britischen Bevölkerung damals wider.
Der Fall schließlich geht um ein Haus, das verkauft werden soll. Seltsam hierbei, dass alles, was sich im Haus befindet, mit verkauft werden soll, also auch persönliche Dinge der Besitzerin Mrs. Maberley, was sie natürlich so nicht akzeptieren kann. Sie macht ihr Verkaufsangebot rückgängig.
Die Auswirkungen folgen auf dem Fuß und Holmes löst den Fall auf seine Art.
Anfangs fand ich das Rätsel spannend, aber die Auflösung an sich hätte ich mir spektakulärer erhofft.
The Sussex Vampire (Der Vampir von Sussex)
★★★★
Die Nachricht über einen Vampir lässt Holmes hier nur müde lächeln und einen Kommentar zu Grimms Märchen abgeben. Aber da ihm langweilig ist informiert er sich, was es über diese Art zu wissen gibt und kommt Mr. Ferguson´s Konsultation nach, der befürchtet, seine Frau hätte sich in einen Vampir verwandelt.
Den Fall kannte ich schon sehr gut durch das Hörspiel und ich hab mich total drauf gefreut. Dass es eine "natürliche" Ursache gibt, war mir dadurch klar und ich finde den Fall auch insgesamt sehr spannend und undurchschaubar, wenn auch etwas traurig.
The Three Garridebs (Die drei Garridebs)
★★★
Diese Idee ist schon sehr kurios: Da ihn sein seltener Nachname so begeistert, hinterlässt der Amerikaner Alexander H. Garrideb sein gesamtes Vermögen (15 Millionen Dollar) dem nicht mit ihm verwandten John Garrideb - unter einer Bedingung: Er muss zwei weitere Garridebs ausfindig machen, mit denen er das Geld dann teilen kann. Eine immens hohe Summe, was Täuschungen zur Folge hat. Allerdings anders als gedacht.
Witzige Geschichte mit einem gefährlichen Ende - hier erleben wir Holmes auch mal mit einer Angst konfrontiert, die ihn Gefühle zeigen lässt. In einem sehr kurzen Moment nur, aber immerhin.
The Problem of Thor Bridge (Das Rätsel der Thor-Brücke)
★★★★
Neil Gibson, Goldkönig und ehemaliger Senator in einem der Weststaaten der USA, beauftragt Sherlock Holmes, den Mörder seiner Frau Maria zu finden. Das will er aber nur, um die Gouvernante seiner Kinder, Grace Dunbar, zu entlasten.
Holmes ablehnende Reaktion, dass reiche und mächtige Männer denken, alles haben zu können, was sie wollen, fand ich richtig gut. Auch dass hier eine Frau hinein gezogen wird, die noch jung ist und eigentlich beschützt werden sollte, hier mit hineingezogen wird, löst bei Holmes höchste Missbilligung aus. Auch wenn er ja kein Interesse an einer Ehe oder ähnlichem hat, zeigt er doch auch immer wieder, dass er Frauen Respekt und auch Beschützerinstinkt entgegenbringt.
Jedenfalls war das ein sehr ausgeklügelter Fall, denn Holmes mit Bravour gelöst hat.
The Creeping Man (Der Mann mit dem geduckten Gang)
★★★
Der angesehene Professor Presbury ist für einige Tage verschwunden - und als er wieder auftaucht, scheint er völlig verändert und legt ein ganz absonderliches Verhalten an den Tag. Sogar sein Hund attackiert ihn mehrmals, so dass seine Familie und Mitarbeiter mehr als besorgt um ihn sind.
Die Auflösung hat mich überrascht, war aber jetzt nicht unbedingt mein Ding.
The Lion´s Mane (Die Löwenmähne)
★★★★
Diese Geschichte wird von Holmes selbst erzählt. Sie spielt in der Zeit, in der er sich aus London zurückgezogen hat, in einem Landhaus in Sussex lebt und sich der Bienenzucht widmet. In der Nähe befindet sich ein Privatinstitut des Harold Stackhurst, mit dem er sich angefreundet hat. Als der Physiklehrer aus seinem Haus unter mysteriösen Umständen tot zusammenbricht, ist Holmes Neugierde geweckt.
Ein interessanter Fall, auch wenn des Rätsels Lösung für mich jetzt nicht so ganz nachvollziehbar war.
The Veiled Lodger (Die verschleierte Mieterin)
★★
Mrs. Merrilow erhofft sich von Holmes, das Geheimnis ihrer verschleierten Mieterin zu lüften, die etwas schreckliches erlebt hat.
Holmes trägt hier an sich nichts zur Lösung bei, aber er bewahrt dafür ein Leben vor dem Tod.
Shoscombe Old Place (Shoscombe Old Place)
★★★★
John Mason ist Cheftrainer im berühmten Shoscombe Gestüt und befürchtet, dass dessen Besitzer, Sir Robert Norberton, verrückt geworden ist. Die vielen merkwürdigen Veränderungen zwischen ihm und seiner Schwester geben John Mason Rätsel auf und deshalb bittet er Holmes, ihm bei der Aufklärung zu helfen.
Was ihm natürlich gelingt und eine recht haarsträubende Geschichte offenbart die zeigt, zu welchen Mitteln Menschen greifen, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht.
The Retired Colourman (Der Farbenhändler im Ruhestand)
★★★★
Scotland Yard hat Josiah Amberley empfohlen, sich mit seinem Anliegen an Sherlock Holmes zu widmen. Seine Frau ist anscheinend mit einem Arzt durchgebrannt und hat einiges von Wertsachen mitgehen lassen. Eigentlich kein würdiger Fall für Holmes, doch er durchschaut recht schnell, dass hier mehr dahintersteckt.
Fand ich als Abschluss einen echt guten und spannenden Fall!
Was mir insgesamt aufgefallen ist, ist, dass Arthur Doyle keine Zeit der Beschreibungen der Schauplätze verschwendet, wenn sie nicht direkt für den Fall nötig sind. Das neblige London, die verschmutzten Kopfsteinpflaster, die Pferdekutschen ... das alles hat man zwar im Kopf, wird aber so gut wie nie erwähnt. Eine Atmosphäre, sei es mysteriös, unheimlich oder einfach nur anschaulich bekommt man fast nie zu spüren.
Auch die oft erwähnte Herabwürdigung von Dr. Watson, dass Holmes ihn und seine Beteiligung herunterspielt bzw. ihn nicht ernst nimmt, kann ich nicht aus den ganzen Geschichten folgern. An sich meistert Holmes alle Fälle so gut wie im Alleingang und Watson ist vor allem für gesundheitsbedingte Fragen zuständig oder als zusätzlicher Schutz und Unterstützung. Watsons Ideen werden ja von Holmes in den Filmen und Hörspielen oft als lächerlich dargestellt, aber das konnte ich in den Geschichten nicht feststellen.
Waren die Geschichten anfangs auch nicht so ganz überzeugend, gab es doch einige, die interessant und unterhaltsam waren.
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Diesen Band hab ich in dieser wunderschönen Gesamtausgabe gelesen, die ich mir von meiner Tochter geliehen habe. Ich war echt erstaunt, dass das englisch hier gar nicht so schwer zu verstehen ist :)
The Complete Sherlock Holmes
von Sir Arthur Conan Doyle
hieraus: The Case-Book of Sherlock Holmes
die letzte Kurzgeschichtensammlung des Autors
mit 12 Fällen
Diese Neuauflage erschien im Jahr 2009
bei Barnes & Noble
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Sherlock Holmes
in chronologischer Reihenfolge
Eine Studie in Scharlachrot (Roman)
Das Zeichen der Vier (Roman)
Die Abenteuer des Sherlock Holmes (Kurzgeschichten)
Die Memoiren des Sherlock Holmes (Kurzgeschichten)
Der Hund der Baskervilles (Roman)
Die Rückkehr des Sherlock Holmes (Kurzgeschichten)
Das Tal der Angst (Roman)
Seine Abschiedsvorstellung (Kurzgeschichten)
Sherlock Holmes´ Buch der Fälle (Kurzgeschichten)
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