Donnerstag, 22. Mai 2014

Rezension: Ich und die Menschen von Matt Haig

Ich und die Menschen von Matt Haig

Genre: Gesellschaftsroman

Originaltitel: The Humans

Verlag: dtv
Seitenzahl: 352
Taschenbuch: 14,90 €
ebook: 12,99 €

1. Auflage: Apr 2014









"... Fortschritt ist ein Mythos; die Gegenwart ist alles, was sie haben." S. 311


Klappentext

In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?

Meine Meinung

Ich hab schon lange kein Buch mehr gelesen, bei dem ich mir soviele Zitate herausgeschrieben habe. In dieser Geschichte stecken so viel grundsätzliche Wahrheiten, die aus der Sicht des namenlosen Protagonisten zwischen einer trocken humorvollen und traurig nachdenklichen Erzählweise verwoben sind.

Ich hatte keine Ahnung, wohin dieses Buch führen wird und es hat mich gleichzeitig überrascht und berührt. Obwohl die Mathematik und die Forschung in Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Menschen zu der Handlung geführt haben, bleibt dieses Thema eher im Hintergrund.
Es ist gewöhnungsbedürftig, uns Menschen aus Sicht eines Außerirdischen zu sehen, ihre Gewohnheiten, ihre Vorschriften, ihre scheinbare Ordnung, die wir alle so fest in uns verankert haben. Was macht den Menschen aus? Was ist der Sinn unseres Lebens? Warum ist der Schmerz und das Leid einem emotionslosen Leben vorzuziehen, in dem allein die Logik zählt? Könnten wir Liebe und Glück überhaupt wahrnehmen, wenn wir nicht auch die negativen Seiten kennen?
Ich glaube, dass sich über diese Fragen nachzudenken lohnt. Einmal über den Tellerrand schauen, ausbrechen aus dem Alltag, den gesellschaftlichen Normen, die wir verinnerlich haben, ohne groß darüber nachzudenken. Sich darauf zu besinnen, wer man wirklich ist.

Ein wichtiger Punkt, auf den die Geschichte zusteuert, war für mich der zu erkennen, dass ich nur dieses eine Leben habe und ich ganz allein dafür verantwortlich bin. Genau deshalb ist es so wichtig, sich bei Entscheidungen auf sich selbst zu verlassen, auf sein Herz und sein Bauchgefühl zu hören. Wie oft trifft man Entscheidungen, die man im nachhinein bereut - doch noch mehr wird man sie bereuen, wenn man sie nicht aus eigener Überzeugung getroffen hat, sondern weil man sich von anderen beeinflussen ließ.
Gegen Ende gibt es ein Kapitel mit dem Titel "Ratschläge für einen Menschen" - da sind einige dabei, die man genau lesen und sich zu Herzen nehmen sollte.

Man hat nur dieses eine Leben und man sollte alles dafür tun, um glücklich zu sein. Den Schmerz kann man umso leichter ertragen, wenn man weiß, dass es eine Konstante im Leben gibt - und das ist die Veränderung. Nach jedem Tief wird auch wieder ein Hoch kommen, wenn man nur daran glaubt.


Zusammengefasst

Thematik: Was macht den Menschen aus?
Schreibstil: ungewöhnlich aber absolut passend
Charaktere: interessant, menschliche Aspekte aus einer unerwarteten Sichtweise
Spannung: braucht es hier nicht, wen das Thema interessiert, wird es fesseln
Umsetzung: Sehr auf den Punkt, trotzdem genug Raum lassend, um sich selbst ein Bild zu machen

Bewertung


© Aleshanee



Zum Autor: Matt Haig, geboren 1975 in Sheffield, hat bereits einige Romane und Kinderbücher veröffentlicht, die mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Er lebt in York und London.
Quelle: dtv Verlag

9 Kommentare:

  1. Huhu =)
    Eine sehr schöne Rezi und ich hatte das Buch auch schon gesehen. Finde die Thematik höchst interessant. Die Sichtweise finde ich dabei noch am Besten! ;-)

    Liebe Grüße
    Katie

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  2. Hallo :)
    Mit deiner tollen Rezension und den Zitaten hast du mich dazu gebracht, das Buch haben und lesen zu wollen. Das Thema klingt wirklich interessant und ungewöhnlich, und das aus der Sicht eines Außerirdischen... Klingt wirklich gut!

    Liebe Grüße :)

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  3. Huhu,
    na dann ist das Buch ja zurecht auf meiner Wunschliste :)
    Mit deiner gelungenen Rezi und den schönen Zitaten hast du es da jetzt nur noch mehr nach oben geschubst :)

    LG ♥

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  4. So eine wunderschöne Rezension mal wieder.
    Anfangs hätte ich nie gedacht, dass dieses Buch was für mich sein könnte, doch nach und nach hast du mich überzeugen können.

    Liebe Grüße
    Vanessa

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  5. Sehr sehr schöne Rezi <3 Das Buch will ich unbedingt lesen.
    Liebste Grüße,
    Varja

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  6. Hallöchen (:
    Ich höre das Buch gerade als Hörbuch gelesen von Christoph Maria Herbst und ich weiß noch nicht genau was ich davon halten soll :D Deine Meinung hat mich gerade ein bisschen positiver gegenüber dem (Hör)Buch gestimmt :D

    Liebst, Lotta

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  7. Halloho :)

    Ich gestern noch vor diesem Buch gestanden und überlegt ob ich es mir kaufen soll :D Hätte ich deine Rezension nur mal einen Tag früher gemacht, dann hätte ich es -ohne darüber nachzudenken- auch getan :) Ein wirklich tolles Buch und eine noch bessere Meinung von Dir!

    <3 Nadine

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  8. Hallo

    Ich habe dieses Buch auf meinem SuB! Werde es als Nächstes lesen. Wunderbare Rezension!

    Liebe Grüße, Gisela Maria Simak

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  9. Huhu,

    man merkt echt, dass dieses Buch dich zum Nachdenken angeregt hat und damit finde ich zeichnet sich ein gutes Buch aus. Deine Gedankengänge und Zitate machen neugierig... machen MICH neugierig!! Ich setze das jetzt mal ganz unauffällig auf meine WuLi. ;-)

    Liebe Grüße
    Leni =)

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