Montag, 23. Oktober 2023

[Tech Thriller] ZAP von Andreas Eschbach

Ein mitreißender Tech-Thriller, eine Satire auf die Medienwelt und die Frage, wie schnell aus einem Leben ein Albtraum wird.

Ein gnadenloses Spiel und du kennst die Regeln nicht.

Finn ist gerade erst mit seiner Familie umgezogen und trotzdem hat sich nichts an seinem Leben geändert: Für seinen Vater ist er immer noch zu introvertiert, sein Bruder und er haben sich nichts zu sagen, seine Mutter und Schwester finden ihn zu wenig umweltbewusst. Schöne Scheiße!

Doch als er von der Schule nach Hause kommt und in ihrer Wohnung fremde Möbel und Menschen vorfindet, wünscht er sich schnell sein langweiliges Leben zurück. Nichts stimmt mehr in der Stadt, keine Straßennamen, keine Gebäude. Nach und nach erkennt Finn, dass ein gnadenloses Spiel mit ihm gespielt wird. Ihm bleibt keine Wahl als mitzuspielen … oder?

Rasant, bewegend und psychologisch raffiniert: Eschbach über die Frage, was wirklich zählt. 


ZAP von Andreas Eschbach


Genre Tech Thriller - empfohlen ab 14 Jahren
Schauplatz fiktiver Ort in Deutschland

Verlag Arena --- Seitenzahl 297 --- 1. Auflage Oktober 2023




Meine Meinung
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Ein neues Buch von Andreas Eschbach muss natürlich sofort gelesen werden! Ich mag die Bücher und die kontroversen Themen immer sehr, die alle mit verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun haben. 
Ich finde es hier wirklich extrem schwierig, etwas darüber zu schreiben, ohne zu spoilern. Wobei im Klappentext eigentlich schon zu viel verraten wird - den hatte ich zum Glück gar nicht gelesen vorher, so dass bei mir der Überraschungseffekt erhalten blieb.

Wir begleiten hier nämlich erstmal Finn, der vor 2 Wochen mit seiner Familie nach Osterwaldau umgezogen ist. Der neue Ort taugt ihm nicht so wirklich und auch in der Schule ist er noch nicht angekommen, denn das Gefühl, dass er als Neuer ausgegrenzt und gemobbt wird, verstärkt sich eher. 
Leider bekommt er auch in seiner Familie wenig Rückhalt. Seine Eltern sind sehr mit sich selbst beschäftigt, seine Schwester ist in ihrer Influencer Welt und sein kleiner Bruder ärgert ihn ständig nur mit fiesen Streichen.
Finn selbst (ich schätze er ist 15 Jahre alt) ist eher ein ruhiger, in sich gekehrter Typ. Er mag kein Fernsehen oder Computerspiele und vertieft sich lieber in Bücher. Sein einziger Freund Navid blieb in der alten Heimat zurück und so fühlt er sich sehr allein gelassen. 
Eschbach beschreibt Finns Tag vom Aufstehen, der Schule, bis er schließlich nach Hause kommt. Es wirkt alles erstmal etwas banal, bis dann plötzlich die ganze Welt Kopf steht. 

Interessant sind hierbei die kleinen Einblicke zu Lea. Sie geht in die gleiche Schule wie Finn und weiß ein Geheimnis, dass auf keinen Fall nach außen dringen darf. 

Richtig cool fand ich auch die Wechsel zwischen den Perspektiven, die optisch dargestellt wurden:


Was Finn dann erlebt ist definitiv absolut seltsam und wirkt unglaublich. Er kann jedenfalls kaum fassen, was passiert und zweifelt langsam an seinem Verstand. 
Wenn man den Klappentext liest kann man schon erahnen, was dahintersteckt - eine leider aktuelle Entwicklung, die kaum mehr Grenzen kennt und die fatalen Auswirkungen von Geltungsbedürfnis auf Kosten anderer zeigt. 

Es hat im Laufe der Handlung immer mehr an Spannung zugenommen, allerdings hatte ich mir irgendwie doch noch etwas mehr erwartet. Vielleicht hat sich Eschbach etwas zurückgehalten, weil es ein Jugendbuch ist, aber ich hab am Ende noch auf etwas "größeres" gehofft... 
Die Nebencharaktere bleiben Statisten, auch wenn sie alle sehr gut einschätzbar sind, aber der Fokus liegt definitiv auf Finn und seine ausweglos scheinende Lage. Ich fand es insgesamt gelungen, aber damit die Botschaft ankommt hätte ich mir noch mehr Dampf dahinter gewünscht.


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Hier geht es mit Spoiler weiter!

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Wie im Klappentext schon angekündigt geht es hier um die Medienwelt und die Ausbeutung durch die Sensationsgier. Nichts scheint mehr heilig zu sein, denn man hat das Gefühl, im Fernsehen wird mittlerweile ALLES gezeigt. Und es gibt immer wieder Menschen die bereit sind, auch ALLES zu zeigen. 
Nach Big Brother folgten ja eine Menge anderer ähnlicher Formate - ich höre immer nur davon, denn ich selber schau ja schon lange keine Sendungen mehr im Fernsehen an und weiß auch nicht so wirklich, was ich davon habe mir andere Menschen in ihrem Unglück anzuschauen. 
Ich gebe zu, dass ich das Dschungelcamp jahrelang geschaut habe. Das war das einzige und ja, dadurch hab ich irgendwie schon verstehen können, dass es fasziniert zuzuschauen, wie verschiedene Menschen aufeinander reagieren und interagieren. Das hat schon einen perfiden Reiz, wo man sich fremdschämt und trotzdem nicht wegschauen kann. 

Finn allerdings passiert das ganze ungewollt. Er weiß von nichts, während 1000 Kameras auf ihn gerichtet sind und alle zusehen. Das ist schon richtig übel, da es auch noch live übertragen wird und das ganze als Konzept auch noch so gefeiert wird. Wie oben schon erwähnt war ich ein bisschen enttäuscht, dass alles noch "relativ" glimpflich abläuft. Wahrscheinlich ist man auch mittlerweile einfach schon zu abgestumpft durch das, was um uns herum passiert, dass es mir nicht so naheging oder nicht die Empörung hervorgerufen hat, die eigentlich kommen müsste. 

Ich finde es allerdings gut, dass Eschbach dieses Thema aufgenommen hat, denn diese ständige Präsenz in den social medias und das Filmen und Darstellung in jeder Lebenslage bei den Jugendlichen halte ich für eine sehr bedenkliche Entwicklung. Dieses Heischen nach Aufmerksamkeit hat sich von Familie und Freunden in die Öffentlichkeit gelegt, was mich immens traurig macht. 
Wenn einem die Klicks und Likes so wichtig geworden sind, wird - aus meiner Sicht - der Wunsch nach "gesehen werden" aufgefangen, der eigentlich im Familien- und Freundeskreis bestätigt werden müsste. 

Außerdem geht es natürlich auch darum, wie weit das Fernsehen und die Medien noch gehen werden. Wir sind ja eh schon überschüttet mit solchen Real-Serien aus dem Alltag verschiedenster Menschen und Situationen - was wird wohl als nächstes draufgesetzt?


Meine Bewertung
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. 
Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension
spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.




6 Kommentare:

  1. Guten Morgen!

    Ich habe parallel zu dir das Hörbuch gehört, das leider gekürzt ist, was ich allerdings erst hinterher gemerkt habe. Ich bin mir also nicht sicher, was bei mir gefehlt hat, aber zumindest war es beim Hören nicht spürbar.

    Was beim Hören aber wirklich anstrengend war, waren die Zeitsprünge, denn anfangs war ja nicht klar, was da mit "Fast forward", "Rewind" und "Switch" eingeleitet wird - und auch später habe ich mich ein bisschen schwer getan. Schätze, in Buchform wäre das einfacher gewesen ... Aber wenn irgendwo "David Nathan" draufsteht, springe ich da drauf an wie der Esel auf die Karotte vorm Maul :D :D.

    Ich gebe zu, dass ich schon recht bald eine Idee hatte, was mich hier erwarten würde - ich gehöre ja noch zu der Generation, die den im Buch zitierten Film noch im Kino gesehen hat. Und er war damals schon in gewisser Weise visionär ...

    Ich bin jetzt zwar nicht so sehr Eschbach-Fan wie du, aber von seinen früheren Büchern hab ich einiges gelesen, weil ich seine "Was wäre wenn"-Szenarios oft sehr spannend fand. Womit ich aber selten glücklich bin, ist die Art und Weise, wie er seine Bücher enden lässt. So auch hier, die Auflösung kam mir irgendwie ... billig vor, ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll.

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Hi Ascari!
      Das Hörbuch wurde gekürzt? Das ist schon komisch, denn so lang ist das Buch ja jetzt auch nicht ...
      Hm, die Zeitsprünge waren jetzt im Buch tatsächlich schon so erkenntlich, dass ich zumindest wusste, dass es eben grade vorwärts geht, zurück oder eben "geswitcht" wurde auf eine andere Szene. Fand ich da echt schön gemacht!

      Ich wusste nicht was auf mich zukommt, ich hab auch extra den Klappentext nicht gelesen. Das mache ich inzwischen meistens so, grade bei Autoren die ich gut kenne und die ich eh lesen will ^^
      Den Film kenne ich natürlich auch und deshalb war es mir dann relativ schnell klar. Der Schluss ja, es hätte noch etwas spektakulärer sein können. Also insgesamt. Den ruhigen Anfang fand ich an sich sehr gut, aber ich gerade dadurch hab ich dann mehr erwartet. Wahrscheinlich sind wir einfach auch schon zu abgestumpft von den vielen Dingen, die wir sehen und die es eh schon gibt.

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  2. Huhu Aleshanee :D

    Was für ein Zufall, das Hörbuch dazu haben mein Mann und ich vor ein paar Tagen angefangen. Wir lieben ja Eschbach und wir sind gerade auch echt mittendrin in dem Geschehen. Auch die Zeitsprünge mit diesem "Fast Forward" sind sehr originell und seine Kritik an der Medienwelt eh :D

    Wir haben noch 2 Stunden zu hören, aber das ist echt mal wieder ein toller Eschbach :D

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Dann noch viel Spaß beim Weiterhören!
      Ich hoffe, du findest den Schluss etwas besser als ich - ich hatte mir doch noch einen Tick mehr erwartet gehabt...

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    2. Wir sind nun auch durch, ich fand es wirklich fesselnd und war echt froh, dass er auch mal in seinen Jugendbüchern mehr Kritik hineinbringt und da sich auch mehr traut.

      Kurz war es aber tatsächlich, gefühlt auch sicherlich etwas zu kurz, aber so waren glaube ich alle seine Jugendbücher bisher. Und ja, beim Ende hätte ich auch mehr erwartet, auf der anderen Seite war es aber wohl klar, dass die Teenies nichts gegen so einen großen Fernsehsender ausrichten können, was?

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    3. Ja, das Ende, welche Möglichkeiten da gewesen wären, da ist meine Fantasie auch an ihren Grenzen...
      Aber ich fand es insgesamt gegen Ende hin etwas zu "wenig". Es mag an sich alles schon eine krasse Situation sein - die wir aber (leider) doch schon gewöhnt sind. Bzw. ist es nichts besonderes mehr, nachdem was es mittlerweile so alles im Fernsehen gibt... ich selber schau ja nichts im TV (nur netflix etc) aber man hört halt doch immer wieder von Reallife Formaten, da geht es schon teilweise echt sehr heftig zu.

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