Samstag, 25. Juni 2016

Rezension: Sorry von Zoran Drvenkar



Sorry
von Zoran Drvenkar

Genre: Thriller

Verlag: Ullstein
Seitenzahl: 400
Taschenbuch: 9,99 €
ebook: 8,99 €

1. Auflage: Mai 2010





"Und niemand kann dir helfen, wenn du dir selbst gegenüber nicht ehrlich bist." S. 346


Klappentext

Eine gute Geschäftsidee ist gefragt. Frauke, Tamara, Kris und Wolf, vier junge Berliner, stört, dass sich niemand mehr für nichts verantwortlich fühlt. Sie setzen auf die heilsame Kraft eines einfachen »Sorry« und gründen eine »Agentur für Entschuldigungen«. Erstaunt stellen sie fest, dass die Resonanz überwältigend ist. Bis Kris eines Tages am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche findet. Und den Auftrag, sich bei ihr zu entschuldigen. Die vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, das immer perfider und grausamer wird.

Meine Meinung

Das war jetzt nach "Still" mein zweites Buch von Zoran Drvenkar. Der Anfang war wieder etwas konfus bzw. musste ich mich erstmal an den Schreibstil und den Aufbau gewöhnen, der sehr ausgefallen und anfangs auch etwas anstrengend ist. Aber das ist wohl einfach sein Stil und wenn man sich mal reingelesen hat, ist es ein ganz besonderes Leseerlebnis!

Die Perspektiven wechseln hier zwischen "Du", bei dem der Autor praktisch aus der Lesersichtweise schreibt, als ob man selbst gemeint wäre und den anderen Figuren, die eine wichtige Rolle spielen: 

Kris, ein 29jähriger Journalist, der von heute auf morgen auf die Straße gesetzt wurde und seinem jüngeren Bruder Wolf, der unstet und ständig auf der Suche ist.
Tamara, die nach ihrem Studium keine Anstellung und dafür bei ihrer Schwester Unterschlupf findet und der freien Mediengestalterin Frauke, deren beste Freundin. 
Sie alle führt ein schicksalhafter Zufall zusammen, ein Zufall, aus dem die Idee der Agentur "Sorry" entsteht.
Im ersten Moment eine total schräge Idee: Sich für andere Leute zu entschuldigen und ihnen damit das schlechte Gewissen zu nehmen. Einfach mit Geld zu bezahlen, ohne dass man selber etwas dafür tun muss - das Prinzip ist ja nicht neu in unserer Gesellschaft, aber was sich daraus entwickelt, hätten die vier jungen Leute sicher nicht erwartet!

Dabei gibt es dann aber auch noch zeitliche Wechsel zwischen "davor", "danach" und "dazwischen", wodurch die Handlung noch verstrickter wird - nachdem ich dann reingefunden hatte, war es aber kein Problem mehr und ich bin immer noch fasziniert von diesem Konzept.

Zu den vier Charakteren, die die Agentur gründen, gibt es anfangs kleine Häppchen über ihr Vorleben und ihre Eigenschaften, die sie sehr gut skizzieren. Als dann der Auftrag des Mörders kommt, weiß man noch nicht so recht, was man davon halten und wo das hinführen soll. Aber der Autor entwickelt hier sehr geschickt mit Rückblicken eine subtile Spannung, die mich nicht mehr losgelassen hat. Das Tempo ist angenehm und man bekommt immer wieder kleine Hinweise, die mich zum Miträtseln animiert haben. Ich hab das Buch dann auch an einem Abend in einem Rutsch durchgelesen. 

Es wirkte zu Beginn alles noch verwirrend, aber je mehr man in die Hintergründe eintaucht, umso fesselnder entwickelt sich die Geschichte. Es sind wirklich grausame Zusammenhänge aus der Vergangenheit, die hier eine große Rolle spielen und die Frage nach Schuld, Vergebung und Rache steht konstant im Vordergrund. Wer Probleme beim Thema Missbrauch hat, sollte es sich gut überlegen, denn hier wird wenig geschönt, auch wenn es nur wenige Szenen sind.

In einer anderen Rezension hab ich gelesen, dass hier viele Unstimmigkeiten sein sollen - ist mir aber nicht aufgefallen. Man muss natürlich schon gut aufpassen, denn durch das Verwirrspiel wird man auf falsche Fährten gelockt; aber das macht natürlich auch gerade den Reiz aus.

Fazit

Obwohl es anfangs sehr verwirrend ist, entwickelt die Geschichte einen regelrechten Sog. Viele Andeutungen und Fährten, denen man mit Spannung folgen kann. Insgesamt ein sehr eigenwilliger, aber genialer Aufbau der Handlung, der mich nicht losgelassen hat.

Bewertung

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© Aleshanee




Über den Autor: Zoran Drvenkar, 1967 in Kroatien geboren, wuchs in Berlin auf. Seit 1989 arbeitet er als Schriftsteller und Drehbuchautor. Sein Roman Sorry wurde mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet und wird derzeit verfilmt.
Quelle: Ullstein Verlag


5 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Alex,

    Tolle Rezension macht mich neugierig. Gerade die geschilderten Perspektiven sind mal was Neues. Vielleicht ein Buch für den Herbst?
    Einen schönen Samstag und liebe Grüße Cindy

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    1. Oh ja, genau das richtige für eine düstere, stürmische Jahreszeit xD
      Wünsch dir auch einen schönen Samstag - ich hoffe, das Wetter hält noch ;)

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    2. Oh danke, ich bin kein Fan von über 30 Grad im Schatten. 25 bis 26 reichen mir vollkommen aus. Herbst, Winter oder Frühling sind mir schon lieber. ;)

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  2. Hallo Alex,

    "Sorry" hat mir letztes Jahr auch sehr gut gefallen und ich finde, dass Zoran einen sehr aussergewöhnlichen Schreibstil dem man allerdings seine Zeit geben sollte. Es lohnt sich aber dran zu bleiben, denn seine Geschichten sind richtig genial.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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  3. Hallo Alex,

    aaaah, jetzt verstehe ich, warum du das Buch "Du" von Drvenkar bei mir auf Tauschgnom (ja, ich bin es gewesen ;-)) angefragt hast. Da hat dir dieses hier wohl gut gefallen. "Sorry" liegt auch noch bei mir und ich muss sagen, ich finde die Idee hinter dem Buch recht ansprechend.

    Lieben Gruß
    Steffi

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