Nacht von Yrsa Sigurdardottir
Im Original Lok lok og læs
aus dem isländischen übersetzt von Anika Wolff
Band 1 der Reihe um Karólína, Týr & Iðunn
Verlag btb
Seitenzahl 430
1. Auflage August 2023
An einem kalten Winterabend klopft ein Nachbar an das
Haus einer Familie, von der es seit einer Woche kein Lebenszeichen mehr gibt.
Er bemerkt Spuren, aber niemand öffnet. Als er ins Haus eindringt, sieht er,
dass die ganze Familie ermordet wurde. Der Polizist Týr und die
Gerichtsmedizinerin Iðunn werden an den Tatort gerufen, um das schreckliche
Verbrechen zu untersuchen. Das Ermittlerteam erkennt dabei schnell, dass der
Fall Verbindungen zu einer längst vergangenen Zeit aufweist, die alle von
ihnen gern für immer vergessen würden. Yrsa Sigurdardóttir schreibt
atemberaubend spannend und mit archaischer Wucht. Ihr gelingt es meisterhaft,
die schaurige Atmosphäre von Islands gnadenlos eisigen Winternächte
heraufzubeschwören.
Meine Meinung
ѺѺѺѻѻѻѺѺѺѻѻѻѺѺѺ
Ich hab schon lange nichts mehr von der Autorin gelesen und hab mich hier auf
einen spannenden Thriller gefreut, der mich auch von der ersten Seite an
abholen konnte und ich bis zum Schluss an den Seiten geklebt bin!
Der Einstieg war schon sehr spannend. Wir befinden uns hier an einem
winterlichen Fjord in Vesturland (Island) mit abgelegenen Bauernhöfen, wo sich aber die
Nachbarschaft schon gegenseitig umeinander kümmert. Zumindest wird man
achtsamer, wenn man längerer Zeit nichts mehr voneinander hört - so wie Karl,
als er zum Grundstück der recht neu hinzu gezogenen Familie fährt. Das Ehepaar sowie deren Töchter hat er
vor 1 Woche zuletzt gesehen und er macht sich mittlerweile Sorgen: zu Recht.
Während man nach Karls Entdeckung eines schrecklichen Verbrechens die Ermittlungen
verfolgt, springt die Autorin immer wieder zurück zu den Ereignissen vor der
Tat, und damit zu Sóldís. Die Studentin ist nach der unschönen Trennung mit
ihrem Ex mehr oder weniger geflüchtet und hat den Job bei der Familie als
Haushaltshilfe angenommen, weit weg von den Erinnerungen und unliebsamen
Fragen der Verwandtschaft.
Der einsam gelegene Hof scheint ihr ein perfektes Ambiente zu sein, um sich
wieder zu fangen und sich weiter um ihr Studium zu kümmern, aber sie merkt schnell, dass der schöne Schein hier trügt.
Ich fand den Aufbau sehr genial, denn die beiden zeitlich versetzten Perspektiven sind perfekt aufeinander aufgebaut.
Sóldís hört schon bei der Ankunft, dass ihre Vorgänger nicht lange bei der Familie geblieben sind, ohne genaue Gründe zu erfahren. Die Mutter kommt ihr sehr kontrollsüchtig vor und die Krankheit des Vaters macht ihn zu einem äußerst merkwürdigen Zeitgenossen. Allerdings findet sie schnell Zugang zur jüngeren Tochter und auch die 15jährige Teenagerin ist trotz ihrer typischen Pubertätsphase ein liebenswertes Mädchen.
Als dann allerdings immer merkwürdigere Dinge passieren, die sie sich nicht erklären kann, wächst in Sóldís eine Angst, die neben anfänglichen Zweifeln immer greifbarer wird.
Der zweite Handlungsstrang neben dem Thriller eher Ermittlungsarbeit.
Týr ist nach langer Zeit in Schweden wieder nach Island zurückgekehrt und versucht, hier Fuß zu fassen. Zusammen mit Karó unterstützt er die anderen Polizeibeamten und während anfangs der Täter festzustehen scheint, bleiben manche Fragen offen, die ihn nicht loslassen.
Eine Randrolle hat hier auch Iðunn, die Rechtsmedizinerin. Sie bleibt lebenden Menschen eher fern und ist deshalb hier wenig präsent, aber durch ihre Nachforschungen zu dem Fall stößt sie zufällig auf interessante Details aus der Vergangenheit.
Die Aufklärung der brutalen Tat war einerseits überraschend für mich, im nachhinein hätte ich es mir aber an sich schon denken können. Ich war wohl einfach so gefangen von der ganzen Geschichte und den vielen Hinweisen, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hab :) So ganz vom Hocker gerissen haben mich die Hintergründe dann auch nicht, aber insgesamt ist es so ein Pageturner gewesen, dass ich da gut drüber wegsehen konnte.
Ich freu mich jetzt jedenfalls schon auf den nächsten Band, zu dem es hier am Ende auch einen kleinen Cliffhanger gab.
Meine Bewertung
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Ebenfalls rezensiert von
Karólína, Týr & Iðunn
1 - Nacht
2 - Rauch
3 - Blut
Hallo Aleshanee,
AntwortenLöschendas Buch fand ich auch ganz toll. Diese fesselnde Atmosphäre aus dem abgeschiedenen Haus mit der doch etwas merkwürdigen Familie. Und die Glasfront, die hat mich lange nicht losgelassen und die sehe ich jetzt noch vor mir. Jeder sieht rein, aber draußen kann man nichts sehen. Da würde mir etwas mulmig werden.
Liebe Grüße
Nicole
Ja, das war schon sehr cool aufgezogen :) Die Glasfront... die gibt es hier teilweise auch bei manchen Häusern, was doof ist, weil eben jeder reinschauen kann - wenn es total abgelegen ist fände ich es schon toll, da ist ja "eigentlich" niemand draußen der reinschaut. Aber in diesem Fall war es schon unheimlich xD
LöschenNein, das wäre mir zu unheimlich, wenn ich irgendwo abseits wohnen würden und dann diese Glasfront hätte. XD Da könnte ja wirklich jemand mit einem Fleischerhaken in der Hand draußen stehen. :D Manche Häuser hier haben das auch, aber die können auch Verdunkeln.
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