Sonntag, 9. Juli 2017

Rezension: ... und morgen werde ich dich vermissen von Heine Bakkeid

... und morgen werde ich dich vermissen 

von Heine Bakkeid

Im Original: Jeg skal savne deg i morgen
übersetzt von Ursel Allenstein
Band 1 der Reihe "Thorkild Aske"
Genre: Thriller

Verlag: Rowohlt Polaris
Seitenzahl: 412
Taschenbuch: 14,99 €
Ebook: 4,99 €

1. Auflage: Juni 2017



Klappentext
Thorkild Aske wird aus dem Gefängnis entlassen. Früher war er interner Ermittler bei der norwegischen Polizei und ein gefragter Verhörspezialist, doch dann lief etwas entsetzlich schief. Nun steht er vor dem Nichts. Von Schuldgefühlen und Schmerzen geplagt, lässt er sich von seinem Freund und Psychologen Ulf überreden, nach einem jungen Mann zu suchen: Rasmus Moritzen arbeitete auf einer verlassenen Leuchtturmwärterinsel im nordnorwegischen Meer. Er ist spurlos verschwunden. Ein Tauchunfall, vermutet die örtliche Polizei, für sie ist der Fall erledigt. Doch damit wollen sich Rasmus' Eltern nicht zufrieden geben.
Thorkild macht sich auf in den Norden, wo die Polarnacht anbricht. Bald schon bemerkt er, dass er nicht allein auf der kargen Felseninsel ist. Und als die Herbststürme wüten, wird tatsächlich eine Leiche angeschwemmt. Thorkilds alter Spürsinn erwacht: Denn es handelt sich nicht um Rasmus.




Meine Meinung
 
Nicht immer ist ein Thriller drin, wo Thriller draufsteht ... mit Spannung hatte dieses Buch meiner Meinung nach nicht wirklich viel zu tun. Eher mit einer Charakterstudie von einem Typen, der echt nicht mehr alle Tassen im Schrank hat - aber nicht mal auf sympathische oder faszinierende Weise, sondern einfach nur krank. 

Der Protagonist Thorkild Aske ist 44, saß einige Jahre im Gefängnis und wurde aus dem Dienst der Polizei suspendiert. Man erfährt nach und nach in Rückblicken, wie es dazu kam - was ebenfalls nicht wirklich etwas spannendes zutage gefördert hat. Sein Psychiater ist ein Ex-Knacki, seine Schwester wird von ihrem Mann geschlagen und sein Vater ist ein extremer Umwelt Aktivist, alles Dinge, aus denen man eine tolle Rahmenhandlung hätte machen können, aber irgendwie erreichte mich der Autor gar nicht.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive und das bis ins kleinste Detail. Jede Nichtigkeit wird erzählt, ob das jetzt die Einrichtung eines Büros, Thorkilds Verdauungsprobleme mitsamt Kristalltherapie oder eine Obduktion ist, und dabei plätschert alles so vor sich hin, ohne die Handlung wirklich weiterzubringen. Dazu kommen Dialoge, die die Figuren auch nicht glaubwürdiger machen und dazwischen ein paar Leichen, die ins Hintertreffen geraten. Den Schreibstil an sich fand ich dabei auch nicht fordernd, sondern sehr einfach gehalten.

Im Fokus stand die ganze Zeit das missratene Leben von Thorkild. Es hat schon 100 Seiten gedauert, bis er überhaupt mal auf der Insel war wo Rasmus verschwunden ist und die nächsten 200 Seiten ist auch nicht wirklich viel passiert. Sein privates Mysterium wurde immer abstruser und natürlich ist er von einer Misere in die nächste geraten, so dass er ständig im Fadenkreuz der Polizei war. Der einzige richtige "Hinweis" kam in einem Gespräch mit seiner Schwester - ein bedauernswertes Geschöpf - ansonsten hab ich nicht viel an Ermittlung erkannt. Sein ständiger Tablettenkonsum, in dem er abstruse Gedanken und Thesen entwickelt, hat mich ihm leider nicht näher gebracht. Ich mag ja eigentlich Charaktere, die widerspenstig sind, sich nicht anpassen und auch völlig aus dem Raster fallen dürfen - aber hier ging das ganze in eine Richtung, mit der ich absolut nichts mehr anfangen kann.

Dazu noch viele kleine unglaubwürdige Szenen bzw. auch Logikfehler. Seine Obsession zu seiner Liebe hab ich ihm nicht abgenommen, auch nicht, dass er mit seinen 44 Jahren bei einer Polizistin als Student durchgeht oder dass er als Spezialist nicht dran denkt, dass er einen Beweis am Tatort hat, der seine Schuld revidieren könnte.
Die Auflösung konnte es dann leider auch nicht mehr rausreißen, da es keine Überraschung mehr war.

Manchmal soll es eben nicht sein: mit diesem Buch hab ich leider gar nicht zusammen gefunden. Für mich plätscherte die Handlung von Nichtigkeiten vor sich hin, ohne irgendeine Art von Spannung aufzubauen. Zum Glück war die Schrift relativ groß, so dass ich recht schnell durch war. Sehr schade, da der Ansatz echt was hergegeben hätte!


Bewertung
http://blog4aleshanee.blogspot.de/search/label/2%20Sonnen


Idee/Thematik: ✮✮✮
 Aufbau: ✮✮✰
Schreibstil: ✮✰
Charaktere:✮
Logik: ✮✮
Tempo/Spannung: ✮
Lesespaß: ✮✮


© Aleshanee

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
 Es gab diesbezüglich keinerlei Vorgaben und die Rezension 

spiegelt meine ganz persönliche Meinung wider.


Mehr Begeisterung ausgelöst hat das Buch bei

Tintenhain
Nisnis Bücherliebe



Über den Autor: Heine Bakkeid, Jahrgang 1974, ist in Norwegen ein renommierter Jugendbuchautor. «... und morgen werde ich dich vermissen» ist sein erster Kriminalroman und Auftakt der Reihe, die in 11 Ländern erscheint. Bakkeid beherrscht die Kunst des filmischen Erzählens, die raue, maritime norwegische Landschaft ist die perfekte Kulisse dafür.
Quelle: Rowohlt Verlag

8 Kommentare:

  1. Hey Aleshanee,

    manchmal soll es einfach nicht sein. Es wäre jetzt kein Buch fürm ich, aber es klingt durchaus interessante nach dem Klappentext. Es ist schade, dass die Umsetzung so plätschernd war und sein Charaktere nicht vollkommen einnehmend. Aber dafür wird das nächste Buch wieder besser ;)

    Liebe Grüße,
    Ruby

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    1. Thriller lese ich sehr gerne aber selten.
      Meist ist es eben auch - so wie hier - ein verkappter Krimi, aber nicht mal dazu hat es mir für die Handlung gereicht. Echt schade!

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  2. Hallo Aleshanee,
    Ups....nun bin ich froh, dass ich bei LB doch kein Glück hatte.
    Irgendwie werden die Bücher, die als Thriller tituliert werden und wo keiner drinnen ist, immer mehr....:( Da macht sich dann Enttäuschung breit.
    Liebe Grüße
    Matina

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    1. Ja, das ist mir auch ein Rätsel ... wenn sie Krimi draufgeschrieben hätten, hätte ich was ganz anderes erwartet.

      Leider würde es mir aber auch als Krimi nicht reichen, es war mir einfach zu wenig von allem und zu viel "um sich selbst drehen" des Protagonisten ...

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  3. Hallo Aleshanee,

    schade, Norwegen als Setting und dann ein Thriller das hätte spannend werden können. Ich lesw zwar nicht viele Thrillers, habe mir aber bei meinem letzten Miss Marple Besuch von der Inhaberin einen Thriller mit nicht traumatisierten und vom Leben gezeichneten Ermittler empfehlen lassen. Denn irgendwie find ich das auf Dauer auch zu langweilig. Kann ja nicht jeder Ermittler Probleme haben. ;)
    Liebe Grüße Cindy

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    1. Naja, Probleme haben wir wohl irgendwie alle *lach* jeder auf seine Art ;)

      Aber hier war es mir wirklich definitiv viel zu viel und vor allem auch die ganze Handlung darauf fixiert. Und ich hab einfach keinen Punkt gefunden, wo ich ansetzen kann, ihn auch nur ein bisschen sympathisch zu finden und einfach etwas, dass mich anspricht - auch wenns böse ist. Manche Bösewichte haben ja auch etwas an sich, aber der hier, ne, sorry, der ging für mich gar nicht.

      Welches Buch hat sie dir denn empfohlen? :)

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    2. Ja stimmt manche Bösewichte sind auch toll, irgendwie.

      Sie hat mir von Inge Löhnig "Der Sünde Sold" empfohlen, gelesen habe ich es bisher noch nicht.

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    3. Der Titel sagt mir jetzt nichts, aber ich gucks mir mal genauer an :)

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