Dienstag, 23. April 2024

Das Jahr des Dugong von John Ironmonger

Toby Markham, in seiner Freizeit leidenschaftlicher Reisender und Tierfotograf, erwacht in einem unbekannten Raum. Eben noch stand er voll im Leben, erfolgreich und angesehen, nun kann er sich kaum bewegen. 
Um ihn herum Menschen mit seltsamen Namen, die ihm nicht wohlgesinnt scheinen. Sie klagen ihn an: Toby soll an einer unvorstellbaren Katastrophe Schuld haben. Wo ist er bloß gelandet? Was kann er zu seiner Verteidigung vorbringen? Und was hat das Dugong damit zu tun – diese freundliche Seekuh, die wie so viele andere bedrohte Arten auf Rettung hofft? 

Spannend und berührend erzählt John Ironmonger in seiner neuen kurzen Geschichte von der Schönheit unserer Welt. Und stellt uns die Frage, wer die Verantwortung für sie trägt. Eine berührende Novelle für unsere Zeit, abenteuerlich und hoch aktuell. 





Das Jahr des Dugong von John Ironmonger

Eine Geschichte für unsere Zeit

Im Original The Year of the Dugong - übersetzt von Tobias Schnettler
Genre Umwelt Novelle

Verlag Fischer - Seitenzahl 137 - 1. Auflage im Original Oktober 2021



Meine Meinung
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Toby Markham wacht mit Schmerzen und unbekannten Stimmen um sich herum auf. Geboren 1959 ist er jetzt 60 Jahre alt. Seine Erinnerungen kommen nur langsam zurück und man bemerkt recht schnell, dass sich viele davon um Geld drehen. Was mit ihm passiert ist, erfahren wir in Rückblenden. Dabei spricht der Autor viele Punkte an, die mit der Umwelt zu tun haben:

5 Massenaussterben aufgrund vom Klimawandel - was für mich heißt, dass das Klima sich schon immer gewandelt hat, auch ohne das Mitwirken der Menschheit. Ob wir am Klima noch was ändern können kann ich nicht glauben, dafür sind die Veränderungen schon zu weit fortgeschritten. Allerdings stehen viele andere Fragen für mich im Raum, die das Artenaussterben betreffen. Den Raum, den Menschen mittlerweile einnehmen, das Ausbreiten und damit das Einschränken des Lebensbereiches für die Tiere, ist für mich viel substanzieller. 
Und ja, da gehören für mich auch unsere Gewohnheiten dazu, wie wir mit unserer Nahrung umgehen. 
Ich denke nicht, dass Fleisch zu essen untypisch ist für Menschen - aber wie wir diese Massen produzieren und welche Konsequenzen sich daraus ergeben ist nicht mehr akzeptabel. Vor allem wenn man sieht, wie viele Nahrungsmittel jeden TAG weggeworfen werden. Eine Überproduktion aufgrund von dem gewünschten, vielfältigen Angebot, gerne auch aus weit entfernten Ländern - ein Thema das viele Bücher füllen würde.

Dazu kommt eben auch der immer kleinere Lebensraum der Pflanzen und Tiere. Das Gleichgewicht ist komplett gestört. 
Ich höre oft, das wir die Welt zerstören. Aber ich denke: die "Welt" wird durchaus weiterleben, die Pflanzen werden sich erholen, und selbst die Tiere werden wieder artenreicher werden: nur für uns Menschen sieht es schlecht aus. Interessant dass wir unsere eigene Zukunft mit der ganzen Welt gleichsetzen. Dabei sieht man überall, wo Zerstörung gewütet hat, dass sich die Natur wieder selbst reguliert. Sie kann das, wenn sie im Gleichgewicht ist. Wir Menschen nicht. Leider. Das haben wir verlernt. 

Der Autor trifft recht klare Aussagen. Harte Aussagen, die leider real sind. Für mich nicht wirklich neu, denn ich verfolge zwar keine Nachrichten, schaue mir aber Dokumentationen an und wenn man sich hier ein bisschen umhört und umschaut und mitdenkt, weiß man genau, wie es weitergehen wird. Auch wenn viele davor die Augen verschließen. Es betrifft sie ja nicht. Nicht heute. 
Aber dass es sehr wahrscheinlich unsere Enkel betreffen wird (oder eure Kinder, je nachdem wie alt ihr seid), das möchte niemand wahrhaben. Zu weit weg erscheint es, ist aber schon sehr nah. 

Es hängt allerdings so unglaublich vieles damit zusammen und das ist es wohl, was die Menschen so scheu macht. Wie soll man das schaffen? Wie dem entgegenwirken? Wie soll man das alles aufhalten?
Wie gesagt, ich denke nicht, dass man es aufhalten kann, aber man kann sein Leben verbessern, sein Lebensgefühl. In dem man, wie in allen Dingen, bei sich selbst anfängt. 
Natürlich mag es unnütz erscheinen, ob man an einem Tag nicht mit dem Auto in die Arbeit fährt sondern mit dem Rad. Ob man heute mal das Fleisch auslässt und Gemüse aus der Region kauft. Ob man das Duschen um 5 Minuten reduziert oder die Heizung um 2 Grad runterdreht. Glas- statt Plastikflaschen kauft, den Müll richtig trennt, Blumen für Bienen pflanzt .... man sieht, es gibt einen unendliche Liste. 
Aber nützt es was, wenn nur ICH das alles umsetze? Ja, für mein Lebensgefühl nützt das sehr viel. 
Und wenn jeder sich dem Thema stellt und jeder ein bisschen - dann ist das eine ganze Menge!  

Voller Metaphern und Aphorismen kann man unheimlich viel herauslesen, Zusammenhänge erkennen.  

Ein Viertel aller Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Das wird erwähnt. Und es wird darauf hingewiesen, dass man das wissen muss, weil es im Fernsehen und Radio gesagt wird. Tja, ich schau zwar keine Nachrichten, aber ich höre viel Radio - und was hört man da nicht? Genau solche Nachrichten über die Umwelt. Außer es betrifft riesige Großbrände oder heftige Tsunamis etc, deren Aufmerksamkeit nicht vertuscht werden können, weil es die Menschen selbst betrifft - so könnte es einem zumindest vorkommen. 

Dass schließlich "alle" Menschen vollumfänglich angeklagt werden finde ich dann aber schon etwas schwierig. Auch wenn jeder für sich im einzelnen etwas beitragen kann, bin ich nicht verantwortlich für andere, die es nicht tun.
Dennoch fand ich gerade das Ende, in dem Toby Markham das Wort ergreift, eine großartige Rede mit Aufweck Charakter, zum Reflektieren und Nachdenken, den jeder von uns kann etwas tun. Ob wir "das Ganze" aufhalten können, daran glaube ich nicht mehr, aber wir können es zumindest besser machen und endlich das schützen und wertschätzen, das unsere Heimat ist: die Natur und unsere Mutter Erde.

Diese kurze Geschichte mit viel Inhalt wird hoffentlich von vielen gelesen, die sich noch gar keine Gedanken gemacht haben über diese Themen. 
Klimawandel gab es schon immer - aber was wir Menschen momentan allein aus Profitgier tun, nämlich unseren Lebensraum zerstören, ist unentschuldbar. 


Meine Bewertung
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6 Kommentare:

  1. Hallo Alex,

    vielen Dank für deine Rezension :)
    Das Buch hätte ich mir niemals näher angeschaut, weil es nicht in mein Beuteschema passt. Deine Worte haben mich nun aber schon neugierig gemacht und nachdenklich gestimmt. Ich mag die Thematik, weil es eben derzeit ein sehr aktuelles Thema ist, mit dem sich viele beschäftigen.

    Hab einen schön Tag!

    Liebe Grüße
    Charleen

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    1. Ich war neugierig, da mir "Der Wal und das Ende der Welt" ganz gut gefallen hatte.
      Das Umwelt Thema ist ja nunmal aktuell und wirklich neues gab es für mich hier nicht zu erfahren, wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, sollte man diese Dinge wissen... aber es gibt einen kleinen Querschnitt über vieles was schief läuft - und hoffentlich bewirkt es für viele zumindest ein Nachdenken.

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  2. Hi Aleshanee,

    es freut mich, dass Dir das Buch auch gefallen hat, auch wenn Du zu den "Einzelnen" gehörst, die es etwas unpassend finden, dass die Hauptfigur stellvertretend zur gesamten Menschheit angeklagt wird. "Der Wal und das Ende der Welt" war sicherlich etwas besser geschrieben, aber ich finde, dass das Thema Umweltschutz gern öfters thematisiert werden darf.
    Viele Grüße
    Frank

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    1. Joa, naja, ein einzelner Mensch ... das ist einfach gegen mein Gefühl :D Ich meine klar, er ist natürlich so dargestellt, dass er so gar kein Bewusstsein hatte was er das gemacht hat. Aber ich fühl mich da dann auch irgendwie zur Verantwortung gezogen und ich achte auf so viel. Wenn ich wirklich das alles machen will was da drinsteht, darf ich mich nur noch auf den Boden setzen und gar nix mehr machen.... das ist alles so weitreichend, da haben wir einzelnen vieles gar nicht in der Hand (Chips in den Handys z. B.). Ich brauch halt nunmal eins...
      Darüber geredet werden sollte definitiv, und natürlich regen solche Bücher dazu an, was natürlich super ist.

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    2. Klar, vieles haben wir nicht in der Hand (auch wenn es das FairPhone gibt) oder es ist schwer nachzuvollziehen, welche Auswirkungen etwas auf die Umwelt hat (wie bei den Klamotten). Viele (ich weiß, Du nicht) nehmen aber genau diesem Umstand als Vorwand, so weiterzumachen, wie bisher. Und auch wenn es arg überspitzt dargestellt wird, so helfen auch solche Bücher, zumindest über sein eigenes Handeln nachzudenken. Das wär ja schon mal ein Anfang :)

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    3. Oh siehste mal, dass mit dem Fair Phone war mir gar nicht bewusst - obwohl es mir jetzt schon irgendwie bekannt vorkommt, wo du es erwähnst...
      Ja, definitiv. Man hört es ja eigentlich ständig immer und überall, viele Kleinigkeiten, die aber im gesamten große Wirkungen haben - und ein Gefühl dafür entwickeln so wenige. Das ist wirklich schade.

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